Critical Mass Hamburg 6/2013, Fischmarkt (Bericht + Bilder)

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Helmut
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Critical Mass Hamburg 6/2013, Fischmarkt (Bericht + Bilder)

Beitragvon Helmut » 29.06.2013, 14:47

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<b>Critical Mass Hamburg im Juni 2013
Auf der Reeperbahn nachts um halb zehn…</b>


Es hat mir wieder viel Freude gemacht, die Critical Mass Hamburg mitzufahren. Es ist ein schönes Gefühl mit über tausend Leuten radelnd für eine bessere Radwegepolitik einzutreten. Spaß machte es mir besonders, weil viele HFS-Foris mit dabei. Großartig war es, wie die Leute vom Polizeikommissariat 17 die Route für uns absicherten, obwohl sie die wie alle nicht kannten, nur erahnen konnten. Leider ich habe mich auch geärgert, über einzelne Teilnehmer, die auf Krawall gegen Autofahrer oder die Polizei gebürstet waren.

Wie immer war mir vorher die Zeit knapp geworden, verpasste leider das erste Bike-up. Neuerdings werden vor und nach der CM die Räder gen Himmel gereckt. Immerhin reichte es zu einem kurzen Hallo mit vielen Bekannten. Margret hatte Arbeitskollegen von Green Peace dabei, die das Geschehen erleben wollen. Von Green Peace kann man viel lernen, vielleicht ja auch Green Peace -dies oder das von der überaus erfolgreichen CM Hamburg?

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Ich fuhr zumeist weit hinten und doch ob dessen enormen Größe mitten im Feld. Von der Polizei bekam ich kaum etwas mit, wunderte mich, dass auch einzeln auf Kreuzungen stehende Polizisten Zufahrststraßen absperrten, fragte deshalb gar einen, ob die Polizei eine neue Strategie fährt oder heute nicht so viele Leute aufbieten kann?

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Fassungslos sah ich dann immer wieder, wie einige große Kreuzungen komplett abgesperrt waren. Auch die sechsspurige Willy-Brandt-Straße

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und die Mönckebergstraße (die Hauptbus-Route) wurde mal eben abgeriegelt, damit unser langer Tross sich passieren konnte.

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Bei der Sternfahrt zum Kirchentag hatte die Absperrung durch ehrenamtliche Sicherheitskräfte nicht annähernd so gut geklappt, obwohl da die Route bekannt war. Auf der Willy-Brandt-Straße fuhr damals ein HHA-Bus urplötzlich mit hohen Tempo derart knapp an meiner Nase vorbei, dass mir der Atem stockte.

Solch brenzliche Situationen entstehen, wenn Lücken im Feld entstehen, durch die Autofahrer „schlüpfen“ wollen. Dagegen hilft die Polizei Hamburg. Nicht nur die. Bei der Größe des Feldes ist es sehr wichtig, dass gecorkt wird. Dabei stellen sich Teilnehmer aus dem Feld einfach quer vor die einmündenden Straßen. Da hinter der CM keine Organisation steht, die ihre Leute dirigieren kann, klappt das nur so gut, wie sich Leute finden, die dem Beispiel anderer folgen.

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Gleich zu Beginn wollte ein Mann mit einem Porsche Panamera durch das dichte Feld fahren. Keine gute Idee. Weil der Corker ihm den Weg verbaute, stieg er wutentbrannt aus. Drei, vier Leute leisteten dem Corker Beistand, aber ich glaube auch so hatte der Panamera-Fahrer in der Zwischenzeit erkannt, dass es besser war die hunderte noch folgenden Radfahrer passieren zu lassen. Genau in dem Moment ruft ein Krawallmacher dem „Verpiss dich“ zu. Ach ja, wohin denn bitte? Geärgert habe ich mich nicht nur über den Dummkopf, auch darüber, dass ich der einzige war, der ihm Missfallen für seine kontraproduktive Äußerung bekundete.

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Es gab leider wenig Musik im Zug. Auch hier ist man auf die Initiative einzelner angewiesen. Der Mann vorne hatte auf seinem Kinderrad noch Platz für einen CD-Player gefunden.

