Jan Ullrich gesteht Blut-Doping durch Fuentes - mehr nicht!

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Harterbrocken
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Jan Ullrich gesteht Blut-Doping durch Fuentes - mehr nicht!

Beitragvon Harterbrocken » 22.06.2013, 20:43

Endlich gibt Jan Ullrich zu, was ohnehin schon alle wussten oder geahnt haben: "Ich bin schuldig", sagt er gegenüber Focus Online. Den Gebrauch von Epo, Wachstumshormonen etc. leugnet er aber hartnäckig weiter. Schade! Hier der Artikel:

http://www.focus.de/sport/doping/tour-d ... 23335.html

Denn die erdrückenden Indizien dafür liegen ebenfalls seit Jahren auf dem Tisch. Bemerkenswert finde ich die zentrale Aussagen, dass er nur Chancengleichheit herstellen wollte. Das sei kein Betrug gewesen. Eine merkwürdige Sichtweise, die aber bei den Profis üblich ist. Vielleicht hat er nicht Armstrong betrogen, uns Zuschauer aber schon, finde ich.

Einen hörenswerten Kommentar hat D-Radio heute gesendet:

http://ondemand-mp3.dradio.de/file/drad ... cc77e1.mp3

Hajo Seppelt, ein sehr renommierter Dopingexperte, analysiert hier:

http://ondemand-mp3.dradio.de/file/drad ... 134185.mp3

Im Zusammenhang mit der dünnen Ullrich-Beichte kommt zum 100-jährigem Tour-Jubiläum natürlich das leidige Doping-Thema wieder auf die Tagesordnung. Eine wichtige Beobachtung: Die Fahrer werden immer dünner, gleichzeitig aber kraftvoller. Wie das?

Mögliche Antwort könnten die neuen Dopingsubstanzen Aicar und GW1516 sein. Mit diesem Zeug aus Hinterhoflabors und gefährlichen Nebenwirkungen wird die Fettverbrennung angekurbelt. Obwohl Kontrollen besser geworden sind, der Sport vielleicht sauberer, fährt das Profipeloton wahrscheinlich zu wenig gehindert von einer Dopingepoche in die nächste.

Was ist Aicar und GW1516? Infos hier:

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/sport/2152962/
Zuletzt geändert von Harterbrocken am 23.06.2013, 21:38, insgesamt 3-mal geändert.
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Beitragvon Paul » 22.06.2013, 21:04

Ziemlich lächerlich, wie sich Jan Ulrich in der letzten Zeit präsentiert hat. Es war doch jedem klar, dass auch er über einen langen Zeitraum gedopt hat. Das dann wehement abzustreiten und die Diskussion noch größer machen, war nicht seine beste Idee.
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Beitragvon Helmut » 23.06.2013, 01:19

Gefunden im Pressespiegel des BDR:

Ullrich gibt erstmals Blutdoping bei Fuentes zu

http://www.zeit.de/news/2013-06/22/rads ... u-22092402

Reaktionen auf Ullrichs Geständnis: Zu wenig und viel zu spät

http://www.spiegel.de/sport/sonst/jan-u ... 07320.html

Ullrich-Geständnis: Aldags Überraschung hält sich in Grenzen

http://www.focus.de/sport/radsport/rads ... 23089.html

Ullrich führt nun ein „Traumleben“

http://www.faz.net/aktuell/sport/mehr-s ... 38412.html

Ullrich: Hintergründe

http://www.focus.de/sport/doping/tid-31 ... 22930.html
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Beitragvon Helmut » 24.06.2013, 00:05

Gefunden im Pressespiegel des BDR:

Video: Ullrichs „Beichte“ wird kritisiert

http://www.sportschau.de/weitere/radspo ... te100.html

Das Ullrich-Geständnis: „Nur eine Farce“? / Weitere Vorwürfe

http://www.spiegel.de/sport/sonst/jan-u ... 07334.html

Ullrich ist jetzt überrascht

http://www.lvz-online.de/sport/radsport ... 46789.html

Kommentar: Kann Ullrich nicht mit Medien umgehen?

