Ochsenweg und Grenzroute Fernwanderwege (Berichte+Bilder)

Bagdad-Biker

Ochsenweg und Grenzroute Fernwanderwege (Berichte+Bilder)

Beitragvon Bagdad-Biker » 19.08.2010, 15:13

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<b>Ochsenweg und Grenzroute oder
mein Kampf mit den Urgewalten</b>

Regen drückt die Stimmung, sagt man. Er macht melancholisch und schwermütig. Und während ich das schreibe, prasselt er schon wieder gegen das Veluxfenster. Keine Spur von Schwermut. Das Prasseln hat irgendwie etwas Beruhigendes an sich. Eingemummelt in meine Wolldecke sitze ich kuschelig warm und gemütlich vorm Rechner und fühle mich sauwohl. Das war heute morgen noch ganz anders. Was als lockerer Radurlaub begann, endete in einer Aktion, die mich an die Grenze meiner Belastbarkeit bringen sollte.

Schon seit geraumer Zeit spielte ich mit dem Gedanken meinen Urlaub auf dem Rad zu verbringen. Dieses Jahr war es nun tatsächlich soweit. Bei der Planung galt es einige Kriterien zu berücksichtigen.
1. Da es mein erster Radurlaub werden würde, wollte ich nicht all zu weit entfernt unterwegs sein, um im Zweifelsfalle Hilfestellung aus der Heimat in Anspruch nehmen zu können.
2. Das Ganze sollte im überschaubaren finanziellen Rahmen ablaufen.
3. Da ich keine Vorstellung davon hatte, welche Km-Leistung pro Tag für mich untrainierten Radler möglich sein würden, wollte ich keine Unterkünfte im Voraus buchen müssen.

Die Berichte der Grenzsteintrophy ( http://www.grenzsteintrophy.de/ ) inspirierten mich, dass ganze Unternehmen ebenfalls als eine Art Selbstversorgerfahrt zu unternehmen. Eine gewisse Spur Abenteuer sollte schließlich auch dabei sein. Allerdings scheute ich den finanziell großen Aufwand ein GPS zu kaufen. Karte und Kompass sollten den Weg weisen.

Auf der Suche nach geeigneten Strecken, stieß ich im Internet auf Berichte über den geschichtsträchtigen Ochsenweg ( http://de.wikipedia.org/wiki/Ochsenweg ). Dieser führt von Hamburg Wedel bis nach Viborg in Dänemark. Weitere Recherche förderte Berichte über die Grenzroute ( http://www.grenzroute.com/SEEEMS/4556.asp ) von Flensburg nach Hojer zu Tage.Perfekt! Die Wege laufen ab Flensburg fast parallel und trennen sich bei Krusa, lassen sich also wunderbar kombinieren. Die Planung der Route stand somit fest. Einstieg in den Ochsenweg ab Lentförden, Übergang in die Grenzroute bei Krusa, Grenzroute bis Hojer. Den Rückweg wollte ich mit der Bahn bewältigen. Wenn ich noch Zeit, Kraft und Lust hätte, böte es sich an, einen Teil anhand des Nordseeküstenradweges bewältigen.

Da ich meine eigene Leistungsfähigkeit bei einer mehrtägigen Tour und mit vollem Gepäck schlecht einschätzen konnte, ging ich von ca. 70 km Fahrleistung pro Tag aus. Das ist die Distanz, die ich auch bei meinen Tagestouren gut bewältigen kann. Auch ließ ich die Möglichkeit eines Ruhetages wegen wunden Hinterns o. ä. nicht außer Acht. 10 Tage hatte ich maximal Zeit. Das sollte reichen. Bezüglich der Unterkünfte wollte ich schlichtweg improvisieren. In der Nähe von Radwanderwegen sollte eigentlich immer eine Pension, Jugendherberge oder Zeltplatz zu finden sein.

Als Transportmittel diente mir mein MTB, ein Bergamont Evolve 7.0, modifiziert mit einem Gepäckträger, Taschen für die Sattelstütze und einer Lenkertasche. Zusätzlich fand in meinem Rucksack ein Teil der Ausrüstung Platz. Dennoch blieb der Gesamtumfang der Ausrüstung aufgrund Platzmangels und Gewichtsoptimierung auf minimalistischem Niveau.

<b>Sonntag. 15.08.2010
Tag 1. 120 km</b>

Gegen 13.30 Uhr erreiche ich per PKW den Einstiegspunkt der Tour in Lentförden. Nachdem ich mich von meiner Frau verabschiedet habe, starte ich in mein Abenteuer. Der Ochsenweg ist ausgeschildert und so fällt es mir die ersten Kilometer leicht auf Kurs zu bleiben. Das Zusatzgewicht am Rad ist ungewohnt, das Fahren damit erlerne ich aber schnell. Leider sind alsbald sämtliche Schilder mit Graffiti verschmiert. Ich verfahre mich daher und muss den ersten Umweg von ca. 10 km in kauf nehmen. Erst in Bad Bramstedt finde ich auf den Ochsenweg zurück. Bis Neumünster brauche ich meine Karte dann nicht mehr. Der Weg ist hier ausreichend beschildert. Das ändert sich schlagartig. In Neumünster existieren keine Schilder mehr. So fahre ich auf dem direkten Weg durch die Stadt und orientiere mich anhand der Ausschilderung zum Tierpark, der laut Karte direkt am Ochsenweg liegt. Der Tierpark ist schnell erreicht und auch meine Trasse bald wieder gefunden. Es läuft soweit ganz gut. Allerdings beginnt mein Tretlager zu knacken.

