Beachbike Marathon HvH-DH 2013 (Bericht & Bilder)
Beachbike Marathon HvH-DH 2013 (Bericht & Bilder)
19.10.2013 Hoek van Holland, Samstagnachmittag. Wir sind angereist, um "den längsten Strand-Radmarathon der Welt", von Hoek van Holland nach Den Helder, mitzufahren. Die Startunterlagen gibt es im Strandclub "ff-tijd" (Umgangssprache für "even tijd" = "kurz Zeit?"). Wir haben unsere Räder noch gar nicht richtig abgestellt, da wird schon süffisant ironisch die Bemerkung gemacht, dass wir wohl die richtige Reifenwahl getroffen hätten. Der Kommentar kommt von Mark Kos, Rennleiter der Veranstaltung.
Wir erklären kurz wieso-weshalb-warum. Dass wir gaaaanz aus Hamburg kommen, nur einmal diesen Marathon mitfahren wollen und uns für dieses eine Mal nicht extra Strandreifen zugelegt haben. Dabei sein, ist das Motto. Mark freut sich über von so weit angereiste Gäste, ist interessiert. Wir unterhalten uns noch ein Weilchen bis eine Truppe Belgier angefahren kommt und die Aufmerksamkeit von Mark fordert. Dafür findet uns jetzt Pollux. Wir trinken gemeinsam mit ihm, ein paar seiner Freunde und der Duafüxin, ein Käffchen, gehen dann zum Strand für ein paar Fotos und um schon mal anzutesten, wie es sich anfühlt, so mit dem Bike am Strand. Wir stellen fest: Es macht richtig Laune!
Patat (Pommes) in NL muss sein, so geht es nach der ersten Strandspielphase in den Strandclub "Maribu Beach", 'n Happen essen und dann rechtzeitig ins Hotel, so der Plan. Kommt aber anders, denn während wir lecker Frietjes essen, prasselt ein seriöser, langanhaltender Starkregen über uns nieder. Den sitzen wir in der gemütlichen Strandbar aus, kommen mit anderen Gästen in Kontakt. So auch mit dem Wettermann, der früher Bademeister am Strand von Hoek van Holland war. Er zeigt uns sein Regenradar und wir sehen, dass der Regen um 20:00 Uhr vorüber gezogen sein wird.
Der Wettermann von Hoek van Holland zeigt weitere Wetterseiten im Smartphone, kann vor Begeisterung gar nicht aufhören: und noch 'ne Seite und noch eine..... Wettermanns Seiten sagen für morgen Rückenwind, angenehme Temperaturen und, im Gegensatz zu den bisherigen Informationen, sogar Sonne voraus. Wettermann soll Recht behalten!
Sonntagfrüh 7:45. Startaufstellung im Morgengrauen am Strand. Oha.....wir sind die Einzigen(!) die mit Stollenreifen am Start stehen. Im ersten Block stehen wir Frauen, die eine Minute Vorsprung bekommen. Mark Kos geht durch die Reihen und flüstert uns zu, dass wir keinen Startschuß bekommen, denn dann würden die Männer nicht mehr zu halten sein. Wir schmunzeln, sehen das ein, haben das Szenario vor Augen.
Wir Frauen werden also heimlich und leise losgelassen. Und nach 5 Sekunden habe ich den Anschluß verloren. Soviel zur Reifenwahl. Von hinten kommen die Männer angeschossen, überholen links, rechts, oben und unten. So'n bisschen gehe ich in Fliegerdeckung. Unglaublich. Nach einer Weile dann hat der Spuck ein Ende, der Strand wird weich und schwer. Ich sehe viele Fahrer vor mir nach links und rechts rutschen, sie schlagen Haken, furchen tiefe Spuren, gehen zu Fuß. Ich kann durchfahren. Reifenvorteil, immerhin auf 0,5% der Strecke.