http://www.finanznachrichten.de/nachric ... ch-007.htm

Nada sucht Kontakt zu Ullrich

http://www.focus.de/sport/radsport/rads ... 23139.html
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Beitragvon Reisender » 24.06.2013, 00:10

Ja ich bin auch Doper gewesen. Ich habe tatsächlich Nutrixion Kannenweise gesoffen und damit die Fettverbrennung UND Muskelaufbau forciert dank L-Carnitin.

http://lcarnitin.org/welche-wirkung-hat-l-carnitin/

Liest sich jedenfalls beinahe wie der Bericht über AICAR. Also einfach in das nächste Sportfachgeschäft und sich legal dopen. :cool:

Bitte mit einem Augenzwinkern zur Kenntnis nehmen.
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Beitragvon Helmut » 24.06.2013, 00:47

Auch ich "dope", zunächst ohne es zu wissen, mit Cardiamidum. Das Zeugs bekommt man in Polen in jeder Apotheke. In Deutschland kennt es niemand. Mein Mädel verabreicht es mir zur Stärkung des Kreislaufs vor jeder RTF. Ich nehme es nur ihr zu Liebe, merke keinen positiven Effekt. Vor kurzem erfuhr ich, was da drin ist: Strychnin, ein Analeptikum. Es wird auf der Dopingliste geführt und diente früher als Rattengift!

Ich hoffe, sie beabsichtigt nicht eines Tages die Dosis für mich zu erhöhen... ;)

Scherz beiseite: Die Verbortheit, mit der Jan Ullrich auf seinen Lebenslügen beharrt, ist erstaunlich. Es wäre allein seine Sache, wenn er nicht damit seine Werbe-Millionen verdient hätte und noch immer mit seinem Namen viel Geld verdienen möchte. Was ich von ihm dafür erwarte, ist, dass er mit der Vergangenheit aufräumt, damit es wirklich endlich Vergangenheit wird.
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Harterbrocken
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Beitragvon Harterbrocken » 24.06.2013, 07:17

Helmut hat geschrieben:Auch ich "dope", zunächst ohne es zu wissen...
Ja, ja, das sagen sie alle :HaHa:
Helmut hat geschrieben: Es wäre allein seine Sache, wenn er nicht damit seine Werbe-Millionen verdient hätte und noch immer mit seinem Namen viel Geld verdienen möchte. Was ich von ihm dafür erwarte, ist, dass er mit der Vergangenheit aufräumt, damit es wirklich endlich Vergangenheit wird.
Du sagst es Helmut. Genau die Werbemillionen dürften aber der Grund sein, warum Ullrich weiter verbohrt schweigt. Da gibt es sicherlich Verträge aus der Vergangenheit und die dürften ihm bei einem vollständigen Geständnis viel Geld kosten. Siehe Armstrong.

Außerdem möchte er im TV (Eurosport) als Experte mitmischen. Er hat, will und wird mit seiner Lebenslüge weiter viel Geld verdienen. Darum wohl auch seine Salamitaktik mit einem ersten zaghaften Schritt in die Öffentlichkeit. Was tut der Mann sich und uns an? Kein Zweifel: Als Experte ist Jan Ullrich bestimmt eine Bereicherung - vor allem auch auch als Doping-Experte mit Insider-Wissen, der die anstehenden Heldentaten bei der Tour de France richtig einzuordnen weiß. Auf seine profunden Analysen in Bezug auf Leistungsexplosionen und sensationellen Tempoverschärfungen am Berg bin ich gespannt.
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Beitragvon Blueberry » 24.06.2013, 11:31

tut mir leid... Ullrich war und ist und bleibt ein Trottel!

