Doping (nicht nur) im Radsport

Angelboot

Beitragvon Angelboot » 22.09.2013, 17:37

@Reisender,

auch zu deinem Beitrag. Mein
sehr sachliche und vernünftige Sätze. Hoffe wir werden weiter so diskutieren.
axiom 1
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Gegenwart vs. Radsportvergangenheit

Beitragvon axiom 1 » 23.09.2013, 13:24

Reisender hat geschrieben:Gerade das ewige Rumrühren in alten Dopingakten ist m. M. auch für die Gegenwart nicht sehr hilfreich. Man sollte mal von offizieller Seite einen Cut machen ...

... alles immer wieder aufzukochen aus der Zeit. Genau das ist doch, was die Öffentlichkeit dann mitbekommt ...
Den Standpunkt kann ich nur unterstützen. Das Rühren im Sumpf der Vergangenheit weckt die Sensationslust und es wird wieder über lang verschüttete Milch berichtet.

Leider scheint die journalistische Grundhaltung in diesem unseren Lande noch so zu sein, dass lieber von Doping als von Erfolgen berichtet wird.

Die Auswirkungen "sehen" wir gerade anhand der WM dieser Tage: Wir sehen nix im TV. Nichtmal bei Eurosport!

Also: Unterstützung für die vorwärtsgerichtete Initiative von unseren derzeitigen Spitzenfahrern Greipel, Kittel und Martin!

Vielleicht haben wir die quälend lange Schleichfahrt zum anderen Ende der Talsohle dann endlich abgeschlossen.
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Helmut
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Re: Gegenwart vs. Radsportvergangenheit

Beitragvon Helmut » 23.09.2013, 13:33

axiom 1 hat geschrieben:Die Auswirkungen "sehen" wir gerade anhand der WM dieser Tage: Wir sehen nix im TV. Nichtmal bei Eurosport!
Eurosport würde gern auch über die WM berichten, ist sich aber anscheinend mit dem neuen, von der UCI unter Vertrag genommenen Rechteverwerter über den Preis dafür nicht einig geworden.

http://www.rad-net.de/nachrichten/stras ... 31092.html
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Re: Gegenwart vs. Radsportvergangenheit

Beitragvon radfreunde » 23.09.2013, 23:15

Helmut hat geschrieben:Eurosport würde gern auch über die WM berichten, ist sich aber anscheinend mit dem neuen, von der UCI unter Vertrag genommenen Rechteverwerter über den Preis dafür nicht einig geworden.
Agentur Infront Sports & Media - Management:

Philippe Blatter, ein Neffe des FIFA-Präsidenten Sepp Blatter, leitet das Unternehmen als Präsident und CEO. Executive Director ist unter anderem Günter Netzer, der vor allem als Repräsentant nach außen fungiert.

Gönnt denen doch ein bischen Taschengeld, geht im Fußball doch auch.

Hat aber nichts mit Doping zu tun....

Gruß

wilf
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Beitragvon Helmut » 23.09.2013, 23:33

Gefunden im Pressespiegel des BDR:

Richard Pound, Gründungspräsident der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) und einflussreiches Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), wirft Deutschland vor, dass es nicht ernsthaft an der Bekämpfung von Doping interessiert sei, wenn es seine Nationale Anti-Doping-Agentur (Nada) in Bonn nicht ausreichend finanziere.

http://www.faz.net/aktuell/sport/sportp ... 83354.html

Anmerkung Admin: Seine Kritik gilt keineswegs dem BDR, sondern dem DOSB.
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Re: Gegenwart vs. Radsportvergangenheit

Beitragvon axiom 1 » 24.09.2013, 12:23

radfreunde hat geschrieben:
Helmut hat geschrieben:Eurosport würde gern auch über die WM berichten, ist sich aber anscheinend mit dem neuen, von der UCI unter Vertrag genommenen Rechteverwerter über den Preis dafür nicht einig geworden.
Hat aber nichts mit Doping zu tun....
Sicher? Ohne die Dopingdiskussion wären höhere Einschaltquoten zu erwarten und damit wäre der Preis für die Senderechte eher akzeptabel.

