Nachdem es im letzten Jahr, unserer Premiere bei HH-B, für Petra und mich aufgrund einiger Problemchen eher mittelmäßig lief, hatten wir für dieses Jahr eine massive Zeitverbesserung geplant. Die Fehlerquellen wurden konsequent ausgemerzt: Statt des Autonavis mit selbstgestrickter Stromversorgung wurde ein Garmin Etrex Vista angeschafft, der eingesetzte Track wurde vorher noch einmal abgefahren, um möglichst viele Kopfsteinpflaster zu vermeiden, Reifen mit verbessertem Pannenschutz wurden aufgezogen und Notfallspeichen mit eingepackt. Außerdem verstärkte Mario, wie schon bei den EZF in Olmruh und Lehrte, unsere Mannschaft.
Unser Start war für 7.18 Uhr vorgesehen, was uns ganz gut passte, da wir in Berlin übernachten wollten und deshalb dieses Jahr keinen frühen Zug erwischen mussten. Vielleicht sollte ja sogar genug Zeit für das Frühstücksbuffet bleiben? Um 5.15 Uhr holten Mario und Petra mich ab und es ging ab nach Altengamme. Kurz nach halb sieben trafen wir dann dort ein – also noch reichlich Zeit.
Unterlagen abholen (bibbern), Räder vorbereiten (bibbern), Klamotten anziehen (bibbern, aber nach dem Anziehen nicht mehr so stark). Nochmal auf Klo, auf die Uhr schauen – wat, schon wieder so spät!!! Schnell noch ein Brötchen mit Nutella, rauf aufs Rad. Petra wartet schon, Mario friemelt noch an der Halterung für seine Taschenlampe. Wir werden aufgerufen, Petra und ich rollen schon mal zum Start. „Wenn ihr so weit seid, könnt ihr in fünf Sekunden los...“ „...und los.“
Petra und ich treten an, Mario kommt gerade angerollt und hat einen fliegenden Start. Also irgendwie sind wir doch immer zu spät dran – oder der Start ist zu früh. Nach einem Kilometer der erste Stopp, Mario hat sein Vorderrad falsch herum eingesetzt und weil der Reifen ja laufrichtungsgebunden ist, halten wir an und Mario dreht es um. Über die Elbbrücke und dann immer die Elbuferstraße entlang. Es geht gut voran. Plötzlich klappert es, als Marios Lampe aus der Halterung fällt. Kurz umdrehen, Lampe einstecken (inzwischen ist es ja hell) und weiter. Es läuft gut und nach knapp 3 Stunden sind wir an der Kontrolle in Dömitz. Die Sonne hat inzwischen den Nebel vertrieben und wir verstauen ein paar Klamotten in unsere (Trink-)Rucksäcke.
Durch Dömitz dann auf eine unvermeidlichen Kopfsteinpflasterstrecke. Danach wieder normaler Asphalt. Hinter einer Rechtskurve dann eine Gruppe beim Krankenwagen. Das spülte in mir wieder Bilder von einem schweren Unfall beim ersten Brevet dieses Jahres hervor. Und so etwas wollte ich, wenn möglich, eigentlich nicht mehr erleben. Als wir an der Ambulanz vorbei fahren wollen, sehe ich, das es Uwe, Johanna und Janibal sind, die am Krankenwagen stehen! Schei$$e! Ich halte an, Jan sagt mir, dass Angelo aufs Gesicht gestürzt ist und stark blutet, aber immerhin ansprechbar und bei Bewusstsein ist. Mario und Petra kommen auch zurück, nachdem sie bemerkt haben, dass ich nicht mehr hinter ihnen hänge und nach einem kurzen Gespräch fahren wir weiter.
Vor Breese biegen wir dann auf Wirtschaftswege ab, was eine kleine Abkürzung gegenüber der Streckenempfehlung von 2008 bedeutet, die allerdings wohl mittlerweile jeder fährt.
Auf der langen Gerade sehen wir ein Zweierteam stehen, das wohl einen Platten oder ähnliche Probleme hat. Ich denke so im Stillen, hoffentlich sind das jetzt nicht auch noch Konkursus und Ulrike.
