200er Brevet ARA Hamburg 2015 (Bericht)

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Ulrike
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200er Brevet ARA Hamburg 2015 (Bericht)

Beitragvon Ulrike » 27.03.2015, 00:02

<img src="http://pic.mehr-als-nordic-walking.de/2 ... RAHH-1.jpg" width="800">

Trainingsfahrt mit Folgen

Mallorca M312 - das würden Konkursus und ich dieses Jahr gern vollständig schaffen und dazu müssen Rennrad-KM her. Begleiterscheinungen wie Kälte und Regen wurden ausgeblendet und nachdem die Mini-Ausgabe der Frühjahrsbegegnung ein gelungener Saison-Einstieg war, stand als nächstes der 200er Brevet von ARA Hamburg auf dem Zettel.

Am Vorabend wurde das Randonneur-Gepäck fertiggemacht: frisch geladene Lampen, Sicherheitswesten, Track auf dem eTrex mit vielen Ersatzbatterien, Track auf dem Edge, falls der eTrex versagt, Akkupack für Handy und Edge, reichlich Ersatzschläuche und für den Fall der Fälle - man weiß ja nie - noch die Streckenbeschreibung auf Papier.

Als wir in HH-Rothenburgsort unsere Startkarten abholten, ahnten wir noch nicht, welche Dramen auf uns zukommen würden. Es fing so vielversprechend an. Da 2015 wieder PBP-Jahr ist, gab es viele Teilnehmer und ein Wiedersehen mit einigen Langstrecken-Foris, wie Angelboot. Dank des großen Starterfeldes kamen wir am Anfang durch Gruppenfahren prima voran, bis Konkursus den ersten Platten hatte und wir alle davon ziehen lassen mussten.

Bald darauf gesellte sich noch ein Einzelfahrer sich zu uns "Vereinsamten" und bei der ersten Kontrolle trafen wir auf Skaterwaage und Rainer, so dass wir uns mit der Devise "geteiltes Leid ist halbes Leid" als Fünfer-Truppe durch den strömenden Regen bis zum Timmendorfer Strand durchkämpften, zur wohlverdienten Pause in einem warmen Café.

Voller Vorfreude auf einen Rückweg mit viel Rückenwind starteten wir gut gelaunt Richtung Hamburg. Doch der nächste Platte von Konkursus ließ nicht lange auf sich warten. Bei Kälte und Nässe dauert ein Schlauchwechsel schon etwas länger und so verabschiedeten wir uns von den anderen, die ihre Fahrt fortsetzten. Hauptsache, die letzten beiden Reserveschläuche reichten für den Rückweg.

Auch wenn wir bei der letzten Kontrolle in Trittau noch gut in der Zeit waren, zog bereits die Dämmerung herein und wir montierten die Lampen. Sie leuchteten, aber irgendetwas stimmte nicht. Es war einfach nur Standlicht, keine Ausleuchtung auf der Straße. Und komischerweise bei beiden - zeitgleich gekauften - dasselbe. Hat der Akku etwa ein Verfalldatum? Es waren immerhin die guten und teuren B+M Ixon IQ, und nicht irgendwelche Billigteile von Aldi.

Aber Schimpfen war in dieser Lage keine Lösung. Da hieß es nur noch Kette rechts, um mit dem letzten Tageslicht soweit wie möglich zu kommen. Und erfreulicherweise sind die Hamburger in puncto Straßenbeleuchtung sehr großzügig, sodass es trotz der Funzeln gut voranging. Doch dann kam der verhängnisvolle Augenblick. Bei ca. Km 217, als das Zielbier im Restaurant "Chaplin" schon fast in greifbare Nähe gerückt war, wurden wir innerhalb von Sekunden in die Welt der Gestrandeten katapultiert.

Ein Zischen, mein Vorderrad sackt weg, der Kopf knallt mit voller Wucht auf die Straße, ein Schrei von Konkursus, der irgendwie über mir wegfliegt und dann platt am Boden liegt. Und nur ein Gedanke "Bitte keine Gehirnerschütterung!" Zum Glück ließen sich nach dem ersten Schreck noch alle Knochen bewegen, sodass wir die Räder bzw. das, was davon übrig war, im Licht der Straßenlaterne inspizieren konnten. Auf den ersten Blick war klar: Weiterfahren ausgeschlossen!

