Pyrenäentour mit MTB und Hindernissen (Bericht und Bilder)

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Skaterwaage
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Pyrenäentour mit MTB und Hindernissen (Bericht und Bilder)

Beitragvon Skaterwaage » 18.07.2013, 17:57

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<b>Pyrenäentour mit dem MTB</b>

Im letzten Jahr wurde ich durch einen Newsletter auf die Pyrenäentour aufmerksam. 2009 bin ich mit <a target="_blank" href="http://www.mountainbikereisen.ch/">Moun ... isen.ch</a> durch Sardinien gebiket und war begeistert. Im Herbst holte ich mir erste Informationen per Mail und beschloss, das wird mein Highlight für 2013! :D

Anfang des Jahres machte ich die Sache dingfest. Im März, nachdem die Reise gesichert war, kümmerte ich mich um den Flug. Da der Start in Zürich auf 8 Uhr geplant war, kam der Air Berlin Flug mit Ankunft um 8 Uhr nicht in Frage. Mit der Bahn wäre ich nachts um halb drei angekommen und eine teure Übernachtung im Hotel kam nicht in die Tüte. Eine Mail von Christian, dem Geschäftsführer klärte alles. Der Bus fährt über Genf und trifft dort gegen 11:30 ein. Also buchte ich einen Flug mit der Lufthansa nach Genf.

Der Schreck kam, als ich mein MTB per Telefon als Sportgepäck anmelden wollte. :o „Das lässt das System nicht zu", bekam ich zu hören. Es ist eine kleine Maschine, die täglich Genf anfliegt und nur Platz für ein Gepäckstück hat. „Versuchen Sie es bei Lufthansa Charge, es ist evtl. sogar günstiger!“ Mit der Frachtmaschine war es viermal so teuer und ich bekam dort den Rat, mir vor Ort ein MTB zu leihen oder es bei der Post oder Hermes zu versuchen. :shock:

Was tut Frau/man in dieser Lage? Sie ruft bei Mountainbikereisen.ch an und erklärt ihr Debakel und fragt an wegen eines Leihrades. Kein Problem, meint Christian und fragt nach meiner Größe. Sie haben ein passendes, dass sie eigentlich verkaufen wollten. Mit fällt ein Stein von Herzen, nun brauche ich nur Sattel und -tasche mitbringen. :HaHa: Da die Tour zu 50 % aus Asphaltpassagen besteht, hätte ich auch mein Hardtail genommen.

Ende Mai kamen die letzten Informationen und Streckendetails und die Vorfreude stieg. Wir waren eine kleine Gruppe mit 6 Leuten und 2 Guides. Der Ältere, Ruedi hat Mitte der 80er Jahre das Unternehmen gegründet. Er war der erste, der MTB-Reisen im Himalaya plante.

Wie üblich, lege ich mir zeitig die Reiseutensilien parat, damit ja nichts vergessen wird. Etwas skeptisch schaute ich auf die verschiedenen Berge. Schlafsack, Thermomatte, Schuhe und Kulturbeutel nahmen viel Platz in Anspruch. Das soll alles in meine rollende Reisetasche hinein? Nun wurden einige Sachen reduziert und am Ende war noch etwas Platz in der Tasche.

Samstag früh war der Wecker auf kurz vor 4 Uhr gestellt. Vor lauter Aufregung hatte ich eine unruhige Nacht und verließ das Bett schon vor dem Weckruf. Mit dem Auto fuhr ich zur S-Bahn nach Bergedorf. Der Zug war teilweise mit Nachtschwärmern belegt(mehr oder weniger alkoholisiert), die auf dem Weg nach Hause waren. Am Airport angekommen ging das Schlange stehen schon los. Zuerst an den Check Inn Automaten und die Bordkarte ausdrucken. Dann Einreihen in die Riesenschlange zum Lufthansa-Schalter. Meine Güte, warum fliegen so viele Leute morgens um sechs. Es stellte sich heraus, dass mehrere Flüge von diesem Schalter abgefertigt wurden.