Waren sie natürlich doch. Allerdings sah es nur nach einem Problem mit der Satteltasche aus. Da Mario und Petra aber gerade ordentlich Dampf machen, um die verlorene Zeit wieder reinzuholen, kann ich nicht nochmal wieder anhalten, um nachzufragen, ob alles ok ist. Allerdings habe ich mich kurz zu erkennen gegeben, und nachdem Konkursus nur zurückgegrüsst und keine Hilfezeichen gegeben hat, bin ich meinem Trupp wieder hinterhergestiefelt.
Danach lief alles wieder ganz normal, die Baustelle in Groß Lübben haben wir über einen Bauernhof umfahren, durch Bad Wilsnack ging 's über Fußwege. Etwas hinter Quitzöbel bleibt eine Gruppe, die wir überholt haben, in unserem Windschatten, was ja eigentlich kein Problem ist. Allerdings fährt mir der erste Fahrer dieser Gruppe in Nitzow gegen mein Hinterrad. Ich muss ziemlich heftig gegenhalten und freue mich, dass er sich anschliessend neben mich setzt und sich entschuldigt. Wäre er auch noch hingeschlagen und wir hätten erste Hilfe leisten müssen, wäre das wirklich zu diesem Zeitpunkt das Tröpfchen gewesen, dass das Fass zum Überlaufen bringt. Jedenfalls lässt die Gruppe anschließend abreißen und in Havelberg fahren wir wieder alleine.
Am Ortsausgang Havelberg übersehe ich, gerade vorne fahrend, eine ausgefräste Asphaltkante. Wir rumpeln alle drei durch dieses Schlagloch, Mario verliert zwei Flaschen, Petras Lampe zeigt nach unten und meine Hinterradfelge hat einen Schlag. Nachdem wir uns wieder sortiert haben und weiterfahren, ist auch die Gruppe wieder bei uns. Ein Fahrer dieser Gruppe übernimmt auch kurzzeitig die Führungsarbeit. Vor Kuhlhausen biegen wir auf den Plattenweg ab, um das Kopfsteinpflaster im Ort zu umgehen – die Gruppe bleibt uns treu.
Hinter Kuhlhausen meint jemand aus dieser Gruppe, dass das wohl ein Abkürzung wäre – nee, ist sogar länger, aber immer noch viel besser als dieses Kopfsteinpflaster, das auch Paris-Roubaix alle Ehre machen würde.
Zwischen Strodehne und Rhinow bemerke ich, dass sich immer mehr Fahrer der Gruppe zwischen mich (ich fahre zu der Zeit hinter Mario) und Petra drängen. Ich winke die Fahrer vorbei und Mario fragt, ob er dran bleiben soll. Nee, soll er nicht. Petra fährt nämlich gerade in eine Krise und bekommt Krämpfe. Vor Friesack müssen wir daher auch eine Pause einlegen, damit sie sich wieder einigermaßen frei dehnen kann. Genau hier müssen wir dann auch unser Zeitziel von „um die 9 Stunden“ endgültig aufgeben.
Ich fahre die nächste Zeit betont aufrecht, um mehr Windschatten zu geben, was der Geschwindigkeit natürlich abträglich ist, trotzdem kommen wir gut voran. Wir sammeln auch noch einen Einzelfahrer auf, der sich zwischenzeitlich in eine Krise gefahren hatte, aber bei uns wieder ganz gut mithalten konnte. Vor Nauen verpasse ich dann den geplanten Abzweig und wir müssen wieder über die Baustraße, die wir noch aus dem Vorjahr in schlechter Erinnerung hatten. Die Einfahrt nach Berlin entlang der B5 hat dann zwar ein paar zu viele Ampeln, die für uns natürlich auch noch aller Rot zeigen, aber so nah vor dem Ziel ficht uns das Alles nicht mehr an.
Wir haben es wieder geschafft! Nicht so schnell wie erhofft, aber immer noch deutlich im Hellen.
Auf der sonntäglichen Rückfahrt mit der Bahn treffen wir dann auf Dreckschleuder, der von weiteren streckentechnischen Einsparpotential zu berichten weiß (was ja auch anhand seiner Fahrtzeit eindeutig belegt ist.
) Vielleicht wäre ein Radurlaub in der Gegend zur Streckenerkundung nicht die schlechteste Idee.
Jedenfalls möchte ich an dieser Stelle noch die besten Genesungswünsche an Angelo aussprechen und mich bei den Veranstaltern ganz herzlich für diese gelungene Veranstaltung bedanken.