Dass er nie besonders helle im Kopf war, hat man ja schon während seiner aktiven Zeiten gemerkt. Aber was er seitdem und jetzt aktuell abzieht... was geht bei ihm im Kopf vor?
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Beitragvon ottoerich » 24.06.2013, 11:58

noch verwunderlicher finde ich, dass es genug Radsportler gibt, die nach wie vor mit Ulrich et al. posieren.

Es gibt nach wie vor genügend Sportsfreunde, die Dopingvergehen bagatellisieren, bis hin zur Forderung der Freigabe (und der Deppen-Werbung "Doping für ihr Haar" als wäre "Doping" in irgendeiner Form positiv besetzt).
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Beitragvon Indorain » 24.06.2013, 19:58

Blueberry hat geschrieben:tut mir leid... Ullrich war und ist und bleibt ein Trottel!
Wirklich? Jan hat das gemacht, was er gut konnte: Radfahren! Er hat die Fans begeistert und 97 die Tour gewonnen als erster Deutsche und wurde Sporter des Jahres... Das schafft sicherlich nicht jeder Trottel.

Anders sieht es bei so manchem Freizeitsportler aus, der sich (habe ich damals wirklich gesehen) sich ein gelbes Tour-Trikot mit Ullich Unterschriftaufdruck über seine Wanne zieht. Oder diese selbsternannten Antidopingexperten - das ist dann wirklich albern!

Natürlich hat er, wie alle anderen damals auch, beschissen. Aber mal ehrlich, was wollten wir und die Presse denn sehen. Einen Ulle der immer hinterher fährt oder einen Sieger? Er hat den Fans doch genau das gegeben, was sie haben wollten, einen Tour-Sieg. Damit hat er einen nie dagewesenen Radsportboom ausgelöst... Darüber sollte man auch mal nachdenken!
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Beitragvon Helmut » 24.06.2013, 21:43

Ullrich-Gate - Der letzte Lügner

Heute steht im Spiegel auf sieben Seiten sachlich und doch - verständlich - nicht frei von Emotionen das spannende Protokoll der Auseinandersetzung zwischen Jan Ullrich und dem Verlag. Nach 14 Jahren darf der nun endlich die Wahrheit drucken, was ihm Ullrich unter Androhung von 500.000 Euro Strafe verbot. Weil der Spiegel nicht gefügig wurde, kostete es ihm zudem über eine Million Euro seines Anzeigenkunden Deutsche Telekom.

Es ist ohne Übertreibung eine Heldengeschichte, wobei die wahren Helden die Journalisten sind, die nicht locker ließen, um die Wahrheit an den Tag und in die Öffentlichkeit zu bringen. Ich verneige mich in Ehrfurcht vor diesen Journalisten und diesem Verlag, der uneingeschränkt zu ihnen gestanden hat!

Hier ein Interview mit Spiegel-Redakteur Udo Ludwig zum Radsportler Jan Ullrich:

http://video.spiegel.de/flash/1279399_1024x576_H264.mp4

Im Spiegel Online steht heute, dass das IOC nun prüft, ob Jan Ullrich nach seinem (Teil-)Geständnis seine Olympiamedaillen von Sydney 2000 verlieren soll.

http://www.spiegel.de/sport/sonst/dopin ... 07588.html
Zuletzt geändert von Helmut am 24.06.2013, 21:59, insgesamt 1-mal geändert.
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die Erinnerung bleibt

Beitragvon Peterchen » 24.06.2013, 21:59

Tja, Ullrich hat gedopt. Das finde ich auch nicht gut. Ich erinnere mich gut, wie ich damals bei der Tour jeden Tag vor dem Fernseher saß, jede Etappe mitgefiebert habe. Erst "gegen" Bjarne Riis, dann gegen Pantani und immer wieder gegen Armstrong. Die Bergankünfte, immer wieder spannend, immer wieder mitgefiebert, Ulle auf dem Rad war wie Boris in Wimbledon.