Meine Minimaschine nach Genf war nur halbvoll. Die kleine Verspätung beim Abflug hat der Pilot unterwegs trotz Turbolenzen wieder eingeholt! In Genf scheint die Sonne! Drei Stunden bleiben mir, bis der Bus von Mountainbikereisen.ch mich abholt. Da ich mir einen E-Book-Reader zugelegt habe, kommt keine Langeweile auf. Später trifft eine SMS von Ruedi ein, sie verspäten sich etwas.

Gegen viertel nach zwölf trafen sie endlich ein. Klemens und Hanni, Daniel und Jeannine, Peter genannt Pitsch und die beiden Guides Ruedi und Bruno. Kurze Begrüßungsrunde, Gepäck verladen und Abfahrt nach Frankreich, wo bald die erste Mautstelle auf uns wartet. Es nieselt ein bisschen auf dem Weg nach Montelimar unserem ersten Übernachtungsort. Im Ibis Hotel quartieren wir uns ein. Vor dem Nachtmahl, wie die Schweizer sagen, treffen wir uns zum Aperitif – kurz Apero. Das wird in den nächsten zwei Wochen zu einem Ritual. Gegen 22 Uhr verteilten wir uns auf die Zimmer, da wir morgens zeitig weiterfahren wollen.

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Im Laufe des nächsten Tages machte der Motor des Buses komische Geräusche, obwohl er vor zwei Wochen zur Inspektion war. Gegen 12:30 Uhr kamen wir in Argeles sur Mer an. Bevor wir auf das Gelände des Campingplatzes Marsoui fahren konnten, musste Ruedi den Code für die Schranke in Erfahrung bringen. In der Nähe der Waschanlagen beziehen wir Quartier. Unter Anleitung von den Guides bauen wir die Zelte auf. Neben dem eigenen, wurden gemeinsam das große Familienzelt (nachts zum Lagern der MTBikes) und das Koch-Zelt aufgestellt. Um 16 Uhr war die Arbeit erledigt.

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Bruno, der sich nicht nur als Guide, sondern auch als Koch betätigte, fuhr zum Einkaufen. Nun setzte der Regen ein. Um 20 Uhr setzten wir uns zum Nachtessen ins Zelt. Mit Unterbrechung hielt der Regen an. Um 22 Uhr verzogen wir uns in unsere Zelte und schliefen mehr oder weniger mit lauter Discomusik, die von außerhalb des Campinglatzes kam, ein.

Das Frühstück war für 7:30 Uhr gerichtet. Dann kam die erste Planänderung. :oops: Ruedi und Bruno wollten den Bus zu einer Ford-Werkstatt bringen, um den merkwürdigen Geräuschen auf den Grund zu gehen. Wir vertrieben uns derweil die Zeit mit Karten spielen (in der Sonne), Tagesberichte schreiben etc. Anschließend machten wir mit den Bikes eine kleine Runde an den Strand und durch den Ort, wo wir den Bus auf der Hebebühne einer Werkstatt sahen.

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Am Nachmittag plante Bruno am PC eine kleine Tour in die Berge, die Ausführung überließ er Ruedi. Seine Aufgabe bestand darin, einen Ersatzbus mit Anhängekupplung für uns zu finden. Planen und Abfahren sind zwei Paar Schuhe und Ruedi musste mehrmals den Weg erkunden, bevor wir ihm folgen sollten. Es wurde eine Pioniertour. Erst auf Asphalt, später auf Schotter ging es bergauf. Der Wandertrail (GR 10) war wegen zu großer Steine nicht fahrbar. Nach einem grandiosen Ausblick auf das Meer und die unten liegende Dörfer kam die erste lange Downhillstrecke. In Colliour legten wir eine Cappuccino-Pause ein. Nach einer Ehrenrunde ging es am Meer entlang zum Camp zurück.

Bruno hatte nach mehreren Versuchen einen Ersatzbus in Perpignan gefunden. Es gab nur 9 sitzige Busse zum Vermieten. Unser Glück, dass wir eine kleine Gruppe waren. :) Das Nachtmahl fand im Restaurant am Strand von Argèles sur Mer statt. Das Anbaden im Mittelmeer wurde auf die Füße beschränkt, da das Wasser sehr kalt war.