Andererseits finde ich auch gut, dass nicht jeder Horrorpreis dafür bezahlt wird und die Zwischenhändler der Senderechte sich hier hoffentlich vergallopiert haben. Bitter ist nur, dass wir von den vielen deutschen Medaillen nichts zu sehen bekommen ...
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Beitragvon Helmut » 25.09.2013, 01:13

Gefunden im Pressespiegel des BDR:

Positive Dopingprobe: Tennispofi Cilic täuschte in Wimbledon Verletzung vor

http://www.spiegel.de/sport/sonst/tenni ... 24223.html

Im Kampf um den Posten des UCI-Vorsitzenden gibt sich Amtsinhaber McQuaid als Reformer im Anti-Doping-Kampf, war aber bisher nur als Blockierer aufgefallen.

http://www.spiegel.de/sport/sonst/radsp ... 22943.html
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Beitragvon Harterbrocken » 25.09.2013, 03:25

Doping oder Blutanomalie? Wurde Eisschnellläuferin Claudia Pechstein zu unrecht gesperrt? Das sind die spannenden Fragen bei der Millionenklage, die Claudia Pechstein beim Landgericht München eingereicht hat. Kriegt sie recht, dürfte das nicht nur die angeklagten Verbände ruinieren, sondern weitreichende Bedeutung für die gesamte Sportwelt haben. Wahrscheinlich fühlt sich auch der ein oder andere Radsportler zu unrecht (vor)verurteilt. Bemerkenswert an der Causa Pechstein ist besonders, dass es bei ihr nie einen positiven Dopingtest gab, sondern sie nur anhand von Indizien wie beispielsweise ein plötzlicher Leistungssprung gesperrt wurde.

http://www.spiegel.de/sport/wintersport ... 23263.html
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Beitragvon Helmut » 27.09.2013, 01:41

Gefunden im Pressespiegel des BDR:

Schon wieder Tennis - jetzt wird Rafael Nadal vom wegen Spielmanipulation lebenslang gesperrte Ex-Tennisprofi Daniel Köllerer des Dopings beschuldigt. Noch schlimmer: Laut Köllerer kursieren in der Tennis-Szene Gerüchte, Nadals Dopingpraktiken wurden von höchster Stelle vertuscht.

http://www.merkur-online.de/sport/rafae ... 31171.html
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Beitragvon Helmut » 28.09.2013, 01:14

Gefunden im Pressespiegel des BDR:

Doping in der 70er-Jahren: Neue, schwere Beschuldigungen / Auch BDR wird angeblich belastet
http://www.faz.net/aktuell/sport/sportp ... 93153.html

BDR kommentiert die neuen Doping-Berichte vorerst nicht
http://www.lvz-online.de/sport/radsport ... 76641.html

Gregor Braun: Ich war kein „Doping-Patient“
http://www.focus.de/sport/radsport/rads ... 14283.html
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Beitragvon Harterbrocken » 28.09.2013, 11:15

Ich blättere gerade so durch die liegengeblieben Zeitungen der letzten Tag, dann plötzlich diese Meldung des Sport Information Dienstes (sid): "Der italienische Leichtathlet Licciard (27) wurde bei eine Dopingprobe mit einem Plastikpenis erwischt. Dieser war mit sauberem Urin gefüllt." :mad:

Gefunden im Pressespiegel des BDR:

http://www.spiegel.de/sport/sonst/dopin ... 27789.html
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Beitragvon MiMei » 28.09.2013, 12:13

Helmut hat geschrieben:Gefunden im Pressespiegel des BDR:

Doping in der 70er-Jahren: Neue, schwere Beschuldigungen
hhhmmm, das war doch im letzten Jahrtausend!!!! allmählich nervt dieses Ausgegrabe!!!

damit meine ich nicht dich, Helmut
"Starte Dein Radtraining immer mit Rückenwind. Dann hast Du auf der Rückfahrt einen höheren Trainingseffekt."

