<b>12h Indoor Meisterschaft 2012 in Rotenburg an der Fulda (Quellfluss der Weser)</b>
ERSTER TOTER WEGEN HOHER BENZINPREISE
Rentner (73) starb noch an der Preistafel!
Die Nachricht des Tages ist wirklich: Mann stirb an der Tankstelle. Angeblich Herzinfarkt, aber wohl nicht wegen der hohen Bezinpreise, sondern weil Autofahrer eh gefährdet sind, da sie Bewegungsmangel haben. Dem ist leicht abgeholfen, einfach mal für einen sportlichen Samstag Ende Februar anmelden und schon sinkt das Risiko zu sterben. Denkste.
Ich bin fast gestorben. Eine entspannte Anreise aus Marburg wurde durch die Gastfreundschaft zur Übernachtung bei meinem letztjährigen Teampartner noch überboten. So was von schön hatte ich es im Vorfeld lange nicht mehr. Es ist sogar noch Zeit, ein paar Proberunden zu drehen, natürlich nachdem ich Hallo gesagt habe, irgendwie wurde ich wiedererkannt, könnte an der beknackten Blume (Sonnenblume) liegen....
Herr Dirksen1 dreht schon fleißig Runden und auch die Berliner Ab(ge)ordnung ist auf der Strecke. Viele testen den Abschnitt, mit dem die Strecke erweitert wurde. Nicht allzu steil, aber am Hang entlang und weicher Boden mit vielen Spurrillen. Auch ein paar Querrillen erfordern viel Mut und gewisse Erfahrung, genau das Richtige für Ulrike und Relef. Beide zeigen mir dann auch noch den Duc(k)dich, HFS-Abordnung aus Norditalien (Stade). Mein diesjähriger Partner Thorsten (Duisburg 24h) kommt mit dem Bus (VW) und dreht noch ein paar Runden bei Kerzenschein. Wir hören noch, was Eilert zu Morgen zu sagen hat und gehen danach mit unserem lokalen Supporter Ron in eine Nudelgastronomie. Kurz noch mit Thorsten über unsere ExInnen ausgetauscht und schon an der Matratze gehorcht. Denn morgen ist Saison Kick off.
Ron deckt uns den Frühstückstisch und wird genießen weiter, denn das könnte bald zu Ende sein. 14 min vor dem Start finden wir eine Bushaltestelle vor der Halle, die Räder hatten wir in der Halle übernachten lassen. Schön warm und sicher. Hier kommen weitere Startabsagen und die Boxen neben uns bleiben auch frei. Kurzer Check des Luftdruckes kann meine falsche Strategie nicht beeinflussen, denn Rennen werden von vorne gewonnen und nicht von hinten. Wobei gewinnen war von vornherein nicht möglich, das letztjährige Siegerteam ist am Start, damals 10 Runden vor und ein 6. Platz bei der 24h WM ist ein paar Nummern zu weit oben für uns.
Es läuft mir noch der letztjährige Solosieger über den Weg, schlechten Winter gehabt und nur unter den ersten Sieben bei der Cross-WM, keine Frage, er ist Belgier. Ja, die WM war von Belgiern für Belgier gemacht, es gibt da einen Trick, wie du im Sandkasten mit dem Rad Spass haben kannst. Auch ein neues Rad hat er, vom Sponsor, ganz leicht, aber mit Federgabel. Er vermisst sein altes ohne neumodische Elemente.
Ich mache den Startfahrer, da Thorsten noch in Duisburg 2012 an meiner Seite fahren soll und die ersten Runden sind immer ein Risiko. Eilert lässt uns laufen und ich gleich mit dem nächsten Fehler konfrontiert. Nur auf dem Rennrad unterwegs bis dato, bis auf ein bisschen CTF, muss ich mich erst an mein Rad gewöhnen, Symbiose eingehen. Andere sehen so aus, als ob sie damit auch auf der Schlittenbahn waren, den Weihnachtsbaum hoch gefahren sind und zu Silvester Sekt in den Flaschen gehabt hatten.
So lass ich alle ziehen und treffe viele vor der zweiten Abfahrt wieder. Im Renntempo wird der tiefe Auslauf so schwer, dass der nächste Anstieg in die Halle hinein so leicht wird. Aber der Flow bleibt stecken und da ich immer Ende Februar mein Flow checke, komme ich etwas durcheinander. Eine halbe Stunde Warmfahren sollte reichen und schon haben wir viel Rückstand, der nicht weniger wird im Folgenden. Die Anderen haben sich wohl auch nur Warmgefahren.
Thorsten macht es besser. Im Parkhaus sind die Reifen noch so zu von der zweiten Abfahrt, dass die Rutschgefahr sehr hoch ist. Doch die Meisten fallen auf der jetzt schon tieffurchterregenden Abfahrt.