Am Dienstag konnte endlich nach Frühstück, Abwasch, Zeltabbau und Verladen der Sachen das eigentliche Radfahren losgehen. Um 9:30 Uhr starteten wir Richtung schneebedeckter Berge. Die erste Pause war in Secoda. Nach km 46 verzehrten wir unsere im Rucksack verstauten Lunchpakete. Jeden Morgen lag die Tagesverpflegung auf dem Tisch bereit: Sandwiches mit Aufschnitt oder vegetarisch, Müsliriegel, Äpfel, Bananen, Schokoriegel und Appenzeller Bärli Biber. Anschließend begann der Aufstieg. Ich hatte keinen Tacho dabei, aber die Temperatur lag bei gefühlten 28° plus. Gott sei Dank fuhren wir teilweise auf einer schattigen Straße. In Corsavy angekommen, mussten wir noch ein paar Höhenmeter kurbeln, bevor der Zeltplatz in Sicht kam. Dieser Platz( ca. 1.588 m ü M.) war der Höchstgelegene auf unserer Tour. Wir waren fast alleine dort oben, endlose Stille.

Dann hieß es nur noch Bikes abstellen, in den Schatten und ein Panachè oder Bier ordern. Wir sitzen entspannt und genießen unser Getränk, als plötzlich ein explosionsartiger Knall uns zusammenzucken lässt. Was war passiert? Das 29er MTB von Pitsch hatte mit 8 bar zu viel Luft auf den Reifen. In der Sonne stehend war der vordere Schlauch geplatzt. Jeder rannte los und brachte sein Bike in den Schatten! Klemens und Pitsch wechselten den Schlauch, zentrierten das Laufrad, aber die Felge hatte eine kleine Delle. In Andorra würde er sich eine neue beschaffen müssen.

Am nächsten Morgen ging es erst auf Asphalt eine traumhaft schöne und ruhige Strecke entlang. Später führte der Weg auf Schotter weiter berghoch bis zu einer Turmruine. Die letzten Meter bis zum Turm ging es ohne Bike. Dort stellten wir fest, die Holländer sind überall. Ja, unsere Nachbarn trifft man auf Reisen immer wieder! Nachdem wir unsere Sandwiches verzehrt haben, ging es auf Schotter abwärts. Wow, so etwas war ich seit 2006 nicht mehr gefahren. Das macht Spaß!!!

Später fuhren wir noch lange auf Asphalt, bis wir an einen Waldweg (alte Wasserrinne) kamen. Dort wurden erst mal die Füße gebadet, bevor es auf einem Singletrail weiter ging. Wir fuhren durch einen kleinen Ort hindurch und die letzten Kilometer bis zum Verladen der Räder übten wir Windschatten fahren. Die letzten 80 km bis zum nächsten Camp wurden erst viele Höhenmeter gemacht, bevor wir auf ein wunderschönes Hochplateau kamen. In Hix wurde noch einmal gestoppt. Bruno und Ruedi gingen zum Einkaufen und wir ließen uns Eis/Cappuccino schmecken.

Um halb sechs erreichten wir unser Camp und machten uns an das inzwischen vertraute Aufbauen der Zelte. Wir waren richtig gut in der Zeit. Nach der Aperol-Pause mit kleinen Snacks ging es zum Duschen. Am anderen Morgen machten wir uns auf zu unserer Königsetappe. Drei Pässe mussten bezwungen werden: Col de Puymorens, Port d`Envaille und Col d`Ordino. Bruno hat erst mal abgekürzt, in dem er mit uns durch den Ort zur Passstraße geführt hat. Die ersten Rampen haben meinen Puls auf gefühlte 180 gebracht. Nach dem ersten Pass machten wir in Pas de la Cas/Andorra eine Cappuccino-Pause. Kein schöner Ort, aber günstige Benzinpreise z. B. 1,33 für Super plus. Auch hier haben wir direkt durch den Ort - natürlich mit einigen Hm - etwas abgekürzt, bevor wir zum Port d` Envaille links abbogen. Oben am Schneefeld verzehrten wir bei immerhin 19° auf 2.400 m ü. M. unser Lunchpaket. Die Abfahrt bis Canillo, wo Ruedi in einem Café auf uns wartete, war endlos (ca. 20 km). Leider ging es nach der Pause hinauf zum letzten Pass. Unterwegs schoss ich noch ein paar Fotos, unter anderem von einem schwarzen Schwein, dass friedlich zwischen zwei Hunden lag. Am Col `Ordino entspannten wir uns einen Augenblick im Liegen, bevor die letzte lange Abfahrt anstand. Nach einer kleinen Rampe kamen wir in Xixerella an.

