Fahrrad-Klima-Test - Norderstedt: Ausgezeichneter Aufsteiger

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Helmut
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Fahrrad-Klima-Test - Norderstedt: Ausgezeichneter Aufsteiger

Beitragvon Helmut » 20.02.2015, 00:45

Rolf Jungbluth vom ADFC Norderstedt schrieb:

<b>Fahrrad-Klima-Test 2014
Norderstedt als „Fahrrad-Aufsteiger“ ausgezeichnet</b>


Am Donnerstag wurden in Berlin die Ergebnisse des Fahrrad-Klima-Test 2014 vorgestellt. Als Aufsteiger unter den fahrradfreundlichen Städten von 50 - 100.000 Einwohnern konnte Norderstedt den 1. Preis entgegen nehmen.

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club gratuliert zu dieser Auszeichnung, die Norderstedt sich in den letzten 10 Jahren hart erarbeitet hat. 2005 hatte die Stadt den 85. Platz von 93 Städten erhalten. Dieses klägliche Ergebnis war Ansporn für den ADFC, hier etwas zu bewegen durch Anträge in der Arbeitsgruppe Radverkehr, in dem der ADFC mitarbeitet. Ein Durchbruch war die Einführung des Winterdienstes auf Radwegen und der Bau des ersten Schutzstreifens. Zwei Jahre vor der Gartenschau kam die Anregung, ein Fahrrad-Verleih-System einzuführen. Die Fahrrad-Wegweisung ist Vorbild für andere Städte. Im Rathaus und den Büchereien liegt gratis die Fahrradkarte Norderstedt aus. Auf Antrag der Stadtvertretung und mit Unterstützung des ADFC wurden Radhindernisse wie Umlaufsperren beseitigt.

2012 schlug sich das bereits im nächsten Fahrrad-Klimatest nieder, Norderstedt rückte vor ins Mittelfeld. Auch die Politik konnte mit ins Boot geholt werden. Im städtischen Haushalt wurde der Etat für den Radverkehr wesentlich erhöht. Jetzt konnte die Stadt auf den 8. Platz vorrücken, wobei Norderstedt sich am meisten verbesserte.

Die Stadt hat noch viel vor, wie der Baubeginn des Fahrrad-Parkhauses und der Weiterbau des AKN-Radweges beweist. Die Politik hat sich zum Radschnellweg von Hamburg nach Norderstedt bekannt. Norderstedt spielt jetzt in einer höheren Liga der fahrradfreundlichen Städte. Deshalb können die Bürger zuversichtlich sein, dass Politik und Verwaltung auch die nächsten Probleme anpacken werden, wie Aufhebung der linken Radwege, weitere Fahrrad-Schutzstreifen mit Rad-Aufstell-Flächen an Kreuzungen und Umgestaltung des Kreisels Ochsenzoll, zumal dafür nur 1–2 % der Baukosten nötig sind.

Wir dürfen also auf weitere Verbesserungen für die Umwelt freundliche Mobilität in Norderstedt hoffen. Eine Auto gerechte Stadt wie im letzten Jahrhundert will niemand mehr.

Weitere Informationen über die Deutschland weite Befragung der Radfahrer sowie die aller Städte finden sich hier:

http://www.adfc.de/fahrradklima-test/ad ... -test-2014

Anmerkung Admin: Herzlichen Glückwunsch Norderstedt und vor allem Dir Rolf. Das wirst Du sicherlich nicht allein ausgelöst haben, aber ich bin mir sicher, dass Dein steter Einsatz als Radaktivist erheblich zu diesen erfreulichen Nachrichten beigetragen haben.

Rolf ist auch Protagonist der Critical Mass Norderstedt, als den ich ihn bei der Critical Mass Hamburg traf.