Ich nicht, ich rutsche einmal nach dem Balkon auf den Holzbrettern Richtung Abhang und einmal in der Kurve vor der ersten Abfahrt. Und schon sind 4 h rum. Mittagszeit, wir verlängern die Fahrzeit auf eine Stunde. Auch jetzt kann ich nicht einschätzen, wie Thorsten drauf ist. Als Zweierteam bist du zusammen einsam alleine, weil du dich nur zur Wäscheklammerübergabe triffst.
Da ist es doch mal schön, wenn Dirksen1 oder Duckdich zum Schnack in der Wechselhalle weilen. Die vom letztjährigen Zweiersiegerteam „Die Löwen“ müssen kämpfen, sind teilweise auch hinter der Eins. Die beiden Solofrauen vorne sind in der gleichen Runde. Sehen beide gut aus.
Nach dem Essen beschließen wir auf 45 min Fahrzeit zu ändern. Bei 30 min kennst du gerade die Strecke und musst gleich wieder aufhören und bei 60 min fängt es an weh zu tun. Sehr weh tut es auch, als ich dem einen Jung von den Löwen den Anstieg in die Halle hinauf folge. Er locker Renntempo und ich am Anschlag ganz hoch oben. Das hat mir eine nächste ganz ruhige Runde beschert. Ich wollte nur mal sehen, was gehen könnte. Immerhin schaffe ich es jetzt mit den Einzelfahrern mitzuhalten. Das liegt aber daran, dass die langsamer werden. Verständlich. Ab und zu rauscht noch ein
Duc(k)dich vorbei (scheint der schnelle Enkel von Dagobert zu sein) oder unausgelastete Fahrer von 4-6 fach Teams.
Auf der Strecke jetzt auch die Jugend. Madame vom Vorjahr und ein Junge, der bergab weit schneller ist als ich mit meinen Ängsten aus 40 Jahren Erfahrung. Die zweite Abfahrt wechselt jede Runde das Spurbild und so wird beschlossen, nach mehr als 2/3 der Zeit den Part nicht mehr zu fahren. Ich darf noch als einer der Letzten... Nun geht’s aus der Tiefagarage raus und noch eine kleine Welle folgt. Dafür wird richtig Fahrt in Richtung Halleneingang aufgenommen. Und: Da ist er wieder, mein flow.
Saubere Reifen im Parkhaus lassen das Rad wedeln, keine großen Konzentrationsübungen für Abfahrten und schnell wieder im Warmen. So groß ist der Unterschied zwischen Halle und draußen heuer nicht, nur auf der ersten Runde nach einer Pause, da die Funktionssachen schon etwas nass sind. Ja ich habe geschwitzt, ja, es hat aus dem Helm getropft, und trotzdem ist der Abstand nach vorne und hinten gleich. Thorsten geht es ähnlich, wir festigen mit hohen Einsatz unsern Platz.
Licht an, Finale. Die Strecke ist gut ausgeleuchtet und ein kurzer Nudelimbiss gibt Kraft für die letzten Runden. Aber die haben alle keine Einbrüche oder große Pannen. Wollen wir auch nicht, Plätzchen um die Ananas gewinnen durch Schwäche der Anderen entspricht nicht unserer Welteinstellung, eher sind wir zu und lassen Andere vorkommen...

deutsche Weltmeisterin
Punkt acht ist Feierabend, das ging so schnell vorbei. Thorsten darf die letzten Runden fahren und ich geselle mich zu ihm auf der alleraller Letzten. Ganz im Rennfieber glaubt er noch eine zu schaffen, so fahre ich an die Seite der führenden Damensolistin. Sie will es noch nicht glauben und im Ziel realisiert sie ihre Leistung, immer auf einer Höhe mit der Konkurrenz und erst am Ende drei??? Runden Vorsprung. Jetzt kann sie lachen und da dieses Jahr die 24h IndoorWM ausgefallen ist, ist sie nun amtierende deutsche 12h und 24h Welt IndoorMeisterin. Ich darf ihr meine Flosse reichen und sage, dass ich nur ab und zu ein Herz gewinne, sie hat es mir abgenommen.
Ich gehe noch bei dem siegreichen Zweierteam vorbei, Titel verteidigt. Und dabei immer noch ein paar aufmunternde Worte auf der Strecke für mich über gehabt, wie: „komm mit“ „ich schaff das auch“. Nur das Hochgeschwindigkeitsgeschosse in Körpernähe schon tödlich sein können, habe nur ich gemerkt. Weiter so Jungs und nicht die Schallgeschwindigkeit neben mir durchbrechen. Wie gesagt, ich bin nur fast gestorben....lieber in Rotenburg im Sattel, als auf einer Tankstelle im Sitz.
Runden habe ich dieses Jahr nicht mitgezählt, kannte ich ja schon. Nächstes Jahr komme ich wieder, kontrollieren, ob noch alle da sind. Das Ziel nach dem Winter und die Saison beginnt jetzt - Duisburg wir kommen oder wo sonst auch immer. Es gibt viel zu fahren, lassen wir es knacken.
Noch ein Bildchen:
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Archivbild: Teampartner von Herrn Dirksen1 in Rotenburg und ich nach erfolgreichen Eulenmarathon
St. Jan