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Es gab ein überdachtes Schwimmbad mit angezeigten 23°. Wir freuten uns auf entspanntes Schwimmen, leider war die Wassertemperatur nur gefühlte 17/18°.Direkt bei den Zelten war ein Stromanschluss. So konnten die elektronischen Geräte wieder aufgeladen werden. Wäsche waschen stand ebenfalls auf dem Programm, da der folgende Tag ein Ruhetag war.

Nach dem gemütlichen Frühstück wurde gewandert, gelesen und relaxt. Ruedi erkundete den Zustand unseres Trails am nächsten Tag. Um 14 Uhr sollte es gemeinsam zum Shoppen nach Andorra la Vella gehen. Vorher haben wir noch einige Bike-Läden abgeklappert, auf der Suche nach einer Felge für Pitch sein Laufrad. Im dritten Geschäft musste er seine Reisekasse plündern. Da es keine passende Felge gab, kaufte er ein neues Laufrad plus Bremsscheibe.

Die Parkplatzsuche im Zentrum gestaltete sich schwierig. Aber nach ein paar Ehren-Runden fand sich ein großer Parkplatz. Nach der Kaffeepause wurde etwas gebummelt und für unseren Aperitif vor dem Essen eingekauft. Selbst in Andorra gab es keinen Aperol und wir einigten uns auf Campari mit O-Saft oder Sekt. Bruno hat uns wieder ein leckeres drei-Gänge-Menu gezaubert. Nur Ruedi kam mit schlechten Neuigkeiten: Der morgige Trail war wegen Schnee nicht fahrbar! Schade!!! :mad:

Am Samstag stand eine Bike- und Busfahrt an. Ruedi konnte uns nicht mit dem Bus begleiten und fuhr einen Bogen über Andorra La Vella. Die Auffahrt zum Port da Cabùs war sehr lang und oben konnte man sich im Schnee wälzen. Statt einer Schneeballschlacht setzten wir uns auf die Betonkante und machten uns über die Lunchpakete her. Es folgte eine 5 km lange schottrige Abfahrt mit Wasserrinnen, wo wir und die Bikes mit Sommersprossen versehen wurden. Wir passierten einen kleinen Ort, namens Tor. Später ging es auf glattem Belag ein schönes Tal hinunter. Anschließend wieder 100 hm hinauf bis zum nächsten Ort, wo wir Rast machten. Ein Anruf von Ruedi , wo wir waren! Also wurden schnell im Windschatten die letzten Km bis kurz vor Liavors abgespult. Auf dem Weg zum Zeltplatz haben die Guides noch Verpflegung eingekauft, bevor es durch mehrere Tunnels nach Castello de Tor ging. Am Rande eines rauschenden Flusses bauten wir unser Camp auf. Nachdem die Bikes grundgereinigt waren, kamen wir an die Reihe.

Am anderen Morgen wurden wir von Ruedi begleitet. Nach der Aufwärts-Asphaltstrecke kam ein schwieriger mit Matsch und Steinen bestückter Trail. Mal fahrend, mal schiebend, am Ende abwärts kletternd, das war Level ?, wenn überhaupt fahrbar! Nun ging es mit gefühlten 16 % und 28° C wieder aufwärts. Nach der Abfahrt hielten wir an, um unter schattigen Bäumen unsere Kohlenhydratspeicher aufzufüllen. Irgendwann stieß Bruno zu uns und machte einige Aufnahmen. Die nächsten km verbrachten wir hoch und runterfahrend bis zum Verladeplatz der Bikes. Nach 98 km Busreise, unterbrochen von einer Rast und Rundgang im <a target="_blank" href="http://es.wikipedia.org/wiki/Castillo_d ... sa">Castle Ainsa</a>, satteln wir wieder auf die Bikes um. Für die letzte enge Passage zum Camp in Valle de Bujaruelo musste das Busgewicht minimiert werden. Wir begleiteten Bus und Anhänger durch die enge und kurvige Auffahrt mit einigen Querrillen. Mittlerweile war es 18:30 Uhr und nach dem Camp-Aufbau wurde beschlossen, im Restaurant zu essen.