Über Nortorf, dort verfahre ich mich erneut und lasse auf der Suche nach meiner eigentlichen Route den Schlenker über Bokel aus, erreiche ich Jevenstedt. Dort esse ich einen Döner, dessen Qualität deutlich unter den Erwartungen zurückbleibt. Der Hunger treibt es rein, der Geiz behält es drinnen. An der nahe liegenden Tankstelle leiht man mir einen Inbusschlüssel um meine Tretkurbel nachziehen zu können. Ich fülle meinen Flüssigkeitsvorrat auf und setze meinen Weg fort.

Es ist etwas 18.00 Uhr. In Jevenstedt werden die Bürgersteige hochgeklappt. Im schäbig aussehenden Gasthof möchte ich nicht absteigen und will weiterfahren. Zudem liegt Rendsburg nicht mehr weit entfernt. Als Tagesziel setze ich mir also den Nord-Ostsee-Kanal. Der Magen ist gefüllt, aber die Beine fühlen sich nicht gut an. Ich stelle fest, dass die ersten 30 Kilometer unangenehm für den Körper sind. Die weiteren 40 laufen gut. Bei Kilometer 70 mögen die Beine aber nicht mehr.

Ich erreiche Rendsburg ohne größere Probleme. Auf dem Weg dorthin, knackt das Tretlager weiterhin im Takt meiner Trittfrequenz. Offenbar ist das Innenlager defekt. Ich hoffe, dass es die Tour noch durchhalten wird. Ein wenig einsam fühle ich mich schon. Es ist ungewohnt, so lange Zeit ohne Gesprächspartner zu sein.

Mir wird mit Einbruch der Dämmerung am Kanal stehend klar, dass ich mich zügigst um eine Unterkunft kümmern muss. Denn Licht fürs Rad habe ich nicht dabei. Ich frage einige Spaziergänger, doch alle in der Nähe liegenden Unterkünfte liegen preislich über dem, was ich für ein Bett und eine Dusche bereit bin auszugeben. Ich beschließe mein Zelt außerhalb Rendsburgs auf irgendeiner Koppel aufzuschlagen. Solange ich meinen Müll mitnehme und alles ordentlich verlasse, wird wohl kein Landwirt damit ein Problem haben.

Die Dunkelheit kommt viel schneller als erwartet. Als ich in Fockbek ankomme, ist es bereits stockdunkel. Meine Taschenlampe ersetzt notdürftig das Bikelicht. Sie leuchtet den Weg aber nur sehr wenig aus. Ich komme so nur sehr langsam voran. Ob es an der eingeschränkten Sicht liegt, oder ob wieder schlecht ausgeschildert ist, kann ich nicht sagen. Jedenfalls verfranse ich mich in Fockbek total. Zu allem Überfluss beginnt es zu regnen. Ich folge, da ich den Ochsenweg ohnehin nicht finden kann, der nächstbesten Straße Richtung Norden und erreiche das Dorf Lohe gerade in dem Moment, als ein heftiges Gewitter losbricht.

Ich suche Schutz unter dem Vordach des nächstbesten Hauses und stehe vor der Tür einer Gastwirtschaft, die auch Fremdenzimmer anbietet. Allerdings verrät mir ein Schild mit den Öffnungszeiten, das nur donnerstags geöffnet ist. Ein großes Fragezeichen macht sich in meinen Gesichtszügen breit. Welche Logik sich hinter dieser Geschäftsmethode verbirgt, kann ich nicht ergründen. Es ist bereits 23 Uhr. Es brennt drinnen aber noch Licht. Ich klopfe mehrfach an die Tür. Man wird doch einen Radwanderer trotz der Uhrzeit bei dem Wetter nicht abweisen wollen? Nein, das tut man in Lohe nicht. In Lohe öffnet man die Tür einfach nicht. Stattdessen wird das Licht ausgeschaltet. „Scheiße, in was für ein Kaff bin ich denn hier geraten?“, denke ich innerlich. „Nicht, dass hier in 10 Minuten noch die Polizei vorfährt! Ich hau lieber ab!“ Ich werfe meine Zigarette in den Rindstein, meine Regenklamotten über und meinen nach 120 Kilometern doch arg geschundenen Körper wieder aufs Rad, fahre aber nur eine Straße weiter.

Das Gewitter tobt direkt über mir. Vom Blitz erschlagen werden möchte ich nicht und suche in einer überdachten Bushaltestelle erneut Schutz. Es wird kalt, denn der Wind nimmt zu. Also klettere ich in den Schlafsack und verbringe die recht kurze Nacht sitzend zusammengekauert in dieser Bretterbude. Bis um 02.00 Uhr hält mich der prasselnde Starkregen, das Blitzen und Donnern wach, um 05.30 Uhr weckt mich der erste vorbeifahrende Sattelschlepper. Ich packe meinen Kram zusammen, putze mir die Zähne und werfe einen Blick in die Karte. Erstmal muss ich nun feststellen, wo denn dieses merkwürdige Dorf liegt. Zu meinem Erstaunen hab ich mich gar nicht so arg verfranst, wie angenommen.

„Jetzt ´nen Kaffee, das wäre geil!“ Inzwischen spreche ich wohl schon mit mir selbst. Denn ein „Kein Problem“, schallt mir von der Seite entgegen. Ich drehe mich um und sehe einen jungen Typen.