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Beitragvon crumble » 28.09.2013, 16:56

MiMei hat geschrieben:hhhmmm, das war doch im letzten Jahrtausend!!!! allmählich nervt dieses Ausgegrabe!!!
Wenn man nicht nur zu Sensationszwecken den alten Kram hervor holt, sondern um neue Funktionaere zu finden, die den Sport von innen kennen und dennoch relativ sauber geblieben sind, profitieren wir alle davon.

Aber darum wird es denen vermutlich nicht gehen. Und ich glaube auch nicht daran, dass da irgendwer sauber durch das System kommen konnte. Jedenfalls nicht, wenn er Profisportler war. Da sollte man sich eher bei den Verstossenen umschauen, die freiwillig aus dem Sumpf raus sind. Fragt sich nur, ob die ueberhaupt wieder zurueck wollen.
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Beitragvon Helmut » 10.10.2013, 01:44

Gefunden im Pressespiegel des BDR:

Blutwerte im biologischen Pass der spanischen Läuferin Marta Domínguez deuten auf Doping hin. Der Verband lehnt aber Ermittlungen ab, weil der Fall „zu kompliziert“ sei. Domínguez ist Abgeordnete der konservativen Regierungspartei.

http://www.faz.net/aktuell/sport/sportp ... 10768.html
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Beitragvon Helmut » 12.10.2013, 01:49

Gefunden im Pressespiegel des BDR:

Cookson will Vergangenheit der UCI aufarbeiten.

http://www.lvz-online.de/sport/radsport ... 80856.html
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Schumacher kein Betrüger

Beitragvon Harterbrocken » 01.11.2013, 08:52

Applaus im Gerichtssaal. Radprofi Stefan Schumacher, überführter Doper, ist vom Landgericht Stuttgart vom Verdacht frei gesprochen worden, den Gerolsteiner Rennstall und dessen Chef Hans-Michael Holcer betrogen zu haben. Und dafür gibt es nun Beifall aus dem Zuschauerraum.

Ich finde das schäbig. Zumindest ein Teil der Fans im Gerichtssaal scheint nichts, aber auch gar nichts verstanden zu haben. Wie kann man einen Doper beklatschen? Aus Mangel an Beweisen hat das Gericht Stefan Schumacher frei gesprochen; im Zweifel für den Angeklagten. Wohlgemerkt: Es geht um den Betrug an seinem Arbeitgeber. Der Betrug an Zuschauern, Veranstaltern, Fernsehanstalten wurde durch positive Dopingtest festgestellt. Zumindest in diesem Punkt ist und bleibt Schumacher ein Sportbetrüger. Und dafür ist Applaus im Gerichtssaal alles andere als angebracht.

Der Staatsanwalt an Revision eingelegt.
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Beitragvon Heimfelder Dirk » 01.11.2013, 13:57

Hans-Michael Holczer hat angeblich als Teamchef überhaupt nichts mitbekommen, wenn um ihn rum seine Schützlinge alles mögliche an verbotenen Substanzen eingenommen haben. Er will sich selbst zum Opfer, Gutmenschen und Anti-Doping-Kämpfer hochstilisieren. Das ist gründlich in die Hose gegangen. Ich hätte als Zuschauer auch applaudiert.

Die Interpretation, die Prozessbeobachter hätten das Doping von Schumacher bejubelt halte ich für mehr als weit hergeholt.

Schumacher hat bei Ausübung seines Berufes gegen die Regeln verstossen und sich Vorteile verschafft, das ist klar. Er har aber keinem anderen Menschen in diesem Zusammenhang persönliches Leid im Sinne eines Kapitalverbrechens zugefügt. Vielleicht sollten einige selbsternannten Anti-Doping-Kämpfer mal wieder auf den Boden der Realität zurückkommen und den Menschen Schumacher (und andere Sportler) nicht verdammen wie einen Massenmörder oder Kinderschänder.