Am Montag war der zweite Ruhetag, d. h. 8 Uhr Frühstück. Nach einer lauen Nacht war das Gras trocken, als ich aus meinem Zelt kletterte. Außer Jeaninne und Ruedi wollten alle an der Wandertour im spanischen Nationalpark Ordessa teilnehmen. Während unserer Wanderung erkundete Ruedi den morgigen Trail. Nach ein paar km Busfahrt haben wir den Parkplatz des Parks erreicht. Jede Menge Busse und etliche Schulkinder befanden sich hier. „Da wo wir wandern, sind die nicht“, meinte Bruno. Die Hauptwege waren sogar mit Kantsteinen versehen. Bald überquerten wir einen reißenden Fluss und das nächste Hindernis kam rechter Hand. Unser Wanderweg war mit rot-weißem Flatterband gesperrt. „Wahrscheinlich ein Erdrutsch oder ähnliches „,meinte Bruno. :mad: Also umdisponieren und den Blick in die Karte versenken. Wir nehmen den auf der anderen Seite des Flusses. Gesagt, getan, es wurde weiter marschiert. Ich schaute auf mein Navi und sah rechts vor uns einen Weg abzweigen. Dort bogen wir ab. Der Weg zog sich langsam hinauf, bis wir kurz vor einer Brücke waren. Als wir noch rasteten, kamen drei junge Spanier von oben. Sie waren die einzigen, denen wir auf unserer Wanderung begegnet sind. Oben vom Berg rauschte der Wasserfall herunter. Um auf die andere Seite zu kommen, musste eine Stahlbrücke überquert werden. Dort verlief der schmale Weg am Hang entlang. Im unteren Bereich angekommen, gab es mehrere Aussichtspunkte zum Fotografieren.

Als der Parkplatz in Sicht kam fing es an zu regnen. Bruno, Hanni und ich setzten uns in das Restaurant, um auf die Männer zu warten. Telefonisch war keiner zu erreichen. 20 Minuten später wurden sie gesichtet. Auf dem Heimweg haben wir Frauen Bruno beim Einkaufen unterstützt. Durch die Siesta öffneten die Geschäfte erst um 17 Uhr. Wir hatten Glück, dass bei einem Supermarkt die Tür offen war. Brunos Einkaufsliste war lang, aber weil es einiges im kleinen Laden nicht gab, musste er sein Menu umdisponieren.

Im Camp war es auch nass und Ruedi sorgte für schlechte Nachrichten. :mad: Als er den Trail hochschob, kamen ihm Wanderer mit erstaunten Blicken entgegen! Schnee satt da oben! Mist, schon wieder ein Trail gestrichen. Die Nacht war stürmisch. Gut, dass hinter dem Zelt eine Mauer war. Der Zeltplatz bestand aus mehreren Ebenen. Am Morgen kletterte ich aus dem Zelt und bemerkte als erstes, dass meine Wanderschuhe feucht waren. Am Vorzelt hatte sich ein Hering gelöst.

Nach dem Frühstück wollten wir eine trockene Phase abwarten, um die Zelte abzubauen. So setzten wir uns in die nahe Bar, um einen Kaffee zu trinken. Den Blick ständig auf das zum Fenster gerichtet. In einer Trockenphase marschierten wir los und im Teamwork verrichteten wir unsere Aufgaben. Punkt 11 Uhr verließen wir das Areal in Richtung Laruns. Die nächste Übernachtung wurde in ein Hotel verlegt. Die reine Busfahrt dauerte gut 2 Stunden in der wir 2.300 hm erzielten. Es regnete fast immer! Kurz vor der Grenze zu Frankreich hielten wir unsere Rast.

