3. und 4. Oktober 2013 „Heide Dirt“
300 km durch die Heide – von Hannover nach Hamburg
Cross Brevet der RG Uni Hamburg
1. Tag 3. Oktober Tag der deutschen Einheit
Hannover – Bad Fallingbostel
Nachts ist es kälter als draussen
5:23 am Hamburger Hauptbahnhof, Nachtschwärmer streben zu den Regionalzügen und S-Bahnen, erste Bäckereien öffnen und bieten Kaffee und Gebäck feil. Am Eingang Spitaler Str. sammeln sich Radfahrerinnen und Radfahrer, allesamt Teilnehmer des „Heide–Dirt“ , einer 300 km langen Crossfahrt von Hannover durch die Lüneburger Heide nach Hamburg. Bahntickets werden gekauft, Kaffee konsumiert - geredet wird noch nicht viel, man stellt sich vor, begrüßt die Anderen. Im Metronom kommt langsam Leben in die Truppe, der Umstieg in Uelzen schnell erledigt und schließlich stehen die 11 Radler in Hannover in der Bahnhofshalle. Draussen scheint zwar Sonne, aber es ist einfach noch zu kalt. Pünktlich um 9:00 ist die Gruppe mit 21 Teilnehmern vollzählig.
Zeit für ein Startfoto vor dem Denkmal!
Parkanlagen und lange Geraden
Schon nach wenigen Metern und 2 Ampelanlagen geht’s locker durch die Eilenride. Als geschlossene Gruppe erreichen wir den Weidetorkreisel. Nach der steilen Überquerung der Schnellstraße geht s entlang dieser Richtung Altwarmbüchen, der See dort lädt zum Baden ein, doch dafür ist zu kalt. ☺
Hinter Altwarmbüchen beginnen die lange Geraden über Felder. Ein starker Süd-Ostwind macht das Vorankommen schwieriger als nötig, aber wir sollten uns noch über diesen Wind freuen. Auf diesem Abschnitt zerfällt die Gruppe ein wenig, andere trifft man wieder. Erste Rödelpausen werden eingelegt.
Fliegende Flaschen und Bahnübergänge
Nach ca. 25 km der erste Singletrail, ich verliere mein Trinkflasche und stehe auf einmal alleine im Wald. Ich ziehe meine Windjacke aus und rödel noch ein wenig rum, als ich den Singletrail verlasse, stosse ich auf Karsten, der auf mich gewartet hat. Schön! Gemeinsam nehmen wir die weiteren Geraden Richtung Celle unter die Räder. Unterwegs treffen wir noch Jörg und an einem geschlossenen Bahnübergang vor Celle Nils. Gemeinsam durchqueren wir die Stadt und tauchen tiefer in die Heide ein.
Irgendwo hinter Celle biegen Karsten und ich in den falschen Weg ein, Karstens Navi hat Aussetzer und ich bin noch ungeübt bei der Einschätzung. Egal, die paar Meter machen den Kohl auch nicht fett. Nach der Anfangshektik werde ich langsam ruhiger. Mittlerweile ist es auch so warm, dass ich mir die Handschuhe ausziehe. Kurz darauf fahren wir an Jörg und Nils vorbei, die gerade ein Päuschen einlegen.
Es wird heidig und das heißt Sand!
Hinter einem Segelflugplatz wird es noch heidiger! Lange sandige Geraden durchschneiden die leicht kupierte Landschaft. An einer Schutzhütte treffen wir auf die Anderen, die gerade ihre Pause beenden. In großer Gruppe geht es weiter durch den Sand. An vielen Stellen gibt es neben den sandigen Fahrspuren befestigte Fuß- und Radwege, auf denen wir zügig vorankommen. An einer Gaststätte erinnert mich Anno daran, dass man ja mal einen Kaffee trinken könnte. Wie recht er hat. Also fluxs angehalten und Päuschen mit Kaffee und Kuchen gemacht. Anno hat auf den Kuchen verzichtet und sich schön ne Portion Pommes bestellt. ☺
Unsere Gruppe ist 6 Personen groß und gemeinsam genießen wir die Sonne auf der windgeschützten Terrasse, bevor wir wieder aufbrechen. Kurz darauf umrunden wir einen schönen See, ohne auch nur einen Meter Strecke zu machen. Schleifen durch schöne Landschaften müssen auch sein.
Fliegerhorst und Ausflugmühle
Die nächsten Kilometer legen wir ebenfalls zügig zurück, so das unsere Gruppe wieder auseinander fällt. Drei Sachen sind mir besonders aufgefallen, eine Fuchsjagd mit vielen roten Reitern, ein großer Schlepper, der verblühte Erika aberntete und eine Hochebene mit Heidebüschen, die mich an aufrecht stehende Findlinge in der Bretagne erinnerten.
