Stevens Cyclocross Cup: 4. Lauf Norderstedt (Berichte)

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Janibal
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Stevens Cyclocross Cup: 4. Lauf Norderstedt (Berichte)

Beitragvon Janibal » 12.10.2015, 21:22

Geht's noch schöner?

Anreise von Bargteheide über Duvenstedter Brook, Alstertal, Wilstedter Forst mit Rückenwind und Oli. Bunt ist das Laub, die Sonne scheint und die Vögel singen ein Lied vom Süden.

Geht's noch entspannter?

Verpflegungsstand mitten in der Strecke, Startnummer ohne Pfand, Musik, Rennkommentar und ganz viele Crosser. Manch einer hat zu der späten Anreisestunde sein Rennen hinter sich, Elite Paulianer Knelly ist in der Vorbereitung.

Geht's noch mal?

Proberunde. Strecke ist bekannt vom Vorjahr. Na fast. Der Bunker wird anders gefahren, aber im Wald bekannt tiefer Boden, enge Kurven und lange Antritte. Eine Proberunde hält warm. Am Startbreich darf ich Knelly die Sachen abnehmen. Andere Elitefahrer wie Yannik und Jannik haben ihr Groupies dabei, die ihnen die Warmehaltesachen abnehmen. Entscheident für gute Groupies ist die Haarfarbe. So ist Goschi heute ohne seinen blonden Sonnenschein, Morgenstern und Ringelblümchen da. Und zack, gestürtzt, Felge verbogen. Der andere Hamfelder Björnie hat gleich zwei Blonde dabei, bekommt die aber nicht auf. Wozu wurden die Klickpedale erfunden?

Ich schaue mir den Start der Elite an und bin fürchterlich impressed, wie die abgehen. Groupies saugen aber gerne den Staub auf, der vom Helden berührt wurde.

Geht's noch knapper?

Motta ruft an. Er sitzt im Zug, kommt gerade noch rechtzeitig zum Start, wenn genug Kohlen im Kessel sind. Ob wir schon mal die Startnummer holen könnten? Wie war gleich noch sein richtiger Name, ist nicht unter Motta gemeldet? Und nebenbei tauchen immer mehr Hobby-Ü40-Fahrer auf. Darunter auch das Startwunder Marco, welches ich noch zerlegt im Krankenbett vermutete. Wie geil, nicht ganz frisch, aber fahrfähig und endlich wieder Zeit für ein kleines Duell. So wie Micha Kusch mit Mario oder oder oder. Immerhin habe ich meine Startnummer schon angenadelt. Also Zeit, etwas die Beine zu bewegen. Kurzer Plausch mit Kaptain Ron und Frank von den Piraten. Alles meine Klasse, solange ich auf meine Lizenz warte. Noch einmal kurz die Strecke begutachten...

Geht's noch schlechter?

Am Start. In Kaltenkirchen nicht ins Pedal gekommen, in Horn viel zu früh rollen gelassen und heute: einfach zu spät gekommen. Einteiler Stefan setzt mich in die dritte Reihe, wo ich mich erstmal entkleide. Ein Rennen ist keine Wanderfahrt und wem es zu kalt ist, der ist zu langsam.

Geht's noch irgendwann los?

Auch für den Weltmeister Jens. Auf dem Weltmeisterrad. Mit blonden Groupie. Vom letzten auf den ersten Platz wird es werden. Fast würde ich sagen, weltmeisterlich. Nur überrundet hat er mich nicht. Aber erstmal geht es los. Vor mir zwei im Wiegetritt, rauschen fast ineinander rein. Abstand halten. Erste Kurve immer noch in den Top 30. Marco ist schon lange weg. Stau, absteigen, tragen. Eh erste Hürde. Marco wartet rechts, Kette ab. Ein Pirat schiebt sich an mir vorbei, auf den schmalen Wegen wird es schwer, wieder vorbei zu kommen. Es ist nicht Heiko, der ist schon weg. Nach dem Wall mit den rutschigen Wurzeln (Todeswurzeln), wo das Vorderrad drüber gelupft werden musste, weil man sich sonst ausgehebelt hätte, wird es breiter und jetzt heist es antreten, die übrigen Körnchen von der Startgeraden wegschmeißen. Und vorbei. Vor mir ein MTBler mit Flats und Turnschuhen, nein nicht der Jens, denn ich komme vorbei. Der Crosser kommt einfach schneller aus den Kurven.

