1279 km Brevet Die große Bayern Rundfahrt (Bericht+Bilder)
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1279 km Brevet Die große Bayern Rundfahrt (Bericht+Bilder)
<b>1.279 km Brevet Die große Bayern Rundfahrt
Protokoll des Scheiterns</b>
<b>Vorfeld</b>
Ich hatte im Vorfeld schon mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Seit den 24 Stunden von Nortorf bin ich die dort aufgetretenen Knieprobleme und einen Schmerz unterhalb des Sprunggelenks nicht vollständig wieder los geworden. Zudem galt es, rechtzeitig vor dem Start eine Dornwarze unter meinem linken Fuß wieder los zu werden. Und da ich regelmäßig mit ziemlichen Sitzbeschwerden zu kämpfen habe, war also ein Teil meines Rucksacks schon mit einer Reiseapotheke belegt: Pferdesalbe gegen die Gelenkprobleme und Sterilium und Melkfett zur Pflege der Sitzfläche. Außerdem hatte ich geplant, alle 250-270 km die Hose zu wechseln, um den Sitzproblemen aus dem Weg zu gehen.
Nun ja, zumindest die technische Abnahme am Sonntag bereitete keine Probleme.
<IMG src="http://www.bilder-hochladen.net/files/b ... 2-32bb.jpg" width="750">
<b>1. Teilstück: Osterdorf-Wertingen (83 km)</b>
Mit Rumm-Tata und Blasmusik verabschiedete Osterdorf uns am Montag um 10.00 Uhr auf die 1.279 km lange Strecke.
<IMG src="http://www.bilder-hochladen.net/files/b ... 4-ad61.jpg" width="750">
Ich hatte den Zielpunkt für den Track falsch angegeben und mein Garmin wollte mich ständig wieder zurück schicken. Aber das war hier ja noch kein Problem. Der Track selbst war gut erkennbar und es waren noch genügend Teilnehmer um mich herum, so dass immer klar war, wo es lang ging.
Der Wetterbericht und auch der Blick zum Himmel hatten einen schönen und sonnigen, also auch viel zu heißen Tag angekündigt. Aber Starkregen mit taubeneiergroßen Hagelkörnern wäre auch nicht schön gewesen – norddeutsches Schmuddelwetter gibt es ja leider nicht auf Bestellung. So kamen wir jedenfalls beim ersten Anstieg bereits ins Schwitzen.
<IMG src="http://www.bilder-hochladen.net/files/b ... 3-d2dd.jpg" width="750">
Aber das erste Teilstück war kurz, Angelboot bereits wieder am Aufbrechen und auch ich ließ nur kurz stempeln, füllte die Flaschen auf und schmierte die Sitzfläche. Nachdem ich auch noch meinen Track korrigiert hatte, ging es dann auf das
<b>2. Teilstück: Wertingen-Illertal Ost (87 km)</b>
Keine besonderen Vorkommnisse. Es geht durch schöne Gegenden und ist immer noch sonnig und warm. So warm, dass meine Trinkvorräte schneller als erwartet zu Ende gehen. Und irgendwie ist die Streckenplanung nicht so, dass eine problemlose Versorgung sichergestellt ist. Also lasse ich mir bei einer Ortsdurchfahrt bei einer netten Familie meine Flaschen wieder befüllen. Irgendwie hatte ich allerdings den Eindruck, als glaubten sie nicht ganz, was ich vorhatte. Oder sie zweifelten an meinem Geisteszustand.
Kurz vor Erreichen der Raststätte Illertal Ost kam mir dann wieder Angelboot entgegen, der schon gestempelt hatte. Obwohl die Kunstraststätte hübsch anzusehen ist, ist der verlangte Kunstzuschlag doch schon erheblich. Mit 3,65 € für die 1,5 L Mineralwasserflasche war hier die teuerste Neubefüllung meiner Trinkflaschen fällig.
<IMG src="http://www.bilder-hochladen.net/files/b ... 5-d09b.jpg" width="750">
Bei diesem Preisniveau hielt ich mich, nach der Sitzflächen- und Gelenkpflege, auch nicht weiter auf, sondern machte mich auf das
<b>3. Teilstück: Illertal Ost – Roßhaupten (105 km)</b>
Es ging wieder durch schöne, aber einsame Gegenden.
<IMG src="http://www.bilder-hochladen.net/files/b ... 6-fbd7.jpg" width="750">
So ganz allmählich hätte ich mir eine Versorgungsmöglichkeit in Form eines Supermarktes oder wenigstens einer Tankstelle mit angeschlossenem Shop gewünscht. Stattdessen gab es aber nur abseits gelegene Bauernhöfe und grasende Kühe. Und da es allmählich auf die erste Nacht zuging, machte ich mir Gedanken, wie ich denn meine Versorgung mit Wasser und Futter sicherstellen wollte, wenn all die rechtschaffenden Bayern erst einmal zu Bett gegangen waren.
All diese ketzerischen Gedanken zwangen mich dazu, meinen sorgsam auf 5 kg eingewogenen Rucksack mit 2 kg Extragewicht zu belasten, als ich endlich einen Tankstellen-Shop erreichte. So beschwert, setzte ich meine Reise fort. Kurz vor Einbruch der Nacht liessen sich dann auch die Alpen sehen.
<IMG src="http://www.bilder-hochladen.net/files/b ... 7-28dd.jpg" width="750">
Dann fiel der Vorhang und es ging im Dunkel weiter. Mir sollte es recht sein, denn eigentlich liebe ich die Nachtfahrten, zumal die Nacht dieses Mal auch sehr angenehme Temperaturen bescherte. Kurz vor 22.00 Uhr erreichte ich Roßhaupten. Angelboot, der gerade sein Mahl beendet hatte und aufbrechen wollte, empfahl die Bolognese. Da auch ein genaues Studium der Speisekarte keine Schweinepfoten, Schweineohren oder wenigstens ein original englisches Frühstück mit Speck und Spiegeleiern zu Tage förderte, folgte ich seinem Ratschlag.
Die anschließende Pflegeeinheit dehnte ich wegen der Verfügbarkeit eines Separees (Toilette) etwas aus, bevor ich das längste
<b>4. Teilstück: Roßhaupten – Spitzingsee (168 km)</b>
in Angriff nahm. Mittlerweile war es ja Stockdunkel. Ich folgte nur noch dem Track, allerdings wusste ich auch, dass mit Murnau eine etwas größere Stadt zu durchqueren war und hoffte auf eine Tankstelle, an der ich wenigstens Mettwürstchen oder Frikadellchen kaufen konnte, falls es später keine Versorgungsmöglichkeit mehr geben sollte. Aber leider gab es auch in Murnau nichts.
Danach ging es Richtung Kochel. Diese Gegend kannte ich aus einem viele Jahre zurückliegenden Aufenthalt und ich bedauerte sehr, dass ich hier wegen der Dunkelheit keine Fotos machen konnte.
Da es einige Möglichkeiten gab, Richtung Bad Tölz abzukürzen, wunderte ich mich ein wenig, dass auf der Brevetkarte nicht wenigstens eine Kontrollfrage gestellt war, die man nur am Walchensee hätte beantworten können. Denn es ist zwar richtig, dass diejenigen, die auf einem solchen Brevet abkürzen, eigentlich nur sich selbst betrügen – allerdings habe ich mir sagen lassen, dass es auch Menschen gibt, die den Selbstbetrug zu ihrem primären Ziel erklärt haben.
Na ja, als ich dann irgendwann die Lichter des Walchenseekraftwerkes sah, ließ ich auch meinen Navi aus den Augen und fuhr einfach darauf zu – nur um festzustellen, dass der Track doch anders verlief. Also noch einmal zurück und auf Umwegen auf Kochel zu. Ich habe es trotz der Dunkelheit genossen, irgendwie sah ich die Landschaft vor meinem geistigen Auge. Der Aufstieg zum Walchensee fiel mir wesentlich leichter, als ich es erwartet hatte, lediglich die Umrundung des Sees ließ mich wiederum bedauern, dass mir wegen der Dunkelheit viele schöne Motive entgingen.
Die Nacht war mittlerweile weit fortgeschritten, mir wurde zwar nicht müde, aber kalt. Also legte ich an einer Bushaltestelle einen kleinen Zwischenstopp ein und zog so ziemlich alle Klamotten, die ich im Rucksack mitgenommen hatte, an. So wurde wenigstens der Rucksack leichter und ich konnte noch eine zusätzliche Pflegeeinheit einlegen - mittlerweile nahmen nämlich leider auch meine Gelenk- und Sitzbeschwerden wieder zu.
In Bad Tölz gab es an der einzigen offenen Tanke noch einen Zwischenstopp mit Kaffee und Dehnübungen usw. Überhaupt war wohl das einzige Problem, dass ich nicht hatte, die Müdigkeit – ansonsten tat alles weh. Jedenfalls hatte ich keinen Bedarf an dem angebotenen Schlafplatz in der Waschhalle, und da auch der Morgen graute, fuhr ich weiter zum Tegernsee, um den Anstieg zum Spitzingsee anzugehen.
<IMG src="http://www.bilder-hochladen.net/files/b ... 8-35f4.jpg" width="750">
Vor dem Anstieg legte ich noch einige Klamotten ab, da ich erwartete, dass mir im Anstieg ziemlich warm werden würde. Allerdings waren die Temperaturen eher dazu geeignet, mich trotz der Anstrengungen frösteln zu lassen, es wurde doch nicht so schnell wärmer, wie ich erwartet hatte. Dazu kamen leichte Orientierungsschwierigkeiten, weshalb ich einige Male anhalten musste.
<IMG src="http://www.bilder-hochladen.net/files/b ... 9-d1fe.jpg" width="750">
Dennoch erreichte ich um 7:48 Uhr die Albert-Spitzing-Hütte. Wie ich später erfahren sollte, genau die Zeit, an der der Schnellste an der nächsten Kontrollstelle in Waging, 124 km weiter, stempelte.
Nach einem kurzen Frühstück und der üblichen Pflegeeinheit ging es weiter auf das
<b>5. Teilstück Spitzingsee – Waging am See (124 km)</b>
Kurz nach der Vorbeifahrt am Spitzingsee ging es über den Spitzingsattel direkt in eine rasante Abfahrt. Die Beine haben es gedankt . Danach eher flach nach Bayrischzell um direkt den Anstieg zum Sudelfeld anzugehen, 3,5 km mit 10-12 % Steigung. Nach 460 nicht immer flachen Kilometern auch nicht wirklich lustig.