Und nun, was tun? Wie schön, der eTrex lebte noch und zeigte den Track an, als sei nichts geschehen. Wir beschlossen, die Räder "die paar restlichen km" zu schieben. Das schien einfacher, als irgendwie ein Großraum-Taxi zu organisieren oder gar die nächste S-Bahn zu finden. Nach einigen km erreichten wir eine Deichgegend und als wir bei einer Kreuzung wieder auf den eTrex schauten, bot sich ein unschöner Anblick: der böse Kreis der GPS-Ungenauigkeit, für Fußgänger eine Katastrophe. Wir nahmen den Weg, der uns am wahrscheinlichsten schien. Aber der war natürlich falsch. Aber was war richtig? Es gab alle möglichen Deiche, endlose unbebaute Flächen und dazwischen viel Wasser, Autobahnen und am Horizont eine eindrucksvoll leuchtende Skyline.

Der böse GPS-Kreis wurde trotz Hin- und Herlaufen nicht kleiner. Aber wir befanden uns ja bereits im Stadtgebiet, d. h. die Google Maps-Navigation per Handy sollte uns wohl zum "Chaplin" führen können. Schnell auf den Fußgänger-Modus geschaltet und brav der Ansage gefolgt. Nur hatte die für allwissend gehaltene Suchmaschine im Detail ganz gehörige Schwächen. Wir armen Fußgänger wurden einfach auf die Umgehungsstraße für Autofahrer geschickt. So ein Flop!

Zum Glück erinnerte ich mich daran, dass noch irgendwo der Zettel mit der Wegbeschreibung war.

<img src="http://pic.mehr-als-nordic-walking.de/2 ... RAHH-2.jpg" width="800">

Und tatsächlich gelang es uns, einige Straßen, durch die wir hin- und her geirrt waren, zuzuordnen. Durch den Tatenberger Weg waren wir gerade gekommen, also zurück bis zum Abzweig "Moorfleeter Hauptdeich". Auch da waren wir schon mehrmals vorbeigekommen, ohne zu ahnen, dass wir den richtigen Weg quasi vor der Nase hatten.

Auf dem Deich stieß noch ein anderer Randonneur zu uns, der sich unterwegs verfahren hatte, aber vor Ort gut auskannte. Er schloss sich unserer kleinen Wandergruppe an und zeigte uns unseren Parkplatz, den wir ohne fremde Hilfe wahrscheinlich nicht so schnell gefunden hätten. Vielen Dank an den freundlichen Fremden!

Nachdem die kaputten Räder im Auto verstaut waren, bereitete der Gedanke, das Restaurant aufzusuchen, großes Unbehagen. Nochmal auf die Suche gehen? Nein, ausgeschlossen. Die ungewollte Wanderung war am Ende 14 km lang geworden. Bloß keinen Schritt mehr als nötig. Schnell das Auto-Navi auf Heimatadresse gestellt, dort etwas gegessen und nach einer Katzenwäsche in einen endlosen Tiefschlaf gefallen.

Am Sonntag konnten wir dann in Ruhe die Schäden begutachten:
- aus Sicherheitsgründen müssen zwei neue Helme her
- ebenso Ersatz für die lebensgefährlichen Funzeln
- meine einzige gute Winterhose hat ein Loch (bleibt so)
- unsere Knie sind lädiert, meine Schulter ist geschwollen, Konkursus hat was am Arm (geht alles von selber weg)
- beim Rad von Konkursus ist das Schaltauge verbogen (ausgerechnet dafür haben wir keinen Ersatz zuhause)
- sein Triathlon-Garmin ist verschrammt (zum Glück nicht gebrochen)
- mein Rad ist ein halber Trümmerhaufen (der Lenker an beiden Enden stark verbogen, beide Felgen haben eine Delle, die Bremshebel wackeln)

In der Werkstatt wurde von einer Reparatur abgeraten, weil aus Sicherheitsgründen bei einem derart heftigen Aufprall auch Vorbau und Gabel ausgetauscht werden müssen. Aber ich hänge aus nostalgischen Gründen an meinem alten Aspin. Deswegen wird es jetzt mit preiswerten Ersatzteilen noch einmal hergerichtet.

