Critical Mass Hamburg 01'14, Schwanenwik (Berichte + Bilder)

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Harterbrocken
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Critical Mass Hamburg 01'14, Schwanenwik (Berichte + Bilder)

Beitragvon Harterbrocken » 31.01.2014, 22:48

<IMG src="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... H%2023.JPG">

Stille. Totenstille. So ruhig ist es hier nie. Am Mundsburger Damm Ecke Armgartstraße tobt normalerweise lauter Großstadtverkehr. Ein ewiges Rauschen und Brummen im Herzen von Hamburg. Sogar am späten Abend fließt hier immer dichter Verkehr. Doch jetzt es ist ruhig. Ganz ruhig. Die Polizei hat den Mundsburger Damm gesperrt. Statt der lauten Blechlawine herrscht in diesem besonderen Moment bedrückte Andachtstimmung. Nur von weit weg ist das ferne Grundrauschen der Metropole zu hören. Ein spezieller Moment. Und genau das soll er auch sein.

<IMG src="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... H%2038.JPG">

Es ist 19:25 Uhr. Es ist der letzte Freitag im Monat. Es ist - wie immer - die Zeit für die Critical Mass (CM) in Hamburg. Es ist eine besondere CM. Es ist eine denkwürdige CM. Es ist die erste CM, bei der der Treffpunkt schon seit Tagen feststeht. Aber das hat andere Gründe. Es ist die erste CM, die mit einer Gedenkfeier für eine tote Fahrradfahrerin beginnt. Gestern ist genau an der Ecke, an der wir jetzt still trauern, eine 18-jährige Radfahrerin von einem Lastwagen erfasst, überrollt und getötet worden. Eine Tragödie.

Darum sind wir jetzt hier versammelt - nachdenklich, fassungslos, erschüttert. Der Administrator dieses Forums gehört zu denen, die ein Grablicht am Straßenrand aufstellen. Ein bewegender Moment. An den Stahlbügeln, die die Straße vom Radweg trennen, haben CM-Aktivisten ein sogenanntes Ghost Bike aufgestellt. Ein Mahnmal in schneeweiß. Ein Symbol, eine Warnung, ein Ausdruck der Trauer. Ein paar Meter weiter flackern zahlreiche Kerzen im eiskalten Januarwind. Warum musste die junge Frau sterben? Der Unfalllort ist verkehrstechnisch problematisch. Fahrbahn und Radweg verlaufen wie üblich separat, hier trennt sogar eine Art Zaun die Straße vom Radstreifen. Wäre der Unfall vermeidbar gewesen? Hätte die Frau überlebt, wenn für Rad- und Autofahrer eine gemeinsame Fahrbahn aufgezeichnet gewesen wäre? Wir wissen es nicht. Was wir wissen, ist, dass jeder getötete Radfahrer einer zuviel ist. Hamburgs Straßen müssen sicher werden, besonders für uns Radfahrer.

<IMG src="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... H%2047.JPG">

Mich hat diese CM bewegt: keine Musik, kein Gegröle, dafür nachdenkliche Stille. Ich bin positiv beeindruckt, wie diszipliniert, angemessen und mit echter Anteilnahme das CM-Volk auf den tödlichen Unfall reagiert.

Nach der Gedenkfeier geht es noch eine Zeit still und stumm weiter. Erst in der Hamburger Straße ertönt Musik von den Soundanhängern und die CM kehrt zurück zu ihrer bestechenden Fröhlichkeit. Trotz der Kälte sind mehrere Hundert Mitfahrer erschienen. Das ist erstaunlich. Bei Temperaturen unter null haben normalerweise nicht so viele Radfahrer Bock auf die CM. Heute ist eben alles anders.

Bemerkenswert fand ich im weiteren Verlauf der Fahrt durch Eilbek, Wandsbek, St. Georg, Richtung Berliner Tor die Freundlichkeit der Polizei. In der Bürgerweide kommt von hinten ein VW Touran-Streifenwagen angeschossen. Er will links vorbei. Doch dort ist alles dicht. Also tönt es plötzlich aus dem Polizeit-Lautsptrecher: "Lasst Ihr uns mal durch?" Sofort machen die links fahrenden Hoch-Bikes und andere Radfahrer den Weg frei und der Touran zieht vorbei. Ich finde das klasse, dieses kooperative Miteinander. Das Verhältnis zur Polizei halte ich für extrem wichtig.

