<b>Deutsche 12 Std. Indoor MTB-Meisterschaft 2011 in Rotenburg/Fulda</b>
Die lange Vorgeschichte steht <a href="http://forum.helmuts-fahrrad-seiten.de/ ... 1244#21244" target="_blank">hier</a>. Kurz: NobNob hat die Grippe und ich keinen Partner fürs Zweierteam. Am Freitag kurz vor der Abfahrt in den Süden, muss ich melden:
Freitag, 25. Feb. 2011, 16:11 Uhr: Fahndung erfolglos abgebrochen. Zeitweise war ich dicht dran.... Sieht nun nach 12 h allein aus, genau wie bei Condal dem Barbaren (Der Ururenkel von Conan)
Hauptteil: Aber da gibt es ja noch den Chef der Veranstaltung, Eilert Bretting. Kurz hinter Hannover auf der A7 bekomme ich in meinen Kanggoo, der mal wieder zum Wohnmobil umgerüstet ist, den Anruf, er hätte noch jemanden als Ersatzpartner. Und das macht der Eilert Bretting alles zwischen Aufbau, Probefahren und dem Begrüßen der ersten Teilnehmer.
Ich am nächsten Parkplatz raus und Verbindung mit Ron, so heißt der mehr als vollwertige Ersatzpartner, aufgenommen und wir werden morgen zusammen fahren. Übernachten darf ich auch bei ihm, er wohnt direkt in Rotenberg an der Fulda, 350 km südlich von Hamburg. Ron hat von der Deutschen 12 Stunden Indoor Mountainbike-Meisterschaft gewusst, war sich aber immer unschlüssig, ob er fahren sollte. Nachmittags kam der Anruf über mehrere Ecken und er hat spontan entschieden, im Zweierteam mach ich da mit. Alle Achtung, wir planen eine Teilnahme an einer CTF 3 Monate im vorher und es ist trotzdem nicht passend…
Um 21.30 Uhr sitzen wir zusammen und legen den Schlachtplan für morgen fest. Eigentlich ganz einfach: 6 Uhr aufstehen und dann nur fahren.

Samstag 6:45 Uhr: Eine mollig warme Nacht geht zu Ende und ich kratze das Eis von den Autoscheiben. Rad zugeladen und hochgefahren zur <a href="http://www.bikedorado.com/location.html" target="_blank">Göbel Hotels Arena</a>. Erste Fahrer drehen schon ihre Runden und bei der Anmeldung darf ich Eilert Bretting kennen lernen. Alles ist perfekt vorbereitet und wir gehen in unseren Claim in der beheizten Mehrzweckhalle. Kurz umgezogen und eine Proberunde gefahren. Die Strecke ist abwechslungsreich und erfordert höchste Konzentration.
Nach dem Verlassen der Halle kommt als erstes eine kalte Wand. Von 20°C auf -2°C in 1 Sekunde. Auf Teer geht es durch zwei Strohball-Schikanen bergab. Am Ende wartet eine 160°-Kurve, ein kleiner Anstieg auf Erde, dann die Abfahrt. Hier wurden Treppen mit Lehmerde überdeckt. Wieder Bremsen, Fahrt auf der Veranda mit 90°-Kurve am Abgrund, nur ein Eisengeländer trennt dich. Nach einer weiteren 180°-Kurve geht es in die Tiefgarage. Hier wird nicht einfach die fünf Etagen hochgefahren, sondern immer wieder eine Kurve zwischen den Stützpfeilern gefahren. Der Untergrund wechselt zwischen rauen top Gripp Autobahnbeton und glatten seidenglanzversiegelten Beton. Letzte Ausfahrt geht stetig steigend bergan, um zwischen den Hotelkomplexen das Tageslicht wieder zu haben. Noch eine Schikane auf dem Vorplatz der Mehrzweckhalle und durch die Eingangtüren in die Vorhalle. Hier ist der Tresen aufgebaut und noch eine weitere Tür und du bist in der Halle und in der Wärme. Der Boden ist mit Holzplatten ausgelegt, ein langes S ist zu fahren, um wieder in die Kälte zu gelangen. In der Halle ist die Zeitnahme und eine Leimwand, wo es ein Live-Streaming der Abfahrt draußen zu sehen ist.
