Letztes Jahr ein WOW, heuer ein Doppel-WOW
Was war das für ein Hin und Her mit der Frage des „ob“ oder eben des „nicht“.
- Wettervorhersage sagte Nein.
Über 50% Absagen „unserer“ Mannschaft sagten Nein.
Karpatenbaby zweifelte erneut an meiner Intelligenz und sagte Nein.
Selbst hartgesottene Radkollegen sagten Nein.
Tomas, Frank und Jörg (Erfinder, Organisator der traditionellen Eulenexpress-Solling-Tour) ließen sich von angesagtem Dauerregen, Sturm und weiteren natürlichen Feinden des Rennradfahrers nicht abschrecken und pellten sich morgens kurz nach 04:00 Uhr erst aus der warmen Matratze und dann in die weitgehend regendichten Klamotten.
Jörg mit Raumschiff-Enterprise Beleuchtung
Pünktlich um 07:00 Uhr starteten wir gemeinsam mit knapp über 100 wind- und wetterfesten Abenteurern (meine beiden FLXHH-Cross-Mitstreiter sah ich kurz) auf durchaus harte 150km entlang der Weser flussaufwärts gegen den Wind und dann noch mal 150km flussabwärts gegen den Wind.
Ups..verschrieben? 2 mal gegen den Wind?
Nein, der Wind drehte artig gegen Mittag, damit wir ihn auch wirklich über die vollen 310km von vorn oder von schrägvorn genießen konnten.
So viel zur Kurzfassung…ach nein, eins fehlt noch: es regnete ab und zu nicht

Zur Orga der Runde wurde letztes Jahr alles gesagt, dieses Jahr war es noch besser.
Was da weitgehend im Alleingang von Andreas Tolksdorf organisiert wurde, sprengt meine Vorstellungskraft bzgl. des „wie“. Chapeau, Hut ab und ein riesengroßes Dankeschön!
Nach dem Start bei Dunkelheit ging es flott voran, einige Richtungspfeile halfen, wo der Bildaufbau des Garmin nicht schnell genug war, eine große Gruppe gab Windschatten, Regenschatten gibt es ja leider nicht.
Poki, ich, Tomas mit gesenktem Kopf ("will ich das wirklich?")
In artiger Zweierreihe ging es voran, nach knapp 2 Stunden war die erste Verpflegung erreicht, es rollte gut. So ging es weiter entlang der Weser auf teilweise von Marathons und sogar der Tour d‘Energie bekannten Straßen, der erste Pickel auf dem Höhenprofil erwies sich als „bessere Bodenwelle“ (Zitat von Jörg, allerdings vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen…), leider konnte man die Abfahrt nicht recht genießen auf der regennassen Straße.
Durch den starken Wind zerfiel leider unsere Gruppe, wir blieben zu Viert und erreichten mittags die Warmverpflegung in einem ausgemusterten Eisenbahnwaggon. Die grummelige Dame hinter dem Tresen machte grummelige Mine zum feuchten Spiel, die warmen Nudeln taten allerdings sehr gut.
Voller Vorfreude auf „nur noch eine große RTF“ (150km) bei Rückenwind kam es ganz anders. Der Wind hatte gedreht, er kam nun zur Abwechslung mal von vorn, mal von der Seite, aber gefühlt halt nach wie vor von vorn, was nach einer 180°-Wende erst mal verdaut werden musste im Kopf…
Poki meinte irgendwann, blauen Himmel gesehen zu haben, aber was dann von oben kam, hatte damit nichts gemeinsam. Ein Wolkenbruch aus dem Bilderbuch, wie ich ihn heuer auf dem Rad noch nicht erlebt habe. Tomas kurz mal blind, kurzer Stopp, aber lieber weiter radeln, nass waren wir ja eh und kalt werden kann tödlich sein.
Der Wind föhnte uns bald wieder trocken und ja, ihr werdet es nicht glauben, gegen späten Nachmittag wurde es trocken, wolkenloser …und kalt…
Nach der letzten Kontrolle kamen die drei Pickel auf dem Höhenprofil, die sich aber als locker fahrbar erwiesen, letztes Jahr waren wir an der Stelle einen anderen „Aufstieg“ gefahren, deutlich schwerer als dieses Jahr. Gut so.
Trotzdem verließen mich nach und meine Kräfte und ich freute mich über den Windschatten von Jörg auf den letzten Kilometern nach Rinteln.
Danke an dieser Stelle an meine 3 Mitfahrer für knapp über 13 Stunden „outdoor“ bei vorbildlichem Teamwork, das diese „kick-ass Schweinehund“-Tour zu einem besonderen Erlebnis gemacht hat.
Resümee? Hmmm…letztes Jahr zog ich folgendes:
Was war anders in diesem Jahr?dirksen1 hat geschrieben: Was lernt man bei einem 300er oder bzw. was habe ich gelernt bei meinem ersten 300er? Dass
- - die Ernährung das A und O ist
- das Mille-Sitzpolster eines Schweizer Radklamotten-Herstellers bei einem übergewichtigen Radsportler nach 300 km auch nichts mehr ausrichten kann bzgl. der Sitzqualität
- die Verdauung 12 Std. nach der Tour durchaus wieder normal zu funktionieren scheint
- man sich durchaus während der Veranstaltung ein paar Mal fragen darf, ob das denn unbedingt sein muss und was man für die Wochen danach nun alles absagen wird
- man aber all dies im Ziel sehr schnell vergisst und sich einfach nur freut und es genießt, eine persönliche Grenze überschritten und sie so ein kleines Stückchen höher gelegt zu haben
Ich komme wieder…
- - Es gab mehr Schafe .-)
- Ernährung habe ich langsam gerafft bei Langstrecken, bei mir ist weniger mehr
- Das Sitzpolster, umhüllt von Schweizer Stoffbahnen, bot geräumigen Platz
- Verdauung war kein Thema 2012
- Ja, man fragt sich nach dem Warum und ob, aber nicht mehr so oft und nicht so nachhaltig, denn
- Km oder auch Höhenmeter sind eine Frage der Zeit, für mich die wichtigste Erkenntnis dieses Jahres
- Grenzen? In der Sammlung (meiner persönlichen) Grenzverschiebungen in 2012 bekommt auch diese Tour einen Extra-Platz
Ich komme wieder…