Nach der anschliessenden Abfahrt führte uns der Weg dann zu unseren österreichischen Nachbarn, auch daran erkennbar, dass auf meinem Garmin keine Karte mehr erkennbar war. Aber das war nur ein kleiner Schlenker, und schon bald ging es wieder durch das nördliche Bayern. Wie schon am Vortag begleitete uns eine breit lachende Sonne (oder war es ein hämisches Grinsen ). Der Schmerz in meinem linken Knie hatte während dieses Teilstücks beständig zugenommen und so spielte ich bei meiner Ankunft in Waging mit dem Gedanken, diese Fahrt aufzugeben. Aber in Waging hatten wir ja Zugriff auf unsere Gepäckbeutel, ich konnte also meine Reiseapotheke wieder auffüllen, schön duschen und neue Klamotten anziehen. Dementsprechend nahm ich nach einem guten Essen und einem kurzen Schlaf, nicht einmal so sehr wegen Müdigkeit, eher um der prallen Sonne zu entgehen, meine Fahrt auf dem
<b>6. Teilstück Waging am See - Wörth an der Isar (127 km)</b>
wieder auf. Die Route führte uns über knackige Anstiege, teilweise auf einem erneuten Abstecher nach Österreich.
<IMG src="http://www.bilder-hochladen.net/files/b ... a-f033.jpg" width="750">
Nach Burghausen geht es allerdings entlang einer größeren Straße ein längeres Stück flach geradeaus. Hier fühle ich mich richtig zu Hause, mache mich auf dem Rad flach und finde auch eine schöne, schmerzfreie Fahrposition. Vor Einbruch der Nacht machte ich einen kurzen Stopp an einem Supermarkt, beschwerte wieder meinen Rucksack mit einer Flasche Wasser und einer Packung Mini-Frikadellen. An der Kasse verabschiedete mich die Kassiererin dann mit den Worten "Schönen Feiertag". Ups - Feiertag, das war in meiner Planung eigentlich nicht vorgesehen. Aber wir sind in Bayern, da wird auch Mariä Himmelfahrt gebührend begangen.
Es wurde Nacht, die Temperaturen wurden wieder angenehmer - überhaupt muss ich gestehen, dass mir die Fahrerei nachts mehr Spass gemacht hat. Vielleicht auch, weil dann niemand mein Elend sehen konnte. Das Geländeprofil war mittlerweile richtig hässlich geworden. Anstiege, die einen ständig in die kleinen Gänge zwangen wechselten, mit kurzen Abfahrten, aus denen man den Schwung nicht mitnehmen konnte. So ging es jedenfalls nicht ordentlich voran.
Ich hielt auch während des Teilstücks an so manchem Buswartehäuschen und pflegte Sitzfläche und Gelenke. Kurz vor 1 Uhr nachts erreichte ich die BAB-Raststätte in Wörth. Warmes Essen gab es um diese Zeit nicht mehr, also machte ich mich nach einer Tasse Kaffee auf zum benachbarten McD. Aber auch dessen Türen waren verschlossen und ich zog weiter zur Aral-Tanke. Dort gab es wenigstens noch eine Bockwurst und nach einer weiteren Tasse Kaffee und einer ausgiebigen Pflegeeinheit begab ich mich auf das
<b>7. Teilstück Wörth an der Isar - Wilmering (109 km)</b>
Zu meiner Freude ging es erst einmal flach weiter. Hatte ich bisher angenommen, dass ein häufiger Wechsel von Sitz- und Stehposition das Sitzfleisch entlastet, musste ich mich hier eines Besseren belehren lassen. Während das Aufstehen und das wieder Hinsetzen schmerzten, konnte ich bei konstanter Belastung immer eine relativ wenig schmerzende Position finden. Bei einer Ortsdurchfahrt meinte ich in einem EC-Hotel Angelboots Rad zu erkennen. Ich fühlte mich jedoch kein bisschen müde. Aber die Müdigkeit war auch das einzige Problem, dass ich nicht hatte.
Tatsächlich schloss Angelboot kurz vor dem Überqueren der Donau zu mir auf. Auch er hatte seit Waging Sitzbeschwerden. Auf der Donaubrücke hielt er an, weil er nachschmieren wollte, womit er seine Kette meinte, während ich weiterfuhr und Ausschau nach einem geeigneten Buswartehäuschen hielt, um etwas anderes nachzuschmieren. Allerdings sind in der Gegend nur Häuschen mit Plexiglas verbaut, die mir für meinen Zweck nicht gut genug erschienen. Angelboot fuhr wieder vorbei und ich legte letztendlich meinen Stopp in einem Maisfeld ein.
Das Gelände nahm wieder die gewohnten Formen, Berge um der Bergfahrt willen, an. Etwas Veränderung gab es allerdings noch vor Schluß dieses Teilstücks: Kam man bisher oben an, um die investierten Kräfte in einer kurzen Abfahrt zu vergeuden , ging es jetzt immer noch ein Stückchen weiter bergauf. Aber schliesslich kam ich in Wilmering an. Angelboot hatte seine Kartoffelsuppe zum Frühstück schon aufgegessen. Ich wollte mich stattdessen erst einmal eine halbe Stunde hinlegen und anschliessend etwas essen. Während ich meine Kartoffelsuppe zum Frühstück genoss, schlief Angelboot noch eine halbe Stunde länger und so brachen wir fast zeitgleich, aber nicht gemeinsam, zum
<b>8. Teilstück Wilmering - Vohenstrauß (69 km)</b>
auf. Ich fuhr einfach ein wesentlich gemässigteres Tempo, insbesondere an den Steigungen wollte ich nicht überzocken, schätze ich mich doch als eher bergschwach ein. Ein Blick in das Roadbook zeigte, dass mir dieses Stück der Beschreibung fehlte. Aber ich fuhr ja sowieso nach dem GPS-Track, so dass das eigentlich kein Problem darstellen sollte. Allerdings gab es an einer Stelle einen Straßenneubau, so dass der Track nicht so, wie gezeichnet, abgefahren werden konnte. Auch Angelboot wusste an dieser Stelle nicht so ohne Weiteres, wie es weiter ging und hatte deshalb auf den nächsten vorbeikommenden Teilnehmer gewartet, um zu sehen, ob dieser einen anderen Track oder eine passende Beschreibung hätte. Hatte ich aber auch nicht, und so umfuhren wird die Stelle mit Hilfe der auf den Garmins installierten Karten.
<IMG src="http://www.bilder-hochladen.net/files/b ... b-43ec.jpg" width="750">
In der Anfahrt nach Vohenstrauß gab es dann noch ein paar schöne Anstiege, so dass ich die angebotenen Duschen gerne nutzte. Außerdem wechselte ich hier wieder die Hose und, entgegen meiner ursprünglichen Planung, legte ich mich wieder hin. Wieder einmal weniger wegen der Müdigkeit, als vielmehr um den hohen Temperaturen (die jetzt am Nachmittag weit über 30° lagen) zu entgehen. Dementsprechend musste der auf 1 1/2 Stunden "eingestellte" Weckdienst nicht tätig werden, da ich bereits nach einer Stunde wieder wach wurde und mich auf das
<b>9. Teilstück Vohenstrauß - Kulmain</b>
begab. Da ich sehr gut in der Zeit lag, hatte ich beschlossen, ab jetzt konsequent alle 30 km anzuhalten, um die Sitzfläche und Gelenke zu schmieren und mich zu dehnen. Allerdings musste ich schnell feststellen, dass meine Sitzbeschwerden rapide zunahmen. Da es vorerst ein ziemlich heftiges Geländeprofil gab, brauchte ich nicht im Sitzen treten, aber auch das Aufstehen und wieder Hinsetzen waren eine Qual.
Nachdem ich mich wieder eine unendliche Steigung hinaufgequält hatte, war es dann Zeit für die nächste Pflegeeinheit. Allerdings wurde mir schon beim Desinfizieren fast schwarz vor Augen: Es hatte sich eine neue offene Stelle gebildet, die so ungünstig saß, dass ein Treten während des Sitzens nicht mehr möglich war. Da stand ich nun mit meinem Talent: Ich hatte genug Zeit für ausgiebige Pausen, konnte aber nur noch im Stehen treten. Das wäre für 100-150 km zwar eine Option gewesen, ich hatte aber noch gut 360 km vor mir. Und den Gelenken, Füßen und der Achillesferse ging es ja sooo blendend auch nicht mehr.
Ich hatte einmal irgendwo gelesen, dass man in solch einem Fall mit dem Einlegen eines rohen Schnitzels noch weiter kommen soll. Das wäre tatsächlich etwas gewesen, was ich in dieser Situation ausprobiert hätte - wäre es nicht Feiertag gewesen und somit alle Fleischereien geschlossen. So aber riss ich mich zusammen und fällte die Entscheidung, die ich nicht fällen wollte: Ich gab auf und fuhr zum nächsten Bahnhof!
Ich hatte im Vorfeld grosse Bedenken wegen des Schlafentzugs gehabt, und jetzt zeigte sich, dass die Müdigkeit das einzige Problem war, dass ich nicht hatte. Tja, ich muss es wohl akzeptieren, dass entweder mein Baby-Popo nicht in der Lage ist, einen extralangen Brevet durchzustehen, oder das mir einfach die nötige mentale Härte fehlt, um mit den unausweichlich auftretenden Schmerzen fertig zu werden.
Protokoll des Scheiterns</b>
<b>Vorfeld</b>
Ich hatte im Vorfeld schon mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Seit den 24 Stunden von Nortorf bin ich die dort aufgetretenen Knieprobleme und einen Schmerz unterhalb des Sprunggelenks nicht vollständig wieder los geworden. Zudem galt es, rechtzeitig vor dem Start eine Dornwarze unter meinem linken Fuß wieder los zu werden. Und da ich regelmäßig mit ziemlichen Sitzbeschwerden zu kämpfen habe, war also ein Teil meines Rucksacks schon mit einer Reiseapotheke belegt: Pferdesalbe gegen die Gelenkprobleme und Sterilium und Melkfett zur Pflege der Sitzfläche. Außerdem hatte ich geplant, alle 250-270 km die Hose zu wechseln, um den Sitzproblemen aus dem Weg zu gehen.
Nun ja, zumindest die technische Abnahme am Sonntag bereitete keine Probleme.
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<b>1. Teilstück: Osterdorf-Wertingen (83 km)</b>
Mit Rumm-Tata und Blasmusik verabschiedete Osterdorf uns am Montag um 10.00 Uhr auf die 1.279 km lange Strecke.
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Ich hatte den Zielpunkt für den Track falsch angegeben und mein Garmin wollte mich ständig wieder zurück schicken. Aber das war hier ja noch kein Problem. Der Track selbst war gut erkennbar und es waren noch genügend Teilnehmer um mich herum, so dass immer klar war, wo es lang ging.
Der Wetterbericht und auch der Blick zum Himmel hatten einen schönen und sonnigen, also auch viel zu heißen Tag angekündigt. Aber Starkregen mit taubeneiergroßen Hagelkörnern wäre auch nicht schön gewesen – norddeutsches Schmuddelwetter gibt es ja leider nicht auf Bestellung. So kamen wir jedenfalls beim ersten Anstieg bereits ins Schwitzen.
