Da entdeckt man kurze Zeit vor der angedachten und nach einer Saison voller Highlights fest eingeplanten Ruhezeit eine kleine, aber feine Werbeanzeige eines Herstellers von sehr stylishen Radklamotten und schon sind alle Vorsätze über Bord...
Rapha Festive 500
Was soll das sein, denkt man, ach, 500km zwischen Weihnachten und Silvester? Das sollte doch hinzubekommen sein und nen Preis in Form eines Aufnähers mit nem tollen Logo gibt es obendrauf plus der Gewinnchancen. Flugs angemeldet, das Ganze klein geredet in Form von „hey, nach 3-Länder-Giro und Ötztaler kann mich das wohl kaum schocken, oder?“
Ok, ans Werk dann…
(ach ja, da ich keine Fotos gemacht habe von den Touren, poste ich einfach die Streckenkarten dazu. Spannend, oder?)
Tag 1, Rapha I
Große Ziele wollen große Taten vorausgehen, also klickte ich mir flugs ca. 150km zusammen für die erste Tour. Man will ja was vorlegen, falls das Wetter den einen oder anderen folgenden Tag noch vermiesen sollte. Die Zeitfenster waren gesetzt, 4 Tage jeweils mind. 125km im Schnitt ergeben irgendwann satte 500. Klingt ja gar nicht so viel, höhö…
Also los, draußen schlüpfen die Mücken, die Osterglocken luken schon mal aus dem nicht vorhandenen Schnee, die Straßen zwar feucht, aber von oben keine weitere Belästigung zu sehen. Also Zeitfenster 1 = Tour 1 = Rapha 1 pünktlich um 08:30 Uhr angehen. Rollt gut, nach fast 2 Monaten ausschließlich Crosser macht es richtig Laune, entspannt mit 32km/h dahinzugleiten. Die gefühlten 5kg Übergewicht vom Weihnachtsfuttern pendeln im Wiegetritt am Vorbau, in Unterlenkerhaltung ruhen sie entspannt auf dem Oberrohr.
Rückenwind ist schön. Herrlich, trotz der Winterklamotten läuft es hervorragend.
Der Wendepunkt dann in Wolfenbüttel, Rtg. Norden noch alles gut, irgendwo ab Müden dann Gegenwind und schon sinkt das Reisetempo auf 30, dann auf 28km/h. Aber egal, die Strecke war geklickt, der Wille war da, weiterstrampeln. Nach knapp über 5,5 Stunden kam ich müde, erschöpft und glücklich wieder zuhause an, der Grundstein für das Rapha 500 war gelegt: 153 km auf der Uhr.
Tag 2, Rapha II
Die gute Vorlage vom Vortag nutzend klickte ich mir lediglich 120km zusammen, dafür mit ein paar Höhenmetern, die sich unter anderem mit dem „Aufstieg“ zur Marienburg bei Nordstemmen auf stattliche 420 summierten.
Eklige Tour heute. Bereits vom Start weg bis zur Marienburg durfte ich ca. 90min gegen den Wind anstrampeln, der in Böen über 50km/h stark war. „Gegenwind schult den Charakter“, stand mal auf nem Werbeposter des Münsterland-Giro, tut er aber nicht, sondern löst allerlei Gedanken aus, die das Unterfangen in Frage stellen und wenn es dann noch bei 6°C beginnt zu regnen und die nächsten 2 Stunden nicht mehr aufhört, wird es wirklich eklig. Jede Welle, jede Brücke wird zum Alpenpass, nur ohne die Belohnungsabfahrt.
Dafür die Erkenntnis, dass es bei Dunkelheit mit dem Rennrad auf der Straße ungleich sicherer ist als auf den sogenannten Radwegen. Auf der Straße wirst du wahrgenommen, scheint es. Ob es an dem genialen Exposure Flare Rücklicht liegt und/oder am Neongelb der Gore Xenon 2.0, weiß ich nicht, aber die Autos halten mehr Abstand als bei Tageslicht. Gut so. Auf den Radwegen? Fußgänger in Tarnschwarzen Klamotten. Hunde nahezu unsichtbar. Bodenwellen, Schlaglöcher, Äste, Scherben, plötzliches Ende des Radweges mit einer vermoosten und somit kaum erkennbaren Sperrbake… Alles Dinge, die man bei Tempo 30 nicht braucht.