<b>Montag 16.08.2010
Tag 2. 80 (+20 ?) km</b>

Der Typ ist der Besitzer des Kiosks, den ich im Dunkeln überhaupt nicht gesehen habe, und gerade mit dem Aufschließen selbigen beschäftigt ist. Für den großen Becher Kaffee zahle ich einen Euro. Zigarette und Klönschnack inklusive. Der Kioskbesitzer ist Martin. Ein saunetter Typ, der ganz entrüstet ist, dass ich nicht nachts an seiner Tür geklingelt und um Unterkunft gebeten habe. Wir sitzen bei Nieselregen vorm Laden und schlürfen Kaffee. Und dann beginnt er zu erzählen. Dass er den Laden erst seit Mai diesen Jahres eröffnet hat um u. a. auch Radwanderer zu versorgen. Als Zusatzverdienst für sich und seine an den Rollstuhl gefesselte Frau, dass er auch aus Hamburg kommt und wegen der Liebe nach Lohe zog, dass er das angrenzende Haus derzeit umbaut, um ein zweites Fremdenzimmer zu schaffen. Das bestehende kostet pro Nacht und Nase nur zwölf Euro, beherbergt aber nur zwei Gäste. Das sei zu wenig.

Auch die Dorfbewohner kaufen bei ihm. Es ist halb sieben, als der erste Dörfler sich zu uns setzt und (Achtung!) einen Korn-Cola bestellt. Auch er ist erstaunt, als er hört, wo ich übernachtet habe. Ich hätte, auch nachts, überall im Dorf klingeln können. Jeder sei hier hilfsbereit. Nur den Gasthof am Dorfeingang solle ich meiden. Die Leute seien etwas seltsam. Mein Kaffeebecher wird erneut gefüllt. Diesmal gratis. Bis um acht sitzen wir beisammen, dann breche ich auf.

Über Kropp geht es nach Dannewerk. Das Museum dort hat noch geschlossen. Schade. Die alte Wallanlage schaue ich mir dennoch an. Ist es doch, nach der Schwebefähre in Rendsburg, von der ich im Dunkeln nichts zu sehen bekam, eines der wenigen Highlights des Ochsenweges. Ansonsten führte der Weg bis hierher lediglich über Feldwege, wie wir sie in ganz Schleswig Holstein finden können. Ich hatte mir am Wegesrande hin und wieder mal eine Tafel mit Erklärungen zur Region und Geschichte des Weges vorgestellt und gewünscht.

Ich habe spontan die Westroute gewählt. Mein Innenlager knarrt verdächtig. Zu allem Überfluss habe ich kurz nach meinem Aufbruch den Magneten meines Tachos verloren und fahre wohl gute 20 km ohne Aufzeichnung. Ich frage einen Rad fahrenden Rentner, ob er einen Radladen wüsste, bei dem ich das Ersatzteil kaufen kann. „Komm mal mit, mein Jung.“ Ich folge ihm wenige Meter in seine Garage. Er wühlt in einer Kiste und legt vier Magneten auf die Werkbank. „Such Dir einen passenden aus.“ Geld will er von mir nicht annehmen. Das sei auf dem Dörben so, dass man sich hilft. Von wegen kühle, unfreundliche Norddeutsche. Das ist schon das zweite Mal an diesem Tag, dass ich eines besseren belehrt werde.

Ich erreiche Schuby, dann Süderschmeddeby, ohne weitere Vorkommnisse. In der Nähe ist ein Campingplatz, doch ich mag noch weiterradeln und setze meinen Weg fort. Hier wird der Ochsenweg nun auch mal abwechslungsreicher. Er führt durch Waldgebiet und auf teils, zumindest mit Gepäck, anspruchsvoll zu fahrenden Sandwegen und kleinen Pfaden.

Über Oeversee erreiche ich dann Jarplund. Dort suche ich Schutz vor dem Regen, der mich seit Oeversee begleitet, unter dem Vordach des Supermarktes. Zwei schwedische Radwanderer haben dieselbe Idee. Ein wenig neidisch gucke ich auf deren recht hochwertigen Tourenräder und die dazugehörigen Gepäcktaschen. Sie müssen sich nicht mit einem an den Schultern Scheuerstellen verursachenden Rucksack abärgern. Leider sprechen sie kein Deutsch, ich kein Schwedisch. So bleibt es bei einem Zunicken und freundlichem Lächeln.

Auch Jarplund hat einen Campingplatz. Der ist mit neun Euro auch recht günstig, wirkt aber auch recht einfach, würde mir aber langen, allerdings hat die Rezeption noch zwei Stunden Mittagspause und offen gestanden scheue ich mich vor dem Gedanken, das Zelt im Regen aufzubauen. Andererseits bestünde hier die Möglichkeit endlich mal zu duschen. Ein wenig streng rieche ich nun inzwischen ja doch.

Ich überlege eine ganze Weile. Meine Beine fühlen sich, bis auf leichte Knieschmerzen, recht gut an. Der Regen ist auch mäßig und ich empfinde ihn noch nicht als störend beim Fahren. Ich entscheide mich für die Weiterfahrt nach Flensburg. Ich bin mir sicher, dass auch dort eine Unterkunft aufzutreiben ist. Auf dem Weg nach Flensburg beginnt die Welt unterzugehen. Es blitzt und donnert. Der Regen fällt so dicht und mit solcher Wucht, dass es schmerzt, wenn er auf die Haut trifft. Ich bin durch bis auf die Haut, bis ich Flensburg erreiche und mich bei einem Baumarkt unterstellen kann. Jetzt ist eh alles egal. Für den inneren Schweinehund und für die eigene Motivation beschließe ich heute in jedem Falle noch die Landesgrenze zu passieren.