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Geradezu professionell wirkte das Boxenduo, welches auf zwei Hängern nebeneinander hergezogen wurde und über Funk verbunden war. Geile Mucke, super Sound. Habe gehört, dass der Erbauer dieser rollenden Disco Elektroniker sein soll. Ich hoffe, wir sehen und hören dieses Konstrukt noch auf vielen CM.

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Der auf einigen Bildern zu sehende Mann im Astra-Rennkostüm ist Henrik, dem die Lebensfreude aus jeder Pore strömt. Seine Tracht wurde nicht von den Marketing-Strategen bei Astra erdacht, entstand durch private Initiative, wofür es das O.K. der Brauerei gab, mehr nicht. Na ja, vielleicht doch postwendend den ein oder anderen Kasten Bier, völlig verdient.

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Höhepunkte sind für viele (mich nicht) die Fahrt durch den Wallringtunnel

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und das Auslösen der Blitzampel an der Kreuzung am Rödingsmarkt (auch für mich).

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Verunglückt fand ich das Ende der CM vor der Messe. Statt für ein schönes Bike-up-Abschlussbild auf dem riesigen Vorplatz Aufstellung zu nehmen, endete die CM mitten auf einer Kreuzung, behinderte nun stehend zunächst dauerhaft den Verkehr. Das kann die Polizei nicht dulden (ich auch nicht), bat uns freundlich aber bestimmt die Kreuzung zu räumen, was dann auch klappte. Ein schönes Bild entstand in dem Gewirr nicht.

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Nach der CM sprachen erst Harterbrocken, dann ich längere Zeit mit einem zu Recht aufgebrachten Polizisten. Ein Teilnehmer hatte vorne im Feld immer wieder die Polizei provozierend umkreist. Davon ausgehend, dass da vorn auch einige Leute aus dem harten Kern der CM mitfahren, hoffe ich, dass künftig solchen Leuten in Zukunft noch klarer gezeigt wird, dass sie bei der CM nicht willkommen sind.

Umgehauen hat mich, wie der Polizist von Waffen bei der CM sprach. Es wurde zwar niemand wurde damit bedroht, aber es ist nicht akzeptabel – nicht auf der CM oder sonst wo - , dass Leute Messer als „Deko“ (?) tragen. Sieht man so etwas bei der CM wieder, führte es zwangsläufig dazu, dass die Polizei diese Leute aus dem Feld heraustrennen muss, was sicherlich zu Missverständnissen und Unmut führen würde.

Das klingt dramatisch, diese CM aber war es nicht. Die Teilnahme an einer CM ist ungefährlich und die Polizei Hamburg hat daran großen Anteil. Unterm Strich war es somit wieder ein Spaß, den ich mir auch im Juli gönnen werde, wie immer am letzten Freitag im Monat.

Hier meine aus über 370 Aufnahmen ausgewählten

<a target="_blank" href="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... .html">163 Bilder von der Critical Mass Hamburg</a>.

Weitere Bilder gibt's bei Malte auf der CM-Seite:

http://www.criticalmass-hamburg.de/foto ... juni-2013/

Helmut

<img src="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... %20224.JPG">

Bild ganz oben: Malte Hübner, Critical Mass Hamburg
Bild ganz unten: mad.mat
Zuletzt geändert von Helmut am 01.07.2013, 01:49, insgesamt 4-mal geändert.
Wenn's um die Wurst geht, sollte man gut abschneiden.
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Harterbrocken
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Beitragvon Harterbrocken » 29.06.2013, 23:31

Kühl war's. Und wieder cool. Trotz niedriger Temperaturen wurden weit über 1000 Mitfahrer gezählt, die 32 Kilometer entspannt durch die Stadt rollten. Gefallen hat mir, daß wir weit in den Westen nach Altona und Ottensen gefahren sind - mal was Neues. Gefallen hat mir auch, daß mit Brimore, mad.mat, Deichfahrer, Ötzy und Helmut viele HFSler dabei waren. Oder waren da noch mehr? Ottoerich vielleicht?