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Beitragvon Helmut » 20.02.2015, 00:52

Der ADFC Hamburg schrieb:

<b>ADFC-Fahrradklima-Test 2014
Kampagne für’s Radfahren und mehr Rücksicht im Straßenverkehr ist überfällig!</b>


Drängeln, schneiden, hupen, Belehrungsversuche – rücksichtslose Autofahrer sind das Hauptärgernis von Hamburgs Radlern. Die Ergebnisse des jüngsten ADFC-Fahrradklima-Tests stellen eine klare Ansage an den zukünftigen Senat dar: Wäre das Verkehrsklima in Hamburg nicht so aggressiv und vom Kfz-Verkehr dominiert, würden wesentlich mehr Menschen aufs Rad umsteigen. Verbesserungen in der Infrastruktur wie Radfahrstreifen nehmen die Radfahrer zwar als positiv wahr, aber vor allem die fehlende Sicherheit und geringe Akzeptanz von Radfahrern im Straßenverkehr führten dazu, dass Hamburg trotz aller Bemühungen der Stadt noch mieser abschnitt als bei der letzten Umfrage 2012: Unter 39 deutschen Großstädten belegt Hamburg 2014 nur einen beschämenden 35. Platz.

Verbesserungen in der Infrastruktur wie Radfahrstreifen werden zwar wahrgenommen, aber das katastrophale Verkehrsklima führte dazu, dass Hamburg im neuesten ADFC-Fahrradklima-Test 2014 trotz aller Bemühungen der Stadt unter den deutschen Großstädten noch mieser abschnitt als bei der letzten Umfrage 2012.

Radfahren auf der Fahrbahn ist auch in Hamburg auf immer mehr Hauptverkehrsstraßen erlaubt. Das wissen aber nur die wenigsten Autofahrer – oder wollen es nicht wahrhaben. Die Folge: Sie versuchen, sich durch Nötigung und Beschimpfungen Vorfahrt zu verschaffen und den Radfahrer von der Fahrbahn zu verdrängen. „Das vergiftet nicht nur das Verkehrsklima“ sagt Merja Spott, Referentin für Verkehr beim ADFC Hamburg, „das konterkariert auch die guten Maßnahmen, die in Hamburg in letzter Zeit für den Radverkehr umgesetzt wurden“. Eine breit angelegte Kampagne, die über die Rechte der Radfahrer informiert und die Autofahrer zu mehr Rücksicht und Verständnis auffordert, sei überfällig. Es sei völlig inakzeptabel, dass Radfahrer, die sich regelkonform verhalten, Übergriffe und falsche Belehrungsversuche von Autofahrern fürchten müssten. Und: „Erfolgreiche Vorbilder für stadtweite Kampagnen gibt es längst – zum Beispiel die Radlhauptstadt München.“

Im ADFC-Fahrradklima-Test 2014 konnten bundesweit Radfahrerinnen und Radfahrer zum sechsten Mal bewerten, wie fahrradfreundlich ihre Stadt oder Gemeinde ist. Bundesweit nahmen über 100.000 Menschen teil, 468 Städte kamen in die Wertung. Das ist eine Steigerung von 25 % gegenüber dem letzten Test von 2012 und spiegelt das bundesweit steigende Interesse am Radverkehr wider. Norddeutsche Metropole wie Hannover, Kiel und Bremen machen vor, wie erfolgreiche Radverkehrspolitik geht: Sie erreichten unter den deutschen Großstädten (mehr als 200.000 Einwohner) die Plätze 4, 5 und 6 und folgten damit direkt auf die diesjährigen Spitzenreiter Münster, Karlsruhe und Freiburg.

Hamburg dagegen verschlechterte sein Ergebnis von 2012 noch einmal und erhielt mit Platz 35 von 39 Städten ein beschämendes Zeugnis von seinen Radfahrern ausgestellt. Besonders schlecht schnitt Hamburg bei den Fragen nach dem Stellenwert des Radverkehrs, von Sicherheit und Komfort ab, die alle mit der Schulnote „mangelhaft“ bewertet wurden. Auffällig ist, dass die „Software“ durchweg noch stärker kritisiert wird als die „Hardware“. Die Falschparkerkontrolle erreichte mit der Durchschnittsnote 5,4 den schlechtesten Wert, gefolgt von Winterdienst, Reinigung der Radwege und Hindernissen auf Radwegen. Bei der Infrastruktur sorgen besonders mangelnde Radwegbreiten, schlechte Oberflächen und nachteilige Ampelschaltungen für Unzufriedenheit. Trotzdem sind sich Hamburgs Radler einig: Viele Menschen fahren Rad. Und trotz der schlechten Rahmenbedingungen werden es immer mehr. „Hamburgs neue Regierung tut gut daran, die Bedürfnisse dieser Menschen ernst zu nehmen“, so Spott, „denn die Fahrradfreundlichkeit einer Stadt ist ein guter Gradmesser für die Lebensqualität“.
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Beitragvon VeloC » 21.02.2015, 19:25