In Flensburgs Innenstadt fehlen wieder jegliche Schilder für Radwanderer. Ich fahre einen leichten westlichen Schlenker quer durch die Stadt zum Hafen. Flensburg ist recht wellig. Das hatte ich in der Form nicht vermutet. Der Hafen ist wohl der tiefstgelegene Punkt der Stadt. Alles Wasser, das die Gullis nicht aufnehmen können, läuft dorthin. Die Abfahrt (auf der Toosbuystraße?) zum Hafen ist recht steil. Ich lasse den Bock laufen und nagel, dank Zuladung, mit fast 55 km/h zum Hafen runter. Beinahe wäre ich über einen offenen Kanalschacht gestürzt, dessen Deckel von den Wassermassen mitgerissen wurde.

Vom Hafenkai ist wenig zu sehen. Ich habe das Gefühl bereits im Hafenbecken zu stehen. Der Regen macht grad eine Pause und gibt mir die Möglichkeit endlich mal wieder ein Foto von diesem Schauspiel zu schießen. Danach setze ich meinen Weg fort. Laut Internetbeschreibung laufen Grenzroute und Ochsenweg ab Flensburgs Hafen auf gleicher Trasse. Dennoch finde kein einziges Schild, das mich auf richtigen Kurs bringt. Also Karte und Kompass gezückt und den direkten Weg gewählt. Erst ab Kupfermühle finde ich den Ochsenweg wieder und folge ihm nach Krusa. Dort angekommen verputze ich den obligatorischen Hotdog. Für Softeis ist es mir deutlich zu kalt, denn die Klamotten sind nass. Trotz Regenhose und -Jacke sowie Überschuhen, trage ich keinen einzigen trockenen Faden am Leib. Auf Zelten hab ich nun gar keinen Bock mehr. Ich hätte gern ein festes Dach über dem Kopf und eine Möglichkeit die Klamotten zu trocknen. So fahre ich nach Bov zur Danhostel Jugendherberge, die auf mich mehr den Eindruck eines Motels macht. Dort treffe ich einen Motorradfahrer, der vor dem ausgehängten Preisschild steht. Er sieht mich an, tippt sich mit dem Zeigefinger an den Helm und fährt davon, während ich noch damit beschäftigt bin von Kronen in Euro umzurechen. 60 € für eine Nacht im Mehrbettzimmer sind auch mir zu teuer. Also geht es zurück nach Krusa zum Campingplatz. Dann eben doch zelten. Die Wolkendecke reißt ohnehin grad auf und einen Trockenraum hat ein Campingplatz hoffentlich auch.

Etwas schräg werde ich schon angeguckt, als ich die Rezeption betrete. Radwanderer scheinen hier nicht sehr beliebt, denn als ich erzähle, dass ich nur eine Nacht bleiben möchte, spricht das Gesicht der Dänin mir gegenüber wahre Bände. 13 € kostet der Zeltplatz, 3 weitere werden für die Duschkarte fällig. Dann werde ich nach meinem Campingpass gefragt, ohne den in Dänemark gar nichts geht. Ich wusste, dass die Frage kommen würde und stelle mich auf doof. „Campingpass Brauch ich so was?“ „Ohne geht nicht.“ sagt sie! „Oh, was kostet denn der?“ frag ich. „In Euro?“, werfe ich nach. Sie hat keinen Bock zu rechnen, das sehe ich ihr an. „Nur eine Nacht?“, fragt sie. „Ja, dann fahr ich nach Flensburg“, lüge ich sie an. Ihrer Handbewegung entnehme ich, dass sie keinen Bock hat extra wegen mir diesen Pass auszustellen, an dem sie eh nichts verdient, weil den Betrag dafür muss sie ohnehin an den dänischen Dachverband weiterleiten.

Als ich den Platz betrete, fällt mir sofort ins Auge, dass dieser Platz sehr modern und gepflegt ist. Allerdings ist er offenbar hauptsächlich auf Wohnmobile eingestellt. Der Platz für die Zelte ist recht klein und sehr abschüssig. Ich stelle mein Zelt, da ohnehin kaum Betrieb auf dem Platz herrscht, etwas weiter vorne hin. Der Stelle erscheint ideal. Ich kann das Rad an einen Zaun schließen, während ich endlich duschen gehe. Danach werden die nassen Klamotten gewaschen und über den Zaun zum Trocknen gehängt. Einen Trockenraum hat der Platz nämlich leider nicht. Dafür scheint nun die Sonne und es wird sogar richtig warm.

Nach dem Abendbrot, das aus einer Tüte Fertignudeln mit Soße besteht (2 Stück bilden meine Notration), wasche ich meinen Pickpot ab, lade meinen Handyakku und komme mit einer Dänin ins Gespräch.Vielmehr spricht sie mich an. Ich spreche kein Dänisch, sie nur wenig Deutsch, dafür kein Englisch. Aber es geht schon. Nur, dass sie mich für einen Holländer hält, dieses Missverständnis kann ich nicht bereinigen. Und so erzählt sie aufgeregt ihrem Mann, von dem verrückten Holländer, der mit dem Rad von Hamburg nach Dänemark fährt.

Um 20 Uhr fängt es wieder an zu regnen. Meine Klamotten sind in den vier Stunden, die ich jetzt auf dem Campingplatz bin, noch nicht ansatzweise trocken. Ich nehme sie vom Zaun und hänge sie unter ein großes Tarp, das eigentlich als Überdach für Sitzgelegenheiten dienen soll und lege mich ins Zelt. Etwas zu lesen wäre toll, doch der platzeigene Supermarkt hat keine deutschsprachigen Medien, dafür aber gesalzene Chips (3 €/Tüte), die ich fast am Stück auffuttere, um meinen Salzhaushalt wieder aufzufrischen, während ich das Radio einschalte und mich freue, meinen Lieblingssender empfangen zu können.