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Gefallen hat mir nicht, dass die CM dieses Mal auf der vielbefahrenen Kreuzung vor dem Fernsehturm ihr Ende nahm. Was soll das? Warum mitten auf der Straße? Der Platz vorm Turm wäre besser gewesen. Für die entnervte Fahrerin in ihrem Mini, Baujahr 87 (der Mini, nicht die Dame), habe ich Verständnis. Sie wollte nach 16 Stunden Arbeit nur nach Hause und steckte wie viele andere in der überflüssigen CM-Kreuzungsblockade fest. Die Arme. Der Polizei erschweren wie so nur den ohnehin schon harten Job. Aber leider scheint es einigen genau darum zu gehen. Schade!

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Ketsch
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Beitragvon Ketsch » 30.06.2013, 11:55

Harterbrocken hat geschrieben:Aber leider scheint es einigen genau darum zu gehen. Schade!
Ja, leider. Das und auch einige Eindrücke der CM im Mai haben bei mir dazu geführt, dass ich (im Moment) eher nicht mehr mitfahre.
Sich für (mehr) Radverkehr einzusetzen ist wichtig, die Frage des wie ist aber ebenso wichtig.

Grüße
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Beitragvon Grotefend » 30.06.2013, 13:22

Harterbrocken hat geschrieben:Gefallen hat mir nicht, dass die CM dieses Mal auf der vielbefahrenen Kreuzung vor dem Fernsehturm ihr Ende nahm. Was soll das? ... Aber leider scheint es einigen genau darum zu gehen. Schade!
Und genau dieser konfrontative Touch ist es, warum ich niemals an einer CM teilnehmen werde (jedenfalls solange die selbstgerechte Attitüde "Wir sind die Guten und dürfen alles - Alle anderen haben sich unserem Willen zu beugen!" vorherrscht). Auch als Mitläufer bin ich Mittäter, ganz gleich, ob gewollt oder nicht.
Sonne in den Speichen sieht nur, wer sein Rad bewegt.
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Beitragvon Schattenfell » 30.06.2013, 18:34

Grotefend hat geschrieben:Und genau dieser konfrontative Touch ist es, warum ich niemals an einer CM teilnehmen werde
Deine Entscheidung.

Ich lasse mir nicht von den fünf Prozent Idioten, die es in jeder Gruppe gibt, so etwas verderben, zumal die 95 Prozent Nicht-Idioten durchaus bemüht waren, die Fahrbahn anschließend schnell zu räumen.

Nun habe ich trotzdem fünf Minuten lang über deinen Beitrag nachgedacht, aber wie ich es auch argumentativ drehe oder wende: Eigentlich dürftest du doch gar nicht aufs Rad steigen, weil du als Radfahrer in den heutigen verramsauerten Kampfradler-Zeiten sowieso einen gewissen konfrontativen Touch mit auf die Straße bringst.
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Beitragvon Harterbrocken » 30.06.2013, 19:33

Schattenfell hat geschrieben:Eigentlich dürftest du doch gar nicht aufs Rad steigen, weil du als Radfahrer in den heutigen verramsauerten Kampfradler-Zeiten sowieso einen gewissen konfrontativen Touch mit auf die Straße bringst.
Wie bitte? Jetzt hast Du aber wohl ein bisschen zu viel und zu lang nachgedacht und offenbar einen Synapsen-Kurzschluss in Deinem Hirn verursacht. Oder waren die fünf Minuten möglicherweise doch zu kurz? Bleib locker. Ein konfrontativer Habitus wird nur von einigen wenigen auf die Straße gebracht. Das Gros der Radfahrer fährt weitgehend regelkonform. Damit meine ich nicht die CM, sondern den normalen Radleralltag. Lass den Ramsauer reden. Warum, bitte schön, bringt Dich sein Kampfradler-Zitat so auf die Palme? Dass ausgerechnet Du Dich angesprochen fühlst, kann ich mir nun beim besten Willen nicht vorstellen.