Um so unverständlicher, ja ärgerlich, ist das Verhalten einiger Schlaumeier an der Spitze der CM. Die gefallen sich darin, mit der Polizei Katz-und-Maus zu spielen; also die "Rennleitung" möglichst in die falsche Richtung zu schicken. So täuschte die CM-Spitze zum Beispiel in der Amsinckstraße eine Fahrt durch den Tunnel an, schwenkte aber in letzter Sekunde nach rechts. Zwei Streifen-Wagen waren bereits im Tunnel. Gelächter! Was soll das? Welchen Sinn soll es haben, die Polizei zu ärgern? Ich verstehe solche Aktionen nicht.

<IMG src="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... H%2067.JPG">

Gleiches Schauspiel in der Hafencity. Hier wird ein unerwarteter U-Turn eingelegt (um die Polizei zu ärgern oder was?) und es geht zurück Richtung Hauptbahnhof und dann wieder in Katz-und-Maus-Marnier durch den Wallringtunnel. Ein Polizei-Touran schießt abenteuerlich über den Gehweg. um an die CM-Spitze zu gelangen. Die Beamten nehmen es offenbar sportlich. Ich finde, die CM könnte gern (mehr) mit der Rennleitung kooperieren. Was, zum Teufel, spricht dagegen?

In diesem Sine wünsche ich mir noch viele friedliche, freundliche und schöne CM. Dieses Mal war es eine besondere. Meine Gedanken und mein Beileid sind bei der getöteten Radfahrerin und ihren Angehörigen.
Zuletzt geändert von Harterbrocken am 02.02.2014, 08:08, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Helmut » 02.02.2014, 00:53

Ich hatte ja keine Ahnung, wo genau der Unfall war und wie das mit dem Aufstellen des Ghost-Bikes ablaufen sollte. Wie immer waren es Anfangs nicht so viele Leute, die CM erreicht immer erst unterwegs ihre volle Größe. Die MoPo schreib von ca. 250 Leuten, die sich langsam auf Rad- und Fusswegen (!) vom Schwanenwiek die nur 200 Meter rüber zur Unfallstelle an der Ecke Mundsburger Damm Armgartstraße begab. Einer hatte das Ghost-Bike hergerichtet und trug es zu seinem Bestimmungsort.

<IMG src="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... H%2020.JPG">

"Wieso hier?" schoss es mir durch den Kopf. Der Radweg verkäuft direkt neben dem Mundsburger Damm. Der LKW-Fahrer hätte sehen müssen, dass er die 18-jährige Käthe auf ihrem Rad überholte. Um abzubiegen, musste er sehr langsam fahren, weil es in eine enge Straße hinein geht. Ich war fassungslos. Einige Grablichter und mehr markierten bereits die Stelle.

Das Bike wurde aufgestellt, einige Leute filmten und fotografierten, u. a. jemand für die MoPo, in der ausgerechnet ich in der Samstags-Ausgabe zu sehen bin. Dazu wäre es beinahe nicht gekommen. Ein junger Mann bot mir an auch ein Grablicht zu entzünden und aufzustellen. Aber ich bin doch nur der Chronist. Ich lehnte dankend ab und bereute es sofort. Ja, auch ich wollte ganz persönlich ein Zeichen setzen und der Verstorbenen gedenken. Das bringt einen die Sache noch näher und so schossen mir dabei Tränen in die Augen.

Von der Polizei war am Treffpunkt nichts zu sehen. Die erwartete uns am Unfallort, sperrte die Hauptverkehrsstraße vollständig für uns ab, ließ uns in Ruhe trauern, begleitete dann wie immer ebenso engagiert wie entspannt die CM. Herzlichen Dank dafür! Dank auch an den Mann mit dem Ghost-Bike und an den mit den Grablichter, Dank an alle, die mit ihrer Teilnahme diesen Moment zu einem besonderen gemacht haben!