Während der Tag erwacht fahren wir an Scheveningen vorbei (der Hafen musste kurz umfahren, der Strand verlassen werden), ein Stadtteil von Den Haag. Rechts steht stolz das unter Denkmal stehende Kurhaus am Strand. Links ragt der Pier von Scheveningen in die Nordsee, einst Nobelhotel, Partyhochburg und Touristenattraktion. Seit Anfang des Jahres steht der Pier leer und, wegen Baufälligkeit, ist nun auch das Betreten verboten. Für das damalige Prachtstück von Scheveningen macht nun das Wort "Horizontverschmutzung" die Runde.
Der Strand ist überwiegend fest und lässt sich sehr gut fahren. Strandautobahn. Ab und zu halte ich mal für kurze Zeit das Tempo einer Gruppe, aber es ist nicht das, was ich möchte. Ich möchte, so wie es der Veranstalter in seiner Ausschreibung schrieb, auf 130 km "het gesprek zoeken met het strand", mit dem Strand ins Gespräch gehen. Immer wieder überholen mich Gruppen und einzelne Fahrer, ermuntern mich zum dranhängen: "Kom op! Aanpikken". Ein auffällig entspanntes und nettes Miteinander, während der ganzen Tour. Ich fahre alleine, ohne allein zu sein.
Der Strand wechselt seine Sprache. Überwiegend reden wir flott und sehr angeregt miteinander. Dann wird es auch mal schwammig, tiefgründig und schwer. Zur Auflockerung bietet er Priele, Strandschlaglöcher und seewassergefüllte Vertiefungen. Zwischendurch knistert es sogar zwischen uns. Es wird nie langweilig.
Höhe Zandvoort steht meine Schwester mit Familie und Freunde am Strand. So ein Zufall aber auch. Holland ist klein. Pause. Nachdem ich vergeblich in deren Taschen nach Ess- und Trinkbarem geschielt habe, mache ich mich wieder auf dem Weg. Schon ein bisschen komisch, jetzt einfach so weiter zu fahren, aber: See you soon, Sis!
Zur Verpflegung in Ijmuiden ist es nicht mehr weit. Wir müssen hier den Strand verlassen, wegen den Schleusen und dem Hafen. Hier ist auch die erste Versorgungsstelle. Die Flasche muss dringend aufgefüllt werden. Zu Essen gibt es typischen, "monströs süßen", holländischen Kuchen. Zwei bekomme ich gereicht, einen reiche ich weiter.... Weiträumig werden wir um den Hafenbereich geführt.
Es ist mal eine Abwechslung zum Strand, aber ich freue mich, als der wieder erreicht wird und wir wieder auf Kurs sind. Ab jetzt pustet der Wind mit über 30 km/h prall von hinten. Trotzdem rollt es nicht von alleine. Immer Druck auf dem Pedal. Ich bin so schnell unterwegs, wie der Wind drückt. Es fühlt sich komisch an. Kein Wind von vorne, kein gefühlter Wind von hinten, irgendwie Luftleer. Die Sonne scheint, mir wird warm. Weste auf. Trikotjacke auf. Null Wind der kühlt, obwohl Stärke 4-5 pustet. Wanderer, die mir entgegen kommen, laufen vorgebeugt und halten die Kapuze, mir läuft der Schweiß aus dem Gesicht und tropft auf den Rahmen.
Bis Petten geht es flott voran. Hier können wir mal kurz auf Asphalt rollen und bekommen noch was zu sehen:
Jetzt nur noch ca. 20 km bis ins Ziel. Genießen und einprägen! Dünen, Nordsee, Strand, viele nette gut gelaunte Menschen, Reiter, Läufer, Wanderer, Radfahrer, Beachvolleyballer, Kitesurfer, Drachenflieger, Angler, spielende Kinder, Kanufahrer, Walker, viele Hunde. Ein buntes geselliges und entspanntes Miteinander. Wir wurden angelächelt, beklatscht und angefeuert.
Ich bin 6 Stunden, 130 km, bei besten Bedingungen, fast non-stop am Strand gefahren. Und das war klasse. Weit abgeschlagen erreiche ich das Ziel, werde über Lautsprecher und auch persönlich herzlich begrüßt und beglückwunscht, bekomme eine Finishertüte überreicht mit NL-Bike Zeitschrift und einem T-Shirt. Es gibt Suppe für alle Teilnehmer. Dann wird geduscht, das Bike abgespült und die Heimreise angetreten.