Übrigens: Es gibt auch glühende Fußballfans, die kein Stadion betreten, weil sie keinen Bock auf Hooligan-Stress haben. Das finde ich okay. Nach Deinem Argument würde aber auch der friedlichste Fan für bestimmte Kreise zu einem gefährlichen Bengalo-Chaoten.

Lieber Schattenfell, denk doch noch mal nach.
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Beitragvon Schattenfell » 30.06.2013, 20:20

Harterbrocken hat geschrieben:Ein konfrontativer Habitus wird nur von einigen wenigen auf die Straße gebracht.
Einigen wir uns mal auf fünf Prozent der Radfahrer.
Harterbrocken hat geschrieben:Das Gros der Radfahrer fährt weitgehend regelkonform. Damit meine ich nicht die CM, sondern den normalen Radleralltag.
Es spielt überhaupt gar keine Rolle, ob die meisten Radfahrer regelkonform fahren oder nicht. Unter dem Aspekt eines konfrontativen Touches ist jeder Radfahrer ein Provokateur, weil es immer jemanden gibt, der leider meistens hinter dem Steuer sitzt, der sich an etwas stört. Ich spare mir jetzt, ein Dutzend Beispiele aufzuzählen, es geht mir dabei zum Beispiel um die im deutschen Straßenverkehr offenbar hochbrisante Radweg-Diskussion und Helmpflichten und Fahrrad-Kennzeichen und die Steuern, die wir als Radfahrer angeblich nicht zahlen.

Müsst ihr euch so einen Schwachsinn nie an der roten Ampel durchs Beifahrerfenster anhören? Ich kann nach jeder Critical Mass Dutzende solcher Weisheiten aus meinem Posteingang kehren, der meiste Kram ist nicht mal zitierfähig und hin und wieder auch schon strafrechtlich relevant.

Aber wenn wir selbst jetzt schon argumentieren, als Einzelner für das Verhalten einer Gruppe von über tausend Teilnehmern verantwortlich zu sein, dann fällt es mir eben schwer, da eine Grenze zu ziehen. Wenn ich mich zu den vermummten Krawallmachern in die Schanze stelle, dann kann ich eine solche Logik noch nachvollziehen.

Ich fühle mich als Besucher des Hafengeburtstages allerdings weder für den Müll verantwortlich, den die Leute da hinterlassen, noch die ganzen Schlägereien, die bei solchen Festen obligatorisch sind. Und ich kann auch bei einer der vielen Freiheit-statt-Angst-Demonstrationen mitlaufen, obwohl mittendrin unter tausenden Teilnehmern ein paar Dutzend Vertreter des so genannten schwarzen Blockes herumgeistern.

Wenn Grotefend aber nun sagt, er könne bei einer Critical Mass nicht dabei sein, weil einige auf Konfrontationen mit Kraftfahrern aus sind oder vielleicht auch gerne mit der Polizei Katz und Maus spielen wollen und Grotefend sich dann mit verantwortlich fühlt, immerhin ja schon den Begriff des Mittäters verwendet, dann kann ich das nicht so sauber einordnen wie den Hafengeburtstag oder eine Wasserwerfer-Beulerei in der Schanze. Anders als noch vor zwei Jahren oder vielleicht auch im letzten Jahr sind wir uns ja mittlerweile einig, dass ein Großteil der Teilnehmer absolut friedlich ist, insofern ist eine Critical Mass nun mal keine Krawall-Veranstaltung.

Und mal blöd gefragt: Vermutlich gibt’s ja auch bei einer größeren RTF ein paar Idioten. Und seit den ganzen Doping-Geständnissen der Tour de France fährt jedem Radrennen der schwere Schatten des Dopings hinterher, obwohl ich davon ausgehe, dass bei lokalen Radrennen die Teilnehmer mit zusätzlichen Substanzen in der argen Minderheit sind. Aber trotzdem wird niemand sagen, nein, ich kann bei einer RTF oder einem Radrennen nicht mitmachen, weil es dort Idioten gibt und ich dann ein Mittäter bin. Spätestens wenn dann eine Straße für den Kraftverkehr gesperrt wird, dürfte es mit dem gesellschaftlichen Verständnis nicht mehr weit her sein.