<IMG src="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... H%2045.JPG">

Weil ich an diesem Wochenende noch am Samstag und Sonntag Radsporttermine im Kalender stehen hatte, ließ ich die CM nach einigen Kilometern ziehen. In der Zwischenzeit war wieder Musik und Fröhlichkeit eingekehrt und doch war es nicht wie immer. Die Bilder von unserer Gedenkfeier werden noch lange in meinem Kopf bleiben.

<IMG src="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... H%2092.JPG">

Hier kommen meine

<a target="_blank" href="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... x.html">45 Bilder von der Critical Mass Hamburg</a>.

Hier der Bericht in der Online-Ausgabe der MoPo:

http://www.mopo.de/nachrichten/mahnmal- ... 56912.html
Wenn's um die Wurst geht, sollte man gut abschneiden.
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Beitragvon Harterbrocken » 02.02.2014, 09:03

Nun habe ich mir die Unfallstelle nochmals bei Tageslicht genau angesehen. Sie ist problematisch, weil der Radweg ziemlich unvermittelt die Armagradstrasse kreuzt. Täglich fahre ich hier vorbei, oft mit dem Fahrrad, noch öfter mit dem Auto. Meist nur ein paar Minuten später als zu dem Zeitpunkt, als sich der Unfall ereignete. Nie habe ich daran gedacht, dass hier so etwas Schreckliches passieren könnte.

Rätselhaft ist mir, warum der grosse Lkw vom Mundsburger Damm in die kleine, enge Armgartstrasse abgebogen ist. Wollte er dort eine Ladung abliefern? Oder eine Container abholen? Die Situation war wahrscheinlich auch deshalb kritisch, weil es zum Unfallzeitpunkt noch dunkel war. Außerdem beeinträchtigen die Metallbügel, an den jetzt das Ghostbike angeschlossen ist, die Sicht. Wer einmal in einem Lkw saß, weiß wie schwierig erkennbar Radfahrer besonders im rechten Rückspiegel sind. Der Fahrer hätte hier also besonders umsichtig sein müssen, zumal die Radfahrerin Vorfahrt hatte.

Da die Strasse hier ganz leicht von der Brücke kommend abfällt, animiert der Radweg zum zügigen Pedalieren. Ich halte das für problematisch, denn wer bei Querung der Armgardstrasse auf seine Vorfahr besteht, lebt gefährlich. Im Zweifel ist hier eine langsame, umsichtige Fahrweise angesagt, bis derartige Unfallschwerpunkte entschärft sind. Besonders Radfahrer sollten in Hamburg immer und fast überall mit dem 7. Sinn unterwegs sein. Die Radwegführung ist oft nicht optimal.

Genau diesen Punkt halte ich für Aufgabe von den zuständigen Behörden. Der Mundsburger Damm wurde erst im vergangenen Jahr in nur wenigen Tagen blitzsaniert und mit einer neuen Asphaltdecke versehen. Warum wurde der Radweg nicht wie vielerorts üblich bei dieser Gelgenheit auf die Fahrbahn verlegt? Aus meiner Sicht würde die Maßnahme das Sicherheitsniveau an dieser kritischen Stelle erhöhen.
Zuletzt geändert von Harterbrocken am 02.02.2014, 15:59, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon grypswalder » 02.02.2014, 12:51

Für uns war es die erste CM. Wir hatten schon länger vor, daran Teilzunehmen, jedoch war dieser tragische Unfall der ausschlaggebende Punkt, um das erste Mal vorzuziehen.

Für meine Freundin und mich war es "schön", soweit man das so nennen kann. Zumindest steht fest, dass wir häufiger, wenn auch bei angenehmerem Wetter teilnehmen wollen.

An das Team Blau richtet sich großer Dank, ich habe selten solch eine entspannte Truppe gesehen, die sich größte Mühe gegeben hat und Provokationen aus der Richtung der CM Teilnehmer, auch wenn Sie in einem sehr kleinen prozentualem Anteil stehen, halte ich ebenso für überflüssig. :mad:

Das Ghostbike, das ich als solches bis dato nicht kannte, war eine angemessene Reaktion auf diesen Unfall, es bleibt zu hoffen, dass wir davon nicht häufiger welche stellen müssen.