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Aber das erste Teilstück war kurz, Angelboot bereits wieder am Aufbrechen und auch ich ließ nur kurz stempeln, füllte die Flaschen auf und schmierte die Sitzfläche. Nachdem ich auch noch meinen Track korrigiert hatte, ging es dann auf das
<b>2. Teilstück: Wertingen-Illertal Ost (87 km)</b>
Keine besonderen Vorkommnisse. Es geht durch schöne Gegenden und ist immer noch sonnig und warm. So warm, dass meine Trinkvorräte schneller als erwartet zu Ende gehen. Und irgendwie ist die Streckenplanung nicht so, dass eine problemlose Versorgung sichergestellt ist. Also lasse ich mir bei einer Ortsdurchfahrt bei einer netten Familie meine Flaschen wieder befüllen. Irgendwie hatte ich allerdings den Eindruck, als glaubten sie nicht ganz, was ich vorhatte. Oder sie zweifelten an meinem Geisteszustand.
Kurz vor Erreichen der Raststätte Illertal Ost kam mir dann wieder Angelboot entgegen, der schon gestempelt hatte. Obwohl die Kunstraststätte hübsch anzusehen ist, ist der verlangte Kunstzuschlag doch schon erheblich. Mit 3,65 € für die 1,5 L Mineralwasserflasche war hier die teuerste Neubefüllung meiner Trinkflaschen fällig.
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Bei diesem Preisniveau hielt ich mich, nach der Sitzflächen- und Gelenkpflege, auch nicht weiter auf, sondern machte mich auf das
<b>3. Teilstück: Illertal Ost – Roßhaupten (105 km)</b>
Es ging wieder durch schöne, aber einsame Gegenden.
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So ganz allmählich hätte ich mir eine Versorgungsmöglichkeit in Form eines Supermarktes oder wenigstens einer Tankstelle mit angeschlossenem Shop gewünscht. Stattdessen gab es aber nur abseits gelegene Bauernhöfe und grasende Kühe. Und da es allmählich auf die erste Nacht zuging, machte ich mir Gedanken, wie ich denn meine Versorgung mit Wasser und Futter sicherstellen wollte, wenn all die rechtschaffenden Bayern erst einmal zu Bett gegangen waren.
All diese ketzerischen Gedanken zwangen mich dazu, meinen sorgsam auf 5 kg eingewogenen Rucksack mit 2 kg Extragewicht zu belasten, als ich endlich einen Tankstellen-Shop erreichte. So beschwert, setzte ich meine Reise fort. Kurz vor Einbruch der Nacht liessen sich dann auch die Alpen sehen.
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Dann fiel der Vorhang und es ging im Dunkel weiter. Mir sollte es recht sein, denn eigentlich liebe ich die Nachtfahrten, zumal die Nacht dieses Mal auch sehr angenehme Temperaturen bescherte. Kurz vor 22.00 Uhr erreichte ich Roßhaupten. Angelboot, der gerade sein Mahl beendet hatte und aufbrechen wollte, empfahl die Bolognese. Da auch ein genaues Studium der Speisekarte keine Schweinepfoten, Schweineohren oder wenigstens ein original englisches Frühstück mit Speck und Spiegeleiern zu Tage förderte, folgte ich seinem Ratschlag.
Die anschließende Pflegeeinheit dehnte ich wegen der Verfügbarkeit eines Separees (Toilette) etwas aus, bevor ich das längste
<b>4. Teilstück: Roßhaupten – Spitzingsee (168 km)</b>
in Angriff nahm. Mittlerweile war es ja Stockdunkel. Ich folgte nur noch dem Track, allerdings wusste ich auch, dass mit Murnau eine etwas größere Stadt zu durchqueren war und hoffte auf eine Tankstelle, an der ich wenigstens Mettwürstchen oder Frikadellchen kaufen konnte, falls es später keine Versorgungsmöglichkeit mehr geben sollte. Aber leider gab es auch in Murnau nichts.
Danach ging es Richtung Kochel. Diese Gegend kannte ich aus einem viele Jahre zurückliegenden Aufenthalt und ich bedauerte sehr, dass ich hier wegen der Dunkelheit keine Fotos machen konnte.
Da es einige Möglichkeiten gab, Richtung Bad Tölz abzukürzen, wunderte ich mich ein wenig, dass auf der Brevetkarte nicht wenigstens eine Kontrollfrage gestellt war, die man nur am Walchensee hätte beantworten können. Denn es ist zwar richtig, dass diejenigen, die auf einem solchen Brevet abkürzen, eigentlich nur sich selbst betrügen – allerdings habe ich mir sagen lassen, dass es auch Menschen gibt, die den Selbstbetrug zu ihrem primären Ziel erklärt haben.
Na ja, als ich dann irgendwann die Lichter des Walchenseekraftwerkes sah, ließ ich auch meinen Navi aus den Augen und fuhr einfach darauf zu – nur um festzustellen, dass der Track doch anders verlief. Also noch einmal zurück und auf Umwegen auf Kochel zu. Ich habe es trotz der Dunkelheit genossen, irgendwie sah ich die Landschaft vor meinem geistigen Auge. Der Aufstieg zum Walchensee fiel mir wesentlich leichter, als ich es erwartet hatte, lediglich die Umrundung des Sees ließ mich wiederum bedauern, dass mir wegen der Dunkelheit viele schöne Motive entgingen.
Die Nacht war mittlerweile weit fortgeschritten, mir wurde zwar nicht müde, aber kalt. Also legte ich an einer Bushaltestelle einen kleinen Zwischenstopp ein und zog so ziemlich alle Klamotten, die ich im Rucksack mitgenommen hatte, an. So wurde wenigstens der Rucksack leichter und ich konnte noch eine zusätzliche Pflegeeinheit einlegen - mittlerweile nahmen nämlich leider auch meine Gelenk- und Sitzbeschwerden wieder zu.
In Bad Tölz gab es an der einzigen offenen Tanke noch einen Zwischenstopp mit Kaffee und Dehnübungen usw. Überhaupt war wohl das einzige Problem, dass ich nicht hatte, die Müdigkeit – ansonsten tat alles weh. Jedenfalls hatte ich keinen Bedarf an dem angebotenen Schlafplatz in der Waschhalle, und da auch der Morgen graute, fuhr ich weiter zum Tegernsee, um den Anstieg zum Spitzingsee anzugehen.
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Vor dem Anstieg legte ich noch einige Klamotten ab, da ich erwartete, dass mir im Anstieg ziemlich warm werden würde. Allerdings waren die Temperaturen eher dazu geeignet, mich trotz der Anstrengungen frösteln zu lassen, es wurde doch nicht so schnell wärmer, wie ich erwartet hatte. Dazu kamen leichte Orientierungsschwierigkeiten, weshalb ich einige Male anhalten musste.
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Dennoch erreichte ich um 7:48 Uhr die Albert-Spitzing-Hütte. Wie ich später erfahren sollte, genau die Zeit, an der der Schnellste an der nächsten Kontrollstelle in Waging, 124 km weiter, stempelte.
Nach einem kurzen Frühstück und der üblichen Pflegeeinheit ging es weiter auf das
<b>5. Teilstück Spitzingsee – Waging am See (124 km)</b>
Kurz nach der Vorbeifahrt am Spitzingsee ging es über den Spitzingsattel direkt in eine rasante Abfahrt. Die Beine haben es gedankt . Danach eher flach nach Bayrischzell um direkt den Anstieg zum Sudelfeld anzugehen, 3,5 km mit 10-12 % Steigung. Nach 460 nicht immer flachen Kilometern auch nicht wirklich lustig.
Nach der anschliessenden Abfahrt führte uns der Weg dann zu unseren österreichischen Nachbarn, auch daran erkennbar, dass auf meinem Garmin keine Karte mehr erkennbar war. Aber das war nur ein kleiner Schlenker, und schon bald ging es wieder durch das nördliche Bayern. Wie schon am Vortag begleitete uns eine breit lachende Sonne (oder war es ein hämisches Grinsen ). Der Schmerz in meinem linken Knie hatte während dieses Teilstücks beständig zugenommen und so spielte ich bei meiner Ankunft in Waging mit dem Gedanken, diese Fahrt aufzugeben. Aber in Waging hatten wir ja Zugriff auf unsere Gepäckbeutel, ich konnte also meine Reiseapotheke wieder auffüllen, schön duschen und neue Klamotten anziehen. Dementsprechend nahm ich nach einem guten Essen und einem kurzen Schlaf, nicht einmal so sehr wegen Müdigkeit, eher um der prallen Sonne zu entgehen, meine Fahrt auf dem
<b>6. Teilstück Waging am See - Wörth an der Isar (127 km)</b>
wieder auf. Die Route führte uns über knackige Anstiege, teilweise auf einem erneuten Abstecher nach Österreich.
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Nach Burghausen geht es allerdings entlang einer größeren Straße ein längeres Stück flach geradeaus. Hier fühle ich mich richtig zu Hause, mache mich auf dem Rad flach und finde auch eine schöne, schmerzfreie Fahrposition. Vor Einbruch der Nacht machte ich einen kurzen Stopp an einem Supermarkt, beschwerte wieder meinen Rucksack mit einer Flasche Wasser und einer Packung Mini-Frikadellen. An der Kasse verabschiedete mich die Kassiererin dann mit den Worten "Schönen Feiertag". Ups - Feiertag, das war in meiner Planung eigentlich nicht vorgesehen. Aber wir sind in Bayern, da wird auch Mariä Himmelfahrt gebührend begangen.
Es wurde Nacht, die Temperaturen wurden wieder angenehmer - überhaupt muss ich gestehen, dass mir die Fahrerei nachts mehr Spass gemacht hat. Vielleicht auch, weil dann niemand mein Elend sehen konnte. Das Geländeprofil war mittlerweile richtig hässlich geworden. Anstiege, die einen ständig in die kleinen Gänge zwangen wechselten, mit kurzen Abfahrten, aus denen man den Schwung nicht mitnehmen konnte. So ging es jedenfalls nicht ordentlich voran.
Ich hielt auch während des Teilstücks an so manchem Buswartehäuschen und pflegte Sitzfläche und Gelenke. Kurz vor 1 Uhr nachts erreichte ich die BAB-Raststätte in Wörth. Warmes Essen gab es um diese Zeit nicht mehr, also machte ich mich nach einer Tasse Kaffee auf zum benachbarten McD. Aber auch dessen Türen waren verschlossen und ich zog weiter zur Aral-Tanke. Dort gab es wenigstens noch eine Bockwurst und nach einer weiteren Tasse Kaffee und einer ausgiebigen Pflegeeinheit begab ich mich auf das
<b>7. Teilstück Wörth an der Isar - Wilmering (109 km)</b>
Zu meiner Freude ging es erst einmal flach weiter. Hatte ich bisher angenommen, dass ein häufiger Wechsel von Sitz- und Stehposition das Sitzfleisch entlastet, musste ich mich hier eines Besseren belehren lassen. Während das Aufstehen und das wieder Hinsetzen schmerzten, konnte ich bei konstanter Belastung immer eine relativ wenig schmerzende Position finden. Bei einer Ortsdurchfahrt meinte ich in einem EC-Hotel Angelboots Rad zu erkennen. Ich fühlte mich jedoch kein bisschen müde. Aber die Müdigkeit war auch das einzige Problem, dass ich nicht hatte.