<b>Dienstag 17.08.2010
3. Tag 180 km</b>

Ich wache auf, als mir das Wasser auf die Stirn tropft. Zunächst halte ich es für Kondenswasser, stelle dann aber fest, dass ich in einer Pfütze liege. Es hat in der Nacht so stark geregnet, dass die Imprägnierung des Zeltes nachgab. Zumindest ist der Himmel jetzt klar und es verspricht besseres Wetter zu werden. So packe ich meine sieben Sachen zusammen und setze meine Reise gegen 10 Uhr fort.

Den Schlenker über Flensburg und Ellund schenke ich mir. Stattdessen fahre ich direkt nach Padborg, um von dort der Grenzroute zu folgen. Bereits nach wenigen Kilometern wird klar, dass die Dänen es weit besser verstehen einen Radweg zu beschildern. Meine Laune wird besser, ebenso das Wetter. In Froslev erwartet mich das Museum für dänische Heimat- und Katastrophenschutzgeschichte. Untergebracht ist es in einem restaurierter KZ der Nazis aus der Besatzungszeit. In den ehemaligen Unterkunftsbaracken finden nun die einzelnen Epochen ihren Platz. Der zu den meisten Baracken ist gratis und ich nehme mir gerne die Zeit, ein wenig zu verweilen und zu stöbern. Zahlreiche Schulklassen kommen mir auf Rädern entgegen, als ich meinen Weg schließlich fortsetze.

Die Grenzroute schlängelt sich über die Orte Farhus und Medelby nach Wesby. Da ich noch kein Frühstück hatte, kehre ich in Wesby in einen Tante-Emma-Laden ein und frage nach einem Kaffee. Erst beim Bezahlen fällt mir ein, dass ich gestern am Campingplatz meinen letzten Euroschein angebrochen und als Wechselgeld Kronen zurückbekommen habe. So kratze ich die letzten Cents aus meinem Portemonnaie. Es reicht so grade eben.

Über Rens setze ich meinen Weg fort. Er führt mich über Ladelund, wo ich bei einer Bank noch mal ein paar Euros hole, weiter nach Westrefeld und Ellhöft. Von dort an verfahre ich mich komplett, da alle Schilder aufgrund Baumaßnahmen demontiert sind. Die auf der Karte gestrichelt dargestellten Wege sind unbefestigte Sandwege. Nur leider existieren diese zum Teil nicht mehr. Ein Bauer hat sie mit dem Frontlader beiseite geschoben, um sein Maisfeld ein wenig zu vergrößern. Die Grenzstraße ist zur Weiterfahrt nach Süderlügum ebenfalls nicht nutzbar, da hier wie gesagt derzeit gebaut wird. Auch den Kompass kann ich in dieser Region nicht nutzen. Er zeigt in die Irre. Ein seltsames Phänomen kann ich beobachten. Obwohl ich stehe, lauft die km- und km/h-Anzeige im Tacho weiter. Es dauert eine Weile, bis ich verstanden habe, woran es liegt. Es sind die zahlreichen Windräder, vielmehr deren Stromgeneratoren, die so starke elektronische Störungen verursachen, dass der Tacho weiterläuft und die Kompassnadel falsch anzeigt. Wohnen möchte ich in diesem Elktrosmog nicht. So fahre ich ein wenig planlos, bis ich einen Bauernhof erreiche, an dem mich ein Jagdhund stellt. Ich bitte Bauer und Bäuerin ihn abzurufen, denn er zeigt mir mit seinen Zähnen deutlich, dass er mich nicht weiterfahren lassen wird. „Der tut nix“, ruft sie. Wie ich diesen Standartspruch hasse!!! Nix gegen den Hund, der handelt instinktiv, aber Herrchen und Frauchen sollten die Bitte von Passanten schon beherzigen. Es soll ja auch Leute geben, die panische Angst vor Hunden haben. Ich gehöre nicht dazu, bewege mich aber dennoch nicht einen Millimeter weiter, bis die Beiden den Hund am Halsband beiseite nehmen. Ich nutze die Gelegenheit um nach dem Weg zu fragen und erzähle von dem untergewühlten Weg. Die Beiden gucken sich vielsagend an und grinsen. Die Frage, wem das Feld gehört ist somit beantwortet. Ich lasse mir den Weg erklären und stelle nach 10 Kilometern fest, dass er in einer Sackgasse endet. So eine Schweinebande.

Ich nehme mir vor, die Gebietsgemeinschaft Grünes Binnenland, als Herausgeber der Karte und Pflegeverband der Grenzroute von dem untergepflügten Weg Bericht zu erstatten. Bereits drei Stunden habe ich verloren und noch immer nicht nach Süderlügum gefunden. Da es jetzt auch wieder zu regnen beginnt, ist es mir egal, dass die Bauarbeiter meckern, als ich die aufgerissene Grenzstraße zur Weiterfahrt nutze. In Süderlügum endlich angekommen, schwinge ich mich schnell in die Regenklamotten, denn Trikot und Hose von gestern sind noch nicht trocken, einen weiteren Satz habe ich nicht mit. Ich muss also zusehen, dass ich was ich am Leib trage trocken behalte. Ein paar warme Pommes mit Majo (günstige 1,60 €) erhellen meine Laune kurzfristig, ein Blick in die Karte ebenfalls. Bis Hojer ist es nicht mehr weit. Wenn ich gut bin, kann ich heute noch dorthin fahren. Den Ort kenne ich aus vorangegangenen Urlauben. Bei Hojer weiß ich einen Campingplatz. Das Zelt wird wohl noch eine Nacht halten?