Die 116 km heute waren gefühlt ungleich härter als der erste Tag, aber das schiebe ich mal ganz unverblümt auf die Wetterbedingungen (war lange nicht mehr so ausgekühlt und durchnässt) und das nervige Radweg-Straße-Hopping, was einem Intervall-Training gleichkommt.
Rapha 500, du hast jetzt 269 km auf der Uhr.
Tag 3, Rapha III
Endlich wieder trockene Straßen, sonniger Himmel und eine (fast) gänzlich neue Strecke teilweise durch Condal-Land grinst mich an. Herrlich, Sonnenschein, 2°C über Null, Wind (ok, lassen wir das)…
Frohen Mutes, heute die 400km-Marke zu knacken, schwinge ich mich aufs Rad und rolle gen Südosten, erst mal gegen den Wind, damit ich auf dem 2ten Streckenabschnitt so richtig schön Gas geben kann…ok, das war der Plan. Mit gefühlten minus 5 km/h geht es weiter, weiter und weiter gen Süden, Condal-Land ist erreicht, die Gegend rund um Salzgitter zeigt ihre ersten Wellen. Irgendwo ab dem Örtchen mit dem eingängigen Namen „Flachstöckheim“ wird’s hügelig.
Endlich mal ein bisschen Abwechslung nach 2 Tagen im Flachen. Der erste „Berg“ über den Oderwald lässt eine aus einigen Sommerausfahrten bekannte Abfahrt frei. Bei Tempo nahe den 60km/h allerdings kein so rechtes Vergnügen, denn die eiskalte Luft, die man da einatmet, kann nicht gesund sein. Aber ein Spaß ist’s allemal. Ungezählte Wellen, die auch mal „Berg“ genannt werden dürfen in Relation zu dem eigentlich ja flachen Land, führten mich bis nach Wittmar, wo ich an der Straße „Asseblick“ den Wendepunkt der Tour erreichte. Von nun an Rtg. Westen, Rückenwind, einsetzende Dunkelheit und immerhin noch 1°C über Null.
Gefährlich nun: die noch vor einer Stunde als Pfützen auftretenden Stellen auf der Straße wurden nun zu Eisplatten. Hauptsächlich auf den auch in dieser Gegend unmöglich fließend zu befahrenen Radwegen ließ mich meinen Weg weiterhin auf der Straße nehmen und auch heute galt: man wird auf der Straße im Dunklen besser wahrgenommen als in der Dämmerung.
Nun ja, in Salzgitter-Salder gönnte ich mir einen Kaffee und ne Cola nebst Croissant, nach knapp über 5 Stunden war auch diese Etappe erledigt.
Rapha 500, du hast jetzt 403 km auf dem Tacho.
Tag 4, Rapha IV
Ha, nur noch 97km bis zum großen Ziel der letzten 4 Tage. Da könnte man das ganze doch mal locker angehen. Ergo: eine Runde, der sich über unser neues Eulenexpress-Forum (http://eulenexpress.forumieren.com/) noch 2 weitere Fahrer anschlossen, die ich am frühen Vormittag bis Mittag beenden möchte. Nach 20km einrollen zum Treffpunkt gesellte sich Marcus und (Mist, Name vergessen, aber bekannt aus Bimbach und Condal-Kennender) zu mir und wir gingen auf eine erneut windige 80km-Tour.
Erneut wurde auch die Gewissheit bestätigt, dass es nie am Rad liegt, fuhren mich die beiden doch mit Crossern locker im Wind aus den Strümpfen, so dass ich den Windschatten am vierten Tag meines Rapha-Marathons (wohlgemerkt ohne Urlaub, also schlafen, Radfahren, Büro, Radfahren, Schlafen, Büro, Radfahren, Schlafen, Radfahren) dankbar annahm. Als die 97 auf dem Garmin blinkten, ließ ich meine Beine erst recht baumeln und trottete gut geschützt zurück, wo es noch einen leckeren Café Lungo und Buchteln als Stärkung für die restlichen 20km nach Hause gab.
Rapha 500, ich schließe mit 527km die 4 Tage und damit auch das Radjahr 2012.