Fazit Beachbiken: Schöne Veranstaltung. Schräg. Anders. Sehr ambitioniert, aber auch sehr entspannt. Wenn der Aufwand nicht so groß wäre..... Diese Tour kann ich mir als Urlaubs-Tagestour gut vorstellen. Wir haben jetzt ja den Track. Und dann zwischendurch auch mal in Ruhe "een terrasje pakken" (einkehren) können, denn das hätte ich gerne gemacht (geht aber nicht, wenn die Zeit gestoppt wird..... )
Schön wars.
Der Track:
Zuletzt geändert von Johanna am 26.11.2013, 11:28, insgesamt 33-mal geändert.
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HVH-DH Aftertalk
Hi Johanna,
Dein Bericht ist schon eine andere Kategorie, so wie ich Erlebnisse berichte. Einfach klasse, na ja, so wie es war. Tolle Bilder. Tolle Aufteilung.
Vom Rennverhalten waren wir uns zwar nicht einig. Ich wollte endlich mal in die 40 % Scala rutschen, was mir mit meiner 4:32 Zeit auch gelungen ist. Als ich vor 7 Jahren mit meinem 26 Jahre alten Hobel anfing, hatte ich bei den selben Verhältnissen auch nur eine 6 Std. Zeit. Dabei brauchte ich noch nicht mal mir die Arbeit machen, nach Motiven zu suchen, verschiedene Sandarten zu entdecken, ein Pläuschen mit der Familie zu machen. Wenn ich die Zeit damals noch dazurechne, hätte ich von Petten aus die LF1 Fiezen Route nehmen müssen.
Hast du die große Mövenkolonie in Katwijk noch entdeckt. Das wäre noch ein Hammer Foto gewesen. Kurz rum: Ich bin begeistert.
Dein Bericht ist schon eine andere Kategorie, so wie ich Erlebnisse berichte. Einfach klasse, na ja, so wie es war. Tolle Bilder. Tolle Aufteilung.
Vom Rennverhalten waren wir uns zwar nicht einig. Ich wollte endlich mal in die 40 % Scala rutschen, was mir mit meiner 4:32 Zeit auch gelungen ist. Als ich vor 7 Jahren mit meinem 26 Jahre alten Hobel anfing, hatte ich bei den selben Verhältnissen auch nur eine 6 Std. Zeit. Dabei brauchte ich noch nicht mal mir die Arbeit machen, nach Motiven zu suchen, verschiedene Sandarten zu entdecken, ein Pläuschen mit der Familie zu machen. Wenn ich die Zeit damals noch dazurechne, hätte ich von Petten aus die LF1 Fiezen Route nehmen müssen.
Hast du die große Mövenkolonie in Katwijk noch entdeckt. Das wäre noch ein Hammer Foto gewesen. Kurz rum: Ich bin begeistert.
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Dank für die netten Rückmeldungen! Freut mich
Was ich noch erzählen wollte: Es gab sehr viele Plattfüße am Strand. Darüber habe ich mich schon etwas gewundert. Diese Zahl war im Verhältnis zu den Vorjahren wohl ungewöhnlich hoch, denn auf der HvH-DH Seite wird es im Bericht erwähnt. Eine Schuldige wurde gefunden, es ist die scharfe, länglich braune Muschel "Enis Americanus":
monströs süß (familieninterner geflügelter Ausdruck ) waren diese Dinger:
Was ich noch erzählen wollte: Es gab sehr viele Plattfüße am Strand. Darüber habe ich mich schon etwas gewundert. Diese Zahl war im Verhältnis zu den Vorjahren wohl ungewöhnlich hoch, denn auf der HvH-DH Seite wird es im Bericht erwähnt. Eine Schuldige wurde gefunden, es ist die scharfe, länglich braune Muschel "Enis Americanus":
monströs süß (familieninterner geflügelter Ausdruck ) waren diese Dinger:
Zuletzt geändert von Johanna am 24.10.2013, 15:36, insgesamt 1-mal geändert.