Zwischendurch auf einer langen Geraden, sehe ich einen gelben Punkt, der nicht näher kommen will. Also verlasse ich den Komfortbereich, um dem Punkt schneller nahe zu kommen. Einige Minuten später treffen wir auf Uwe und Anneke. Kurze Zeit fahren wir zusammen. Schließlich wurde es wieder urbaner und an einem Fliegerhorst trafen Ole und ich auf die „Spitze“ des Heide-Dirt-Teilnehmer-Feldes. Zusammen fuhren wir weiter, doch Ole und ich mussten noch einen Boxenstopp einlegen. Also entschieden wir uns für ein Ausflugslokal, was ein Fehler war. Das tolle Wetter, den ganzen Tag schien die Sonne, hat das Lokal mit Ausflüglern zum Bersten voll gemacht, sodass wir schließlich im Hofladen Wildsalami kauften, um sie direkt zu verzehren.
Rückenwind und vergessene Wege
So gestärkt nahmen wir die letzten 35 km unter die Räder. Plötzlich klingelte mein Handy, Nils hatte Probleme mit seiner Kurbel. Leider hatte ich nicht den passenden Imbus dabei, aber Nils hat dann doch noch Hilfe bekommen und konnte die Etappe zu Ende fahren.
Mittlerweile fuhren wir nach Westen und der Ostwind schob uns gnädig vor sich her. Das war auch gut so, denn trotz Wildsalami waren meine Beine müde vom langen Tag. Und so war ich auch froh, die angekündigten schmierigen Brücken vor Bad Fallingbostel zu erreichen. Wie ein vergessener Weg schlängelte sich der Pfad an einem Bach und Bahndamm lang.
An einem Campingplatz ging es ins Böhmetal. Der schöne Wegverlauf mobilisierte noch mal einige Kräfte. Die waren auch nötig, um die letzte kurze Steigung zur Jugendherberge zu bewältigen. Bei einem Treppenstunt fuhr sich Ole zu Abschluß des Tages noch einen Platten.
In Italien
Nach und nach kamen alle Teilnehmer in Bad Fallingbostel an. Drei Personen schliefen in einem Hotel, der Rest übernachtete in der Jugendherberge. Schnell waren die Zimmer verteilt, die Räder in der Blockhütte verstaut, die Duschen besetzt.

Ab 19:00 Uhr setze sich dann der Zug der Fussgänger in Richtung italienisches Restaurant in Bewegung, dort hatten wir einen Tisch für 20 Personen reserviert. Matthias und Gudrun, die bei Kilometer 80, das Gelände verließen und über Straßen nach Bad Fallingbostel fuhren, meldeten sich für den nächsten Tag ab. Eine abklingende Erkältung wirkte sich doch stärker aus als angenommen.
Eine missverstandene Bestellung sorgte bei mir für mehr Alkoholkonsum als nötig, so dass ich meine Zimmergenossen mit heftigen Schnarchen am schlafen hinderte.
2. Tag, 4. Oktober
Bad Fallingbostel – Hamburg
Morgens ist es wärmer
Das Erste, was am Morgen auffiel war, dass es wärmer geworden war. Fast war man versucht ohne Handschuhe loszufahren. Nach kurzer Ansprache setzte sich die nun aus 19 Personen bestehende Gruppe in Bewegung. Naja, nicht ganz, ich war mit dem zu verstauendem Gepäck und dem Navi-Start spät dran. Ole und ich starteten also 5 min später als die Anderen.
Trackverwirrung
Schon nach kurzer Fahrt stießen wir auf Bernd, Karsten und Ignacio. Ignacio hatte ein Problem mit seiner Schaltung und wir hatten ein Problem mit dem Track. Nach einigen Diskussion darüber, welcher Track denn nun wie und wo auf den Navis angezeigt wird, und einem weiteren Stopp, waren alle Unklarheiten beseitigt und wir konnten entspannt weiter fahren.
Unsichtbare Wege
Nach einem zugewachsenen Weg sahen wir ganz plötzlich alle Ole Petersen im Augenwinkel, aber kaum waren wir auf der Straße, war er auch schon nicht mehr da. Wir glaubten an eine kollektive Halluzination oder einen Verwurf im Raum-Zeit-Kontinuum, wähnten wir ihn doch an der Spitze und fuhren weiter. Einige Minuten später sprach uns Ole P. von hinten an. Er hatte seine Gepäcktasche verloren und gesucht, hat sie aber leider nicht gefunden.
Pittoreske Städtchen und Freizeitpark
Karsten und Ignacio ließen sich im weiteren Verlauf zurückfallen und Ole, Ole, ja, wir haben zwei Oles dabei gehabt, Bernd und ich durchkreuzten Soltau, passierten den Parkplatz des Freizeitparks, einen Abenteuerspielplatz, eine Pferdekoppel und entschlossen uns in Bispingen eine Pause einzulegen. In einer Bäckerei an einem Einkaufszentrum trafen wir wiederum auf die Anderen und aßen Brötchen und Kuchen. Als die ersten wieder aufbrachen, erfasste auch die Gruppe mit der ich bislang unterwegs war eine Unruhe, Kaffee wurde gestürzt Kuchen verschlungen, man wollte die Abfahrt der Gruppe nicht verpassen. Mir ging es nicht anders.