Geht's noch schneller?

In der ersten Runde fahre ich noch verhalten, nicht stürzen und auch die Laufstege sauber nehmen. Der Bunker ist voll fahrbar und voller Stimmung. Mein Name, der des Hintermannes und die Platzierung. Das tut gut. Mit vollem Risiko auf die Zielgerade. Motta nicht mehr im Zug, vor mir. Nicht mehr. Liegt am Rad. Bis zum Bunker wieder ein MTBler gestellt. Hier ist er schneller, weil ich um die Kurven schleiche. Auf der Zielgeraden kann ich mich ansaugen und vorbeigehen. Ganz grau im Kopf vergesse ich die erste Hürde und krabbel rüber. Der Mtbler fährt - an mir vorbei, shit. Klassischer Konter, Eigentor, jetzt keine Chance zum Überholen. Gegenkonter unmöglich, die mentale Stärke ist auf seiner Seite. Noch ein paar Fahrfehler von mir und erst vor der Hürde im Wald habe ich mal höhere Endgeschwindigkeit und kann passieren, höre aber bis zum Laufsteg am Bunker sein Atmen über meinem Hinterrad. Nach der kleinen Kuppe im Wald ist schon Geschwindigkeit für den Zielbogen aufnehmen angesagt. Und es tut sich ein Lücke auf. Glocke.

Geht's noch lange?

Nee, nur noch eine Runde. Und es kommen keine Angriffe von hinten. Aufmunterungen an der Strecke. Leise und laut, ich habe euch alle gehört. Nach vorne nur noch der Flieger von Airbus und ein Büdelsdorfer in weiter Ferne. Der wird Top 10, ich auch. Tex vor mir da, Mike vom selben Verein (St. Pauli, St. Pauli) noch weiter vorne. Und zum Glück sind noch ein Paar Monate bis zum Finale, also es geht noch lange.

Geht noch was?

Muss ja, und selbst? Mario hat sich am Todeswurzelwall geschmissen, aber auf Platz 15, vor Micha. Beide ein Gefahr aus dem Augenwinkel für mich. Pirat Heiko hat den Defektteufel besiegt und der Weltmeister hat eine halbe Lehrstunde gegeben.

Geht's noch ohne?

Nein
St. Jan
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Beitragvon Ü40-Cyclist » 13.10.2015, 08:41

Cross im Rantzauer Forst in Norderstedt – was hab ich mich letztes Jahr gequält auf diesem Kurs. Und es war dieses Jahr genauso, nur auf einem höheren Niveau. War ich letztes Jahr noch froh, überhaupt das Ziel zu erreichen, hatte ich mir dieses Jahr mehr vorgenommen.

Begünstigt vom verspäteten Eintreffen von Janibal und Motta, fand ich mich erfreulicher Weise auf Platz 13 der Startaufstellung. Neben mir Pirat Heiko (mit neuem Crossrad, aber noch auf der Suche nach den passenden Crossbeinen dazu – wie er vor dem Start erklärte :Unentschlossen: ) und Micha, da musste ein guter Start her, um nicht gleich wieder hinterher fahren zu müssen. Klappte diesmal auch super gut und ich glaub, ich bog auf 11 oder 12 liegend ins erste Kurvengeschlängel. Schon am Ausgang des selbigen tauchte Ex-Weltmeister Schwedler (von ganz hinten gestartet) neben mir auf und rauschte ganz entspannt, jenseits der Ideallinie durchs Unterholz, um nach weiteren 20 m wieder aus meinem Sichtfeld zu entschwinden. Sah schon sehr gut aus, muss man ja neidlos anerkennen.

