Möns Klint - Eine Radtour mit Aussicht (Bericht)

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motta
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Möns Klint - Eine Radtour mit Aussicht (Bericht)

Beitragvon motta » 09.08.2015, 21:30

Möns Klint - Eine Radtour mit Aussicht

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Erst sollte es die Fünen-Runde werden, doch, auch wenn man die Alsen-Fähre nimmt, bleiben es 370 km. Klaus war das zu weit, so kurz vor PBP - da hatte ich gar nicht dran gedacht. Klaus kam dann auf die Idee, nach Mön zu fahren; Start und Ziel in Rödby, also schon in Dänemark. Das Fährticket kostet 15 € Hin und Rück.

8:00 Uhr saßen wir auf dem Rad - 3 Inseln, Lolland, Falster und Seeland waren nun zu durchfahren, um auf die Insel Mön zu gelangen. Mit Rückenwind rollte es ganz gut auf den langen Geraden, immer den Horizont in Sichtweite. Es gab wenig Autoverkehr - wir konnten größtenteils auf den Radweg verzichten. Lustvoll und schnell, dicht am Hinterrad oder auf dem Lenker liegend, den Ellbogen hebend, um den Wechsel anzuzeigen, rauschten wir von einer Insel auf die andere. 10:00 Uhr waren wir auf Seeland - über die Storströmsbroen und der kleinen vorgelagerten Insel Masnedö gelangt man dorthin. Die Brücke ist recht lang und schon etwas baufällig, aber schön.

Nun ist es vorbei mit den langen geraden Straßen, stelle ich etwas wehmütig fest. Aber die kurvenreiche, hyggelige Nebenstrecke, die ab Vordingborg folgt, hat auch ihre Reize. Hier bekommen wir den ersten heftigen Regenschauer ab, der uns eher erfrischt, als stört. Zu Hause hätten wir wahrscheinlich wieder mit Ozon in der Atemluft zu kämpfen. Die Brücke zur Insel Mön ist auch alt, eher historisch. Hier müssen wir zum ersten Mal die Straßen mit vielen Autos teilen. Doch bald erreichen wir Stege, unser Etappenziel.

In einer Baggery bekommen wir Kaffee und sehr süßen, sehr fettigen Kuchen. Ein Stück hätte gereicht und als mein Magen sich meldet, dränge ich ein wenig zum Aufbruch, denn ich brauche Bewegung.

Ganz im Osten der Insel gibt es einen Berg, der ist 143 m hoch, dieser Bergrücken fällt zum Meer hin steil ab und dort sind die berühmten Kreidefelsen. Ich war zwar schon mal auf Rügen, aber die Kreidefelsen dort habe ich nie besucht - nur mal von der Fähre aus gesehen. Wir fahren südlich um den Binnensee herum in Richtung Osten. Immer wieder sind kurze aber teilweise giftige Anstiege im Weg. Am Ende wird die Straße zur Sand-/Schotterpiste und steigt mit bis zu 6 % Steigung an. Um die Kreidefelsen zu sehen, müssen wir auch die Piste verlassen und auf MTB- Pfaden durch den Wald. Mir fehlt jetzt ein bißchen die Kraft dazu und die 6 bar Luft in meinen Reifen sind auch nicht so komfortabel. Aber die Aussicht belohnt für diesen Abstecher in den Wald.

Auf dem Rückweg haben wir endlich auch mal Gegenwind. Wellig im Zickzackkurs fahren wir wieder, dieses Mal von Norden kommend, durch Stege. Wir wollen die Insel auf der historischen Fähre "Ida" verlassen und diese vermuten wir im Süden der Insel in Harbölle Havn. Ich hatte mir die Abfahrzeiten gemerkt, immer 15 nach, und so machten wir am Ende einen Fährensprint, um nicht eine Stunde warten zu müssen. Leider gab es die Fähre in diesem Hafen nicht - eine Karte, die mir jemand beim Hafenimbiss zeigte, gab Aufklärung: Wir müssten Mön über einen Damm zur Insel Bogö verlassen und dort gibt es die Fährverbindung von der Stadt Bogö nach Stubbeköbing auf Falster.

Ein kurzfristiges Motivationsloch war schnell überwunden, als wir auf dem Damm fahrend, die Fähre kommen sehen. Am Ende ist die Fähre doch ein paar hundert Meter vor uns am Anleger - bleibt dort aber noch eine halbe Stunde liegen: "Du hast noch Zeit etwas zu essen!" erkennt der Fährmann meinen Zustand richtig. Die Zubereitung des riesen BOgö-Burgers dauert nur 5 Minuten - genau richtig zu diesem Zeitpunkt. Dazu ein alkfreies Bier, zum Nachtisch ein Eis und die Randonneurswelt ist wieder in Ordnung. Klaus begnügt sich mit Eis (3 Kuglen) und 2,5 Liter Cola.

Auf der kleinen Insel ist es deutlich kühler geworden. Wir genießen die Überfahrt. 14,8 km/h schafft diese Fähre trotz des hohen Alters. Diese 2. Etappe auf der Insel Mön bis zur Fähre hatte ca. 100 km - meine 2. Trinkflasche war leer geworden, jedoch hatte ich vergessen aufzufüllen, so sehr war ich mit dem Burger beschäftigt.

Die letzte Etappe von Stubbeköbing über Nyköbing sollte ca. 70 km lang sein. Ich machte den Vorschlag, auf der Hauptstraße zu bleiben und nicht auf dem Track, weil ich gerne wie am Anfang Strecke machen wollte. Ich liebe ja diese langen Geraden - Wirtschaftswege kann ich auch in OH fahren.

Bis Nyköbing fuhren wir also wieder, als wäre ein Peloton hinter uns her. Wieder wedelten wir mit dem Ellbogen, um einen Führungswechsel anzuzeigen, wie wir es bei Sagan abgeschaut haben, nur fuhren wir nicht einhändig auf dem Hinterrad über die Ortsschildlinie.

Zwischendurch hatte ich immer wieder an meiner Trinkflasche gesaugt, bis zum Schluss nicht mal mehr Tropfen hinaus kamen. Ab Nyköbing folgten wir wieder dem Track, ZickZackkurs - dafür ohne Autoverkehr. Die Straßen gehörten quasi uns. Ich fuhr in diesem Abschnitt mehr und mehr am Hinterrad. Eine Eisenbahnbrücke war nicht mehr da - wir trugen die Räder über die Gleise und anschließend meldete Klaus einen Platten am Hinterrad an. Ich nutzte die Gelegenheit bei einem Bauernhof nach Wasser zu suchen. Niemand zu sehen - auch nicht, als ich mich vorsichtig, nach Hunden Ausschau haltend, hinter das Haus traue. Niemand da - nur ein paar Kühe im Stall. Ich nehme einen da hängenden Schlauch - es ist noch etwas Druck drauf - und kann eine halbe Flasche füllen.

Nachdem Klaus wieder abfahrbereit war, schaute ich auf die Karte seines Navi's und stellte fest: "Noch geschätzt 16 km und eine 3/4 h bis zur Abfahrt der Fähre." Wieder starteten wir ein Paarzeitfahren - vorne bis zur Erschöpfung - dann Wechsel - und so weiter. So eine Fähre kann noch mal die letzten Kräfte mobilisieren. Ab Rödby sind es noch 5 km bis Rödbyhavn - ich zähle die Minuten herunter. Am Schalter ist es 18:59 und Punkt 19:00 Uhr stehen wir an der Wartelinie....zur nächsten Fähre. Der aktuelle Track zeigte heute, es waren 23 km!

Eine schöne, abwechslungsreiche Tour.

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