Dann wurde er einen Tag vorm Start ausgeschlossen, seit dem ist der Reiz weg. Meine Sympathien für ihn sind aber irgendwie nicht weg. Ich denke, man sollte sich einige Fragen stellen, bevor man einen Sportler so verteufelt, sich das System bewußt machen. Ich will hier keinen in Schutz nehmen, Doping ist verboten und gehört bestraft. Ich erinnere aber, wie Ullrich bei einer Bergankunft zweiter hinter Armstrong wurde, 20 sek oder so und der Mann der ARD (Exklusiv-Vertrag) direkt im Ziel fragte, was heute wieder schief gelaufen ist?

Für "uns" ist der zweite oft leider schon der erste Verlierer! Als Gewinner scheffelst Du Millionen, wirst Du Zweiter, stehst Du nicht mal im Videotext...

Es ist bzw. war die logische Konsequenz, dass Ullrich nie "gestanden" hat, warum auch? Welche Vorteile bringt es ihm? Für uns wäre das eine Schlagzeile in der Zeitung, für ihn ist es seine Existenz. Ich hätte auch geschwiegen.

Diese ganze Medienhetze, für mich bleibt da ein ganz fahler Beigeschmack.
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hanseat
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Beitragvon hanseat » 24.06.2013, 22:11

Muss man immer wieder von Neuem auf ihn drauf hauen? Wie Indorain schon andeutete, damals war er der große Held und nun wird auf ihn eingeprügelt. Fast alle waren gedopt, selbst ein Fahrer wie David Kopp, der heute ein umfangreiches Geständnis abgelegt hat.

Fast alle...

Was viel interessanter wäre: Insider kennen doch die 5 % des Radsport-Feldes, die ohne Einnahme von Dopingmitteln zwischen den Plätzen 50 und 200 ins Ziel kamen und sogar Paris erreichten. Wäre es nicht ein viel schönerer Ansatz, nach den Namen dieser echten Helden zu fragen?

Wenn man den einen oder anderen Fahrer über die Medien hervorheben könnte, bei dem es als sehr sicher gilt, dass er diese Tourtour sauber durchziehen konnte (es müsste eine gesammelte Meinung von Familienmitgliedern, engsten Vertrauten, Ärzten, Betreuern, Mannschaftskollegen und dem Fahrer selbst herangezogen werden), dann wäre das vielleicht Anreiz für andere Radsportler es ihm nachzumachen?

Und auch ein mediales Interesse an dieser Person würde sich bestimmt einstellen. Die wahre Tourlegende sozusagen.

Vielleicht könnte es dann eine Analyse von allen Tour-De-France-Teilnehmern geben, bei der jeder Fahrer aufgrund dieses Hintergrundes beurteilt wird. Vielleicht über ein Punktesystem von 1-10, wobei 10 für absolut glaubwürdig und 1 für mehrmalig mit Dopingmitteln erwischt stehen würde?

Also bitte Namen der sauberen Rennradsportler nennen, damit ich denen bei der am WE startenden Tour die Daumen drücken kann, auch wenn ich sie kaum mal auf dem Bildschirm zu sehen bekomme... ;)
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Harterbrocken
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Beitragvon Harterbrocken » 24.06.2013, 22:29

Helmut hat geschrieben:Es ist ohne Übertreibung eine Heldengeschichte, wobei die wahren Helden die Journalisten sind, die nicht locker ließen, um die Wahrheit an den Tag und in die Öffentlichkeit zu bringen. Ich verneige mich in Ehrfurcht vor diesen Journalisten und diesem Verlag, der uneingeschränkt zu ihnen gestanden hat.
Danke für diese pointierte Aussage, die ich voll unterstütze. Stellenweise wurden und wird ja auf die Medien eingeprügelt, die alles negativ sehen. Und nun das! Gut, dass es so hartnäckige Rechercheure und mutige Aufschreiber gibt. Sonst hätten wir diese bitteren Wahrheiten über den Volkshelden Ullrich nicht erfahren.