Gegen 15 Uhr erreichten wir auf dem Weg zum Col d`Aubisque, den kleinen Ort Gourette. Dort quartierten wir uns im ** Sterne Hotel ohne Heizung ein. Den Nachmittag verbrachte ich mit relaxen, Ordnung in die Reisetasche bringen, Geräte aufladen etc. Vor dem Nachtmahl trafen wir uns zum Aperol und Karten spielen. Das fünf-Gänge-Menu war super oder sensationell, wie Jeaninne meinte. Die Schlagworte der Reise waren: sensationell und „ es wird alles überbewertet „ (Pitsch). Ein Blick aus dem Fenster versprach nichts Gutes: Das Wasser lief in Bächen die Straße herunter. Um 23 Uhr war Nachtruhe und morgen früh gab es vielleicht Plan B! :oops:

Am anderen Morgen wurde der weitere Reiseverlauf besprochen. Richtung St. Jean-Pied de Port sah die Wettervorhersage nicht gut aus. Den Aubisque könnte man hochfahren, aber wegen eines Erdrutsches ging es dort nicht weiter. Lourdes war unter Wasser und musste einen Teil seiner Einwohner evakuieren. Da keiner von uns Lust hatte bei Regen zu fahren, wurde Brunos Plan B einstimmig angenommen. Er hat vor einigen Jahren in der Ardèche als Guide tätig und kannte die Gegend um Vallon Pont d`Arc gut.

Über Gourette hingen tiefe Wolken, als wir abfuhren. Es ging in Richtung Pau und bald sahen wir das Desaster mit den überschwemmten Flüssen. Kurz vor dem Ziel machten wir noch Powershopping in einem Supermarkt. Jeder besorgte drei Sachen von Brunos Liste. Gegen 19:30 trafen wir am Zielort ein. Nun wurde der erste schön gelegene Campingplatz angesteuert. Leider war alles belegt und der nächste wurde in Angriff genommen. Hier war das Büro nicht mehr besetzt. Es war fast 20:00 Uhr, als wir den dritten Platz erreichten. Wir warteten ungeduldig, bis Ruedi uns mit der Nachricht erlöste, hier könnten wir bleiben. Der 5* Campingplatz verfügte über ein neues Wasch- und Duschgebäude, drei Swimmingpools, Tennisplatz, Fitnessgeräte, Leihräder, Leihkanus und nicht zu vergessen Bar und Restaurant. Unser Resort war mit Wasser, Strom und Abfluss versorgt.

Im Eiltempo wurden die Zelte aufgebaut, Hanni und ich halfen Bruno beim Gemüse schnippeln. Brunos Kochgeschirr bestand aus einem 2-flammigen Camping-Kocher, einer Pfanne und zwei Schnellkochtöpfen. Gegen 22:30 verzehrten wir mit Stirnlampen und Kerzen ausgerüstet unser Nachtmahl. Um 22:40 Uhr kam ein Securiti-Mann in Schlips und Kragen vorbei und meinte: Silence! Um 22:30 wäre hier Nachtruhe!

Deshalb gab es morgens erst um 8 Uhr Frühstück, so dass wir vor 10 Uhr nicht auf die Räder kamen. Bruno führte uns über eine Brücke aus dem Ort heraus. Der Anstieg auf Schotter war endlos. Später fuhren wir auf einem Wiesentrail, der zu einem abwärts führenden verblockten Trail führte. Danach wechselten wir auf einen sogenannten Brückentrail, wegen der schmalen Stege. Entweder fahren oder schieben auf der Brücke, so lautete Brunos Anweisung! Bei km 23 gab es eine Kaffeepause, wo Bruno uns den leckeren Sckokokuchen empfahl. Den brauchte man auch für die nächsten Auf-und Abfahrten auf steinigen, gerölligen Wegen und Trails. Am höchsten Punkt hatten wir einen grandiosen Ausblick auf die Gorges de Ardèche. Die Schlucht ist 32 km lang. Gegen 16:30 Uhr kamen wir nach 51 km und 813 hm zum Camp zurück. Mit Aperopause, Duschen, Schwimmen, Tagesbericht schreiben und Nachtessen endete für mich der erste Tag in Vallon Pont d`Arc.

