SOMMERCROSS im Cyclocrossland – eigentlich alles wie immer und doch (fast) alles anders:
Kurz vor 15 Uhr trudelte ich vor Ort an (entspannt beim 16:30 Uhr-Start) und traf gleich auf Martin und Jörg - Julia musste leider passen.
Also ausladen und eine erste Besichtigungsrunde drehen: Ich war gespannt, wie die Strecke nach der wochenlangen Trockenheit + dem Regen der letzten Tage aussehen würde und war angenehm überrascht: Ein paar Matschstellen, die sich aber gut um- bzw. durchfahren ließen, ansonsten fester Boden mit wassergebundenem Staub, aber „very bumpy“ – das Rad war trotz niedrigem Luftdruck ordentlich am hoppeln.
Gegenüber dem Nieuwjaarscross gab es zwar ein paar Änderungen im Streckenverlauf, aber das Grundgerüst und damit der Charakter der Trassenlegung waren im Großen und Ganzen erhalten geblieben. Sehr gefreut hat mich der „Dünenwanderweg“ aus Holz: So mussten wir uns nur einmal durch die Sandkiste wühlen (besonders charmant: Am Ende des Sandes die superenge 180°-Wende …),
der „Hinweg“ ging also spielend leicht über Holz hinweg.
Auf dem Weg zur Nummernausgabe lief mir dann gleich Mario über‘n Weg, den ich gleich nach dem Verlauf seines ersten Lizenzrennens interviewte.
Auch sonst: Viele altbekannte Gesichter - wen ich allerdings vermisste war die „HFS-Prominenz“ in Persona von Sonja und Michael, zumal Sonja auch (neben einer weiteren Fahrerin) auf der ausgehängten Startliste der Masters-Damen zu finden war. Ich hoffe, es kam nur so etwas wie eine Einladung zu Kaffee & Kuchen dazwischen und nicht so etwas wie das böse „C“.
So richtig im Cross-Modus bin ich im Sommer irgendwie nicht, das zeigte sich schon an der Startaufstellung: Die Reihenfolge ergab sich nach Aufruf im „Windhund-Prinzip“, ich als schläfrige Semi-Schnecke bekam also nur einen Platz in der 2. Reihe ab. Ganz vorn durfte Martin mit den anderen Hobby-Männern (18-39 Jahre, 6 Starter) Platz nehmen, dahinter die Jörg und ich im Feld der Hobby-Masters (Ü40 bis open end, 14 Starter); gestartet wurden mit einer halben Minute Zeitversatz.
Ich hatte mich ans Hinterrad von Frank gestellt, Kiel-Kay stand links vor mir. Los gings, von Frank war nur noch eine Staubwolke zu sehen. Ich kam nicht gut ins linke Pedal und somit nur zögerlich in Fahrt. Da Kay aber generell nicht unbedingt eine Startgeraden-Rakete ist, kam ich immerhin nach einigen Metern vorbei.
Seichter Rechtsknick bergauf und bergauf und bergauf – immerhin hielt ich meinen Platz bis ganz oben. Später auf dem Weg bergauf mit dem nur angedeuteten Slalom (konnte man fast gerade durchfahren) räumte sich der der Fahrer vor mir freundlicherweise selbst aus dem Weg.
Dann am hintersten Wendepunkt der Strecke (nach der umschiffbaren Matschkuhle) schmiss sich der Kieler Hans zu Boden.
Ja, die Kieler, irgendwie erinnern sie mir an die Hydra aus der griechischen Mythologie: Kaum hat man einen Fahrer `nen Kopf kürzer gemacht, wächst mindestens ein neuer nach. Vorletzten Winter hatte Kay mir regelmäßig sein Heck gezeigt. Letzten Winter war ich meist vor ihm, dafür hatte er Hinnerk als Wingman dabei, der mich ausnahmslos ablatzte. Gestern fehlte Hinnerk, dafür haben Hans und ich und das ganze Rennen lang „gefetzt“. Aber erstmal war ich vor ihm. Jörg eilte schon vor der Sandkiste an mir vorbei.
Was mir heute das ganze Rennen über zu schaffen machte, war die komplett eingerostete Fahrtechnik:
Dank einer Woche Intensivtraining in Form der Tour Transalp liefen die Beine ganz ordentlich und auch das Crossen bei Wärme machte mir nicht allzu sehr zu schaffen (erst hinter der Ziellinie fühlte es sich nach „Reaktor-Schmelze“ an), aber ich hatte zuletzt Mitte Februar beim Rennen auf dem Kieler Nordmarksportfeld auf dem Crosser gesessen und bin seitdem nur noch mit dem Straßenrenner unterwegs gewesen.
Da passte irgendwie nichts zusammen: Trotz dem Auge für die richtige Linie sprang und hoppelte alles, ich saß wie ein Mehlsack obendrauf. „Carrying the Momentum“ klappte gar nicht: Statt den mühsam erreichten Schwung durch Kurven und über unebene Passagen mitzunehmen stand ich ständig auf der Bremse und eierte wie ein Schluck Wasser durch die Kurven. Aber immerhin vom Start bis ins Ziel sturzfrei.
Einige Zeit nach dem Sturz klebte Hans wieder an meinem Hinterrad. Mit dem Messer zwischen den Zähnen, Kampflinie fahrend und mit dem heute gerade so möglichen Kraft- und Technikeinsatz konnte ich mich auch noch eine Weile vor ihm halten, ehe er bei der vorletzten Zielpassage an mir vorbeizog.
Ich blieb so gut es ging dran und versuchte so zumindest, ein bisschen Druck aufrecht zu erhalten. Als es dann vom höchsten Punkt der Strecke wieder in enger Linkskehre bergab ging tat mir Hans auch den Gefallen zu fallen – freundlich wie er ist, hielt er dabei meine Fahrlinie frei und hatte sich in die Streckenbegrenzung gelegt.
Das sollte also eine genügend große Lücke sein, um die auch die restliche 2/3 Runde vorn zu bleiben. Nun wieder das alte Mantra herunterbeten „sauber fahren, sauber fahren, sauber fahren …“
Und es klappte: Als etwas glücklicher 4. fuhr ich ins Ziel und der 3. Platz war komplett außer Reichweite, so dass ich auch nicht mit einem verpassten Podium zu hadern brauchte.
Da wegen der unterschiedlichen Rennklassen kein M&M-Battle gab, hatte Mario ja dankenswerter Weise eine Hand frei, um für Mike als Kamerakind in die Bresche zu springen: Herzlichen Dank für die Bilder!
Da ich mein Handy nicht rechtzeitig zur Hand hatte, ist Martins auf dem Podium leider nicht im Bild festgehalten – aber immerhin Jörgs 2. Platz.
Bilder: „Ü40-Cyclist“ Mario