@Peterchen: Sorry Peterchen, das hat nichts mit Medienhetze zu tun. Es sind einfach die harten Fakten: eine Redaktion, der von Ullrich-Anwälten eine Strafzahlung angedroht wird und ein interessierter Anzeigenkunde, der einen großen Auftrag streicht, sind keine Medienhetze, sondern Erpressung(sversuche) gegen die Berichterstatter.

Den Dopingexperten Werner Franke hat Ullrich mit ähnlichen juristischen Aktionen bedroht und nun stimmt eben doch, was Franke schon vor zehn Jahren festgestellt hat. Auch ihm gebührt Anerkennung.
Hanseat hat geschrieben:Was viel interessanter wäre: Insider kennen doch die 5 % des Radsport-Feldes, die ohne Einnahme von Dopingmitteln zwischen den Plätzen 50 und 200 ins Ziel kamen und sogar Paris erreichten. Wäre es nicht ein viel schönerer Ansatz, nach den Namen dieser echten Helden zu fragen?
Sehr interessanter Gedanke. Wäre schön, wenn das ein Berichterstatter aufgreifen würde, bin da aber skeptisch.
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Helmut
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Beitragvon Helmut » 25.06.2013, 00:25

Gefunden im Pressespiegel der BDR:

Deutsche Radprofis sind sauer auf Jan Ullrich, weil er ausgerechnet vor der Tour mit seiner windelweichen Beichte das Augenmerk wieder auf das Thema Doping zieht:

http://www.bild.de/sport/mehr-sport/jan ... .bild.html

http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/1465094

Hier ein Kommentar der Zeit:

http://www.zeit.de/sport/2013-06/kommen ... ich-doping
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Angelboot

Beitragvon Angelboot » 25.06.2013, 07:57

„Geständnis“ von Jan Ullrich - Versuch einer sachlichen Aufarbeitung

Ein paar Tage hatte ich mir mal medienfrei genommen. Habe viel schöne Stunden auf meinem Rad verbracht. Am Sonntag kam ich durch Mölln. In einer Bäckerei Kaffee und Kuchen genossen. Im Zeitungsständer entdeckte ich die „Blöd am Sonntag“. Schlagzeile: Jan Ullrichs peinliche Dopingbeichte. Riesenletter, über die gesamte Seite.

Nessie war wohl noch nicht aufgetaucht. Einer C-Prominenten Wuchtbrumme war wohl nicht der Busen geplatzt. Der Bundespräsident hatte sich nicht von einem Millionär auf die Insel Sylt einladen lassen. Boris Beckers Bericht: So war es in der Besenkammer wirklich, wurde ins Archiv gelegt. Mir war klar, Jan hat wieder einen dämlichen Berater mehr an seiner Seite. Diese Sache so kurz vor der Tour loszutreten, ist einfach nur dämlich.

Es ist aber auch Fakt. Er hat den Zeitpunkt verpasst, reinen Tisch zu machen. Ob das nun juristische, damit auch finanzielle Gründe hat? Sicherlich. Das ist nun mal so. Auch andere Prominente werden so beraten. Da bedarf es auch nicht der Besserwisserei einiger selbsternannter Experten.

Egal wann er etwas sagt, was er sagt, wie er es formuliert, ob, wann, wo. Es wird nur negativ für Jan ausgehen. Diese Zwickmühle war ihm sicherlich voll bewusst, und auch wohl der Auslöser seiner Krankheit.

Ich also nach Hause geradelt. Im Internet erstmal schlau gemacht. Natürlich auch im HFS-Forum. Natürlich, Harterbrocken war schon eingestiegen. Seine Einlassungen möchte ich nicht weiter kommentieren. Nur soviel. Er nannte uns allen zum Schluß seiner Ausführungen noch die Namen der neuesten Mittel. Damit soll man schlank und trotzdem kräftig werden. Naja. Das wäre doch etwas für die „Bild der Frau“ Bikini Figur nach drei Tagen. Spaß beiseite, Freundschaft und Sport Frei.