Genug geschwärmt, wir befinden uns in einem Rennen. Als es auf die erste Gerade ging, hatte sich das Feld vor uns schon etwas entzerrt, Heiko und ein weiterer Fahrer an meinem Hinterrad. Ich will jetzt nicht gerade von entspannter Fahrt sprechen, aber es rollte recht geschmeidig und ich konnte nach den Sprunghürden sogar noch einen Fahrer überholen. Zu Beginn der zweiten Runde etwas Luft nach hinten, wollte ich den „Todeswurzelwall“ ganz auf Nummer sicher nehmen, was voll nach hinten oder besser voll nach vorne losging. Ich setzte nämlich blöderweise mein Vorderrad direkt auf die Wurzeln. Im gleichen Moment rutschte es weg und mit dem nötigen Schwung flog ich samt Rad über den Wall und landete unsanft auf der rechten Schulter. :mad: Nach einem kurzen Systemcheck hoffte ich, dass alles heil geblieben ist und setzte die Fahrt fort. Bei der Aktion verlor ich glücklicherweise nur einen Platz (den leicht verdrehten Schalthebel bemerkte ich erst zu Hause). Die Schmerzen waren, wahrscheinlich aufgrund des Adrenalins erträglich, aber spürbar vorhanden. Dieses Gefühl sollte sich bei der Tragepassage an der Treppe im Wald nochmal deutlich verstärken.

Aufgeben – nicht heute bei aktuell Platz 14. Irgendwann tauchte dann Motta hinter mir auf, den ich über eine Runde gut auf Distanz halten konnte. Mitte der 4 Runde war es dann aber soweit, er zog an mir vorbei. Paralysiert vom Schmerz nannte ich ihn fälschlich Harald :oops: , schaffte es aber noch mich auf Gerald zu korrigieren (Sorry Motta). Ein ernsthafter Versuch an ihm dran zu bleiben, hätte mich in dieser Phase wahrscheinlich getötet und so versuchte ich zumindest in Schlagdistanz zu bleiben. Irgendwann hörten wir dann auf einer Gegenpassage Micha rufen „Wartet doch mal auf mich“. Netter Versuch, aber den Wunsch konnten wir ihm natürlich nicht erfüllen. Und so ging es in die letzte Runde. Motta gewann mehr und mehr an Metern. Micha war hinter mir auch nicht mehr zu sehen und ich war froh, allein und ohne Druck fahren zu können. Wobei ich nun voll konzentriert blieb, denn ein Fehler wie in der 2. Runde sollte nicht noch mal passieren.

Ich war echt froh, als ich auf die letzte Gerade bog und auf Platz 15 liegend die Ziellinie überquerte.:D Meine bis dato beste SCC-Platzierung, die ich mir aber „schmerzhaft“ erkämpft habe. Danach noch ein wenig Smalltalk mit den Supportern Karin, Sonja1, Mike667, Jörg, Knelly….., die am Bunker lautstark anfeuerten. :GrosseZustimmung:

Anschließend ging es mit einem lachenden und einem weinenden Auge nach Hause. Nachdem meine Frau (Ärztin) :Polizei: meine Schulter gecheckt und einen Bruch oder ähnliches ausgeschlossen hat, habe ich versucht mit einem fetten Eispack den schlimmsten Schmerz zu lindern.
Wobei schon klar war, der nächste Morgen würde ein Albtraum werden. Und so war es dann auch, den Tränen nah :Wein: , zog ich mir wie ein 80-jähriger mein Shirt über und warf mir eine Schmerztablette ein. Durch die Bewegung während des Tages, ließ sich der Schmerz ganz gut ertragen. Mal sehen, was die nächsten Tage bringen und Samstag ist ja auch nicht mehr so weit.

Game on! Gruß Mario ;-)
Jede Minute Zweifel verschenkt 60 Sekunden das Gefühl es zu schaffen.
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motta
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Beitragvon motta » 13.10.2015, 10:20

Hi JaNibali und Mario,

schöne Rennberichte. :D

Vielleicht schaffe ich es auch noch aus meiner Sicht zu berichten.

Hat auf jeden Fall wieder riesig Spass gemacht mit euch....

meint MOTTA :wink:
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micha
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Beitragvon micha » 13.10.2015, 20:29

Ü40-Cyclist hat geschrieben:Irgendwann hörten wir dann auf einer Gegenpassage Micha rufen „Wartet doch mal auf mich“. Netter Versuch, aber den Wunsch konnten wir ihm natürlich nicht erfüllen.
So, nur um das mal klar zu stellen. Das war eine höflich formulierte Aufforderung, keine Bitte und erfüllt aus meiner Sicht den Tatbestand unterlassener Hilfeleistung.

Aber ist o.k! Wir sehen uns in Mölln! Ihr mich aber nur von hinten! ;-)

Micha
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Don Vito Campagnolo
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Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Teil 2: Nicht so gute Zeiten.