Dann bis zum nächsten Mal. ;-)
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Beitragvon Flix83 » 02.02.2014, 16:55

Also ich fand es kalt, bewegend und zum Schluss auch schön. Das Katz-und-Maus spielen mit der Polizei fand ich lustig, das hätte nämlich gar nicht funktioniert, wenn die Motorrad-Kollegen dabei gewesen wären. Die KFZ-Polizei hat dann die meiste Zeit mehr Chaos verursacht, als verhindert, weil sie mit der Dynamik einer solchen Aktion natürlich nicht mithalten können.
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Beitragvon Harterbrocken » 02.02.2014, 20:37

Flix83 hat geschrieben:Das Katz-und-Maus spielen mit der Polizei fand ich lustig, das hätte nämlich gar nicht funktioniert, wenn die Motorrad-Kollegen dabei gewesen wären. Die KFZ-Polizei hat dann die meiste Zeit mehr Chaos verursacht, als verhindert, weil sie mit der Dynamik einer solchen Aktion natürlich nicht mithalten können.
Okay, Deine Meinung. Meine ist anders. Was, bitte schön, ist so lustig daran? Wenn das Team Blau wollte, könnte die Rennleitung jede CM angesichts zahlreicher fragwürdiger Aktionen und der Rechtslage abbrechen und verbieten. Warum es darauf ankommen lassen? Ich habe mich schon mehrfach mit den Beamten unterhalten. Die sind im Dienst und nicht alle können den puren Spaß darin erkennen, eine CM abzusichern, die sie ständig an der Nase herumführt. Dünnes Eis, Freunde. Ich bin für Kooperation statt Konfrontation.

Im Übrigen fände ich es besser, statt ständig die Polizei narren zu wollen und dass sich aus diesem Verhalten eine Spontanstrecke ergibt, eine gewisse Struktur bei der Richtungsgebung der CM zu verfolgen und so unterschiedliche Stadtteile anzusteuern. Im Prinzip nimmt die CM ja immer die gleichen Wege - Hafencity, Wallringtunnel, Jungfernstieg... usw. Selten sind wir in Altona oder in der City Nord, nie in Bergedorf, Harburg, Steilshoop oder Wilhelmsburg. Bei bis zu 40 Kilometer CM-Strecke wäre es einfach, auch diese Gebiete mit in die Route einzubeziehen und so andere Regionen vom Seegen des Radfahrens zu überzeugen.

Hier noch ein paar Fotos vom oben angesprochenen Unfallort.

Bild

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Bild

Das Abbiegen des Lkw kann nur den Sinn gehabt haben, vom Mundsburger Damm in den Bereich Sierichstraße und Schöne Aussicht zu gelangen. Vorher gibt es für Kfz-Lenker keine sinnvollen Alternativmöglichkeiten, in diesen Bereich abbiegen zu können. Trotzdem ist es überlegenswert, (auch) hier ein Rechtsabbiege-Verbot einzurichten.

Außerdem finde ich die Position der Litfaßsäule (zweite Foto von oben) unglücklich. Sie sorgt in in einer ohnehin komplexen Verkehrssituation mit animierter Werbung für zusätzliche Ablenkung und überstrahlt mit ihrem Licht eventuell den Scheinwerfer eines herannahenden Radfahrers. Dass auf der Säule der Spruch "Aussenwerbung trifft jeden" steht, ist ein besonderer Schicksals-Sarkasmus. Ein genauer Blick von Verkehrssicherheitsexperten könnte hier gewiss nicht schaden.
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Beitragvon Flix83 » 02.02.2014, 21:25

Harterbrocken hat geschrieben:Wenn das Team Blau wollte, könnte die Rennleitung jede CM angesichts zahlreicher fragwürdiger Aktionen und der Rechtslage abbrechen und verbieten. Warum es darauf ankommen lassen? Ich habe mich schon mehrfach mit den Beamten unterhalten. Die sind im Dienst und nicht alle können den puren Spaß darin erkennen, eine CM abzusichern, die sie ständig an der Nase herumführt. Dünnes Eis, Freunde. Ich bin für Kooperation statt Konfrontation.