Helmut verlinkte dann die Kommentare, gehört zur Aufarbeitung. Ich hätte noch den Kommentar von Jens Voigt auf „Radsport News“ hinzugefügt. „Das ist doch alles ein alter Hut“. Gut auch Helmuts Feststellung im Einleitunstext auf der HFS Seite: Jan Ullrich hat einen Boom in der Breitensportszene ausgelöst. Hat er, und nicht nur er. Die ganzen Fahrer dieser leider auch unseligen Zeit haben dazu beigetragen. Schizophren, aber es ist so. Es würde auch nicht die Cyclassics oder andere Sachen in Deutschland geben.

Jan Ullrich hat Fehler gemacht. Er wollte mit unfairen Mitteln gegenhalten. Chancengleichheit herstellen. Nun möge man meine Person wieder anprangern. Er war der Jahrhundertfahrer, das Jahrhundertalent. Er hatte nur das Pech in dieser Zeit auf Lance Amstrong zu treffen, dem größten Gauner des Radsports. Auf diese Bande von Ärzten in Freiburg, das Umfeld bei Telekom und T-Mobile. Diese Unternehmen im besonderen haben nicht nur in diese Rennställe investiert, sondern auch Millionenbeträge an Wertschöpfung zurückbekommen. Nicht nur Jan hat diesen Boom finanziell abgeschöpft. Mit dem Unterschied, er hat alles erst möglich gemacht.

Und auch der Springer Verlag, der in seinen Publikationen ihn nun anprangert, hat durch hohe Auflagen zu Zeiten des Tour-und Jan Booms, Millionengewinne gemacht. Es so jetzt in dieser Art gegen Jan auszuschlachten zeigt den miesen Stiel dieser Presseorgane und des Verlages.

Und waren wir nicht alle ein bisschen Jan? Ich ja. Und ich würde gerne die Zeit zurückdrehen, Jan noch einmal fahren zu sehen. Er ist nicht mehr, aber er war mein Idol. Jetzt nicht mehr als Rennfahrer, aber ich mag diesen Typen. Ich verzeihe ihm. Diesem sommersprossigen Rotschopf aus Rostock.

Und sind wir nicht alle in die Konzerte der Rockgrößen gepilgert, gehen immer noch hin, haben CDs zu Haufe. Wohlwissend, die waren sehr oft voll bis zur Halskrause mit Dröhnung. Jeden Abend uns von der Bühne aus zu begeistern. Nene, mit Tütensuppe und Erdbeermarmelade geht das nicht. Schaun wir in den Spiegel, sind wir alle so unfehlbar? Haben wir niemals Fehler gemacht?

Und alle die hier im Forum immer wieder, bei jeder Gelegenheit, über den Profiradsport herfallen, sollten auch mal innehalten. Der jungen Generation von Fahrern zumindestens die Chance geben, zu beweisen, dass es auch anders geht. Es ist die letzte Chance für den Profiradsport. Und nicht immer wieder gleich neue Vermutungen und Unterstellungen in den Raum stellen.

Selbsternannte Experten sind hier fehl am Platz. Wir, ohne Ausnahme, auch ich, der den Profiradsport seit mehreren Jahrzehnten verfolgt, kennen die wahren Hintergründe und Details nicht. Wer meint er würde alles wissen, hat sich da in etwas reingesteigert. Immer nur zitieren ist auch eine Ahnungslosigkeit.

Dopingfälle gehören aufgeklärt und öffentlich gemacht. Aber bitte dann mit der nötigen Fairness. Und wer meint, er muss das zu seinem Thema machen, sollte dann aber auch alle Vergehen in den anderen Sportarten anprangern. Damit könnte man viele Seiten füllen. Wer immer nur den Radsport anprangert, macht sich unglaubwürdig.
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Beitragvon Harterbrocken » 25.06.2013, 08:36

Angelboot hat geschrieben:Versuch einer sachlichen Aufarbeitung...