Beitragvon Don Vito Campagnolo » 14.10.2015, 17:35

Eigentlich mag ich die Strecke in Norderstedt. Eigentlich. Beruht aber irgendwie nicht auf Gegenseitigkeit: Denn mit den Plätzen 20 und 19 in 2013 und 2014 zeigte mir die Waldschönheit bisher doch eher ihre kalte Schulter und daran sollte sich auch dieses Mal nichts ändern.

Mit ganz müden und schweren Beinen war ich vormittags mit Hund Holli noch im heimischen Wald unterwegs. Die ersten Proberunden im Rantzauer Forst lockerten die vom Vortag malträtierten Muskeln dann doch noch etwas auf und mit Freude stellte ich fest, dass sich speziell die "Sandbunker" in diesem Jahr etwas besser fahren ließen als in den Vorjahren. Ansonsten war die Strecke so gut wie unverändert, nur statt der beiden "Hoppelhürden" am Anfang der Strecke stand dort nun ein einziges etwas höheres Exemplar. Mangels Unversehrtheit und Lockerheit sowie dem festen Willen möglichst nicht zu stürzen, war von Beginn an klar, dass ich hier keinen Sprungversuch unternehmen würde.

Der Plan für das Rennen war wie folgt: Dank guter Position beim Start möglichst gut loskommen, dann sauber fahren/nicht stürzen und schauen, wie lange die Beine nach der Belastung des Vortages durchhalten. Die erste böse Überraschung dann in der Startaufstellung: Nach der guten Punkteausbeute des Vortages wäre mir eigentlich die 3. Startreihe sicher gewesen. Eigentlich. Es wurde aber nicht die Gesamtwertung per 10.10. berücksichtigt, sondern die vom 4.10. - das war mir und manch anderem völlig unverständlich, aber ähnlich wie beim Fußball und den dortigen Tatsachenentscheidungen des Schiri, so gilt hier halt, dass das WA und der WAV das Sagen haben und somit gilt kein Murren und kein Knurren - also Hinstellen und das Beste draus machen.

Nun fand ich mich also in der 5. Reihe wieder und statt 10 Fahrern waren derer 20 vor mir - keine gute Ausgangsposition, vor allem wuchs damit die Wahrscheinlichkeit in einen Stau vor der ersten Hürde zu geraten. Im ersten Teil der langen Startgerade passierte dann auch nichts, alle vor mir hielten ihre Positionen. Dann aber tat sich doch noch eine Lücke auf - gerade groß genug, um gefahrfrei reinzufahren und einige Plätze gutzumachen; fast traditionell konnte ich so auch an Janibal vorbeifahren.

Am Ende der Geraden kam ich auch gut in die Linkskurve hinein, bei deren Anbremsen gab es auch noch ein, zwei Platzgewinne. Dann rechts, rechts, links - alles im Gewusel sauber durchfahren. Aber dann die zweite böse Überraschung: Kurz vor den Hürden war ein Knickwall zu überqueren - keinen Meter hoch, aber kurz und steil rauf und runter. Und vor der Hürde dann der befürchtete Stau. Vor mir muss Pirat Heiko deswegen direkt oben auf dem Wall anhalten - und ich mitten auf der Rampe, womit mein Ausflug in den Graubereich zwischen 'Statik' und 'Dynamik' begann. Halb auf, halb neben dem Rad hängend, tippte gerade eben so die Schuhspitze auf, die Schwerkraft drohte mit mir aber einen Salto rückwärts zu veranstalten. Vorn ging es langsam weiter und so konnte ich mich mit 3, 4 rudernden Fußbewegungen auf den Wall hinaufbewegen. Bergab gingen mir nun aber endgültig zuerst das Talent und dann der Boden unterm linken Fuß aus, es folgte eine Art Judorolle über die linke Schulter, das Rad immer noch halbwegs fest am Mann.

Eine gute Gelegenheit also für ein gutes halbes Dutzend Fahrer vorbeizuziehen. Wieder aufgerappelt ging es über die Hürde, währenddessen ein Blick zum Tretlager verriet, dass die Kette vorn abgefallen war. Also Rad absetzen, Kette auflegen und ein weiteres halbes Dutzend passieren lassen. Endlich ging es fahrend weiter, platziert irgendwo um den 30sten herum und dank des verdrehten linken Schalthebels schliff in den beiden leichtesten Gängen fortan die Kette am Umwerfer - das war aber zum Glück ein rein akustischer Makel, ansonsten lief das Rad einwandfrei.