Two guys in front, erste „Berge“ und empörte Wanderer
In großer Gruppe ging es nun über die ersten Wanderwege hinter der Stadt, vereinzelte „Das ist ein Wanderweg“–Rufe wurden vernommen. An der Spitze der Gruppe machten Ole und Uwe gemeinsame Sache und gaben Gas. Das Geläuf wurde hügeliger und das Mettbrötchen rumorte in meinem Magen. Langsam zog sich die Gruppe auseinander, aber nie auf Dauer, Uwe und Ole warteten an einer Stelle oder eine Ampelphase sorgte für den erneuten Zusammenschluß.
Heide–Highlights
Was dann kam, war Heide pur! Wunderschöne Landschaften und traumhafte Trails, alles super zu fahren. Schließlich kamen wir mehr oder minder geschlossen auf dem Wilseder Berg an. Ich nutze die Gipfelpause, um meine Kette zu ölen und schwups waren wir nur noch zu zweit, Ole und ich auf dem Gipfel. Irgendwie hatte ich kein Glück mit der Gruppe.
Plattfuß, Kaffee und überraschendes Wiedersehen
Vom Wilseder Berg ging es lange bergab, über eine Niederung mit Wildvieh auf einen weiteren Panorama-Trail nach Undeloh. Von hier aus brauchte ich kein Navi mehr, denn diesen Streckenabschnitt bin ich vorher abgefahren. Entsprechend wegsicher kurbelte ich die nächsten Kilometer ab. Auf dem X-Weg vor Handeloh hatte Ole leider einen Durchschlag, eine Wurzel hatte ihm übel mitgespielt.
Über den Brunsberg und die Höllenschlucht ging es Richtung Buchholz. Kurz vor den Bahngleisen sammelten wir Holger ein und gemeinsam steuerten wir eine Bäckerei in Buchholz an. Dort trafen wir Ralf. Als wir gerade aufbrechen wollten, fuhren die Anderen an uns vorbei. Man trifft sich halt immer mehr als einmal während einer solchen Fahrt. Wie sagte doch Anno am ersten Tag so schön: „Am Ende des Tages werden die Toten gezählt“ ☺
Kein Rosengarten ohne Dornen
Hinter Buchholz wurde das Gelände wieder hügeliger und Ole P. und Bernd stiefelten davon und waren nicht mehr gesehen. Wir Anderen fuhren in zügigem Tempo in den Rosengarten. An einer Grube, für was auch immer, hatte Ole seinen zweiten Plattfuß. Holger, Erik und ich warteten auf ihn und fuhr gemeinsam weiter. Nach zwei drei weiteren Hügeln wurde es kniffelig.
Garstige Trails in den HaBes
Wir hatten die Harburger Berge erreicht und der X-Weg zum Tempelberg hatte noch die ein oder andere Überraschung für die Teilnehmer parat. Hinter dem Waldfriedhof gab es noch eine Schiebepassage, dann ging es bergab bis zum Ehestorferheuweg. Eine letzte Kuppe und wir ließen den Wald und das Gelände hinter uns. Mittlerweile waren wir wieder zu sechst unterwegs. Uwe und Anneke hatten sich uns angeschlossen.
Kein Glück mit der Schleuse
Der Weg zum Harburger Hafen zog sich wg. des Gegenwindes ein wenig hin, aber der richtige Dämpfer auf den letzten Kilometer war, dass die Schleuse, entgegen der Aussage eines Schleusenwärters, doch schon gesperrt war! Also andersrum ums Hafenbecken! Ich hielt an und verständigte nachfolgende Teilnehmer über diese Wegänderung. Leider vergaß ich in meiner Unterzuckerung Nils und Jörg anzurufen. Sorry, noch mal.
Kebab–Kiez Wilhelmsburg
So fuhr ich die letzten Kilometer durch Wilhelmsburg alleine. Einsetzender Regen spornte mich an, diese schnell hinter mich zu bringen. Auch die zahlreichen Imbissbuden in Wilhelmsburg mit den verlockenden Düften konnten mich nicht bremsen, denn im Ziel an der Fischauktionshalle wartete ja schon...
Suppe und Bier
..nicht nur auf mich, sondern auf alle Teilnehmer. Fred, der leider nicht mitfahren konnte, hatte an der Schanzenbäckerei hinter der Fischauktionshalle ein schönes Zielschild mit einem Kasten Bier drunter errichtet und machte von allen Ankömmlingen ein Zielfoto. Viele waren schon da und aßen Suppe oder sonstiges. Ich machte mir ein Bier auf und stieß an. Sechs Personen waren noch unterwegs. Langsam löste sich die Gruppe der Finisher auf, die Ersten fuhren nach Hause. Erik und ich warteten bis alle Teilnehmer im Ziel waren.
