7 Grad, kein Regen – eigentlich gute Voraussetzungen für ein Rennen. Aber halt… wir haben nicht November und ein Crossrennen auf dem Programm , sondern Mai, also Frühling, und es steht ein Straßenwettbewerb an: Die Landesverbandsmeisterschaften im Einzelzeitfahren in Tasdorf bei Neumünster. Da hätte ich mir doch irgendwie andere Wetterbedingungen gewünscht . Aber gut, man muß das Wetter nehmen wie es ist. Und immerhin war es trocken.
Aber was genau mache ich eigentlich bei einer LVM – und dann noch auf der Straße? Nun ja, seit einer Woche bin ich stolze Besitzerin einer Lizenz (Masters) . Und irgendwie kamen zunehmend Ermutigungen von außen: „Fahr doch mal mit.“ Gesagt, getan. Was mich genau erwartet, wußte ich tatsächlich überhaupt nicht . Wie schnell bin ich selbst? Wie schnell ist die Konkurrenz? Wie fährt es sich allein gegen die Uhr? Merkt man im Rennen, wo man so steht? Fragen über Fragen. Und so machten wir uns nach unserem Besuch beim Leichtathletik-Training der deutschen Delegation für die Weltspiele der Special Olympics (Bericht folgt) auf den Weg nach Tasdorf.
Vor Ort angekommen kamen wir gleich zu Beginn in den Genuß der guten Organisation der Veranstaltung. Es gab einen großen Parkplatz auf einer Wiese . Durch den Regen war die Wiese etwas matschig, so daß hier gleich Cross-Gefühle hochkamen – aber dafür hatte ich das falsche Rad dabei . Es stand ja Zeitfahren auf dem Programm. Also ab zur Rennstrecke. Dort hab ich mir erstmal den Transponder und die Startnummer abgeholt. Für mich war das das erste Mal mit der Abgabe der Lizenz verbunden. Ein ungewohntes Gefühl. Danach hatte ich noch reichlich Zeit bis zu meinem Start. Es blieb Zeit für Gespräche mit vielen bekannten Gesichtern und der Klärung der Frage, wann ich denn eigentlich am Start vor Ort sein muß.
Dann begann ich so langsam mit meinen Startvorbereitungen: Rad aus dem Auto holen, umziehen und warm fahren. DAS war bei diesen Temperaturen tatsächlich auch dringend erforderlich. Dafür stand eine relativ wenig befahrene und relativ lange Straße zur Verfügung, was ich super fand . Das ist dann doch etwas abwechslungsreicher, als wenn man alle 300 m wenden muß. Eine halbe Stunde später wurde es ernst. Ich fuhr Richtung Start. Nach meinem Aufruf reihte ich mich in die Startaufstellung der anderen Frauen (Elite und Masters) ein. Anders als beim Crossrennen (und wohl auch beim Straßenrennen) ist der Start auf die Sekunde genau vorher festgelegt. Da wartet keiner darauf, ob auch wirklich alle ihre Jacken ausgezogen haben. Also mußte ich selbst schauen, wann ich meine wärmenden Sachen ablege. Das hat aber ganz gut geklappt .
Die letzte Starterin vor mir fuhr los. Nun wird es wirklich ernst. Ich fahre an die Startlinie und werde hinten am Rad festgehalten, so daß ich mit beiden Schuhen einklicken konnte. Ui, so bin ich noch nie losgefahren . Aber auch das wird schon irgendwie gehen. Und das klappte auch erstaunlich gut.
Ich kam eigentlich ganz gut weg, nahm Fahrt auf und ab ging die wilde Reise. Erst fühlte sich das auch alles ganz gut an . Aber dann wurde die Strecke offener und der Wind dadurch stärker. Was für ein Sch… Wind . Ich kam mir teilweise vor, als käme ich überhaupt nicht voran. Ein Blick auf meinen Tacho bestätigte das: 23 km/h. Ernsthaft? So werde ich ja nie fertig. Dann kam die Linkskurve. Aufatmen. Nun kam der Wind mehr von hinten. Was für eine Erholung . Und plötzlich rollt es auch.