Rapha Festive 500, 2012 (Bericht und Karten)
- dirksen1
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Rapha Festive 500, 2012 (Bericht und Karten)
ES LIEGT NIE AM RAD!
festive 500
Hallo Dirksen,
es ist schon was Besonderes, zwischen den Jahren solch ein Experiment zu unternehmen. Ich habe es versucht und geschafft. Normalerweise fahre ich nie unter plus 5 Grad. Diesmal wurden es über 90 km. Ich kam runter vom Sofa und weg von der Rolle, sah die Sonne und überhaupt.......wir hatten bestes Wetter....
Bilder und Wegbeschreibungen
www.fuenfhundertkilometer.blogspot.de
Viele Grüsse
Wanda
es ist schon was Besonderes, zwischen den Jahren solch ein Experiment zu unternehmen. Ich habe es versucht und geschafft. Normalerweise fahre ich nie unter plus 5 Grad. Diesmal wurden es über 90 km. Ich kam runter vom Sofa und weg von der Rolle, sah die Sonne und überhaupt.......wir hatten bestes Wetter....
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Viele Grüsse
Wanda
- dirksen1
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Stimmt, Wanda. So habe ich es auch empfunden und da ich ein strikter Feind von allem Indoor-Massen-Geschwitze oder Rollen-Langeweile bin, kam mir das Festive 500 gerade recht.
Anders als sonst habe ich mich allerdings ausschließlich aufs Radeln konzentriert, d. .h. keine Fotos oder Pausen odser sonstige "Unterbrechungen" eingelegt.
Ok, ein Kaffee wurde es dann doch, aber der war nötig
Schöner Bericht übrigens
Anders als sonst habe ich mich allerdings ausschließlich aufs Radeln konzentriert, d. .h. keine Fotos oder Pausen odser sonstige "Unterbrechungen" eingelegt.
Ok, ein Kaffee wurde es dann doch, aber der war nötig
Schöner Bericht übrigens
ES LIEGT NIE AM RAD!
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Sehr nette Aktion!
Sehr schöner Bericht , was einem immer so alles einfällt und hängen bleibt.
Wirklich ein sehr spannender Bericht.
Wirklich ein sehr spannender Bericht.
Es wird ein guter Tag
- Grotefend
- A-Lizenz-Schreiber
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- Registriert: 29.05.2007, 19:17
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Höhe- statt Tiefpunkt.
Normal ist ja, dass zwischen zwei Höhen (Weihnachten und Silvester/Neujahr) ein Tal kommt. Hattest du ja auch so geplant.
Stattdessen noch einen Höhepunkt dazwischen zu legen, ist absolut Spitze. Respekt für soviel Charakterstärke.
Und dein Bericht spricht für sich. Dass keine Fotos dabei, ist zu verschmerzen. Die Streckenkarte ist viel informativer. Würde ich mir öfter mal bei Berichten wünschen.
Stattdessen noch einen Höhepunkt dazwischen zu legen, ist absolut Spitze. Respekt für soviel Charakterstärke.
Und dein Bericht spricht für sich. Dass keine Fotos dabei, ist zu verschmerzen. Die Streckenkarte ist viel informativer. Würde ich mir öfter mal bei Berichten wünschen.
Sonne in den Speichen sieht nur, wer sein Rad bewegt.
Re: Höhe- statt Tiefpunkt.
Das Problem sind dabei meist die Rechte.Grotefend hat geschrieben:Die Streckenkarte ist viel informativer. Würde ich mir öfter mal bei Berichten wünschen.
- volvoman
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- Registriert: 28.06.2011, 08:30
- Wohnort: Hildesheim
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Hallo zusammen,
bin nur durch einen Zufall auf diesen Bericht aufmerksam geworden.
Ich bin sehr beeindruckt von so viel Selbstdisziplin - gerade zwischen den Tagen! Respekt!!
Gruss
volvoman
bin nur durch einen Zufall auf diesen Bericht aufmerksam geworden.
Ich bin sehr beeindruckt von so viel Selbstdisziplin - gerade zwischen den Tagen! Respekt!!
Gruss
volvoman
Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren!
Ich hab' übrigens keinen Volvo, sondern ne BahnCard.
www.eulenexpress.de
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