Als um 8:00 Uhr die Sonne mit ersten Strahlen versucht die Umgebung zu erwärmen, wird gestartet. Nach Absprache hab ich Ron die erste Stunde überlassen. Wobei, eine Stunde am Stück fahren könnte hart werden. Rundenzeiten liegen so bei +3 Min. Macht knapp 20 Runden auf eine Stunde. Das könnte hart werden fürs Gemüt. Da die Fahrerclaims so dicht an der Strecke liegen, geht der kommende Wechsel auf Zuruf oder auf Handzeichen. Das Tempo ist verdammt hoch, so als ob es nur eine Stunde zu fahren gäbe. Die Führenden fahren unter 3 Min. Auch die Einzelstarter reißen am Holm, da kommen die 2er-, 4er- und 6er-Teams kaum nach.
Nach 45 Min darf ich auf die Strecke. Der Fahrer auf der Strecke hat immer die Team-Wäscheklammer an der Nummer. In der Wechselzone, wo nicht gefahren werden darf, wird die Klammer übergeben. Betreute Teams lassen den Betreuer mit der Klammer vom Eingang zum Ausgang rennen. Ich fahre eine Stunde und finde, alles was weh tut, ist der Klimawechsel zwischen Halle und Draußen. In dem Parkhaus ist es wie im Tiefkühlfach und natürlich staubtrocken. Nur die letzte Ausfahrt tut richtig schön weh. Nach einer Stunde lass ich Ron wieder ran. So kommt es zu einer Wechselzeit um viertel vor. Psychologisch super, denn nach 15 Min. hast du wieder eine Stunde gesamt weniger und musst nur noch 45 Min. bis zum Wechsel. So fahren wir auch bis zum Mittag, wobei das Renntempo sich merklich abgekühlt hat, dafür aber die Sonne Schweiß verursacht. Frühling und Radfahren, was gibt es schöneres?
Condal ist mit seinem Crosser unterwegs. Auch viele fahren mit 29“ Rädern. Was die bessere Radwahl ist, ist nicht zu sagen. Jeder kommt irgendwie über die Runden. Kleidungstechnisch ist auf alle Fälle Kurz-Kurz zu wenig für fast alle. Schön ist zu sehen, dass es auch mit Turnschuhen oder Ballerinas (leichte Mädchenturnschuhe) zu fahren geht. Auch das Alter spielt keine Rolle, ich lerne über Ron die jüngste Starterin kennen, dreizehn (13). Ich darf mich gegen Ende an der letzten Ausfahrt mit ihr messen und schaffe es gerade noch vor ihr oben zu sein. Sonst hätte ich abgedankt und die Rennszene der übernächsten Generation überlassen. So kann ich mich auf den Tag x vorbereiten, er wird kommen.
Zur Halbzeit, die wirklich schnell da ist, gibt’s Nudeln in dem Speisesaal über der Rennstrecke in der Halle. Ron´s Familie ist auch da und so kann ich mehr erfahren, wie die Lage der Dinge ist. Seine Frau vermittelt. Es ist alles den Umständen entsprechend. Aber es hilft, jemanden da zu haben der sich um alles kümmert. So kann der Kopf auf Sparflamme arbeiten und die Beine auf Volllast. Ich erfahre, der Ron hat sich im Parkhaus lang gemacht, von einer Bodenprobe will ich hier nicht reden. Das ist vielen passiert, auch draußen bei der Abfahrt. Es bleibt bei Blut und Lackschäden, wobei es wohl auch einen Schaden am Gestell gegeben haben soll.
Time is runnig by und es dämmert, ein wunderbarer sonniger Frühlingstag neigt sich dem Ende. Der Aufpasser und Gärtner am Downhill (hat die Abfahrt schön fahrbar gehalten) hat einen Sonnenbrand und in der Halle kam es zu einen Heiratsantrag (ich war gerade auf der Strecke, irgendwo zwischen Parkebene 3 und 4). Nicht das einer sein Rad gefragt hat, ob es mit ihm fahren wolle, nein, wohl so richtig romantisch zwischen Mann und Frau.
Das Ende naht und Ron ist alle, mir geht es auch nicht gut, aber besser. Um ihn richtig zu quälen, schicke ich ihn noch auf eine weitere Runde, weil ich mich noch umziehen muss. Die tat bestimmt richtig weh. Hier mal ein ganz großes Lob an Ron, der bestimmt seine bisherigen Grenzen überschritten hat und fantastisch durchgehalten hat und mir viel Spass erlaubt hat. Wie oft konnte ich Condal fragen, als er sich mal wieder die letzte Ausfahrt hochgequält hat, ob er nicht auch mal wechseln wolle, ob seine letzte Pause auch gerade erst war… immerhin kann er über so was lachen.