Im Übrigen fände ich es besser, statt ständig die Polizei narren zu wollen und das sich aus diesem Verhalten eine Spontanstrecke ergibt, eine gewisse Struktur bei der Richtungsgebung der CM zu verfolgen und so unterschiedliche Stadtteile anzusteuern.
Also in dem Maßstab in dem du kooperieren willst, da geht ja jegliche Subversivität der Aktion verloren. Der Gedanke (Wie ich ihn verstanden habe) ist ja: "Wir treffen uns doch nur zum Fahrradfahren, schaut mal wie viele wir sind und was für Chaos wir verursachen können." Wenn Team Blau gerne mitfahren möchte, weil sie sich dann besser fühlen, Bitte!
Aber es bleibt unsere Veranstaltung, d. h.:
  • Wir lassen uns den Weg nicht vorschreiben.

    Wir halten uns nur an unsere Zeiten.

    Wir sichern unsere Veranstaltung selbst ab. (Corken)

    Wir spielen so laut Musik wie wir wollen.

    Wir sind toleranter gegenüber Beleuchtungs- und Genussvorschriften.
Wenn der Polizei das nicht passt, werden sie schon eine Klobürste zu spüren bekommen. (Ich glaube auch nicht ernsthaft, dass das jemanden so sehr stört, dass die CM in Gefahr wäre.)
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Helmut
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Beitragvon Helmut » 03.02.2014, 00:00

Flix83 hat geschrieben:Also in dem Maßstab in dem du kooperieren willst, da geht ja jegliche Subversivität der Aktion verloren.
Ja, und? Warum denn nicht? Warum ist die so wichtig?

1. Subversion als Selbstzweck, weil's Spaß macht? In einer Gesellschaft, in der jeder tut, was er möchte, möchte ich nicht leben.

2. Subversion weil man insgesamt gegen diesen Staat ist? Auch das geht mir völlig ab.

3. Subversion um die CM selbst erfolgreicher zu machen? Damit kann ich gut leben - auch wenn es ein Widerspruch zu 1. ist - und bin gern jeden Monat wieder mit dabei.

Es geht aber auch anders. Im viel kleineren Hannover fahren bis zu 2.000 Radler auf abgesperrten Strecken und zahlen gar Geld dafür.

http://www.velocitynight.de/

Warum sollte man das in Hamburg nicht mit noch mehr Leuten auf abwechselnden Strecken hinbekommen?

P. S. Auch die Bild Hamburg berichtet

http://www.bild.de/regional/hamburg/unf ... .bild.html

Und der NDR zeigte diesen Beitrag im Hamburg Journal:

http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/h ... 32121.html
Wenn's um die Wurst geht, sollte man gut abschneiden.
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Beitragvon Biker1964 » 03.02.2014, 11:44

Harterbrocken hat geschrieben: Ich bin für Kooperation statt Konfrontation.
Richtig, denn es gibt nicht einen nachvollziehbaren Grund, sich ständig an die Spitze der CM zu setzen und das Blaulicht anzuschalten.

Ganz viele Polizeibeamte haben das bisher anders gehandhabt und bekommen für vernünftiges Handwerk vernünftigen Zuspruch.

Nachdem die CM m.E. nicht StVO-Konform vom Wallringtunnel links in den Ballindamm eingebogen ist (EDIT 05.02. - Linksabbiegen in den Ballindamm ist doch erlaubt), radelte ich nach vorne um zu schauen, wer da das Zepter in der Hand hielt - denn an die StVO möchten sich ja die meisten CMler halten.

Bin vom Ballindamm bis Dammtor im vorderen Bereich mitgefahren und war etwas angeekelt von dem Gegröhle und Genöhle einger Radler dort vorne.
Genauso unerträglich habe ich das Blaulicht empfunden (auf meiner Fahrradkamera sah es allerdings so aus, das zu dem Zeitpunkt nur einer von zweien Autos das Blaulicht anhatte).