Die Klatsche im aktuellen FKT dürfte die Quittung sein für König Olafs Vorgehensweise nach dem Prinzip "Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass!". Jau, wir fördern ganz toll den Radverkehr, Zitat: "aber eben nicht, indem wir unsere Maßnahmen als Schritte gegen das Auto oder gegen diejenigen verstehen, die Autos benutzen. Nein, es sind Maßnahmen, die zu einem besser nutzbaren Verkehrsraum in der Stadt führen". Großflächig Tempo 30 ist "keine gute Idee", an Bettelampeln darf nicht gerüttelt werden, und ganz wichtig ist, dass mit der "Fahrradwerkstatt" ein Arbeitskreis existiert, in dem alle Verantwortlichen schön aneinander vorbei reden können.

Was letzteres angeht, ist NRW bereits einen Schritt weiter, bei uns gibt es mit der AGFS seit über 20 Jahren schon die ganz große Gesprächsrunde mit aktuell 71 Mitglieds-Städten und -Landkreisen. Da werden großartige Leitbilder von der Mobilität der Zukunft und lebenswerten Städten für Menschen jeden Alters entworfen und auch ganz konkrete Maßnahmen ausgearbeitet, wie man sich Schritt für Schritt an diese Visionen annähern könnte. Die AGFS-Broschüren gehören zu meiner absoluten Lieblingslektüre! Aber nach den Mitglieder-Versammlungen, deren Verlauf ich mir ziemlich euphorisch vorstelle, kehren dann die Oberbürgermeister und Landräte zurück an ihre Schreibtische und überlegen sich, wo sie vielleicht noch ein Schutzstreifchen hinpinseln lassen könnten, ohne dass die schwarz-gelbe Opposition das ausnutzt, um die autofahrende Bevölkerung vor der nächsten Wahl in ihrem Sinne aufzuwiegeln.

Das Ergebnis sind dann auch bei uns Radstreifen, die plötzlich im Nirvana enden und Radfahrer zu lebensgefährlichen Einordnungs-Aktionen zwingen, Fahrradstraßen ohne jede Einschränkung für den Kraftverkehr (die Sache mit der Vorfahrt rallen die wenigsten), nagelneue (!) Ampelführungen, die einen schlichten Linksabbiegevorgang in bis zu 8 Abschnitte unterteilen (aber dafür mit schönen roten Furten markiert), für Radfahrer beidseitig freigegebene Einbahnstraßen, an deren Anfang schon mal der entsprechende Hinweis an die Autofahrer vergessen wird etc. pp.

Hässlicher Nebeneffekt dieser zögerlichen Maßnahmen ist, dass selbst gutwillige Autofahrer immer stärker gegen Radfahrer aufgehetzt werden. Sie sehen nur noch Kampfradler allerorten, die ihnen "verbotenerweise" (weil einseitig das Hinweisschild fehlt) in der Einbahnstraße entgegenkommen, die boulevardbreite Bordsteinradwege boykottieren (weil sie sonst an deren Ende keine Chance zum Linksabbiegen haben), die trotz Radstreifen die Fahrbahn nutzen (weil der Radstreifen unmittelbar an rege frequentierten Parkplätzen entlangführt und im weiteren Verlauf auch gern von Falschparkern blockiert ist oder eben schlagartig endet), die ständig rote Fußgängerampeln überfahren (weil sie die gesamte Kreuzung nun mal in weniger als 6 Minuten überqueren wollen) – und alles, was in Klammern steht, wissen eben nur diejenigen Autofahrer, die zu anderen Zeiten auch das Fahrrad im Alltag nutzen. Im Winter sind das ein paar mehr, im Sommer nur vereinzelte. So wird das allgemeine Klima im Straßenverkehr immer aggressiver, und das schlägt sich natürlich in der Bewertung nieder.