Und wer meint er muss das zu seinem Thema machen, sollte dann aber auch alle Vergehen in den anderen Sportarten anprangern. Damit könnte man viele Seiten füllen.
Respekt Angelboot, Dein "Versuch" ist bis auf die übliche Polemik gegen die Boulevardpresse geglückt. Stimmt schon, BILD und Co. lagen mit Ullrich zu lange im Bett und wirken nun manchmal wie enttäuschte Liebhaber. Doch ob FAZ, SZ, taz, Welt usw., sie alle können nicht irren in ihrer Kritik. Es gab übrigens bereits 1997, 98 oder 99 einen sehr gut recherchierten Artikel über Jan Ullrich im Stern. Auf dem Höhepunkt der Radsport-Euphorie wurde treffend analysiert, warum er oft so unselbstständig und falsch beraten wirkt. Nur haben sich damals alle nur für den Radhelden Jan Ullrich interessiert, weniger für den ohrberingten Rotschopf aus Rostock, der im DDR-Sportsystem sozialisiert wurde - schade eigentlich. Denn die tragische Figur Ullrich wird so für Außenstehende verständlicher.

Ich kann verstehen, dass sich Menschen vom Profizirkus faszinieren lassen, stundenlang vorm TV zuschau(t)en und so der Breitsportboom ausgelöst wurde. Ich kann aber auch verstehen, dass es Skeptiker gibt, Frager und Kritiker, die schon damals hinter die Kulissen schielten. Was soll daran falsch sein in einer Sportart, die eine lange Dopingvergangenheit hat?

Lieber Angelboot, in unserem Fred "Doping nicht nur im Radsport" wurden übrigens auch andere Sportarten angeprangert, u. a. Doping in der Schachbundesliga etc. Hast Du das nicht gelesen? Vielleicht sind damit noch nicht "viele Seiten" gefüllt, doch dieses Forum richtet sich ja nun mal an Radsportler und nicht an Fußballspieler oder Turmspringer. Trotzdem an dieser Stelle ein Hinweis auf den gestern mit viel Tam-Tam eingeführten neuen Wundertrainer von Bayern München: Pep Guardiola wurde des Dopings mit Nandrolon überführt und hat einige Doping-Schattenseiten. Das ist in einem breiten Spektrum von Gazetten nachzulesen - füllt also zumindest dort die Seiten.

Ob Fußballer, Fußballtrainer, Schachwunderkind oder Tour de France-Sieger, Doping ist und bleibt Betrug. An den Sponsoren wie an den Fans und Zuschauern. Schönreden nützt da nichts.
Zuletzt geändert von Harterbrocken am 25.06.2013, 08:53, insgesamt 3-mal geändert.
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Beitragvon bort » 25.06.2013, 08:42

Angelboot hat geschrieben:„Geständnis“ von Jan Ullrich.

Versuch einer sachlichen Aufarbeitung.[...]
vielen Dank für diesen Text.

Leider schmeckt die (Salami-)Taktik von Ullrich schon sehr nach Lance Armstrong - was auch immer die Gründe dahinter sein mögen.
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Beitragvon Angelboot » 25.06.2013, 09:50

Ich habe das Thema für mich jetzt abgeschlossen. Habe schon meinen Sessel in Position gebracht, um die Tour ab Samstag zu geniessen.

Leider, oder wie schön, fahre ich ab 11.Juli, einen 1200er Brevet in Ungarn. Hoffe, rund um den Plattensee, bekomme ich genügend Informationen. Aber keine Sorge, die Bergetappen werden für mich aufgezeichnet.