Trotzdem sagt Grotefend, er wäre ein Mittäter, wenn am Schluss der Platz vor dem Fernsehturm nicht zügig freigegeben wird. Unter dem Aspekt, dass aber ein Großteil der Leute die Fahrbahn mehr oder weniger schnell verlassen hat, bleiben aber nur noch besagte fünf Prozent Idioten übrig, die es nun mal überall gibt.

Wenn er sich bei der Critical Mass für solche Leute mitverantwortlich fühlt, dann frage ich mich andersherum, warum er denn nicht auch dafür verantwortlich ist, wenn ein anderer Radling über eine rote Ampel fährt. Mir fällt es schwer, das abzugrenzen.

Zurück zu dem, was ich eingangs meinte: Es kennt eben auch keiner die Verkehrsregeln so genau und das sehe ich durchaus als ein großes Problem des Radverkehrs. Nicht insofern, dass sich die Radfahrer nicht an rote Ampeln hielten oder auf der linken Straßenseite fahren, was ihnen jedes Mal wieder vorgehalten wird, sondern eher unter dem Aspekt der Provokationen: Es ist einem Kraftfahrer überhaupt nicht zu vermitteln, warum man einen qualitativ schlechten und womöglich aufgrund seiner ganzen Mängel gefährlichen Radweg nicht befahren möchte — in den meisten Cockpits ist jeder Radfahrer, der trotz Radweg auf der Fahrbahn fährt, ein Provokateur und trägt damit zum schlechten Image des Radverkehrs in unserer Gesellschaft bei.

Leider ist aber auch jeder, der an einigen radweglosen Straßen nicht ordnungswidrig den Gehweg befährt und auf diese Weise angeblich den Verkehr behindert, ein Provokateur. Und unterhalte dich mal mit den Anliegern einer für den Radverkehr in Gegenrichtung freigegebenen Einbahnstraße, was die von uns Radfahrern halten: Ich habe das mal gemacht und musste feststellen, dass ein Großteil der Leute gar keine Ahnung hatte, dass Radfahrer hier in Gegenrichtung fahren durften, sich aber trotzdem fleißig über die vielen Kampfradler echauffierten, die ihnen entgegen radelten.

Wenn ich mich also daran störe, dass es bei einer Critical Mass ein paar Idioten gibt und dann im meine Überlegung einberechne, dass in Deutschland sogar regelkonformes Verhalten auf dem Rad als Kampfradelei abgetan wird, dann heißt es für mich, ich dürfte in unserem Land gar nicht aufs Rad steigen, weil sich immer schnell jemand findet, dem mein Verhalten nicht gefällt. Entweder sage ich dann, okay, ich bin nicht dafür verantwortlich, wenn sich bei einer weitestgehend ordentlichen Veranstaltung ein paar Leute oder fünf Prozent der Teilnehmer daneben benehmen, und kann dann den Spaß genießen, den man ja laut einiger Berichte hier im Forum offenbar dort haben kann oder ich kann konsequenterweise auch nicht am Radverkehr teilnehmen, weil ich dann für die übrigen Verkehrsteilnehmer ständig und überall Mittäter bin, obwohl ich eigentlich gar nichts falsch gemacht habe.

Ich könnte Grotefends Argumentation vor zwei Jahren oder vielleicht auch letztes Jahr noch nachvollziehen, als es noch ein paar mehr Verhaltensauffällige gab, aber die Krawallmacher haben wir ja nun allesamt rausgeekelt.