So fahre ich trotz Regen weiter. Leider nimmt der zu und abermals sintflutartige Ausmaße an. Die Regenjacke kapituliert als erste und das Wasser sickert langsam durch.

Ich erreiche Aventoft. Der Ort ist einer der zahlreichen kleinen Grenzübergänge auf der Route. Im Gegensatz zu den meisten ist es aber nicht einfach nur eine grüne Grenze mit verfallenem Wachhaus. Der Ort ist recht belebt, sogar einen offenbar recht guten Radladen gibt es hier, zumindest ist das Material im Schaufenster recht hochklassig. Ich nehme mir vor, mir den Laden mal anzusehen, will aber zuerst in den Grenzshop, um ein paar Süßigkeiten zu kaufen, denn im Grenzshop kann man wunderbar einkaufen, dänische Produkte, hauptsächlich Naschwerk und Alkohol, zu Preisen, die uns auf den ersten Blick recht hoch erscheinen, den Dänen aber spottbillig vorkommen müssen. Und wo bekomme ich auf deutschem Boden ansonsten dänisches Naschwerk für einen Preis, der gut ein Drittel unter dem liegt, was ich in Dänemark dafür bezahlen müsste? Getränke bekommt man als deutscher Staatsbürger aber nicht. So ganz genau verstanden hab ich die Regelung nicht. Es hat irgendwas mit dem Dosenpfand zu tun. Zudem wird hier Kartonweise verkauft. Einzelne Dosen, damit gibt sich keiner ab. Nach meinem Einkauf hat der Radladen schon geschlossen.

Ich werfe noch mal einen Blick in die Karte. Die ist schon seit Flensburg völlig durchnässt und kaum noch zu lesen. Nun beginnt sie auseinander zu fallen. Soll ich wirklich nach Hojer fahren und campen? Oder lieber dort in der Wetterschutzhütte übernachten? Die würde wenigstens ein festes und dichtes Dach über dem Kopf versprechen, denn jetzt am Abend noch eine Pension aufzutreiben, erscheint mir unmöglich. Egal wie ich es mache, für den nächsten Tag hätte ich keine trockenen Radklamotten mehr. Und für die nächsten Tage ist ebenfalls Regen vorhergesagt. Mein persönliches Minimalziel, nämlich Ochsenweg und Grenzroute gefahren zu sein, habe ich ja, wenn auch deutlich schneller als erwartet, bereits absolviert.

Auf weitere Regentage auf dem Rad habe ich schlicht keinen Bock Um nicht am nächsten Morgen in nasse Radklamotten schlüpfen zu müssen, fasse ich den Entschluss nach Niebüll zu fahren und dort den Zug nach Hause zu nehmen. Bis Niebüll sind es etwa 25 Kilometer. Dort angekommen rufe ich zu Hause an. Via Internet wird ermittelt, dass die Zugfahrt 70 € plus Fahrradmitnahme kosten soll. Erst ab Husum wird es günstiger, ab Heide dann erschwinglich.

Planänderung: Über Husum will ich in der Nacht bis Heide fahren, denn solange ich in Bewegung bleibe, stören mich die nassen Klamotten nicht. Und wenn ich auf der Straße fahre, reicht auch meine Taschenlampe als Beleuchtung aus. Auf die Idee von Husum diagonal nach Lohe zu fahren um bei Martin zu übernachten, komme ich nicht. Dabei könnte ich dort duschen, meine nassen Sachen trocknen und am nächsten Tag erholt den Heimweg angehen. Vermutlich hat der Regen, der mir seit mehr als zehn Stunden die ich auf dem Rad sitze auf den Helm trommelt, das Hirn völlig mürbe gemacht. So steht Heide als Ziel fest.

In Heide komme ich jedoch nie an. Aus den 40 km bis Husum werden 60 km. Das liegt daran, dass ich zwar Straße fahre, aber die B 5 als direkten Weg als Radfahrer nicht nutzen kann. So bin ich gezwungen über die Dörfer zu tingeln. Die sind zum größten Teil beleuchtet, da komme ich einigermaßen voran. Die Verbindungsstraßen dazwischen sind es aber nicht. Hier verliere ich viel Zeit durch das langsamere Fahren. Zudem muss ich ständig in der Karte nachsehen. Ein Platten in Lindholm kostet zusätzlich reichlich Zeit. Doch ich gebe nicht auf. Will mir selbst beweisen, dass da noch was geht. Wenigstens Husum soll noch erreicht werden.

Meine Knie beginnen jetzt stärker zu schmerzen. Und ich muss echt kämpfen um weiter pedalieren zu können. Der Hintern ist ohnehin seit Flensburg wund. Nach einem Sturz im Dunkeln tut mir nun auch noch das Handgelenk weh. Es schifft seit Stunden wie aus Eimern und der Wind bläst mich beinahe vom Rad. Ich bin echt bedient und hab auf Radfahren keinen Bock mehr. Mein Körper signalisiert mir ganz eindeutig, dass ich mich heute übernommen habe. Neben den Schmerzen kommen Schwindel und Übelkeit hinzu, vermutlich Folge der Übermüdung und der Anstrengung.

Als ich in Husum eintreffe, ist es bereits 02.30 Uhr. An eine Zugfahrt ist heute nicht mehr zu denken. Ich nehme die erstbeste Möglichkeit war, um aus dem heftigen Regen zu kommen. Das Vordach eines Supermarktes biete den notwendigen Schutz. Ich rufe zu Hause an. Yvonne hatte ich zuvor bereits auf einen möglichen nächtlichen SOS-Ruf vorbereitet. Die Knie schmerzen derart, dass ich mir nicht mal mehr den Weg bis zum Bahnhof am nächsten Morgen zutraue. So bitte ich um Abholung mit dem Auto aus Husum.