Menschen sind sensibel und reagieren unter "Kritik" nicht immer sinnvoll - haben die entsprechenden Radfahrer genöhlt weil das Blaulicht ständig an war oder wurde das Blaulicht angeschaltet, weil einige Radler so nöhlten?

Wie dem auch sei, ich empfand es in dem Moment, als die Polizei links in den Valentinskamp abbog und die CM rechts in den Dammtordamm als RICHTIG und angenehm.

Die CM benötigt vorne keine Blaulicht-Kavalerie.
Die CM richtet sich vorne nach der StVO, also muss vorne vor ihr auch nicht gewarnt werden und es geht seit langen von ihr keinerlei Gefahr aus.

Die Polizei ist nicht Gott und auch nicht der letztendliche Recht-Sprecher.

Ärgert uns nicht, und wir ärgern euch nicht - hat doch schon so oft so gut geklappt!!!
Zuletzt geändert von Biker1964 am 05.02.2014, 12:24, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Flix83 » 03.02.2014, 11:47

Helmut hat geschrieben:
Flix83 hat geschrieben:Also in dem Maßstab in dem du kooperieren willst, da geht ja jegliche Subversivität der Aktion verloren.
Ja, und? Warum denn nicht? Warum ist die so wichtig?

1. Subversion als Selbstzweck, weil's Spaß macht? In einer Gesellschaft, in der jeder tut, was er möchte, möchte ich nicht leben.
Die Subversivität war nie Selbstzweck der CM. Es geht immernoch darum auf die Situation von Fahrradfahrern aufmerksam zu machen. Wenn die Veranstaltung angemeldet und die Route und der Zeitpunkt festgeschrieben sind, erreichen wir auch nur die Leute die der ADFC und die anderen Organisationen erreichen. Wir wollen aber auch andere Leute erreichen, die sich noch nie Gedanken um die Situation der Fahrradfahrer gemacht haben. Zum Beispiel den Geschäftsmann der zum Zug muss oder den Pizzafahrer. Diese Leute erreichen wir nur durch chaotische und ungeplante Aktionen. Das hat nichts mit "Jeder tut was er möchte." zu tun, allerhöchstens ist es ziviler Ungehorsam. (Eigentlich nicht mal das wegen dem StVO Paragraphen.)
Helmut hat geschrieben: 2. Subversion weil man insgesamt gegen diesen Staat ist? Auch das geht mir völlig ab.
Mir auch!
Helmut hat geschrieben:Es geht aber auch anders. Im viel kleineren Hannover fahren bis zu 2.000 Radler auf abgesperrten Strecken und zahlen gar Geld dafür.

http://www.velocitynight.de/

Warum sollte man das in Hamburg nicht mit noch mehr Leuten auf abwechselnden Strecken hinbekommen?
Sowas ist abzulehnen, weil das ja wohl Käfighaltung von freien und stolzen Radfahrern ist. ;) Don't fence me in, let me ride through the wide open country that I love! ;)
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Beitragvon Harterbrocken » 03.02.2014, 20:40

Zunächst mal freue ich mich über die lebhafte Diskussion an dieser Stelle, die offenbar einige Forums-Neulinge anzieht. Herzlich willkommen!
Flix83 hat geschrieben:Wir wollen aber auch andere Leute erreichen, die sich noch nie Gedanken um die Situation der Fahrradfahrer gemacht haben. Zum Beispiel den Geschäftsmann der zum Zug muss oder den Pizzafahrer. Diese Leute erreichen wir nur durch chaotische und ungeplante Aktionen.
Gut und schön, aber nicht immer richtig. Denn: Ich kenne tatsächlich ein paar Leute der genannten Zielgruppe in meinem erweiterten Bekanntenkreis, denen ich mal das Prädikat "bürgerlich" anhefte. Einige Zeitgenossen mögen sie auch als "spießig" charakterisieren. Es sind Leute, die sich anders als ich fünf Minuten mit einem Parkticketautomaten auseinandersetzen, nur um nicht Gefahr zu laufen, ein Ticket zu bekommen. Es sind trotzdem sehr nette Leute dabei; auch wenn sie mich mit meinen zahlreichen Falschparkertickets aufziehen.