Wir, also Grotefend und ich, hatten diese Diskussion ja schon im letzten Jahr und werden uns da wohl nicht einig werden.
Übrigens: Es gibt auch glühende Fußballfans, die kein Stadion betreten, weil sie keinen Bock auf Hooligan-Stress haben. Das finde ich okay. Nach Deinem Argument würde aber auch der friedlichste Fan für bestimmte Kreise zu einem gefährlichen Bengalo-Chaoten.
Genau das passiert doch aber gerade. Man kann sich gar nicht mehr als Fan eines ostdeutschen Zweitligisten outen, ohne gleich blöde Hooligan-Witze zu hören. Schon ein St.-Pauli-T-Shirt provoziert die entsprechenden blöden Sprüche. Ein paar Kommilitonen von mir gehen aus ebenjenen Gründen gar nicht mehr ins Millerntorstadion, aber die blöden Sprüche bekommen sie trotzdem ab.
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Harterbrocken
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Beitragvon Harterbrocken » 30.06.2013, 20:50

Puh, danke für Dein langes Statement, das in der Tat viel Wahres enthält. Ich finde, das ist Stoff für eine Podiumsdiskussion - live und in Farbe. Mittäter? Sippenhaft? Über diese Fragen lässt sich prâchtig streiten.

Ich gebe Dir recht: Die Krawallmacher sind (fast) weg oder trauen sich nicht mehr. Gut so. Trotzdem radelt die CM auf einem schmalen Grad. Frag mal die Polizei, vulgo Rennleitung. Admin Helmut hat dazu auch beachtenswerte Gespräche geführt...

<img src="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... %20372.JPG">

Einige Kommentare auf FB etc. stimmen mich nach wie vor nachdenklich. Ich finde, wir haben Riesenglück mit dem Verhalten der Hamburger Polizei. Trotzdem gibt es Teilnehmer, die die Beamten weit weg wünschen. Warum?

Wie auch immer: Es sollte unser aller Bemühen sein, selbst Skeptiker wie Grotefend von der CM zu überzeugen. Das ist doch ein lohnenswertes Ziel, oder?
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Beitragvon Schattenfell » 30.06.2013, 21:17

Harterbrocken hat geschrieben:Puh, danke für Dein langes Statement, das in der Tat viel Wahres enthält. Ich finde, das ist Stoff für eine Podiumsdiskussion - live und in Farbe. Mittäter? Sippenhaft? Über diese Fragen lässt sich prâchtig streiten.
Wir sind auch gerade vom eigentlichen Thema viel weiter weg als gedacht, eine philosophische Diskussion wollte ich nun eigentlich nicht eröffnen. Ich will mich jetzt auch nicht schon wieder mit Grotefend streiten und mir seine kürzlich erworbene Sympathie wieder verspielen.

Meine erste Critical Mass, die übrigens vor ziemlich genau zwei Jahren stattfand, habe ich ja mit einem ähnlichen Resultat verlassen: Alle verrückt, alle lebensmüde, nie wieder. Zwei Tage später habe ich mit einer Wordpress-Installation die Webseite hochgezogen. Damals wollte ich aber eigentlich nie wieder bei einer Critical Mass mitfahren, denn die Quote der „verhaltensauffälligen Teilnehmer“ lag damals nicht irgendwo bei fünf Prozent, sondern eher bei 35. Damals waren noch viel mehr von diesen Leuten mit dabei, die kein Geheimnis daraus machten, vor allem auf Krawall aus zu sein. Damals hatte ich durchaus ähnlich wie Grotefend argumentiert und wollte bei einer solchen Veranstaltung nicht teilnehmen.

Inzwischen denke ich mir allerdings: Wenn ich nun ernsthaft wegen der paar Chaoten an einer Critical Mass nicht teilnehmen möchte, dann müsste ich so konsequent sein und auch andere Sachen bleiben lassen. Insbesondere wenn ich mir jetzt den Schuh mit der Verantwortung anziehe, dürfte ich gar nicht mehr aufs Rad steigen, weil ich dann den Kindern kein Vorbild bin, fahre ich doch manchmal ohne Helm und ignoriere so manchen Radweg.

Dabei ist es natürlich jedem unbenommen, einfach keine Lust auf eine Critical Mass zu haben und deshalb zu Hause zu bleiben. Ich habe zum Beispiel auf solche Alleycats keine richtige Lust, wobei ich da auch eher einer solchen Mittäter-Argumentation folgen kann, denn was die Verkehrsregeln angeht, geht’s da ja schon eher unschön zur Sache.