Tatsächlich schloss Angelboot kurz vor dem Überqueren der Donau zu mir auf. Auch er hatte seit Waging Sitzbeschwerden. Auf der Donaubrücke hielt er an, weil er nachschmieren wollte, womit er seine Kette meinte, während ich weiterfuhr und Ausschau nach einem geeigneten Buswartehäuschen hielt, um etwas anderes nachzuschmieren. Allerdings sind in der Gegend nur Häuschen mit Plexiglas verbaut, die mir für meinen Zweck nicht gut genug erschienen. Angelboot fuhr wieder vorbei und ich legte letztendlich meinen Stopp in einem Maisfeld ein.
Das Gelände nahm wieder die gewohnten Formen, Berge um der Bergfahrt willen, an. Etwas Veränderung gab es allerdings noch vor Schluß dieses Teilstücks: Kam man bisher oben an, um die investierten Kräfte in einer kurzen Abfahrt zu vergeuden , ging es jetzt immer noch ein Stückchen weiter bergauf. Aber schliesslich kam ich in Wilmering an. Angelboot hatte seine Kartoffelsuppe zum Frühstück schon aufgegessen. Ich wollte mich stattdessen erst einmal eine halbe Stunde hinlegen und anschliessend etwas essen. Während ich meine Kartoffelsuppe zum Frühstück genoss, schlief Angelboot noch eine halbe Stunde länger und so brachen wir fast zeitgleich, aber nicht gemeinsam, zum
<b>8. Teilstück Wilmering - Vohenstrauß (69 km)</b>
auf. Ich fuhr einfach ein wesentlich gemässigteres Tempo, insbesondere an den Steigungen wollte ich nicht überzocken, schätze ich mich doch als eher bergschwach ein. Ein Blick in das Roadbook zeigte, dass mir dieses Stück der Beschreibung fehlte. Aber ich fuhr ja sowieso nach dem GPS-Track, so dass das eigentlich kein Problem darstellen sollte. Allerdings gab es an einer Stelle einen Straßenneubau, so dass der Track nicht so, wie gezeichnet, abgefahren werden konnte. Auch Angelboot wusste an dieser Stelle nicht so ohne Weiteres, wie es weiter ging und hatte deshalb auf den nächsten vorbeikommenden Teilnehmer gewartet, um zu sehen, ob dieser einen anderen Track oder eine passende Beschreibung hätte. Hatte ich aber auch nicht, und so umfuhren wird die Stelle mit Hilfe der auf den Garmins installierten Karten.
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In der Anfahrt nach Vohenstrauß gab es dann noch ein paar schöne Anstiege, so dass ich die angebotenen Duschen gerne nutzte. Außerdem wechselte ich hier wieder die Hose und, entgegen meiner ursprünglichen Planung, legte ich mich wieder hin. Wieder einmal weniger wegen der Müdigkeit, als vielmehr um den hohen Temperaturen (die jetzt am Nachmittag weit über 30° lagen) zu entgehen. Dementsprechend musste der auf 1 1/2 Stunden "eingestellte" Weckdienst nicht tätig werden, da ich bereits nach einer Stunde wieder wach wurde und mich auf das
<b>9. Teilstück Vohenstrauß - Kulmain</b>
begab. Da ich sehr gut in der Zeit lag, hatte ich beschlossen, ab jetzt konsequent alle 30 km anzuhalten, um die Sitzfläche und Gelenke zu schmieren und mich zu dehnen. Allerdings musste ich schnell feststellen, dass meine Sitzbeschwerden rapide zunahmen. Da es vorerst ein ziemlich heftiges Geländeprofil gab, brauchte ich nicht im Sitzen treten, aber auch das Aufstehen und wieder Hinsetzen waren eine Qual.
Nachdem ich mich wieder eine unendliche Steigung hinaufgequält hatte, war es dann Zeit für die nächste Pflegeeinheit. Allerdings wurde mir schon beim Desinfizieren fast schwarz vor Augen: Es hatte sich eine neue offene Stelle gebildet, die so ungünstig saß, dass ein Treten während des Sitzens nicht mehr möglich war. Da stand ich nun mit meinem Talent: Ich hatte genug Zeit für ausgiebige Pausen, konnte aber nur noch im Stehen treten. Das wäre für 100-150 km zwar eine Option gewesen, ich hatte aber noch gut 360 km vor mir. Und den Gelenken, Füßen und der Achillesferse ging es ja sooo blendend auch nicht mehr.
Ich hatte einmal irgendwo gelesen, dass man in solch einem Fall mit dem Einlegen eines rohen Schnitzels noch weiter kommen soll. Das wäre tatsächlich etwas gewesen, was ich in dieser Situation ausprobiert hätte - wäre es nicht Feiertag gewesen und somit alle Fleischereien geschlossen. So aber riss ich mich zusammen und fällte die Entscheidung, die ich nicht fällen wollte: Ich gab auf und fuhr zum nächsten Bahnhof!
Ich hatte im Vorfeld grosse Bedenken wegen des Schlafentzugs gehabt, und jetzt zeigte sich, dass die Müdigkeit das einzige Problem war, dass ich nicht hatte. Tja, ich muss es wohl akzeptieren, dass entweder mein Baby-Popo nicht in der Lage ist, einen extralangen Brevet durchzustehen, oder das mir einfach die nötige mentale Härte fehlt, um mit den unausweichlich auftretenden Schmerzen fertig zu werden.
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Speedmanager hat ja schon einen Bericht geschrieben, Günther, du bist nicht gescheitert! Du bist nur nicht zu Ende gefahren. Ein großer Unterschied.
Hier mein Bericht von der „Großen Bayernrudfahrt“ 1.278 km: Aus privaten Gründen hatte ich kurzfristig umdisponiert. Statt in Italien Milli Miglia, bin ich die „Große Bayernrundfahrt“ gefahren. Ich habe es nicht bereut. Dass nach all den Jahren im Extremsport, ich nochmal so an meine Grenzen gehen musste, soviel mentale Stärke von meiner Person abgefordert wurde, war schon eine Erfahrung, die ich aber trotz aller Pein, nicht missen möchte.
Aber noch war ich ja nicht losgefahren. Am Samstag ging die Fahrt mit dem Auto zum Startort Osterdorf, 50 km südlich von Nürnberg. In Osterdorf ist der ARA Standort Nordbayern beheimatet. Heidi und Karl Weimann haben im 200 Einwohnerort einen schon weltweit bekannten Startort installiert.
Bei meiner Ankunft waren Heidi, Karl und einige Helfer schon mit den Vorbereitungen beschäftigt. Im Veranstaltungszentrum, der „Alten Dorfschule“ konnte ich umsonst übernachten. Mit Rainer aus München und Steve aus Großbritanien teilten wir uns einen Raum. In Osterdorf ist alles sehr familiär. 5 Teilnehmer waren schon angereist, und wir wurden von Heidi und Karl zum Grillen eingeladen.
Am Sonntag trafen die restlichen Teilnehmer ein. 39 Fahrer aus 7 Nationen stellten sich der Herausforderung. Sie kamen aus Belgien, Niederlande, Italien, Japan, Schweden, Österreich und Deutschland. Nach der technischen Abnahme der Fahrräder gab es die offizielle Eröffnungsfeier. Eine Band spielte. Nicht die Nationalhymden, sondern bekannte Songs aus den Ländern der Teilnehmer. Zahlreiche Zuschauer hatten sich eingefunden. Eine sehr schöne Eröffnungsfeier. Anschließend gab es für uns und alle Helfer ein reichliches Abendessen.
Danach gab es für die Teilnehmer eine ausführliche Besprechung, Strecke, Kontrollpunkte, und Schlafmöglichkeiten wurden uns erklärt. Jedem wurde klar, es wird hart, und so gönnte man sich noch einiges an Schlaf. Nach einem Frühstück ging es dann um 10:00 Uhr auf die Strecke. Die Band spielte: Muss i denn zum Städele hinaus.
1.279 km lagen vor uns, die härtesten Kilometer meiner Brevetfahrerei. Bis zur ersten Kontrolle in Wertingen nach 83 km, fuhr ich noch mit einem 28er Schnitt. Bis zur zweiten Kontrolle in Illertal /171 km konnte ich den Schnitt halten. Aber in Roßhaupten (275 km) war dann Schluß mit Lustig.
Die erste Nacht stand bevor, Steigungen im zweistelligen Bereich am laufenden Band, kurze Abfahrt und wieder hoch. Meine Finger wurden taub vom vielen Schalten. Gegen 2:00 Uhr erreichten wir Bad Tölz (405 km). Ich war mit Rolf aus Stuttgart unterwegs. Wir beschlossen kurz zu Schlafen. Ein netter Tankwart stellte kurz zwei Gartenliegen in die Waschhalle, Fahrräder rein, Tor runter, 1 Stunde Tiefschlaf, und weiter gings. Durchs Tegernseetal und Rottach/Egern.
Unser nächstes Ziel war eine Hütte über dem Spitzingsee. Ihr könnt euch sicher vorstellen, Berghütte, da muss hochgekurbelt werden, schmaler Bergpfad, 14 % Durchschnittssteigung, mit letzter Kraft wuchteten wir uns da hoch. Wir waren die Fahrer 7 und 8, die es bis dahin geschafft hatten. Wir nahmen ein kräftiges Hüttenfrühstück ein. Ein grandioser Ausblick, die Sonne war gerade aufgegangen.
Der Spitzingseesattel musste erklommen werden, dann ging es über Bayrischzell zum Sudelfeldsattel. Alles Wintersportstationen, wir waren aber mit dem Fahrrad unterwegs. Fährt man mit dem Rad so einen Pass rauf, ist das alles machbar, aber alles eingebunden in einem 1278er Brevet, bis du am Anschlag. Man darf nie überziehen, die Kräfte genau einteilen, sonst bekommt man schnell die Quittung. Im Vorwege, nur 19 der gestarteten Fahren schafften es bis ins Ziel. 20 Fahrer gaben vorzeitig auf.
Nach einer rasenden Abfahrt vom Sudelfeld, ging es bei Reisach, nach Österreich. Über Walchsee, Kössen, Schleching ging es in den Chiemgau nach Waging am See. 567 km waren gefahren. Ein Sportheim war Kontrolle. An den Kontrollen konnte wir uns auch verpflegen. Örtliche Helfer waren vor Ort. Verpflegen war wichtig. 12 Kontrollstellen waren anzufahren. Immer so ca. 100 km. Wie schwer es alles zu fahren war, wie hügelig, wie anstrengend, zeigte der Kalorienverbrauch. 12.000 Kalorien habe ich einmal auf so einem Abschnitt verbraucht. Das kann man nicht nachfüllen, würde der Körper nie verarbeiten können bei dieser Anstrengung. Da wird die Basis so allmählich verbraucht, der Körper wird schwächer.