Toll, das Rennen war vielleicht 45 Sekunden alt und schon war alles vermasselt. Nun hätte ich aussteigen und bei Ex-Weltmeister zuschauen können, wie man richtig crosst, aber wichtiger wäre es wohl nach der langen Pause ein paar weitere Trainings-km und -Minuten sowie etwas Rennhärte zu sammeln. Die beiden ersten Runden bescherten mir dann etliche Überholmanover - nein, nicht wie üblich wurde ich überholt, sondern ausnahmsweise machte ich einmal Platz um Platz gut. So kam dann von den HFS-Supporters am Bunker vor der Doppelhürde bald die Meldung "Platz 20" - heyho, zurück in den Punkterängen.

Anders als noch auf den Testrunden kam ich aber eben jenem Bunker auch regelmäßig nicht bzw. nicht gut die Steigung rauf - zu viel Schlupf am Hinterrad. Das lag gewiss nicht an überschüssiger Kraft sondern, wie ich ab der vorletzten Runde feststellte, nur an einer zunächst schlechten Fahrlinie - know how vs. don´t know.

Ab der Rennmitte wurden die Beine zusehends müder und so musste ich auch den einen oder anderen Platz wieder hergeben - Adieu du letzter Wertungspunkt. Auch der Rücken zwackte mittlerweile übel und mit meiner Fahrtechnik war ich auch nicht zufrieden: Gefühlte 80 % des Kurses sind mit Wurzel gespickt, von daher sollte man sich eher geschmeidig auf und über dem Rad bewegen. Ich aber hing starr und unbeweglich wie ein Zementsack auf dem Sattel und holperte und rumpelte so über den Kurs. Nun ja, irgendwann wird der Körper auch die alte Spannkraft wieder zurück haben.

Aber ein Rennen ist nun mal erst dann vorbei, wenn man im Ziel ist, also weiter treten, treten, treten. In der letzten Runde sah ich dann nicht weit vor mir, wie sich Oberpirat Ron hinter der Hürde im Wald langsam wieder aufs Rad schwang; irgendwas war ihm hier wohl missglückt. So witterte ich noch mal die Chance auf eine Ergebniskosmetik, hing mich hinten ran und konnte dank seiner nun eher lustlosen Fahrweise auch unmittelbar vor der Zielgeraden noch überholen.

Im Ziel dann die große Überraschung: Es mussten noch 1-2 Fahrer vor mir ausgefallen sein, denn es reichte noch zu P20 und damit einem Wertungspunkt und damit lief das Rennen zumindest nicht ganz schlecht, sondern nur einfach nicht gut. Aber in Anlehnung an den alten Angler-Spruch "the worst day fishing is better than the best day working" muss ich sagen: Auch wenn alles anders und schlechter ablief als geplant, so macht selbst solch ein Renn-Tag wesentlich mehr Spaß als krank auf dem Sofa liegend einen DVD-Tag nach dem anderen einzulegen - und das sogar ganz und gar uneigentlich.
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Helmut
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Re: Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Teil 2: Nicht so gute Zei

Beitragvon Helmut » 14.10.2015, 20:42

Don Vito Campagnolo hat geschrieben:Halb auf, halb neben dem Rad hängend, tippte gerade eben so die Schuhspitze auf, die Schwerkraft drohte mit mir aber einen Salto rückwärts zu veranstalten. Vorn ging es langsam weiter und so konnte ich mich mit 3, 4 rudernden Fußbewegungen auf den Wall hinaufbewegen. Bergab gingen mir nun aber endgültig zuerst das Talent und dann der Boden unterm linken Fuß aus, es folgte eine Art Judorolle über die linke Schulter, das Rad immer noch halbwegs fest am Mann.
:D

Ab und zu stoße ich auf dem ein oder anderen Team-Blog auf Rennberichte. Die handeln zwar zumeist von besseren Platzierungen, lesen sich aber alle fad dagegen.
Wenn's um die Wurst geht, sollte man gut abschneiden.

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