Hätte ich keinen Helm aufgehabt, könnte ich jetzt nicht hier sitzen, um diesen Bericht zu schreiben. Beim Start des Brevets befand sich mindestens ein Mitfahrer, der sich über solche Fragen wohl noch keine Gedanken gemacht hat.

Ulrike :wink:
Hilfe !! Ich brauch' einen 48 Std.-Tag!
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Re: 200er Brevet ARA Hamburg 2015 (Bericht)

Beitragvon Helmut » 27.03.2015, 01:55

Erstmal gute Besserung! Und mein Mitgefühl für all den Ärger und die Kosten, die auf Euch zukommen.
Ulrike hat geschrieben:Aber was war richtig? Es gab alle möglichen Deiche, endlose unbebaute Flächen und dazwischen viel Wasser, Autobahnen und am Horizont eine eindrucksvoll leuchtende Skyline.
Auf meiner Trainingsrunde letzten Mittwoch guckte Revisions-Helmut als Eingebohrener Vierländer ungläubig, als ich ihm erzählte, dass ich die Gegend immer noch als Labyrinth empfinde. Der sich windenden Elbe folgen kann jeder, in deren Hinterland die Orientierung zu behalten, gelingt auch mir oft nicht.
Wenn's um die Wurst geht, sollte man gut abschneiden.
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Beitragvon Johanna » 27.03.2015, 08:35

Ich hatte beim Schwimmen schon eine Ultrakurzversion von HK bekommen ("Kalt! Regen! Dunkel! Sturz! Rad geschoben! 15 km!") und wollte noch nachgefragt haben.

Wollen wir mal hoffen dass sich die WehWehchen schnell verziehen.

Gute Besserung den Knochen!
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Beitragvon dirksen1 » 27.03.2015, 09:03

Mensch Ulreli,
ihr macht Sachen.

Aus der Tatsache, dass du darüber noch einen wirlich lesenswerten Bericht verfasst hast, schließe ich jedoch, dass ihr mental obenauf seid, die körperlichen Schrammen werden verheilen, die Räder repariert, euer Stolz bleibt!

Gute Besserung euch beiden und viel Spaß auf Malle!!!

Hut ab vor eurer Leistung!

Und unserem Admin gebt ich hier mal eine unbedingte Nomierung für die nächsten Bambis auf den Weg ;-)
ES LIEGT NIE AM RAD!
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Angelboot

Beitragvon Angelboot » 27.03.2015, 10:03

Hallo Ulrike und Konkursus,

wir haben uns vor dem Start noch so nett unterhalten. Ihr habt von euren tollen Plänen erzählt.

Respekt wie ihr das alles zu Ende gebracht habt. Material ist zu ersetzen.

Hauptsache ihr seid gesund, und ihr könnt eure Pläne für 2015 alle umsetzen. Ich wünsche euch dazu alles Gute. Ihr werdet es schaffen.
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Beitragvon Mike667 » 27.03.2015, 11:26

Gute Besserung. Allerdings kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass mit einer lädierten Schulter nicht zu spassen ist. Aus einer harmlosen Prellung (lt. Krankenhaus) wurde dann doch eine Impressionsfraktur (Orthopäde). Lass lieber nochmal einen guten Orthopäden die Schulter durchchecken.

Wir werden Euch auf Mallorca anfeuern (andere Teilnehmer natürlich auch), sofern ihr fahrt, wir wohnen dann quasi an der Strecke. :Laola:

//Michael
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Beitragvon bernie » 27.03.2015, 13:06

gute besserung. ich hatte meine tour damals auch noch zuende gefahren . bei mir wurde erst auch nur ein bruch der 9ten rippe unter der schulter festgestellt, erst 2-3 wochen später wurde der totalabriss einer sehne in der schulter diagnostiziert, weil ich einfach den arm nicht hoch bekam. die schulter wurde aber gleich im krankenhaus mit ultraschall begutachtet, aber eben nicht erkannt !! jetzt ist ohne op alles wieder gut.
:D gruss bernie
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Beitragvon Blueberry » 28.03.2015, 17:42

und das ganze Gelaufe mit Radschuhen? Das war ja eine zusätzlicher Quälerei.

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