Weiterhin wurde alles dadurch erschwert, dass am Tage die Hitze enorm war. 30-35 Grad und strahlend blauer bayrischer Himmel. In der Nacht sanken die Temperaturen durch die Höhe und in Nähe der Seen aber auf 2-6 Grad.
Bis Waging hatte ich auch immer wieder Fotos gemacht. Stellte aber fest, dass ich alle Konzentration auf das Wesentliche konzentrieren musste, um diesen Brevet zu schaffen. Es gab auch seltene Möglichkeiten. Entweder ging es mit Geschwindigkeiten zwischen 40 und 60 Sachen bergab, oder man brauchte alle Kraft für den Anstieg.
Nach Waging war ein Gepäcktransport vom Veranstalter organisiert worden. Schon auf der Fahrt nach Waging hatte ich leichte Schmerzen am Hintern verspürt. Darum wollte ich eine neue Radhose anziehen. Beim Duschen stellte ich aber schon offene Stellen am Hintern fest. Mir schwante nichts Gutes.
Nach einem Nudelteller und einer Apfelschorle, Getränkeflaschen auffüllen ging es weiter. 130 km bis zur nächsten Kontrolle nach Wörh an der Isar. Die Schmerzen am Hintern wurden zum Problem. Mir war klar, es musste eine Lösung her. Auch wenn sich das jetzt vielleicht heldenhaftig anhört. Aus Erfahrung wusste ich, ich bin in der Lage Schmerzen auszublenden. Ich bemühte meinen Kopf und irgendwann wurde es besser. Die Schmerzen wurden nicht weniger, im Gegenteil. Aber es gelang mir sie fast auszublenden. Das ist dann der Unterschied, andere geben auf, ich fahre weiter. Ob die Aufgabe nicht vernünftiger wäre, lasse ich mal dahin gestellt.
Die zweite Nachtfahrt begann. Die Nacht war wieder sehr kalt, Die Anstiege nicht weniger steil. Um das mal verständlicher zu machen. Viele von uns kennen den Kniepenberg, wenn man da oben ist, pustet jeder erstmal durch. Solche Anstiege, länger und oft mit mehr Prozent gab es auf der gesamten Strecke mindestens 80 Anstiege. Dann aber auch zusätzlich drei Hammerdinger von bis zu 19 % im Steigerwald, und lange Anstiege im Alpenland. Die sind aber auch nicht so das Problem, wenn man körperlich und mental gut trainiert ist. Es ist einfach die Häufung, die lange Zeit, die man unterwegs ist, Tag und Nacht. In der zweiten Nacht machten wir eine Schlafpause von 2 Stunden in einem Bankvorraum.
Mittwoch gegen 11:00 Uhr erreichte ich Willmering nach 802 km. Etwas Essen, wieder kurz dösen, und weiter. Die nächste Kontrolle war nach 871 km in Vohenstrauß. Eine kurze Etappe, aber wegen der Härte dieses Abschnitts, konnte eine Pause gemacht werden, und wir wurden mit warmen Essen verpflegt. Das war dringend notwendig. Der Körper wollte nicht mehr, ab jetzt wurde alles eine Kopfsache. Die Anstiege wurden immer länger und steiler. Die Hitze wurde unerträglich. Bei jeder Gelegenheit, Brunnen, See, Weiher kühlte ich meinen Kopf. Tuch nass machen, und weiter.
<IMG src="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... n%2067.JPG">
Gegen 18:00 traf ich nach 962 km im Ort Kulmain ein Ein Sportplatzheim. Da in Bayern Feiertag war, fand ein Fußballturnier statt. Ich wurde angekündigt und jubelnd begrüßt. Um 20:00 Uhr fuhr ich weiter. Die dritte Nacht stand bevor. Rolf war auch wieder zu mir aufgefahren und wollte mitfahren. Jetzt blieben wir bis zum Schluß zusammen. Wir sind nicht immer gemeinsam gefahren. Rolf war der bessere Abfahrer, ich kletterte besser. Wir waren oft eine halbe Stunde auseinander. So konnte jeder sein Tempo fahren, und trafen uns immer wieder. Ein toller Typ. Wir verstanden uns ohne viel Worte.
<IMG src="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... n%2070.JPG">
Kurz vor der 10. Kontrolle nach 1.039 km, einem Autohof in Thurnau, trafen wir uns wieder. Wir brauchten nochmal Schlaf. Der Tankwart erlaubte uns die Räder mit reinzunehmen. Etwas warmes Essen, danach gönnten wir uns 2 Stunden Schlaf. Die letzte Schlafpause vorm Ziel.
Im Morgengrauen fuhren wir weiter. Jetzt kam der Regen. Er war kalt. Meine Regensachen hatte ich in Waging abgegeben, in der Hoffnung, es bleibt trocken. Egal, irgendwie war man auch froh, jetzt auch nicht mehr die Hitze ertragen zu müssen. Vier Stunden regnete es, dann kam wieder die Sonne, wir fuhren die Klamotten „trocken“. Jetzt hatten auch die Bäckerein in den Dörfern und Städten geöffnet, wir nahmen, was wir bekommen konnten. Es war alles nur noch Kampf, wir wollten ankommen, es schaffen. Ab und zu konnte ich die Schmerzen nicht mehr ausblenden, harte Momente.
Die letzte Kontrollstation erreichten wir nach 1.156 km um 9:00 Uhr am Donnerstag, 123 km vor dem Ziel. Wieder Nahrung, was reingeht. Die restlichen 123 km wollten wir in 5 Stunden fahren. Ein großer Irrtum. Der Veranstalter hatte nochmal alles an Anstiegen reingepackt. Ich konnte nur noch in einem mentalen Tunnel fahren. Ich war am Ende. Es ging nur noch mit eisernen Willen. Wenn einer von uns beiden fast verzweifelte, puschten wir uns gegenseitig. Es wurde auch mal laut, so was ähnliches wie: „Quäl dich du Sau“, schlimme Sprüche, aber es half. Wenn ich etwas wegen meinem ruinierten Hintern anmerkte, kam von Rolf: Halt die Klappe, du fährts mit den Beinen und nicht mit dem Hintern.
Außenstehende hätten uns beide für bekloppt oder sonstwas gehalten, aber es half. Irgendwann rissen wir Witze. Überlegten welche Strafe wir dem Veranstalter angedeihen lassen wollten. Die letzte große Hürde war der Spalter Berg, du kommst um die Ecke und siehst eine Wand. Zum hundersten Mal und mehr das kleine 28er Ritzel. Nebenbei angemerkt: Ich hatte Compact gewählt, 12/28. Dreifach wäre besser gewesen.
Nach dem Spalter Berg ging es relativ flach weiter. Irgendwann sahen wir das Schild Osterdorf 2 km, der letzte Hügel wurde bezwungen. Um 19:17 Uhr hatten wir es geschafft. 81 Stunden und 17 Minuten für 1.279 km. 58:59 Stunden reine Fahrzeit, was ein ca. 22er Schnitt in Bewegung entspricht. 22:18 Stunden brauchten wir für Schlafen, Essen, Radreparatur. Platten hatte ich einen, der Steuerkopf hatte sich gelöst, war schon gefährlich. 40 km vor dem Ziel fing das Tretlager an zu knacken. Kurz vor dem Ziel war es hin. Keinen Kilometer weiter hätte ich fahren können. Aber wer kämpft, dem sollte auch das Glück begleiten. Rolf und ich klatschten uns ab. Wir waren die Fahrer 6 und 7 im Ziel, wir waren glücklich und stolz.
<IMG src="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... n%2008.JPG">
<IMG src="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... n%2078.JPG">
Fazit: Es war das härteste, was ich jemals gefahren bin. Eine nochmalige Steigerung der Härte und der Anstrengungen kann ich nicht mehr schaffen. Man kann keine Strecke miteinander vergleichen, bei dieser Bayernrundfahrt waren es 14.000 Höhenmeter. Bei anderen Veranstaltungen gibt es mehr Höhenmeter. Aber es kommt auf die Anlage der Höhenmeter an. Vergleiche zu anderen Veranstaltungen sind insofern Unsinn. Ein Vergleich sei gestattet. Nach diesem Brevet hörte man aber von durchgekommenden Teilnehmern. Paris-Brest-Paris sei dagegen eine Kaffeefahrt. Sehe ich auch so. P-B-P ist Kult und für viele Fahrer der Höhepunkt ihres Radfahrerlebens, aber diese Fahrt da in Bayern ist eine ganz andere Nummer.
Natürlich bedeutet Brevet, frei übersetzt, eine Prüfung. Aber, jeder Veranstalter sollte sich hinterfragen, ob es immer noch härter sein muss. Ich meine nicht. Wir bewegen uns im öffentlich Straßenverkehr. Wie geschehen, es kommt zu tödlichen Unfällen. So traurig das ist, es wird immer wieder passieren. Jeder, der sich so einer Herausforderung stellt, sollte sich bewußt und gut vorbereiten. Aber ich möchte es nicht erleben, dass jemand vor Erschöpfung stirbt.
Speedmanager hat ja schon einen Bericht geschrieben, Günther, du bist nicht gescheitert! Du bist nur nicht zu Ende gefahren. Ein großer Unterschied.
Hier mein Bericht von der „Großen Bayernrudfahrt“ 1.278 km: Aus privaten Gründen hatte ich kurzfristig umdisponiert. Statt in Italien Milli Miglia, bin ich die „Große Bayernrundfahrt“ gefahren. Ich habe es nicht bereut. Dass nach all den Jahren im Extremsport, ich nochmal so an meine Grenzen gehen musste, soviel mentale Stärke von meiner Person abgefordert wurde, war schon eine Erfahrung, die ich aber trotz aller Pein, nicht missen möchte.
Aber noch war ich ja nicht losgefahren. Am Samstag ging die Fahrt mit dem Auto zum Startort Osterdorf, 50 km südlich von Nürnberg. In Osterdorf ist der ARA Standort Nordbayern beheimatet. Heidi und Karl Weimann haben im 200 Einwohnerort einen schon weltweit bekannten Startort installiert.
Bei meiner Ankunft waren Heidi, Karl und einige Helfer schon mit den Vorbereitungen beschäftigt. Im Veranstaltungszentrum, der „Alten Dorfschule“ konnte ich umsonst übernachten. Mit Rainer aus München und Steve aus Großbritanien teilten wir uns einen Raum. In Osterdorf ist alles sehr familiär. 5 Teilnehmer waren schon angereist, und wir wurden von Heidi und Karl zum Grillen eingeladen.