- Harterbrocken
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Re: Beachbike Marathon HvH-DH 2013 (Bericht & Bilder)
Ja, so ein Strand hat offenbar seine eigene Sprache und Magie. Danke für diese Meeres-Poesie Johanna - "live is a beach"Johanna hat geschrieben: Der Strand wechselt seine Sprache. Überwiegend reden wir flott und sehr angeregt miteinander. Dann wird es auch mal schwammig, tiefgründig und schwer. Zur Auflockerung bietet er Priele, Strandschlaglöcher und seewassergefüllte Vertiefungen. Zwischendurch knistert es sogar zwischen uns. Es wird nie langweilig.
So ein Strandrennen müsste doch auch in St. Peter oder an der Lübecker Bucht möglich sein...?!
Mein Blog: http://st-pedali.blogspot.de/
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Re: Beachbike Marathon HvH-DH 2013 (Bericht & Bilder)
Beantworte deine Frage selbst, indem du dich um eine Genehmigung bei den zuständigen Behörden bemühst.Harterbrocken hat geschrieben: So ein Strandrennen müsste doch auch in St. Peter oder an der Lübecker Bucht möglich sein...?!
dirk
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Re: Beachbike Marathon HvH-DH 2013 (Bericht & Bilder)
Ich glaube nicht, dass es in D einen Strand gibt, der nahezu durchgängig 130km lang befahrbar ist.Harterbrocken hat geschrieben: So ein Strandrennen müsste doch auch in St. Peter oder an der Lübecker Bucht möglich sein...?!
Da ich mich gerade wegen des Global Fat-Bike Day mit dem Thema Strandfahrten beschäftige, kann ich in ein paar Wochen berichten, wie es sich an der Lübecker Bucht fährt. SPO hatte ich zuerst auch im Blick. Da man aber mit dem Zug schneller an der Ostsee ist, habe ich mich dafür entschieden. SPO dann ein anderes mal.
[hl]
Borkum Beachrace
Ja,die Nord Deutsche Inselgruppe Borkum hat 6 Jahre lang bis 2011
Strandrennen veranstaltet.der Rundkurs ging 50% übern Strand und 50% über die Dünen.die hatten Teilnehmer Zahlen von 50 Bikern gehabt.
Der Termin war immer das 2.Wochenende im Sept.
Wegen fehlender Sponsoren wurden keine Rennen mehr ausgetragen.
damals hieß die Website (borkum-beachrace.de)
Wenn einer Interresse hat ,mehr Strandrennen in Holland zu besuchen
Hier ein paar Termine:
23.11 Scheveningen
http://www.rabobeachchallenge.nl/
08.12.Noordwijk
http://www.mtbbeachrace.nl/
11.1.2014 Egmond aan zee
http://www.aguegmondpieregmond.nl/
02.02.Den Helder.
http://www.beachbiking.nl/index.html
16.03.Castricum
http://mtbstrandrace.nl/
@Johanna
Dein Nachschlag mit den Reifen defekten war mal wieder
beindruckend berichtet.
mit zwei super Fotos,wo man bei einen deutlich erkennen kann
das es eine Strandautobahn gewesen war.
Strandrennen veranstaltet.der Rundkurs ging 50% übern Strand und 50% über die Dünen.die hatten Teilnehmer Zahlen von 50 Bikern gehabt.
Der Termin war immer das 2.Wochenende im Sept.
Wegen fehlender Sponsoren wurden keine Rennen mehr ausgetragen.
damals hieß die Website (borkum-beachrace.de)
Wenn einer Interresse hat ,mehr Strandrennen in Holland zu besuchen
Hier ein paar Termine:
23.11 Scheveningen
http://www.rabobeachchallenge.nl/
08.12.Noordwijk
http://www.mtbbeachrace.nl/
11.1.2014 Egmond aan zee
http://www.aguegmondpieregmond.nl/
02.02.Den Helder.
http://www.beachbiking.nl/index.html
16.03.Castricum
http://mtbstrandrace.nl/
@Johanna
Dein Nachschlag mit den Reifen defekten war mal wieder
beindruckend berichtet.
mit zwei super Fotos,wo man bei einen deutlich erkennen kann
das es eine Strandautobahn gewesen war.
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