Aber nun kam auch schon die erste Konkurrentin an mir vorbeigefahren. Ups! Ok, nützt nichts. Erstmal weiterfahren. Am Anfang konnte ich noch dranbleiben. Vermutlich hab ich mich auch mental mitziehen lassen, mußte aber aufpassen, nicht im Windschatten zu fahren. Also bin ich links versetzt gefahren. Dann kam die Wende – und damit natürlich auch wieder ein Windwechsel . Dieses Mal war es aber nicht ganz so schlimm. Und außerdem freute ich mich auf das Stück nach der Kurve. Da müßte ich den Rückenwind ja vermutlich stark merken. Und so kam es auch. Was für ein geiles Gefühl! Das Tempo ging hoch, 37, 38, 39, 40, 41 km/h. Ich kann ja doch schnell fahren. So macht das Radfahren richtig Laune. Schneller als gedacht kam dann auch wieder der Start-/Ziel-Bereich ins Blickfeld. Und hier… nun ja… ich bin etwas zu weit gefahren . Irgendwie hatte ich den Wendepunkt später abgespeichert. Zum Glück wurde ich durch Zuschauer darauf hingewiesen, daß ich doch schon hier wieder wenden muß.
Dummerweise hatte ich da noch einen echt schweren Gang drauf , da ich ja erst später wenden wollte. Was für ein Kraftakt , damit wieder anzufahren und Tempo aufzunehmen. Ich verbuche das mal als Lehrgeld – ist ja schließlich mein erstes Zeitfahren.
Auf in die zweite Runde: Wieder der Kampf gegen den Wind . Irgendwie ist das echt nervig, wenn man gefühlt überhaupt nicht vorankommt. Ach ja, überholt wurde ich zwischenzeitlich auch noch – in was für einem Tempo! Wahnsinn! Wirklich Respekt für meine Konkurrenz . Mir war jetzt schon klar, daß ich hier heute keinen Blumentopf gewinnen kann. Mit diesem Gefühl trotzdem weiter Gas zu geben, erfordert viel Eigenmotivation. Aber ich hatte ja so meine ganz eigenen Ziele, die ich erreichen wollte. Also blieb ich so gut es ging weiter auf dem Gaspedal. Kurve erreicht, Windwechsel, wieder etwas „Entspannung“. Dann war ich wieder an dem Wendepunkt. Wieder Windwechsel – leider in die falsche Richtung . Nun konnte ich langsam Vorfreude entwickeln: 1. hab ich bald wieder starken Rückenwind und 2. ist es bald geschafft. Also ab durch die Kurve und dann nochmal das Tempo hochschrauben. Das ist toll . Und dann kommt schon das Ziel ins Blickfeld. Nochmal durchziehen und dann: GESCHAFFT!
Mit 40 Minuten und einem Schnitt von etwas über 30 km/h (30+ war mein Ziel) bin ich zufrieden. Die Plazierung – nun ja – irgendeiner muß ja Letzter werden. Dieses Mal war ich das. Die Konkurrenz ist bis zu 9 Minuten schneller gewesen als ich. Das war eindeutig. Aber die Plazierung war nebensächlich. Ich bin mein erstes Lizenzrennen gefahren. Mit meiner Leistung bin ich zufrieden. Andere waren besser. Das ist halt so.
Ob ich nochmal an einem Zeitfahren teilnehme? Hmm, ich weiß nicht . Fakt ist, daß mir Crossrennen deutlich mehr Spaß machen. Trotzdem war es eine gute Erfahrung – wenn auch eine recht kalte und windige.
Mein Dank gilt den Organisatoren (Organisation war top), Helfern, Kampfrichtern und und und. Es hat Spaß gemacht.
Nord LVM, Zeitfahren, Tasdorf, 6.5.2023 (Berichte und Bilder)
Re: Nord LVM, Zeitfahren, Tasdorf, 6.5.2023 (Berichte und Bilder)
und nun sind die Bilder auch Online ....
https://helmuts-fahrrad-seiten.de/2023/ ... 6-05-2023/
//M.
https://helmuts-fahrrad-seiten.de/2023/ ... 6-05-2023/
Oder vorher einfach nicht richtig zugehört ...Irgendwie hatte ich den Wendepunkt später abgespeichert.
//M.
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- Don Vito Campagnolo
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Re: Nord LVM, Zeitfahren, Tasdorf, 6.5.2023 (Berichte und Bilder)
Nö... Es hieß, daß der Wendepunkt bei den drei Pylonen ist. Und direkt vor dem Kampfgericht standen drei Pylonen, die sich deutlich vom Rest abhoben - nämlich blau waren. Hier rechts im Bild:Don Vito Campagnolo hat geschrieben: ↑09.05.2023, 09:52Ähnliches Aufmerksamkeitsdefizit wie MvdP bei der Streckenbesprechung bei Olympia?
Gemeint waren aber drei rote Pylonen ein Stück vor dem Kampfgericht.
- Don Vito Campagnolo
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Re: Nord LVM, Zeitfahren, Tasdorf, 6.5.2023 (Berichte und Bilder)
Das hätte mich auch verwirrt. Ich hätte eine klare Ansage ala "Ey, hier bei die Lübecker Hütchen mussu drehn!" gebraucht.
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