Von diesen Leuten habe ich Sommer immer mal wieder einige zur CM überredet. Einige fahren immer noch begeistert mit, andere haben sich nach ihrer Premiere nie wieder sehen lassen. Warum? Antwort: zu chaotisch! Falschabbiegen über mehrspurige Straßen geht schon mal gar nicht. Und tschüß. Die sehen wir nicht wieder.

Schade oder? Klar, nun kann man sagen, solche Spaßbremsen und Langweiler braucht kein Mensch. Ich sehe das anders. Mir gefällt die Vielfalt der CM. Und die könnte noch größer werden, wenn die Polizei und ein paar lockere Spielregeln nicht dogmatisch abgelehnt würden. Dass flackerndes Blaulicht an die Spitze stört, verstehe ich durchaus. Aber vielleicht redet Ihr nächstes Mal einfach mit den Jungs in blau. Die sind oft viel netter als man glaubt. Mir hat vorletztes Mal sogar eine Polizistin erzählt, dass sie sich vorstellen kann, im Sommer bei der CM mitzufahren. Oder ist das auch abzulehnen?
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Beitragvon ottoerich » 04.02.2014, 10:39

Ich bin bis Altona mit geradelt und habe meine Kerze angezündet. Ich fand die Januar CM sehr gut und würdig, allerdings bin ich meist im Pulk gefahren. Das Corken klappte hervorragend, immer wenn ich ran wollte, war schon von anderen gesperrt.

Die Facebook-Gruppe der Critical Mass ist in Auflösung begriffen. Die Admins haben keine Lust mehr, sich anfeinden zu lassen.

Manche wollen dort ihr Süppchen kochen und beanspruchen die absolute Meinungshoheit. In den letzten Wochen las ich dort kaum noch mit.

Leider vergiften diese paar Leute die allgemeine Stimmung. Ob die CM tatsächlich überleben wird, steht m. E. auf der Kippe.

Was soll's?! Ich fahr Rad.
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Beitragvon Flix83 » 04.02.2014, 10:59

Harterbrocken hat geschrieben:Zunächst mal freue ich mich über die lebhafte Diskussion an dieser Stelle, die offenbar einige Forums-Neulinge anzieht. Herzlich willkommen!
Danke, ich hatte schon befürchtet als Troll angesehen zu werden.

Ich würde mich sogar selbst als bürgerlich und in einigen Belangen spießig beschreiben, aber ich finde den aktuellen Status quo der CM gut. Deshalb sehe ich eine Veränderung so kritisch. Wobei mir natürlich klar ist, das Veränderung und Erneuerung zu so einer lebendigen Sache dazugehören. Die CM ist schließlich kein Umzug des örtlichen Schützenvereins der sei 100 Jahren gleich abläuft, aber ich möchte eigentlich nicht das wir bei der CM angepasster werden. Ich hab auch kein Problem mit Team Blau (den Begriff Rennleitung mag ich nicht), ich fand nur die Begleitung mit den Motorrädern besser.
Für mich ist das ein Ausbruch aus dem Alltag den ich nicht missen möchte. Vor allem nicht nachdem ich diesen Musikanhänger gebaut habe.
ottoerich hat geschrieben:Die Facebook-Gruppe der Critical Mass ist in Auflösung begriffen. Die Admins haben keine Lust mehr, sich anfeinden zu lassen.

Manche wollen dort ihr Süppchen kochen und beanspruchen die absolute Meinungshoheit. In den letzten Wochen las ich dort kaum noch mit.

Leider vergiften diese paar Leute die allgemeine Stimmung. Ob die CM tatsächlich überleben wird, steht m. E. auf der Kippe.
Naja, bloß weil etwas bei Facebook nicht mehr funktioniert ist es ja noch nicht aus der realen Welt verschwunden. Es gibt genug andere Mittel und Wege sich zu verabreden.

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