Am Sonntag trafen die restlichen Teilnehmer ein. 39 Fahrer aus 7 Nationen stellten sich der Herausforderung. Sie kamen aus Belgien, Niederlande, Italien, Japan, Schweden, Österreich und Deutschland. Nach der technischen Abnahme der Fahrräder gab es die offizielle Eröffnungsfeier. Eine Band spielte. Nicht die Nationalhymden, sondern bekannte Songs aus den Ländern der Teilnehmer. Zahlreiche Zuschauer hatten sich eingefunden. Eine sehr schöne Eröffnungsfeier. Anschließend gab es für uns und alle Helfer ein reichliches Abendessen.
Danach gab es für die Teilnehmer eine ausführliche Besprechung, Strecke, Kontrollpunkte, und Schlafmöglichkeiten wurden uns erklärt. Jedem wurde klar, es wird hart, und so gönnte man sich noch einiges an Schlaf. Nach einem Frühstück ging es dann um 10:00 Uhr auf die Strecke. Die Band spielte: Muss i denn zum Städele hinaus.
1.279 km lagen vor uns, die härtesten Kilometer meiner Brevetfahrerei. Bis zur ersten Kontrolle in Wertingen nach 83 km, fuhr ich noch mit einem 28er Schnitt. Bis zur zweiten Kontrolle in Illertal /171 km konnte ich den Schnitt halten. Aber in Roßhaupten (275 km) war dann Schluß mit Lustig.
Die erste Nacht stand bevor, Steigungen im zweistelligen Bereich am laufenden Band, kurze Abfahrt und wieder hoch. Meine Finger wurden taub vom vielen Schalten. Gegen 2:00 Uhr erreichten wir Bad Tölz (405 km). Ich war mit Rolf aus Stuttgart unterwegs. Wir beschlossen kurz zu Schlafen. Ein netter Tankwart stellte kurz zwei Gartenliegen in die Waschhalle, Fahrräder rein, Tor runter, 1 Stunde Tiefschlaf, und weiter gings. Durchs Tegernseetal und Rottach/Egern.
Unser nächstes Ziel war eine Hütte über dem Spitzingsee. Ihr könnt euch sicher vorstellen, Berghütte, da muss hochgekurbelt werden, schmaler Bergpfad, 14 % Durchschnittssteigung, mit letzter Kraft wuchteten wir uns da hoch. Wir waren die Fahrer 7 und 8, die es bis dahin geschafft hatten. Wir nahmen ein kräftiges Hüttenfrühstück ein. Ein grandioser Ausblick, die Sonne war gerade aufgegangen.
Der Spitzingseesattel musste erklommen werden, dann ging es über Bayrischzell zum Sudelfeldsattel. Alles Wintersportstationen, wir waren aber mit dem Fahrrad unterwegs. Fährt man mit dem Rad so einen Pass rauf, ist das alles machbar, aber alles eingebunden in einem 1278er Brevet, bis du am Anschlag. Man darf nie überziehen, die Kräfte genau einteilen, sonst bekommt man schnell die Quittung. Im Vorwege, nur 19 der gestarteten Fahren schafften es bis ins Ziel. 20 Fahrer gaben vorzeitig auf.
Nach einer rasenden Abfahrt vom Sudelfeld, ging es bei Reisach, nach Österreich. Über Walchsee, Kössen, Schleching ging es in den Chiemgau nach Waging am See. 567 km waren gefahren. Ein Sportheim war Kontrolle. An den Kontrollen konnte wir uns auch verpflegen. Örtliche Helfer waren vor Ort. Verpflegen war wichtig. 12 Kontrollstellen waren anzufahren. Immer so ca. 100 km. Wie schwer es alles zu fahren war, wie hügelig, wie anstrengend, zeigte der Kalorienverbrauch. 12.000 Kalorien habe ich einmal auf so einem Abschnitt verbraucht. Das kann man nicht nachfüllen, würde der Körper nie verarbeiten können bei dieser Anstrengung. Da wird die Basis so allmählich verbraucht, der Körper wird schwächer.
Weiterhin wurde alles dadurch erschwert, dass am Tage die Hitze enorm war. 30-35 Grad und strahlend blauer bayrischer Himmel. In der Nacht sanken die Temperaturen durch die Höhe und in Nähe der Seen aber auf 2-6 Grad.
Bis Waging hatte ich auch immer wieder Fotos gemacht. Stellte aber fest, dass ich alle Konzentration auf das Wesentliche konzentrieren musste, um diesen Brevet zu schaffen. Es gab auch seltene Möglichkeiten. Entweder ging es mit Geschwindigkeiten zwischen 40 und 60 Sachen bergab, oder man brauchte alle Kraft für den Anstieg.
Nach Waging war ein Gepäcktransport vom Veranstalter organisiert worden. Schon auf der Fahrt nach Waging hatte ich leichte Schmerzen am Hintern verspürt. Darum wollte ich eine neue Radhose anziehen. Beim Duschen stellte ich aber schon offene Stellen am Hintern fest. Mir schwante nichts Gutes.
Nach einem Nudelteller und einer Apfelschorle, Getränkeflaschen auffüllen ging es weiter. 130 km bis zur nächsten Kontrolle nach Wörh an der Isar. Die Schmerzen am Hintern wurden zum Problem. Mir war klar, es musste eine Lösung her. Auch wenn sich das jetzt vielleicht heldenhaftig anhört. Aus Erfahrung wusste ich, ich bin in der Lage Schmerzen auszublenden. Ich bemühte meinen Kopf und irgendwann wurde es besser. Die Schmerzen wurden nicht weniger, im Gegenteil. Aber es gelang mir sie fast auszublenden. Das ist dann der Unterschied, andere geben auf, ich fahre weiter. Ob die Aufgabe nicht vernünftiger wäre, lasse ich mal dahin gestellt.
Die zweite Nachtfahrt begann. Die Nacht war wieder sehr kalt, Die Anstiege nicht weniger steil. Um das mal verständlicher zu machen. Viele von uns kennen den Kniepenberg, wenn man da oben ist, pustet jeder erstmal durch. Solche Anstiege, länger und oft mit mehr Prozent gab es auf der gesamten Strecke mindestens 80 Anstiege. Dann aber auch zusätzlich drei Hammerdinger von bis zu 19 % im Steigerwald, und lange Anstiege im Alpenland. Die sind aber auch nicht so das Problem, wenn man körperlich und mental gut trainiert ist. Es ist einfach die Häufung, die lange Zeit, die man unterwegs ist, Tag und Nacht. In der zweiten Nacht machten wir eine Schlafpause von 2 Stunden in einem Bankvorraum.
Mittwoch gegen 11:00 Uhr erreichte ich Willmering nach 802 km. Etwas Essen, wieder kurz dösen, und weiter. Die nächste Kontrolle war nach 871 km in Vohenstrauß. Eine kurze Etappe, aber wegen der Härte dieses Abschnitts, konnte eine Pause gemacht werden, und wir wurden mit warmen Essen verpflegt. Das war dringend notwendig. Der Körper wollte nicht mehr, ab jetzt wurde alles eine Kopfsache. Die Anstiege wurden immer länger und steiler. Die Hitze wurde unerträglich. Bei jeder Gelegenheit, Brunnen, See, Weiher kühlte ich meinen Kopf. Tuch nass machen, und weiter.
<IMG src="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... n%2067.JPG">
Gegen 18:00 traf ich nach 962 km im Ort Kulmain ein Ein Sportplatzheim. Da in Bayern Feiertag war, fand ein Fußballturnier statt. Ich wurde angekündigt und jubelnd begrüßt. Um 20:00 Uhr fuhr ich weiter. Die dritte Nacht stand bevor. Rolf war auch wieder zu mir aufgefahren und wollte mitfahren. Jetzt blieben wir bis zum Schluß zusammen. Wir sind nicht immer gemeinsam gefahren. Rolf war der bessere Abfahrer, ich kletterte besser. Wir waren oft eine halbe Stunde auseinander. So konnte jeder sein Tempo fahren, und trafen uns immer wieder. Ein toller Typ. Wir verstanden uns ohne viel Worte.
<IMG src="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... n%2070.JPG">
Kurz vor der 10. Kontrolle nach 1.039 km, einem Autohof in Thurnau, trafen wir uns wieder. Wir brauchten nochmal Schlaf. Der Tankwart erlaubte uns die Räder mit reinzunehmen. Etwas warmes Essen, danach gönnten wir uns 2 Stunden Schlaf. Die letzte Schlafpause vorm Ziel.
Im Morgengrauen fuhren wir weiter. Jetzt kam der Regen. Er war kalt. Meine Regensachen hatte ich in Waging abgegeben, in der Hoffnung, es bleibt trocken. Egal, irgendwie war man auch froh, jetzt auch nicht mehr die Hitze ertragen zu müssen. Vier Stunden regnete es, dann kam wieder die Sonne, wir fuhren die Klamotten „trocken“. Jetzt hatten auch die Bäckerein in den Dörfern und Städten geöffnet, wir nahmen, was wir bekommen konnten. Es war alles nur noch Kampf, wir wollten ankommen, es schaffen. Ab und zu konnte ich die Schmerzen nicht mehr ausblenden, harte Momente.
Die letzte Kontrollstation erreichten wir nach 1.156 km um 9:00 Uhr am Donnerstag, 123 km vor dem Ziel. Wieder Nahrung, was reingeht. Die restlichen 123 km wollten wir in 5 Stunden fahren. Ein großer Irrtum. Der Veranstalter hatte nochmal alles an Anstiegen reingepackt. Ich konnte nur noch in einem mentalen Tunnel fahren. Ich war am Ende. Es ging nur noch mit eisernen Willen. Wenn einer von uns beiden fast verzweifelte, puschten wir uns gegenseitig. Es wurde auch mal laut, so was ähnliches wie: „Quäl dich du Sau“, schlimme Sprüche, aber es half. Wenn ich etwas wegen meinem ruinierten Hintern anmerkte, kam von Rolf: Halt die Klappe, du fährts mit den Beinen und nicht mit dem Hintern.
Außenstehende hätten uns beide für bekloppt oder sonstwas gehalten, aber es half. Irgendwann rissen wir Witze. Überlegten welche Strafe wir dem Veranstalter angedeihen lassen wollten. Die letzte große Hürde war der Spalter Berg, du kommst um die Ecke und siehst eine Wand. Zum hundersten Mal und mehr das kleine 28er Ritzel. Nebenbei angemerkt: Ich hatte Compact gewählt, 12/28. Dreifach wäre besser gewesen.
Nach dem Spalter Berg ging es relativ flach weiter. Irgendwann sahen wir das Schild Osterdorf 2 km, der letzte Hügel wurde bezwungen. Um 19:17 Uhr hatten wir es geschafft. 81 Stunden und 17 Minuten für 1.279 km. 58:59 Stunden reine Fahrzeit, was ein ca. 22er Schnitt in Bewegung entspricht. 22:18 Stunden brauchten wir für Schlafen, Essen, Radreparatur. Platten hatte ich einen, der Steuerkopf hatte sich gelöst, war schon gefährlich. 40 km vor dem Ziel fing das Tretlager an zu knacken. Kurz vor dem Ziel war es hin. Keinen Kilometer weiter hätte ich fahren können. Aber wer kämpft, dem sollte auch das Glück begleiten. Rolf und ich klatschten uns ab. Wir waren die Fahrer 6 und 7 im Ziel, wir waren glücklich und stolz.