Die Nacht verbringe ich sitzend in den Schlafsack gekauert und frierend vor dem Supermarkt. Gegen 07.30 Uhr trifft die erhoffte Rettung ein. Ja, so plötzlich und ruhmlos endet mein erster Radurlaub, der in ein echtes Abenteuer mutierte.

<b>Fazit</b>

Im Nachhinein kann ich nicht behaupten, keinen Spaß gehabt zu haben. Im Gegenteil. Mit dem erworbenen Wissen und den gesammelten Erfahrungen fühle ich mich nun besser gewappnet für die nächste Mehrtagestour. Dann würde ich allerdings die Planung doch akribischer gestalten. Aber auch eine improvisierte Selbstversorgertour würde ich wieder beginnen, dann allerdings mehr Zeit für die Unterkunftssuche investieren und nicht zwingend allein starten.

Hier kommen meine

Bilder von der Dänemark-Tour.
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Frank C.
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Beitragvon Frank C. » 19.08.2010, 18:33

Ich liebe solche Berichte!!! Toll geschrieben, als wäre man dabei gewesen
Vielen Dank
Bagdad-Biker

Beitragvon Bagdad-Biker » 19.08.2010, 19:52

Danke für die Blumen!:D
Hab wegen des Regens nur wenige Bilder machen können. Die würd ich dann aber gern noch reinstellen. Erklär mir dochmal einer auf die Schnelle, wie das funktioniert! Danke!
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mad.mat
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Beitragvon mad.mat » 19.08.2010, 20:20

Hallo Olli,

schöner Bericht.

Ich bin den Ochsenweg schon drei mal gefahren. Allerdings bei bestem Wetter, mit Begleitfahrzeug und vorgebuchten Hotels. Das war mit Freunden und hat mir immer richtig Spass gemacht. Ich kann den Ochsenweg nur sehr empfehlen.

Bei Deinem Bericht hab ich mitgelitten.

Wegen der Fotos frag mal Helmut, der hat ne Internetfestplatte und kann Dir die Zugangsdaten geben.
Wir sehen uns da oben, Tschüss Helmut
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crumble
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Beitragvon crumble » 19.08.2010, 20:33

Bagdad-Biker hat geschrieben:Danke für die Blumen!:D
Die nehme ich Dir wieder weg, denn Du hast deine Reise vollkommen falsch beschrieben, denn deine Reise war :Sonnenschein: und wohl temperiert. Du hattest jederzeit einen trockenen und bequemen Schlafplatz gehabt und somit keine koerperlichen Probleme gehabt! Ich will im Oktober mit meinem Trike nach Daenemark. Ich sitze bei dem Ding genau im Spritzwasser zwischen den beiden Vorderraedern. Da musst Du dich mit deinen Bericht schon strikt an die Wahrheit halten. :schlafen:

Als Tipp fuer die naechste Daenemarkreise: Man kann als Radfahrer guenstig auf Bauernhoefen oder oeffentlichen Plaetzen fuer maximal 20 Kr. uebernachten. Das ganze scheint vom Zeltplatz im Vorgarten mit Benutzung der Dusche bis zum einsamen Pflock im Wald zu reichen. Wo man das kann, findet man in dem Buch hier http://geobuchhandlung.eshop.t-online.d ... -i-det-fri. Zeichenerklärung und Verhaltenshinweise sind noch auf Deutsch und Englisch, die Wegbeschreibungen nur auf Dänisch. Bei vielen Übernachtungsmöglichkeiten soll man sich vorher telefonisch anmelden. Ich hoffe mal die werden auch alle was anderes als Dänisch sprechen. Ein Abenteuerbericht je Region reicht ja. :-)

[edit]Mit was fuer einem Zelt warst Du unterwegens? Meine Hochkothe ist zu gross und meinem BW-Zelt fehlen die Stangen. Ich suche noch ein guenstiges aber regendichtes 2 Mannzelt.[/edit]
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Beitragvon Hanseaticer » 19.08.2010, 20:48

Für solche Berichte hat man Internet. Danke für die bildhafte Schilderung der Ereignisse, ich hätte noch weiter lesen können! Bild
Bagdad-Biker

Beitragvon Bagdad-Biker » 19.08.2010, 22:48

Hanseaticer hat geschrieben:Für solche Berichte hat man Internet. Danke für die bildhafte Schilderung der Ereignisse, ich hätte noch weiter lesen können! Bild
Freut mich zu hören, nur leider hätte ich nicht weiterfahren können :sad:
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Beitragvon quasarmin » 20.08.2010, 22:41

Moin

Bagdad-Biker, du Glückpilz, das schönste Wetter hast du dir für diese Tour ausgesucht :-)
Aber toller Bericht, war schön zu lesen und zum mitleiden.