Was bei uns mit Sicherheit auch eine große Rolle gespielt hat, war die fehlende Umsetzung gerade der allerbanalsten Verbesserungsmaßnahmen seit 2012. Straßenreinigung und Winterdienst auch auf Radwegen? Von Essen weiß ich z.B. definitiv, dass die Stadt ersteres in ihrer Straßenreinigungssatzung schon vor Jahren festgeschrieben hat und ihre Tochtergesellschaft folglich auch bezahlt dafür. Leider tut die ihre bezahlte Arbeit nur stichpunktartig, und Kontrollen gibt es offenbar keine. Da wäre der FKT 2012 doch mal eine gute Gelegenheit gewesen, diese Verschwendung von Steuergeldern zu stoppen und ganz nebenbei was für den Radverkehr zu tun. Winterdienst scheint ohnehin ein Fremdwort. Gleiches gilt für Radwegeführungen bzw. Umleitungen an Baustellen. Steht alles mittlerweile bestimmt sehr schön in irgendwelchen Richtlinien, kontrolliert bloß keiner. Also stehen wir weiterhin vor Schildern "Radfahrer absteigen" und überlegen gemeinsam mit ebenso ratlosen Fußgängern, wohin wir unser Rad denn jetzt schieben sollen, in diese 40 cm schmale Brettergasse etwa? Rigoroses Vorgehen gegen Falschparker ist auch schon oft versprochen worden, sehen tut man leider nichts davon.

Auch Polizei und regionale Medien scheinen sich mit der Kritik aus den letzten Jahren nicht im geringsten auseinander gesetzt zu haben. "Essen auf Rädern" dürfte speziell der Stadt Essen ein paar Pluspunkte in dieser Kategorie beschert haben, aber die unsäglichen Unfallberichte von WAZ und Polizeipressedienst sind immer noch praktisch unverändert. Ebenso die polizeiliche Fokussierung auf die Erziehung von Radfahrern, ohne wenigstens einen Blick auf die tatsächlichen Ursachen zu werfen. Der Fairness halber sei erwähnt, dass in der Beziehung zumindest bei der Polizei Essen erste positive Ansätze zu erkennen sind. Wenn sie ihren Presseleuten jetzt noch die gelegentlich pathologische Fixierung auf Fahrradhelme abgewöhnen könnten…

Die im FKT 2014 mal wieder aufgefallene Distanz zwischen Sonntagsreden und tatsächlichem Handeln nimmt auch die Zeit aufs Korn:

Fahrrad-Klimatest – Eine Vier für Deutschland
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Beitragvon Helmut » 24.02.2015, 00:53

Gefunden im Pressespiegel des BDR:

Norderstedts Weg zur fahrradfreundlichen Stadt wurde auch vom Hamburger Abendblatt im Regionalteil gewürdigt.

http://www.abendblatt.de/region/norders ... Stadt.html

Über Radwege und den Radverkehrsplan schreibt Andrea Reidl in ihrem Zeit-Blog.

http://blog.zeit.de/fahrrad/2015/02/19/ ... wege-adfc/
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Beitragvon stolk » 24.02.2015, 16:03

Hamburgize hat sich auch damit auseinandergesetzt, wie es angehen kann, dass Norderstedt einerseits den goldenen Pannenflicken 2014 bekommt und gleichzeitig beim Fahrradklimatest gewinnt:

http://hamburgize.blogspot.de/2015/02/k ... ahrer.html
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Beitragvon Grotefend » 24.02.2015, 19:40

stolk hat geschrieben:Hamburgize hat sich auch damit auseinandergesetzt, wie es angehen kann, dass Norderstedt einerseits den goldenen Pannenflicken 2014 bekommt und gleichzeitig beim Fahrradklimatest gewinnt
Einfach zu erklären: "Wenn du den Sumpf trockenlegen willst, darfst du nicht die Frösche fragen".

Welches Ergebnis bekäme man wohl, wenn man die Fußgänger früge, was sie von den Radfahrern halten?
Sonne in den Speichen sieht nur, wer sein Rad bewegt.

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