@Harterbrocken: Polemik gegen die Boulevardpresse? Ich habe nichts gegen Journalisten, die Aufklärung mit belegbaren Fakten machen. Notwendig und sehr gut. Aber diese Schmuddelschreiber sind für mich keine Journalisten, sie treten Menschen mit der Tastatur ins Gesicht.
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Beitragvon Dreckschleuder » 25.06.2013, 10:08

Ich habe akzeptiert, dass wahrscheinlich in jener Zeit der Großteil des Fahrerfeldes gedopt war. Vielleicht ist es tatsächlich auch noch heute so...

Inzwischen ist es mir auch egal, ob noch irgendjemand mit einem Geständnis an die Öffentlichkeit geht. Es ärgert mich eigentlich immer nur wieder die Sensationslust der Presse. Es ist nicht der Umstand, daß geschrieben wird. Das trägt vielleicht dazu bei, daß zukünftig die Hemmschwelle etwas höher liegt. Vielmehr stört mich häufig der Stil und die fehlende Beurteilung der Situation.

Leider trägt das alles dazu bei, daß ich Berichte, so ich sie finde, nicht mehr studiere, sondern höchstens noch überfliege, meistens nur noch anlese. Ich merke an mir Gleichgültigkeit und vielleicht auch unangemessenes Desinteresse.
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Beitragvon Reisender » 25.06.2013, 11:25

Ich wüsste nicht, wie man eine drei wöchige Tour (21 Renntage) mit paar tausend Höhenmeter ohne "Hilfsmittel" schaffen könnte, bei nur 2 Ruhetagen. Das einzige Hilfsmittel wäre die Tour zu verkürzen und mehr Ruhephasen einzubauen, alles andere ist Doping.

Angelboot und hanseatt, sehr gut geschrieben. Ich sehe es genauso.
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Beitragvon hanseat » 25.06.2013, 15:11

Für die TDF drücke ich Tony Martin die Daumen:

http://www.radsport-news.com/sport/sportnews_82242.htm

Seine sehr direkte Doping-Meinung und seine Leistungseinbrüche in den Bergen geben mir Hoffnung, dass er ehrlich ist.
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Beitragvon jenne » 25.06.2013, 22:22

Es wäre damals korrekt gewesen, sauber zu bleiben und zu akzeptieren, dass man nie einen großen Namen und Erfolg haben wird. Diese Fahrer gab es damals auch ganz sicher. In meinen Augen sind sie die Helden, von denen allerdings kaum jemand weiß. Es kann ja jeder sagen, er wäre dopefrei. Woher soll man wissen, dass jemand die Wahrheit sagt?

"Chancengleichheit" herzustellen, war damals wohl tatsächlich der Gedanke und Grund zum Dopen. Man konnte als Fahrer nichts gegen das System tun. Man bleibt erfolglos oder macht mit. Ich glaube, so war es wirklich. Natürlich wurden die wenigen, die nicht gedopt haben, betrogen. Die dürften Jan und Co. verdrängt haben, weil sie in der Minderheit waren. Anders kommt man damit nicht klar.

Die Frage ist jetzt, ob er wieder nur einen Teil gebeichtet hat oder ob es noch mehr gab. Diese Salamitaktik kommt bei den Fans ganz schlecht an, da man sich verappelt vorkommt. Ich denke, das ist Jan evtl. noch nicht klar. Oder aber, er hat wirklich nicht mehr als Blutdoping praktiziert.
j.
Fotos + Videos der Tretroller-WM 2012 in Deutschland, Fotos und Videos der Liegerad-WM 2013 in Deutschland
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Beitragvon Helmut » 27.06.2013, 21:17

In der aktuellen Ausgabe der Zeit (kaufe ich mir morgen):

Das graue Schaf – Sein Dopinggeständnis hat Jan Ullrich wieder in die Schlagzeilen gebracht. Unser Autor war mit dem reuigen Sünder unterwegs. Eindrücke von einer ganz besonderen Radtour und was dem Sportler nach dem Skandal bleibt.
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Beitragvon radfreunde » 27.06.2013, 22:24

http://www.zeit.de/2013/27/doping-jan-ullrich

Spart Wege und Papier....

Viele Grüße

wilf

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