Nur gut eine Woche früher waren wir, also meine Frau Tina und ich noch auf dieser Strecke unterwegs. Tina ist Dänin, und hatte ihren "Holländer" quasi gleich mit ;-)

Bild

Vor drei Jahren sind wir auch die besagte Grænserute gefahren, von Flensburg nach Tønder, dort im Vandrerhjem übernachtet und über den Nord-Ostseeradweg zurück nach Flensburg. Den Ochsenweg hatten wir schon länger im Visier. Tina machte ein paar Wochen etwas auf Ausdauer, und ich plante ein wenig.
Die GPS-Route habe ich von der SH-Tourismussseite heruntergeladen:
http://www.sh-tourismus.de/de/1efbaba1- ... c0a0b.html

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Wir wollten eine Zweitagestour bis Kropp machen, von dort etwa 25km nach Hause, und dann wieder am dritten Tag ab Kropp weiterfahren. So wollten wir dieses Jahr den deutschen Teil der Ochsentour abfahren. Für nächstes Jahr ist der dänische Teil geplant, mit 3 bis 4 Übernachtungen, alles möglich hyggelig (entspannt, geniesend)

Wir haben also unsere Tourenräder morgens in Eckernförde in den Zug gepackt, und sind in Pinneberg wieder ausgestiegen. Ich hatte schon eine GPS-Route ausgearbeitet die uns von Pinneberg nach Wedel führt:
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=wrcyunahgkmhvipb
Diese Entscheidung war goldrichtig, so bekamen wir gleich einen kleinen Vorgeschmack auf die Ochsentour anstatt die gleiche Zeit auf dem HH-Hbf und S-Bahn zu verbringen. In Wedel angekommen gab es noch einen Kaffee dann ging es gegen 11 Uhr los.

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Wir wählten die westliche Route, anfangs waren die typischen Ochsenweg-Schilder noch spärlich und ich war richtig froh über das GPS-Gerät das uns zuverlässig im Zick-Zack Kurs nach Norden lotzte. Es mag wohl am Touristikverband liegen der diese GPS-Route anbietet, dass man auffallende Schleifen durch die Ortschaften fährt, aber so sieht man wenigstens etwas, ausserdem ist hier und da mal ein Bäcker auch nicht schlecht.
Ochsenweginformationsmässig ist im südlichen Teil ziemlich tote Hose. Kaum eine Notiz zum Ochsenweg, das wurde etwas besser je weiter man nach Norden kam. Die Krönung der Indentifikation mit der historischen Bedeutung war jedoch der Kropper Busch, einem sehr sandigen Teilstück das so belassen ist, dass man glaubt die letzten Ochsen wären vor einem Jahrzehnt hier durchgekommen. Anfang und Ende des Kropper Busch sind mit großen überkreuzten Hörnern gekennzeichnet, ausserdem sind Informationstafeln und sogar ein Ochsentrio aufgestellt.

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Am ersten Tag sind wir auf dem Ochsenweg bis Hohenwestedt gefahren, dann etwa 3 km östlich zu einem Gasthof bei Bucken in dem wir uns nach gefahrenen 130km stärkten und übernachteten. Am nächsten Tag legten wir dann etwa 80km bis Kropp zurück, und noch 25km bis nach Eckernförde.
Den dritten und letzten Teil haben wir dann allerdings von Flensburg aus in Angriff genommen. Also mit dem Zug nach Flensburg und durch dank GPS auf direktesten Weg zum Ochsenweg, den wir dann ab Handewitt nach Süden befuhren. Etwa eine Stunde danach hatten wir das Gefühl nicht wirklich von Flensburg weggekommen zu sein. Irgendwann sahen wir dann jedoch kein Flensburger Ortsschild mehr. Allerdings fing es nun an zu regnen, was uns den größten Teil der Tour auch begleiten sollte. Die einzige Gaststätte die wir bis 13 Uhr schliesslich in Idstedt finden konnten hatte Ruhetag (Donnerstag), in Lürschau war uns nicht nach Pommesbude, aber zum Glück fanden wir in Schuby eine nette Bäckerei mit Sitzecke. Wir fuhren dann bis Kropper Busch zur gleichen Stelle wo wir den Ochsenweg vom Süden kommend verlassen haben, und bogen nach Osten ab. Dann ging es auf Streckenteilen der ehemaligen TransAschberg-CTF nach Eckernförde und wir kamen auf 115 Tageskilometer. Kurz vor Ankunft hatte ich noch zwei Platten im kurzem Abstand.

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Unser Fazit. Ruhige Streckenführung, durchaus empfehlenswert. Im Süden hoher Plattenweganteil, im Norden meist kleine Landwege. Hin und wieder auch ein paar Waldpassagen oder Feldwege, also nichts fürs Rennrad. Normale Tourenräder halte ich für die beste Wahl. Am besten fanden wir persönlich den mittleren Abschnitt der Strecke, etwa zwischen Hohenlockstedt und Dannewerk. Die Beschilderung ist manchmal sehr gut, an anderen Abschnitten fehlt sie. Nicht immer wiesen der GPS-Track und die Schilder den selbem Weg, kamen aber immer wieder zusammen. Auf jeden Fall sollte man eine gute Karte dabei haben und die Tour schon etwas einstudiert haben, am einfachsten gehts mit dem GPS (wir hatten das Dakota20 von Garmin mit der freien OSM-Radkarte)

In 2011 geht es dann von Flensburg nach Viborg. Wir werden berichten :-)

Viele Grüße
Armin
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Helmut
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Beitragvon Helmut » 23.08.2010, 15:20

Wenn's um die Wurst geht, sollte man gut abschneiden.
Fahrraser

Beitragvon Fahrraser » 21.06.2012, 11:57

Radeln bei Regen und nasser Fahrbahn ist ungemein schön ^^ Tolle Bilder, auch wenn es nicht wirklich viele sind. Kamera geschont? ;)
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Geölter Blitz
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Beitragvon Geölter Blitz » 21.06.2012, 22:54

Fahrraser hat geschrieben:Tolle Bilder, auch wenn es nicht wirklich viele sind. Kamera geschont? ;)
Wenige Worte. Verstand und Tastatur geschont?

Wenngleich - manchmal sind auch wenige Worte zu viel.

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