Aber ich find’s eben schade, eine eigentlich spaßige Tour auf ein paar Teilnehmer zu reduzieren, die am Ende nicht die Fahrbahn räumen wollten oder unterwegs im Gegenverkehr gefahren sind.
Harterbrocken hat geschrieben:Einige Kommentare auf FB etc. stimmen mich nach wie vor nachdenklich. Ich finde, wir haben Riesenglück mit dem Verhalten der Hamburger Polizei. Trotzdem gibt es Teilnehmer, die die Beamten weit weg wünschen. Warum?
Es gibt eben verschiedene Meinungen und das ist vollkommen in Ordnung so. Ich persönlich bin der Rennleitung trotz vieler schlechter Erfahrungen eher positiv gegenüber eingestellt und finde es nicht sonderlich schlimm, dass uns die Peterwagen während der Fahrt begleiten.

Andere Radfahrer bleiben der Tour gerade wegen der Polizeibegleitung fern, weil sie das gar nicht abkönnen. Und — zum Glück — fehlen uns inzwischen auch bestimmt hunderte Teilnehmer, denen unsere Touren zu langweilig sind, weil’s nie Krawall und Prügelei gibt. So eine Critical Mass hat eben auch eine begrenze Zielgruppe und in der findet sich nun mal längst nicht jeder wieder — das ist auch vollkommen in Ordnung.
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Beitragvon Deichfahrer » 30.06.2013, 22:26

Diese CM war die Premiere für mich gewesen. Hatte mir schon immer vorgenommen, dort mit zu fahren und das hat auch endlich geklappt. Anstatt mit dem Rennrad bin ich bin dem MTB gekommen. Am Treffpunkt bekannte Gesichter getroffen und ich konnte einige ulkige Räder bestaunen.

<img src="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... %20020.JPG">

Die Fahrt quer durch die Innenstadt fand ich cool und meine Fahrt war sehr entspannt. Diese CM war für mich Neuland und nach meiner Wahrnehmung empfand ich diese Tour als angenehm. Dagegen die Autofahrer konnte man in den Gesichtern ansehen, dass sie nicht so glücklich waren über diese Veranstaltung. Um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen, sollte man sich doch mehr in der Citylage aufhalten. Die Tour nach Bahrenfeld - Altona fand ich nicht so gut.

Die CM in Hamburg würde ich wieder mitfahren.

<img src="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... %20019.JPG">
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Beitragvon Helmut » 01.07.2013, 01:37

Ihr Lieben,

freut mich, dass Ihr bei all den unterschiedlichen Standpunkt - nach meinem Eindruck und ich hoffe, ich täusche mich nicht - dem Vertreter eines anderen nicht verbal "an die Gurgel geht". Bei der all der Diskussion wird es niemals gelingen, dass alle einer Meinung sind, egal welche vermeintlich zwingenden Argumente man auffährt.

Wäre doch langweilig, wenn alle alles gleich sehen würden. Wichtig ist, den anderen zu respektieren. Auch wenn an sich gar nicht auf eine Meinung verständigen kann, kann man sich verstehen. Bei den Angel-Sachsen gibt es dafür den schönen kleinsten gemeinsamen Nenner, "We agree, we don't".

In der Zwischenzeit hab ich auch zu Eurer Anregung meinen bebilderten Bericht ganz oben in diesem Fred eingefügt.
Wenn's um die Wurst geht, sollte man gut abschneiden.
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Beitragvon ottoerich » 01.07.2013, 13:00

Harterbrocken hat geschrieben: [...] Oder waren da noch mehr? Ottoerich vielleicht [...]
Aber immer!

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Notabene: Besuche im Fußballstadien sind eines der sichersten Angelegenheiten überhaupt. Ich weiß das. :)

Und die Blockade des Verkehrs findet aller Orten und stets statt. Das schafft der Automobilverkehr auch ganz alleine. Das eine Abschlusszeremonie der Radfahrer dann auch einmal dazu beiträgt, halte ich für unproblematisch.

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