Die zweite Tour sollte kürzer sein und weniger Höhenmeter haben, dem war aber nicht so! Durch die engen Gassen von Vallon Pont d`Arc ging es die Straße hoch bis zum einem Aussichtspunkt. Dort nahm Pitsch seine Panne. Nach einer Downhillfahrt durften wir einen steinigen Weg wellig weiter fahren. Zum verlassenen Dorf mit großen Stufen hat selbst Ruedi als alter Hase geschoben. Wenig später war der Weg wieder befahrbar. Der nächste Aufstieg war eine graue Wand. Nach der Hälfte der Strecke haben Jeaninne und ich unser Bike geschoben. Die Beine waren leer und das Thermometer auf gefühlte 35° geklettert. Auf dem Plateau fuhren wir erst wellig weiter, um dann rollend auf das Bike-Hotel <a target="_blank" href="http://www.suedfrankreich.ch/frigoulet_ ... m">Domaine du Frigoulet</a> zuzufahren. Es lag wunderschön, von einem Lavendelfeld umgeben, allein in der Landschaft. Wir machten es uns auf der Terrasse bequem und genossen die Pause.

Der letzte Trail heimwärts war mit einer Matsch-Schiebe-Passage bestückt. Kurz nach 17 Uhr kehrten wir zum Camp zurück. Als erstes wurden die Räder abgespült. Mit Hanni und Klemens bin ich danach nochmals in den Ort gefahren. Während Klemens von seinem Platz aus unsere Bikes bewacht hat, machten wir einen Schaufensterbummel. Abends sind wir zum Essen gefahren und danach zum Musikfest zur Sonnenwende in das Zentrum gelaufen. Ein eigenartiger Geruch schwebte in der Luft, es riecht nach Gras, kommt von Jeaninne! Vier Bühnen waren im Zentrum aufgebaut. Bei den afrikanischen Trommlern, die immer wieder Zuschauer zum Tanzen animierten, verweilten wir einige Zeit. Auf dem Weg zur letzten Bühne stürmte eine junge Französin auf Pitsch zu und umarmte ihn. Er besonders und wir waren leicht verdutzt. Aber sie war nicht benebelt, sondern sagte, es gäbe zu wenig Zärtlichkeiten unter den Menschen. Sie hatte den Abend über immer wieder fremde Menschen umarmt.

Der Band auf der letzten Bühne stand ein großes Publikum zur Verfügung. Die Franzosen haben so ihren eigenen Musikgeschmack. Aber zum Schluss kamen wir auch noch ins Wippen!

Am Samstag wurden nach Frühstück und Abwasch zum letzten Mal die Ketten gefettet. Diesmal schafften wir den Abflug schon um 9:30 Uhr. Jeaninne und Dani machten ihre eigene Tour zum Pont d`Arc. Der Rest rollte mit den Guides zum Tal der L`Ile. Ruedi fuhr mit uns voraus, während Bruno noch eine postalische Angelegenheit erledigte. Ein letztes Mal kommt der Puls auf Touren. Oben auf dem Plateau ist es schattig. Nach der Abfahrt geht es ein Stück an der Straße entlang, bevor wir das nächste Restaurant ansteuern. Unter dem großen Baum auf der Terrasse setzten wir uns.

Danach ging es 5 km zurück und wir wurden gefragt, ob wir noch einen Trail an der L`Ile fahren können. Pitsch machte sein Knie zu schaffen, er nahm den direkten Weg über die Straße. Wir bogen links ab und ein Stück weiter rechts in eine breite Mautstraße. Dabei streiften wir an einem merkwürdigen Hippie-Camp vorbei. Bruno fuhr den Trail voraus, ich folgte ihm auf Abstand. Später stoppte er und wunderte sich, dass nur ich hinter ihm war. Da kam bald ein Ausruf in der Ferne von Ruedi, Badepause!!! Wir parkten unsere MTB`s am Rande und marschierten ca. 150 m zurück. Ruedi hatte eine schöne Badestelle entdeckt. Das Wasser hatte aber nur gefühlte 16°C. Lange hielten wir uns dort nicht auf.

