So, das Doppelwochenende im Stevens Cyclocross-Cup liegt hinter uns. Zeit, sich den Berichten zu widmen und das Erlebte noch einmal Revue passieren zu lassen.
Wie ich schon erwähnt habe, sind wir Freitag nach Hannover gefahren. Wir hatten keine Lust, an einem Tag so weit anzureisen, Rennen zu fahren bzw. den ganzen Tag zu fotografieren und dann wieder zurückzufahren. Dann lieber mit einer Übernachtung. Da unser Hotel fußläufig vom Gelände entfernt lag, konnten wir nach unserer Ankunft noch eine erste Streckenbesichtigung mit einem kleinen Spaziergang verbinden. Das Rad blieb im Auto, aber auch zu Fuß und durch Anschauen kann man sich ja einen ersten Eindruck verschaffen. Klar, es erwartete und viel Wiese. Aber auch aus einer Wiese kann man unter Einbeziehung der Ränder einen wirklich attraktiven Kurs basteln. Es ging ab und zu durch ein Baumgeschlängel am Rand der Wiese. Und dann ging´s auch öfter mal eine Etage tiefer an die Ihme ran. Und wo es runter geht, geht´s auch wieder rauf. Somit war alles angerichtet für einen schönen Renntag.
Am nächsten Tag machten wir uns recht früh an die Strecke. Schließlich reicht gucken allein ja irgendwie doch nicht. Und so machte ich noch einige Proberunden. Erster Eindruck: ganz schön ruckelig, nicht immer ganz einfache Anstiege und viel Wiese. Aber die Vorfreude wuchs

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Das trübte sich ein wenig ein, als ich erfuhr, dass der verantwortliche niedersächsische Kommissär für meinen Geschmack sehr wenig Fingerspitzengefühl bewies. Für das Rennen in Hannover waren 5 Dänen gemeldet – und natürlich auch schon angereist. Freitag Nachmittag (!) erfuhren diese dann per Email, dass sie nicht starten dürfen. Es gibt da wohl im Kleingedruckten irgend so einen Passus, der sich mir nicht ganz erschließt

. Danach dürfen Ausländer wohl nicht starten

. So weit ich mitbekommen habe, wurde wohl hinter den Kulissen noch viel diskutiert, aber die Entscheidung blieb: Die Dänen, die bereits in Hannover waren und dort übernachtet haben, durften nicht starten

. Mir taten sie sehr leid, sind sie doch gerne gesehene Gäste im Stevens Cup

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Ich durfte kurz danach auch nochmal persönliche Bekanntschaft mit einem niedersächsischen Kommissär machen. Am Start der Masters 3 habe ich eine Jacke und Brille entgegengenommen und sollte sie im Depot abgeben. Das mache ich doch gerne, denn jeder braucht doch Hilfe am Start. Im Depot angekommen, schaute ich mich um, um herauszufinden, wo ich die Sachen abgeben muß. Aber weit kam ich nicht, denn der „freundliche“ Kommissär fragte mich nach meiner Betreuer-Lizenz. Da ich die – natürlich – nicht hatte, mußte ich unverrichteter Dinge das Depot wieder verlassen. Sorry, liebe Kommissäre, Regeln sind wichtig, aber man muß auch nicht päpstlicher sein als der Papst

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So, nun aber zum Sportlichen und damit zu den erfreulichen Dingen des Lebens: Noch bevor ich auf die Strecke gehen durfte, kamen ja erst noch die ganz Kleinen (U11) dran. Da sie gemeinsam mit der U13 recht viele waren, ließ Stephan die Kinder einen Le-Mans-Start ausführen, also erst laufen, dann aufsteigen und losfahren.
OK, bei den Kindern kam nach der Disziplin „laufen“ noch die Disziplin „Fahrrad suchen“…

ein paar ausgewählte Zitate nicht minder aufgeregter Eltern gefällig? „Dein Rad ist hier!“ „Du bist zu weit gelaufen!“ „Das ist Piets Rad! Deins liegt hier vorne.“ Das war großes Kino, gefiel aber nicht jedem Kind, denn gute Radfahrer sind nicht immer gute Läufer…
Jetzt aber mal zu meinem Rennen, sonst wird dieser Bericht ja nie fertig… Nachdem ich in Kaltenkirchen ziemlich gut gestartet war, wollte ich das in Hannover wiederholen. Das klappte auch ganz gut. Ich kam gut weg und freute mich kurz. Aber was war das?

Plötzlich kam so ein blaues Trikot in Wahnsinnsgeschwindigkeit von hinten an mir vorbeigesaust. Ich hab mich glatt ein wenig erschrocken, da ich damit nicht gerechnet hatte. Danach kam ich eigentlich ganz gut in den Tritt. Es ging erst immer mal wieder zwischen diesen Bäumen am Rand hindurch.
Dort hatte ich mir die Spur vorher angeguckt und wußte, wie ich fahren wollte, aber leider waren da noch so viele Mädels um mich herum, so daß ich nicht immer fahren konnte, wie ich wollte. Das nennt man wohl Rennen…
Kurz vor der ersten Abfahrt, die im übrigen meine Lieblingsabfahrt wurde,
kam der erste Mann in Sicht. Außerdem war noch eine Fahrerin mit ein wenig Respekt vor der Abfahrt vor mir, so daß ich mich entscheiden mußte: rechte Spur, die ich kannte, wo ich aber Verkehr vor mir hatte und nicht so schnell fahren konnte, wie ich wollte. Oder linke Spur, die schneller, aber für mich unbekannt war. Ich entschied mich für links, was goldrichtig war. Ich kam flott an den beiden vorbei, nutzte den Schwung für die anschließende Bergauffahrt mit Schräghang
und konnte wieder zwei Konkurrentinnen überholen. Sie mußten laufen, während ich fahren konnte. Cool, das läuft ja prima!

Blöd nur, daß der Großteil dieses Rennens nicht aus bergauf und bergrunter, sondern aus langen Geraden auf Wiese bestand

. Und da hab ich leider viel Zeit im Vergleich zur Konkurrenz verloren, denn hier wurde ich oft überholt. Sehr ärgerlich.
Mein kleines persönliches Highlight kam in der dritten Runde. Ich hatte einen Anstieg, mit dem ich etwas haderte, weil ich irgendwie immer zu weit nach rechts rausgetragen wurde und dort zum Stillstand kam. Ungefähr so:
Es gab hilfreiche Rufe von den Zuschauern: „Fahr weiter links.“ Jaaa, weiß ich doch, ich SCHAFFE es nur nicht. Aber dann in Runde 3: volle Konzentration auf die Fahrspur. Und Yippieh! Ich blieb weiter links und kam dann auch hoch. Geht doch! I

In Runde vier klappte es dann auch gleich wieder.
Am Ende wurde ich „nur“ 9.
Trotzdem war ich nicht wirklich enttäuscht, denn renntechnisch bin ich persönlich für meine Verhältnisse gut gefahren. Andere waren halt nur besser. Das ist so im Sport. Ich ärgere mich nur ein wenig über die letzten beiden Überholer. Ok, die eine ist 28 Jahre jünger als ich. Das ist dann in Ordnung. Aber die allerletzte Überholerin hätte eigentlich nicht mehr sein müssen. Das Überholmanöver kam spät und ärgert mich daher. Aber so ist es nun mal.
Mir hat es jedenfalls richtig viel Spaß gemacht. Der Ihme-Cross in Hannover darf gerne auch künftig im Programm des Stevens Cyclocross-Cup bleiben.
Ich danke der RSG Hannover für die gelungene Veranstaltung

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