M.E. haben ganz andere Leute den Blick für die Realität verloren und nicht die Zuschauer in diesem Prozess.
:gruss:
dirk
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Beitragvon Harterbrocken » 01.11.2013, 22:22

Richtig, Schumacher ist kein Mörder oder Kapitalverbrecher. Der Applaus bezog sich nicht primär gegen Holczer, sondern für Schumacher seitens seiner Fans. Er musste einen langen, schwierigen Prozess durchstehen, konnte keine neuen Sponsoren und Rennställe suchen. Klar, da stellt sich Erleichterung ein und das wurde beklatscht. Der Applaus galt sicher zu erst dem Menschen Schumacher und nicht dem Betrug durch Doping.

Trotzdem befremdet mich das, denn dafür habe ich noch zu sehr Schumachers TV-Interviews vor Augen, in denen er jedes Doping leugnete. Schlimm, dass im Profiradsport heute nicht mehr allein großartige Leistungen am Berg bejubelt werden, sondern Freisprüche aus Mangel an Beweisen. Was hat das noch mit Sport zu tun?

Stellen wir uns einen Investmentbänker vor, der die Kohle seiner Kunden an der Börse verzockt hat. Eigentlich ein feiner Kerl und zocken tun ja alle. Nun wird der Bänker von seinem Arbeitgeber verklagt und wandert wegen Betrugs vor Gericht. Er wird frei gesprochen. Zu wenig Beweise. Würden die Bankkunden applaudieren? Wohl kaum. Aber im Sport geht es eben mit weniger Ratio und mehr Emotion zu.

Dass Holczer nie was mitbekommen haben will, fällt auch mir schwer zu glauben. Schadenfreudig beklatschen mag ich seine Niederlage darum aber dennoch nicht.
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Beitragvon Helmut » 02.11.2013, 02:04

Der Applaus galt sicherlich nicht Schumacher (der hat in dem Zusammenhang wirklich keinen verdient), sondern dem Gericht, für dessen Urteil. Diesem Applaus schließe ich mich gern an. Die Schuld für das systematische Doping im Radsport der damaligen Zeit auf die Sportler zu schieben, wäre nicht O.K. gewesen. Auch ein Radprofi ist grundsätzlich nichts anderes als ein "weisungsgebundener Arbeitnehmer". Und sein Arbeitgeber wusste sicherlich, was sein Angestellter in Sachen Doping tat. Gerolsteiner war nicht Sponsor Schumachers, sondern seines ihn bezahlenden Teams.

http://www.spiegel.de/sport/sonst/radsp ... 30661.html
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Dass letztlich Schumacher frei in seiner Entscheidung war, dieses dopende Team und notfalls den Profi-Radsport damaliger Prägung zu verlassen, uns statt dessen ebenfalls letztlich alle betrogen hat, war nicht Gegenstand der Verhandlung.
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Beitragvon Heimfelder Dirk » 02.11.2013, 05:19

Harterbrocken hat geschrieben:Stellen wir uns einen Investmentbänker vor, der die Kohle seiner Kunden an der Börse verzockt hat. Eigentlich ein feiner Kerl und zocken tun ja alle. Nun wird der Bänker von seinem Arbeitgeber verklagt und wandert wegen Betrugs vor Gericht. Er wird frei gesprochen. Zu wenig Beweise. Würden die Bankkunden applaudieren? Wohl kaum. Aber im Sport geht es eben mit weniger Ratio und mehr Emotion zu.
Der Vergleich passt überhaupt nicht: Der Bänker hat durch seine kriminellen Machenschaften seine Kunden u. U. in ihrer Existenz beraubt. Du willst doch nicht ernsthaft den Verlust deiner gesamten Lebensersparnisse durch eine schwere Straftat mit dem Ärger über ein manipuliertes Sportereignis auf eine Stufe stellen?
:gruss:
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Beitragvon Harterbrocken » 02.11.2013, 07:56

