„Ist das noch Punkrock? Ich glaube nicht!“
Ich borge mir mal diese Textzeile der Ärzte und wandele sie etwas ab: „Ist das noch Cyclocross?“ Wenn man Ende November ein Rennen fährt und anschließend Trikot, Hose, Knielinge, ja: Nicht einmal die Socken irgendwelche Matsch-Sprenkel aufweisen?
Okay, das Rad war nicht ganz sauber und den Schuhen sah man auch an, dass irgendwo eine rote Aschebahn im Spiel war.
Apropos: Das war wohl die einzige Schmutzquelle. Während der Startrunde prasselten doch ein paar Klümpchen am Helm und ins Gesicht, aber sonst sah der Dress auch nach dem Rennen „wie aus dem Ei gepellt“ aus.
Das wäre dann das nächste Stichwort:
motta hat geschrieben: ↑20.11.2019, 18:44
Bis Sonntag ist alles gefegt
Motta und seine Vereinskameraden/Innen haben Wort gehalten: Selten so cleane Waldwege gesehen! Ihr seid wahrlich die „RECHER DES BERGENGEHÖLZES!“
Auch ansonsten hatte ich überall den Eindruck, das RST Malente hätte jahrelang nichts anderes gemacht, als an eben dieser Stelle ein Cyclocross-Rennen auf die Beine zu stellen.
Manöverkritik? Fehlanzeige, gab nüscht zu meckern. Okay, der Kaffee war gerade aus, als ich mich nach dem Rennen stärken wollte. Aber der große Becher Cola hat ohnehin viel besser gegen das Kraftlos-Zittern geholfen.
Insofern wäre es aus meiner Sicht eine echte Bereicherung, wenn dieses Rennen zukünftig vielleicht Teil des SCC wird – Platz genug müsste ja sein, Farmsen wurde ja abgesagt und in den Jahren zuvor sind ja auch leider Dassow und Bad Doberan ausgeschieden.
Auch die Strecke war tip-top: Nach Geralds Video hatte ich ja ganz schlimme Befürchtungen, der Kurs könne ein „Kiel 2.0“ sein. Als ich gerade auf die Besichtigungsrunde ging, rief mir Mike667 auch noch aufmunternt zu „Ist wie Kiel!“ Suuuuuper …
Ja, es ging kräftig und zahlreich rauf und runter, aber selbst die längsten Abschnitte waren hier das entscheidende Stückchen kürzer, um eben nicht gleich den Stecker gezogen zu bekommen. Man war rechtzeitig oben, um den Puls auf den folgenden Metern wieder ein bisschen einfangen zu können.
Ja ja, ich weiß: Die Regel 93 der Velominati besagt, dass Abfahrten NICHT der Erholung dienen. Aber hier kann ich mich regelmäßig auf Notwehr und Notstand berufen.
Wegen des trockenen Wetters der vorhergehenden Tage war ich eher sparsam profiliert mich dem Allrounder Fango auf die Besichtigungsrunde gegangen. Ging vorn auch gut, hinten kam das Profil bei den steileren Matsch-Passagen aber an seine Grenzen. Für das Rennen hatte ich also noch mal nachgelegt und das Hinterrad mit dem Limus reingesteckt – der krallt sich in jedem Modder fest und so ging es dann auch überall fahrend über den Kurs.
Mit etwa einer halben Stunde Zeitverzug ging es los – 2. Reihe, ganz innen. Ganz schlechte Wahl, denn mein Vordermann kam ungefähr so behäbig ins Rollen wie ich vor einer Woche in NMS. Mehr auf der Bremse als auf dem Gas ging es die Gerade herunter, kein Platz zum Überholen. Erst nach der Kurve und auf der Gegengerade konnte ich mich etwas „freischwimmen“. Ganz schlimm an dieser Situation: Mario fuhr vor mir aus dem Stadion heraus.

Durch´s Geschlängel war es naturgemäß noch recht voll, auch mein Teamkamerad Jörg aus der ehemaligen Hamfelder-Truppe war schon vor mir und fuhr letztlich auf einen ganz starken 8. Platz!
Treppen rauf, ab in dem Wald, den Ü40-Cyclist immer noch in Reichweite. Und: Die Lücke wollte und wollte nicht aufgehen, ich blieb dran. So ging es die ganze erste Runde und im direkten Windschatten ging es durchs Stadion. Bei der Ausfahrt konnte ich recht einfach überholen, war mir aber sicher, dass er mir im Nacken hängen würde. Stattdessen ging aber die Lücke mal „anderherum“ auf, ich konnte mich Stück für Stück absetzen und ich dachte, dass da eine Panne (feststeckender Gang, schleichender Plattfuß o.ä.) im Spiel sein musste.
Nun gut, viel Zeit sich darüber Gedanken zu machen blieb nicht, der Kurs verbrauchte viel Kraft und in einigen Ecken auch volle Konzentration. So versäumte ich auch einen Blick auf die Runden-Tafel und war nicht im Bilde, wie viele Runden noch übrig waren. Gegen Mitte der 3. Runde war ich nämlich auch so weit, am liebsten vom Rad steigen zu wollen: Die knackigen Steigungen mussten mit aller Macht hochgedrückt werden, und das fühlte sich dann nach grober und gröbster Gewalteinwirkung auf den unteren Rücken an. Wären noch 2 Runden übrig gewesen, dann wäre ich am Ende der 3. Runde tatsächlich im Stadion ausgerollt. Aber welch Glück: Es war nur noch eine Runde zu fahren, und diesen 4. Umlauf quälte ich mir dann auch noch raus.
Als Mario nach dem Rennen steif und windschief durch´s Stadion schlich, war auch offensichtlich woran es lang. Ja, man muss nicht jeden Trend mitmachen, aber an diesem Sonntag hatte er sich von „Deutschland hat Rücken“ anstecken lassen. Das mag man auf anderen Kursen noch leichter kaschieren können, aber hier in Malente wird der Kurs dann zur Folterkammer, also „Hut ab“ dafür, dass du überhaupt gefinisht hast!
Die wegen der Altersklassen-Einteilung (von 16-49) befürchtete "Abwatschung" blieb übrigens aus: Entweder waren die Youngster mild und gnädig im Umgang mit den alten Herren, oder wir haben uns aus eigener Kraft halbwegs über die Runden retten können - wer weiß.
Fehlt also nur noch die Antwort auf die Frage „Ist das noch Cyclocross?“ Die lautet natürlich „Ich glaube: Ja!“