<IMG src="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... n%2008.JPG">
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Fazit: Es war das härteste, was ich jemals gefahren bin. Eine nochmalige Steigerung der Härte und der Anstrengungen kann ich nicht mehr schaffen. Man kann keine Strecke miteinander vergleichen, bei dieser Bayernrundfahrt waren es 14.000 Höhenmeter. Bei anderen Veranstaltungen gibt es mehr Höhenmeter. Aber es kommt auf die Anlage der Höhenmeter an. Vergleiche zu anderen Veranstaltungen sind insofern Unsinn. Ein Vergleich sei gestattet. Nach diesem Brevet hörte man aber von durchgekommenden Teilnehmern. Paris-Brest-Paris sei dagegen eine Kaffeefahrt. Sehe ich auch so. P-B-P ist Kult und für viele Fahrer der Höhepunkt ihres Radfahrerlebens, aber diese Fahrt da in Bayern ist eine ganz andere Nummer.
Natürlich bedeutet Brevet, frei übersetzt, eine Prüfung. Aber, jeder Veranstalter sollte sich hinterfragen, ob es immer noch härter sein muss. Ich meine nicht. Wir bewegen uns im öffentlich Straßenverkehr. Wie geschehen, es kommt zu tödlichen Unfällen. So traurig das ist, es wird immer wieder passieren. Jeder, der sich so einer Herausforderung stellt, sollte sich bewußt und gut vorbereiten. Aber ich möchte es nicht erleben, dass jemand vor Erschöpfung stirbt.
- Heimfelder Dirk
- A-Lizenz-Schreiber
- Beiträge: 1734
- Registriert: 09.10.2010, 20:06
- Wohnort: Seevetal - Horst
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Ein Leser der sonst keinen Zugang zum Radsport und insbesondere zu Brevets hat, könnte Eure Berichte leicht für Romanentwürfe halten, die allein den Phantasien der Autoren entsprungen sind. Diese Tour muss wirklich unglaublich hart gewesen sein.
@Speedmanger: Solange zu fahren, bis sich offene Stellen im Sitzfleisch bilden, bedarf großer mentaler Stärke, da musst Du dir um Deine "Härte" keine Sorgen machen!
@Angelboot: Dass Du mit Deiner unfassbaren mentalen Stärke irgendwann auch deine Gesundheit bleibend schädigen könntest, weisst Du sicher selbst. So wie ich Dein Fazit aber interpretiere (berichtige mich, wenn ich falsch liege), wirst Du diesen Brevet wohl nicht noch einmal fahren(?).
Eindrucksvolle Berichte, die unter die Haut gehen, ich verneige mich vor Euch beiden!
Dirk
@Speedmanger: Solange zu fahren, bis sich offene Stellen im Sitzfleisch bilden, bedarf großer mentaler Stärke, da musst Du dir um Deine "Härte" keine Sorgen machen!
@Angelboot: Dass Du mit Deiner unfassbaren mentalen Stärke irgendwann auch deine Gesundheit bleibend schädigen könntest, weisst Du sicher selbst. So wie ich Dein Fazit aber interpretiere (berichtige mich, wenn ich falsch liege), wirst Du diesen Brevet wohl nicht noch einmal fahren(?).
Eindrucksvolle Berichte, die unter die Haut gehen, ich verneige mich vor Euch beiden!
Dirk
- Konkursus
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Es ist einfach Wahnsinn, was Ihr geleistet habt. Zunächst wollte ich speedmanagers Bericht nur anlesen, aber voller "Ehrerbietung" habe ich beide Bericht von Anfang bis zum Ende gelesen, so spannend waren sie, aber auch voller Fragen, die ich mir selbst gestellt habe.
@ speedmanager: Wir wissen alle, wie hart Du sein kannst und wie gut Du Rad fährst. Und wenn Du die Entscheidung triffst, nicht mehr weiterzufahren, war es die richtige Entscheidung. Und es ist sicherlich oftmals schwieriger, solche Entscheidungen zu treffen, als doch weiterzumachen, um dann tatsächlich zu scheitern.
Ich schreibe danke für diese Berichte
Konkursus
@ speedmanager: Wir wissen alle, wie hart Du sein kannst und wie gut Du Rad fährst. Und wenn Du die Entscheidung triffst, nicht mehr weiterzufahren, war es die richtige Entscheidung. Und es ist sicherlich oftmals schwieriger, solche Entscheidungen zu treffen, als doch weiterzumachen, um dann tatsächlich zu scheitern.
Ich schreibe danke für diese Berichte
Konkursus
Hallo Dirk,
zweifellos war ich an meiner Grenze angelangt. Kein Mensch leistet 101 %, ich war bei 95 %. Die gesundheitlichen Gefahren sind mir voll bewußt. Mir war aber schon immer klar, das, was ich(wir) da mache(n), ist nicht gesund.
Meine Ausrede ist: Ich trainiere meinen Kopf und meinen Körper. Ich fahre nicht mal so einfach diese Sachen. Ich betreibe Leistungssport. Brevetfahren in dieser Art und Weise kann man nur so ausüben.
Und sämtliche Glorifizierung ist hier fehl am Platz. Wer auch immer den Reiz spürt, diese Sachen zu machen, sollte sich den Rat von besonnenen Fahrern einholen.
Aber was ist gesund und was nicht. Ich bin auch für das "normale Leben" durch viele Erlebnisse bei meinen Unternehmumgen gestärkt worden. Und was ich erlebt und gesehen habe auf meinen Touren, welch tolle Typen, Individualisten, ich kennen gelernt habe, möchte ich auch nicht missen.
Aber auch eine 100 km RTF zu fahren ist eine Leistung, es muss nicht immer das Extreme sein. Ich hoffe, wir fahren mal RTF zusammen, ganz gemütlich, und klönen mal einen weg.
zweifellos war ich an meiner Grenze angelangt. Kein Mensch leistet 101 %, ich war bei 95 %. Die gesundheitlichen Gefahren sind mir voll bewußt. Mir war aber schon immer klar, das, was ich(wir) da mache(n), ist nicht gesund.
Meine Ausrede ist: Ich trainiere meinen Kopf und meinen Körper. Ich fahre nicht mal so einfach diese Sachen. Ich betreibe Leistungssport. Brevetfahren in dieser Art und Weise kann man nur so ausüben.
Und sämtliche Glorifizierung ist hier fehl am Platz. Wer auch immer den Reiz spürt, diese Sachen zu machen, sollte sich den Rat von besonnenen Fahrern einholen.
Aber was ist gesund und was nicht. Ich bin auch für das "normale Leben" durch viele Erlebnisse bei meinen Unternehmumgen gestärkt worden. Und was ich erlebt und gesehen habe auf meinen Touren, welch tolle Typen, Individualisten, ich kennen gelernt habe, möchte ich auch nicht missen.
Aber auch eine 100 km RTF zu fahren ist eine Leistung, es muss nicht immer das Extreme sein. Ich hoffe, wir fahren mal RTF zusammen, ganz gemütlich, und klönen mal einen weg.
- Heimfelder Dirk
- A-Lizenz-Schreiber
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- Registriert: 09.10.2010, 20:06
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Hans-Hermann, so wollte ich nicht verstanden werden, bin einfach zutieft beeindruckt ob eurer Leistungen!Angelboot hat geschrieben:Und sämtliche Glorifizierung ist hier fehl am Platz. ..
Neulich beim Marthon in Kattenberg sind wir anfangs ein Stück gemeinsam gefahren, da trug ich das Trikot von Fortuna Celle und in Lohbrügge haben wir bei der Anmeldung kurz geplauscht ..Angelboot hat geschrieben: Ich hoffe wir fahren mal RTF zusammen, ganz gemütlich, und klönen mal einen weg.
Vieilleicht demnächst von Norderstedt zum Priwall mal wieder???
Dirk
Hallo Dirk,
mit Glorifizierung meinte ich nicht deine Worte. Im Gegenteil, vielen Dank für deine Anerkennung. Ich bin schon stolz, wenn diese Leistungen anerkannt werden.
Ich habe das wohl falsch ausgedrückt. Man sollte diese Art der Radfahrerei nur nicht so auf die leichte Schulter nehmen, nach dem Motto: Mache ich mal eben, was ist denn schon dabei.
mit Glorifizierung meinte ich nicht deine Worte. Im Gegenteil, vielen Dank für deine Anerkennung. Ich bin schon stolz, wenn diese Leistungen anerkannt werden.
Ich habe das wohl falsch ausgedrückt. Man sollte diese Art der Radfahrerei nur nicht so auf die leichte Schulter nehmen, nach dem Motto: Mache ich mal eben, was ist denn schon dabei.
- Speedmanager
- noch tiefer gelegt
- Beiträge: 436
- Registriert: 24.10.2010, 21:36
- Wohnort: Schneverdingen
Ich finde, Scheitern schon den angemessenen Ausdruck. Schliesslich war mein Ziel, diesen Brevet zu beenden. Das ist mir nicht gelungen. Und bei all meiner Enttäuschung darüber, empfinde ich es nicht als Versagen, möglicherweise entsteht in meinem Bericht der Eindruck - so war es aber nicht gemeint.Angelboot hat geschrieben:Günther du bist nicht gescheitert! Du bist nur nicht zu Ende gefahren. Ein großer Unterschied.
Zu Rolf sollte man vielleicht noch erwähnen, dass er mit dem Rad von Stuttgart anreiste, den Brevet fuhr, und auch mit dem Rad nach Stuttgart zurück fuhr.Angelboot hat geschrieben:Ich war mit Rolf aus Stuttgart unterwegs.
Möglicherweise war es auch genau mein Fehler, diesen Brevet direkt in meiner ersten Brevet-Saison anzugehen. Die hierbei gewonnenen Erfahrungen werden mir allerdings helfen, zukünftige Herausforderungen besser zu bestehen. Jedenfalls betreibe ich bereits fleissig die Fehleranalyse.Angelboot hat geschrieben:Jeder, der sich so einer Herausforderung stellt, sollte sich bewußt und gut vorbereiten. Aber ich möchte es nicht erleben, dass jemand vor Erschöpfung stirbt.
Zu einer Neuauflage der Bayern Runde würde ich aber ohne Zögern sagen: "I? - Gaaanz bestimmt ned!"