Die letzten Runden auf der beleuchteten Strecke dauern ewig. Dunkel, kalt und die Geschwindigkeit wieder höher. 30 Min. vor Ende spielt <a href="http://www.bäckside.de/" target="_blank">bÄckside</a> auf. Eine Coverband mit viel Gitarre und geschulten Gesang. Condal hat keine Kraft mehr und will sich das alles vom Sessel aus anschauen. Ich kann ihn überzeugen, ein Sattel ist auch schön, auch nach 11 h 30 min und er bleibt auf der Strecke. Denn jetzt wird es wirklich schön, Live-Musik (die Dosen-Musik vorher war auch Top, gesunder Mix, u. a. DTH) und alle Beteiligten säumen die Strecke. Ich laufe noch mal zu Condal auf und wir drehen die beiden letzten Runden zusammen. Für mich der 28“-Indoormeister… Die Abfahrt ist etwas ausgebremst, das Parkhaus voller Staub, nur die letzte Ausfahrt ist immer noch steil.
Vorbei, schönes Gefühl und wie immer etwas Demut. Die Jungs im Claim neben uns haben sich immer auf der Rolle warm gefahren und jetzt muss ich doch mal nach dem Resultat fragen: Erste. Ja, so ein bisschen Rolle kann es ja nicht alleine machen. Nee, die Form ist auch eher schlecht. Nur Training für die WM 2011. Is klar. Fast hätte ich vermutet, dass es daran gelegen hat, das sie ihren Claim neben unserm haben. Die fahren Hardtails mit 7,9 kg. Und selbst kein Hüftgold. Zweite/r wird ein Mixed-Team. Die Rundenzahlen habe ich nicht im Kopf, über 250. Nur die 4er-Teams haben mehr. Der Sieger in der Einzelwertung, also deutscher Indoormeister, wird ein Belgier mir 242 Runden. Vorsprung auf den Vizemeister: eine Runde, also so um die 3 Min. Das 6er-Team von "Miss übernächste Generation“ kommt auf den dritten Platz.
Nachtrag: Ich bin 135 Runden gefahren. Hier noch mal alle einzeln gelistet: 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10 - 11 - 12 - 13 - 14 - 15 - 16 - 17 - 18 - 19 - 20 - 21 - 22 - 23 - 24 - 25 - 26 - 27 - 28 - 29 - 30 - 31 - 32 - 33 - 34 - 35 - 36 - 37 - 38 - 39 - 40 - 41 - 42 - 43 - 44 - 45 - 46 - 47 - 48 - 49 - 50 - 51 - 52 - 53 - 54 - 55 - 56 - 57 - 58 - 59 - 60 - 61 - 62 - 63 - 64 - 65 - 66 - 67 - 68 - 69 - 70 - 71 - 72 - 73 - 74 - 75 - 76 - 77 - 78 - 79 - 80 - 81 - 82 - 83 - 84 - 85 - 86 - 87 - 88 - 89 - 90 - 91 - 92 - 93 - 94 - 95 - 96 - 97 - 98 - 99 - 100 - 101 - 102 - 103 - 104 - 105 - 106 - 107 - 108 - 109 - 110 - 111 - 112 - 113 - 114 - 115 - 116 - 117 - 118 - 119 - 120 - 121 - 122 - 123 - 124 - 125 - 126 - 127 - 128 - 129 - 130 - 131 - 132 - 133 - 134 - 135
Eine erstklassige Wohlfühlveranstaltung zur Saisoneröffnung. Kein Stress, alles dicht beisammen und eine fordernde Strecke mit überdachten Fahrerlager. bÄckside hat dann noch mal aufgespielt und ich bin um 22:00 Uhr ins Auto gestiegen und habe mich auf den Weg nach Norden gemacht - bei Schneeregen. Es ist halt doch Ende Februar. Nur Barbaren melden sich für so was an, oder halt Spontane. Es soll 2012 wieder stattfinden, mit mir.
Bilder hab ich nur mit einer Kompaktkamera und unter Zeitdruck gemacht. Manchmal besser als gar nichts... Hier kommen meine
Bilder von der Deutschen 12 Stunden Indoor Mountainbike-Meisterschaft in Rotenburg/Fulda.
P. S . Es war schön, dass es in Rotenburg keine weißen Schneereste mehr gibt. Ich kann das Zeug nicht mehr sehen.