Auf dem Weg retour zu unseren Bikes blockierte Bruno aus Spaß den Trail mit einem großen Stein und ein paar Ästen. Nach einigen hundert Metern spuckte uns der Trail wieder aus und auf der Straße rollten wir die letzten km zum Camp. Nun nahmen wir und der geduschte Pitsch den Bus und fuhren zum Pont d`Arc, wo wir auf Jeaninne und Dani trafen. Dort herrschte reges Treiben. Ich möchte nicht wissen, was dort im Juli/August abgeht! Das nochmalige Baden ließen wir sein, da ein Entgelt verlangt wurde, weil der Strand in privater Hand war. Dafür gab es Panachè/Pression und Eis in der Auberge Pont `dArc. Den restlichen Nachmittag waren wir mit Camp abbauen, verladen der Bikes etr. beschäftigt. Nach der Aperol-Pause nahm man noch ein kühles Bad im Swimmingpool, bevor wir uns reisefertig machten.

Ein letztes Mal ging es ins Zentrum. Da es erst 19 Uhr wir, fanden wir einen großen, freien Tisch auf einer Restaurant-Terrasse. Das Hotel Ibis in Montelimar war nur eine gute Autostunde entfernt. Die Abfahrt am nächsten Morgen war um 7 Uhr, da Ruedi um 11 Uhr in Genf sein wollte. Es kam ein Ersatzbus aus Chur, um meine Reisebegleiter Richtung Bern zurück zu bringen. Ruedi`s Aufgabe war es den Leihbus nach Perpignan zu fahren.

Das letzte Hindernis auf unserer Reise war die Schweizer Grenzstation. Der Ersatzbus hatte natürlich keine Vignette. Für 2 km Autobahn mussten 40 Franken bezahlt werden. Die Umgehung der Autobahn hätte uns eine Stunde wertvolle Zeit gekostet. Wir trafen pünktlich am Genfer Airport ein. Der Bus aus Chur wartete schon. Schnell wurde das Gepäck umgeladen und wir verabschiedeten uns von Ruedi. Danach war ich an der Reihe. Mit so einer tollen, amüsanten und harmonischen Gruppe war ich lange nicht gereist. Da fällt der Abschied schon schwer! :sad:

Nun hatte ich viel Zeit, da mein Flugzeug erst um 20:30 Uhr startete. Gut, dass ich kein Fahrrad dabei hatte. Ich konnte gleich eincheckten. Um zwölf Uhr fuhr ich eine Station mit dem Zug ins Zentrum. Nach 10 Minuten Fußweg ist man am Genfer See. Dort besorgte ich mir ein Ticket für eine kleine See-Tour. An Bord gab es viele außereuropäische Touristen. Wir befuhren den unteren Teil des Lac Lemon mit den schönsten Villen. Den restlichen Nachmittag verbrachte ich im englischen Garten und am See entlang schlendern. Mein Flieger startete pünktlich und ich warf einen letzten Blick auf den Genfer See.

Hier kommen meine

<a target="_blank" href="https://plus.google.com/u/0/photos/1046 ... 41">Bilder von der Pyrenäentour mit dem MTB</a>.

: Kreisel :

:wink: Sw

<img src="https://lh6.googleusercontent.com/-r9gV ... 030035.JPG" width="750">
Zuletzt geändert von Skaterwaage am 01.01.2014, 18:17, insgesamt 9-mal geändert.
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Heimfelder Dirk
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Beitragvon Heimfelder Dirk » 18.07.2013, 20:18

Elke, die detaillierten Berichte über Deine Abenteuerreisen sind immer wieder ganz große Klasse!

:gruss: dirk
:gruss:
dirk
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Harterbrocken
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Beitragvon Harterbrocken » 21.07.2013, 17:58

Mensch Elke, was für ein langer und detallierter Bericht mit vielen lesenswerten Anekdoten. Wie heißt es doch so schön: "Wer eine Reise tut, kann viel erzählen." Das trifft ja wohl voll auf Deine Pyränentour zu.

Die Gepäckprobleme mit dem Flugzeug kenne ich auch. Und 1,33 Euro für Super-Sprit in Andorra lassen mich schmunzeln. Dein Blick auf die Einzelheiten finde ich sehr lesenswert. Nach all den Abenteuer, genieße den Hamburger Hochsommer.

Übrigens: Der Harz ist zum MTB-Fahren auch große Klasse.

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