Na ja Dirk, beides ist doch Betrug und arglistig. Natürlich stelle ich das nicht auf eine Stufe, schon gar nicht, wenn der Bänker seine Opfer arm gemacht hat. Mir geht es um den deplatzierten Applaus. Ich finde es gut, wenn wir (Sport)Betrügern verzeihen und ihnen eine zweite Chance geben. Aber sie gleich mit Beifall zu bedenken, halte ich für das falsche Signal, auch wenn er vielleicht eher dem Gericht als dem Angeklagten galt. Was wird sich Schumacher denken? Keine Verurteilung, Freispruch, Applaus - also alles richtig gemacht. Der Bänker hat seine Kunden vielleicht um ihre Ersparnisse gebracht. Ein Sportbetrüger beraubt seine Zuschauer und Fans nur um seine Ideale. So gesehen gibt es aber da schon Parallelen.

Schumacher selbst sagte nach dem Prozess, dass er nun nur noch nach vorne gucken will. Mag verständlich sein, aber nicht richtig. Ich vermisse da die Einsicht und den festen Willen, das dopingverseuchte System wirklich verlassen oder gar ändern zu wollen. Täte er das, hätte er jeden Applaus verdient.

Also, generell bin ich nicht sicher, ob Beifall oder Buh-Rufe in einen Gerichtssaal gehören. Hier scheinen leider Gerichtsshows und US-Kinohits eine gewisse Abstrahlung zu haben.
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Beitragvon Reisender » 02.11.2013, 15:32

Helmut hat geschrieben:Dass letztlich Schumacher frei in seiner Entscheidung war, dieses dopende Team und notfalls den Profi-Radsport damaliger Prägung zu verlassen, uns statt dessen ebenfalls letztlich alle betrogen hat, war nicht Gegenstand der Verhandlung.
Eben, dann wäre es ein anderer Name gewesen, aber selbes Motiv. Die Verantwortung dafür hat Gerolsteiner zu tragen, schließlich hat der Arbeitgeber eine Fürsorgepflicht gegenüber seinen Angestellten, und sei es nur eine regelmäßige Dopingkontrolle. ;)
<< Foto by Helmut
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Beitragvon Angelboot » 02.11.2013, 19:01

Zur Aufklärung: Ein Freund von mir hat den Prozess verfolgt. Er war auch am Tag der Urteilsverkündung im Gerichtssaal. Der Applaus, er war höhnisch gemeint, galt Hans-Michael Holczer. Wäre ich dabei gewesen, hätte ich auch geklatscht.

Alles andere hat Dirk sachlich dargestellt.

Ich hoffe für Stefan Schumacher, dass er für die neue Saison einen guten Vertrag unterschreiben kann. Stefan hat fürchterlich unter seinen Verfehlungen gelitten, und sie schwer bereut, auch finanziell gelitten. Er war ganz unten. Es gab Zeiten, da war er froh, ein Trainingsrad gestellt zu bekommen. Immer nur aus der Ferne auf einen Menschen draufhauen, ohne die wahren Umstände zu kennen, ist unfair.
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Beitragvon Tobias Rohde » 13.11.2013, 15:59

Helmut hat geschrieben:[...] beim Fußball hingegen werden die Sportler "fit gesprizt". So war es jedenfalls früher immer in den Nachrichten zu hören - und die Nation freute sich mit, mit dem Fitgespritzen und seiner Mannschaft. Heute redet und schreibt da keiner mehr drüber.
Immerhin sprach vor einiger Zeit im ZDF Sportstudio DER KAISER höchstpersönlich darüber ... und wirkte während er so daher redete immer unsicherer.

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