Hallo Speedmanager,
für deine Willenskraft, Durchhaltevermögen und Moral bekommst Du eine glatte 1
Deine Note für die Vernunft ist leider eine 6! Wie viele Körper hast Du? Richtig einen! Austausch ist nicht drinn und sicherlich möchtest Du nächstes Jahr auch noch Radfahren, oder? Mit gesundheitlichen Problemen so eine Tour anzutreten, welche schon für top fite Athleten eine Herausforderung darstellt, halte ich für sehr unvernünftig
für deine Willenskraft, Durchhaltevermögen und Moral bekommst Du eine glatte 1
Deine Note für die Vernunft ist leider eine 6! Wie viele Körper hast Du? Richtig einen! Austausch ist nicht drinn und sicherlich möchtest Du nächstes Jahr auch noch Radfahren, oder? Mit gesundheitlichen Problemen so eine Tour anzutreten, welche schon für top fite Athleten eine Herausforderung darstellt, halte ich für sehr unvernünftig
- Speedmanager
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Dazu muss ich erwähnen, dass ich ein Knochenproblem in der Nähe des Kniegelenks habe, aufgrund dessen ich bereits vor Jahren das Laufen aufgeben musste. Leider besteht für dieses Problem keine Aussicht auf Besserung. Vor die Wahl gestellt, bereits jetzt meine Radsportaktivitäten dramatisch zurückzufahren oder solange weiterzumachen, bis nichts mehr geht, habe ich mich für die zweite Option entschieden. Bislang nicht zu meinem Nachteil.Indorain hat geschrieben:Deine Note für die Vernunft ist leider eine 6! Wie viele Körper hast Du? Richtig einen! Austausch ist nicht drinn und sicherlich möchtest Du nächstes Jahr auch noch Radfahren, oder? Mit gesundheitlichen Problemen so eine Tour anzutreten, welche schon für top fite Athleten eine Herausforderung darstellt, halte ich für sehr unvernünftig
Ob das noch ein oder zehn Jahre gut gehen wird - ich werde es gewahr werden. Wenn es aber soweit sein sollte, hoffe ich doch sehr, dass wenigstens ein Teilaustausch drin ist.
Das mit den Ersatzteilen wird hoffe ich nicht notwendig sein. Wenn ich deine Zeilen aber so richtig deute, wird im nächsten Jahr wieder eine Tour in Angriff genommen. Richtig so. London-Edinburgh-London, 28.7-3.8.2013
Da möchte ich teilnehmen.
Vielleicht schrauben wir uns einen neuen Hintern an, also doch ein Ersatzteil.
Oder einen anderen Sattel, eine andere Creme.
Da möchte ich teilnehmen.
Vielleicht schrauben wir uns einen neuen Hintern an, also doch ein Ersatzteil.
Oder einen anderen Sattel, eine andere Creme.
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Als Liegeradrandonneur läuft mir der Thread hier kalt den Rücken runter.Angelboot hat geschrieben: Vielleicht schrauben wir uns einen neuen Hintern an, also doch ein Ersatzteil.
Oder einen anderen Sattel, eine andere Creme.
Schon mal 600km ohne Pavianhintern, taube Finger und steifen Nacken gefahren?
Auch als Liegeradfahrer kann man sich was wundscheuern, wenn man nicht aufpasst. Bei Distanzen ab 300km creme ich mir vor dem Start den Rücken ein - keine Probleme mehr.
Langstreckenradfahren kann entspannend, ja geradezu meditativ sein.
Für Rennradfahrer scheint es mehr ein Kampf mit Material, Körper und Psyche zu sein. Wollt ihr unbedingt leiden? Unbedingt ein Risiko eingehen? Ich kann beidem nichts positives abgewinnen.
Wer die Ergonomie im Griff hat, wird bestimmt auch mit einem Aufrechtrad glücklich, aber was ich hier lese deutet ja nun nicht gerade darauf hin.
Jahr für Jahr sehe ich in abgekämpfte und schmerzverzerrte Gesichter überwiegend älterer Herren auf Fahrrädern, die tausende von Euros kosten, aber bei 200 Watt kaum mehr wie 30 km/h schnell sind.
Gerne fahre ich mit euch, denn wir sind nett zueinander und teilen die selbe Leidenschaft. Aber warum ihr gerade das so ziemlich unbequemste erhältliche Fahrrad für derartige Extremtouren auswählen müsst, das verstehe wer will.
Die Abbruchquote spricht Bände.
Nichtsdestotrotz mein Respekt an alle, die den Brevet versucht haben, egal wie weit sie gekommen sind!
Jan
torkelradler schrieb:
torkelradler schrieb:
torkelradler schrieb:
Die Ergonomie habe ich schon im Griff. Bin auch ein "älterer Herr" von 64 Jahren. Mein in Bayern benutztes Rad ist ein 12 Jahre altes Rad, und hat 1400 Mark gekostet. Deine Leistungsvergleiche trete ich schon noch.
Zugegeben, ich habe einen Anfängerfehler gemacht. Ich habe einen Sattel gefahren, den ich einfach nicht genug ausprobiert habe, und eine neue Sitzcreme benutzt. Lernen durch Leiden.
Im übrigen, ich bin immer wieder begeistert, wenn ich einen Liegeradler auf diesen Touren unterwegs treffe. Aber jeder hat so seine Passion.
Vielleicht treffen wir uns mal auf unseren Wegen.
Ja, auch schon 1200 km. warum es da in Bayern so extrem war????????????Schon mal 600km ohne Pavianhintern, taube Finger und steifen Nacken gefahren?
torkelradler schrieb:
Es waren enorme Anstrengungen, trotzdem ein tolles Erlebnis.Langstreckenradfahren kann entspannend, ja geradezu meditativ sein.
torkelradler schrieb:
Ich habe auch schon Liegeradler erlebt, die mit Material, Körper und Psyche gekämpft haben. Aber deine Argumente treffen schon teilweise zu.Für Rennradfahrer scheint es mehr ein Kampf mit Material, Körper und Psyche zu sein. Wollt ihr unbedingt leiden? Unbedingt ein Risiko eingehen? Ich kann beidem nichts positives abgewinnen.
Wer die Ergonomie im Griff hat, wird bestimmt auch mit einem Aufrechtrad glücklich, aber was ich hier lese deutet ja nun nicht gerade darauf hin.
Jahr für Jahr sehe ich in abgekämpfte und schmerzverzerrte Gesichter überwiegend älterer Herren auf Fahrrädern, die tausende von Euros kosten, aber bei 200 Watt kaum mehr wie 30 km/h schnell sind.
Die Ergonomie habe ich schon im Griff. Bin auch ein "älterer Herr" von 64 Jahren. Mein in Bayern benutztes Rad ist ein 12 Jahre altes Rad, und hat 1400 Mark gekostet. Deine Leistungsvergleiche trete ich schon noch.
Zugegeben, ich habe einen Anfängerfehler gemacht. Ich habe einen Sattel gefahren, den ich einfach nicht genug ausprobiert habe, und eine neue Sitzcreme benutzt. Lernen durch Leiden.
Im übrigen, ich bin immer wieder begeistert, wenn ich einen Liegeradler auf diesen Touren unterwegs treffe. Aber jeder hat so seine Passion.
Vielleicht treffen wir uns mal auf unseren Wegen.
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Ja, im Gegensatz zu PBP, das für mich nicht sonderlich attraktiv ist (wahrscheinlich einfach zu groß), will ich an LEL unbedingt teilnehmen.Angelboot hat geschrieben: Wenn ich deine Zeilen aber so richtig deute, wird im nächsten Jahr wieder eine Tour in Angriff genommen. Richtig so. London-Edinburgh-London, 28.7-3.8.2013
Da möchte ich teilnehmen.
Mal sehen, ob ich im Januar einen der Plätze abbekomme. *daumendrück*
Habe mir seit Bayern einiges durch den Kopf gehen lassen. Gepäckträger ist schon fest eingeplant. Dazu einen modifizierten Sattel und eine andere Hosenwechselstrategie - das muss ich allerdings nächstes Jahr noch auf 600km+ Strecken ausprobieren.Angelboot hat geschrieben: Oder einen anderen Sattel, eine andere Creme.
@torkelradler: Ich habe es von 2003 - 2008 mit einem Radius 16V versucht. Damals bin ich noch nicht so sehr lange Strecken gefahren, es kam mir eher auf die Geschwindigkeit an.
Und selbst nach Jahren war ich nicht in der Lage, mit dem Liegerad die Geschwindigkeit wie mit meinem Tria-Rad zu fahren. So richtig "warm" bin ich mit dem Lieger auch nie geworden - obwohl ich es versucht habe.
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Geschwindigkeit ist bei Brevets mMn Nebensache.
Ein Radius 16V hat es gegen ein Triathlonrad aber auch nun wirklich nicht leicht:
Federung(?), kaum Tretlagerüberhöhung, zu schwer, weicher Antrieb, der Untenlenker genehmigt sich ordentlich Windwiderstand, die Reifen unterlegen. Ein Alltagsrad also, das mit einem reinen Sportgerät mithalten soll? Kein Wunder, dass es dir nicht so viel Spaß bereitet hat.
Ob beim RAAM, 1-24h... Liegeradler halten alle Rekorde, auch unverkleidet.
Ich finde es schade, wenn in vielen Brevetberichten (die ich gerne Lese, vielen Dank!) der Eindruck erweckt wird, man müsse jetzt besonders hart und willensstark sein, um auf Langstrecke Radfahren zu können, weil einem nach einer gewissen Zeit eh alles wehtut.
Wir Randonneure zeigen gerne, was man auf einem Fahrrad mit etwas Geduld so anstellen kann. Dass es auch ohne Aua Aua geht, 24h Rad zu fahren, wollte ich nur mal erwähnt haben.
Und so drehe ich weiter einsam meine Runden, weil die Rennradgruppen hier zu langsam sind und kaum jemand mein Hobby teilen mag, warum auch immer.
Ein Radius 16V hat es gegen ein Triathlonrad aber auch nun wirklich nicht leicht:
Federung(?), kaum Tretlagerüberhöhung, zu schwer, weicher Antrieb, der Untenlenker genehmigt sich ordentlich Windwiderstand, die Reifen unterlegen. Ein Alltagsrad also, das mit einem reinen Sportgerät mithalten soll? Kein Wunder, dass es dir nicht so viel Spaß bereitet hat.
Ob beim RAAM, 1-24h... Liegeradler halten alle Rekorde, auch unverkleidet.
Ich finde es schade, wenn in vielen Brevetberichten (die ich gerne Lese, vielen Dank!) der Eindruck erweckt wird, man müsse jetzt besonders hart und willensstark sein, um auf Langstrecke Radfahren zu können, weil einem nach einer gewissen Zeit eh alles wehtut.
Wir Randonneure zeigen gerne, was man auf einem Fahrrad mit etwas Geduld so anstellen kann. Dass es auch ohne Aua Aua geht, 24h Rad zu fahren, wollte ich nur mal erwähnt haben.
Und so drehe ich weiter einsam meine Runden, weil die Rennradgruppen hier zu langsam sind und kaum jemand mein Hobby teilen mag, warum auch immer.
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