Critical Mass 9/12: Immer besser! (Berichte + Bilder)
Verfasst: 29.09.2012, 00:06
Wow! Geil! Oberhammer! So langsam gehen mir die Superlative für Hamburgs Critical Mass (CM) aus. Die Veranstaltung boomt mehr denn je. Und das trotz des nicht überragenden Herbstwetters. Hamburg hat, wie schon an anderer Stelle betont, hier eine Vorreiterrolle. Das macht mich stolz. Das sollte uns alle freuen. Die CM Hamburg zeichnet sich durch ihren friedlichen Ablauf aus sowie die überragende Beteiligung.
Das hat offenbar die renommierte Süddeutsche Zeitung festgestellt und ihre Hamburger Korrespondentin Charlotte Frank mit einer aktiven Beteiligung beauftragt, also als Radfahrerin. Da trifft es sich gut, dass Charlotte in ihrer Freizeit öfters auf dem Rennrad unterwegs ist. Und wie der Zufall es will (wirklich, Ehrenwort, echt nicht gelogen) komme ich vorm Start am Schwanenwik mit Charlotte ins Gespräch.
Charlotte schreibt für die SZ
Da meine Holde noch beruflich in Paris weilt, kann ich ihr eine Mitfahrgelegenheit auf meinem blinkenden Rixe-Tandem anbieten. Ein Fahrrad, zwei Journalisten, die nicht verheiratet sind - Zufälle gibt's...
Bonanzarad-Traum
Nun denn, um 19.30 geht es los. Schätzungsweise 1000 Radler sind gekommen, darunter allein vier Tandems, mehrere Cruiser, erstaunlich viele rote Stadträder (Touristen???), BMXer, Single Speeds, Fixies und, und, und. Die Vielfalt ist größer als je zuvor, empfinde ich zumindest so. Und natürlich hat mich die immer kreativere Beleuchtung an vielen Räder begeistert. Wie das blinkt, funkelt und leuchtet - scheiße Mann.
Für kurze Beine umgebautes Tandem
Halt. Stopp. Wir sind nicht in Wilhelmsburg, sondern an der Alster. Von dort geht es mal wieder durch den Wallringtunnel in die Hafencity - inzwischen offenbar ein CM-Standard. Am Start hatte die Polizei per Lautsprecherdurchsage gebeten, ihr die geplante Strecke zu verraten. Nur kennt die ja leider niemand wirklich. Dass die Beamten aber so gut mitspielen, verdient großen Respekt. Es könnte ja auch ganz anders sein. Ich fände es prima, wenn auch die Fahrradstaffel der Polizei mitfahren würde. Aber das stösst bestimmt nicht bei jedem auf Gegenliebe. Ein Fahrer vermutet in der Spitzengruppe sogar zivile Polizisten, die die Strecke beeinflussen. Glaube ich nicht.
Inzwischen ist es dunkel und das Tandem funkelt kitschig wie ein Weihnachtsbaum im China-Restaurant. Das begeistert eine Polizistin in ihrem Dienst-Mercedes derart, dass sie uns den erhobenen Daumen entgegenstreckt und ein herzhaftes "Geil" nachruft. Charlotte auf dem Rücksitz schreibt fleißig ihren Steno-Block voll.
Ich bin gespannt auf Montag. Dann erscheint in der Süddeutschen ein Artikel über die CM Hamburg. Zum Glück bin ich Abonnent. Ich liebe Zeitungen. Print lebt. Und Print lebt hoffentlich ewig. Montag steckt das Blatt im Briefkasten.
RobertM, wie immer kurzärmelig
Ob Charlotte übers Tandem schreibt? Oder über die Polizisten? Oder den Amerikaner Jerry, der spontane Tandem-Touren für Blinde organisieren will? Oder über Robert M., der wieder im kurzen HFS-Trikot Regen und Kälte trotze? Oder über den ausgeflippten Typen auf dem selbstgebauten Hochrad? Oder über das scharfe Bonanzarad mit VDO-Doppelarmatur (was bin ich neidisch)? Oder über die vielen Hippster auf Ihren supercoolen Singlespeeds? Oder über die genervten Autofahrer, die im chaotischen Freitagabend-Stau auszuflippen drohen? Oder die stets ungeduldigen Taxifahrer?
Bin ich froh, dass ich nicht im Auto sitze. Die CM-Schlange ist mal wieder ewig lang und schlängelt sich wie eine bunte gezeichnete Python durch Hamburg - einmalig! Vor der Laeiszhalle sehe ich gleich zwei Autofahrer, die mir aufrichtig leid tun. Der eine sitzt in einem Mini Clubman der Firma Bloomsbury. Das ist ein Essen-Lieferservice der feineren Art. Ich fürchte das Gourmet-Mahl kommt kalt beim zahlungskräftigen Besteller an. Der andere bedauernswerte Automobilist fährt ein Car2Go, also einen dieser weißen Miet-Smart mit der blauen Schrift. Jetzt steht er und muss die CM-Schlange passieren lassen. Das dauert bestimmt so um die zehn Minuten. Im Car2Go läuft die Uhr, die Minute kostet 29 Cent. Also verursachen wir dem Guten Mehrkosten von 2,90 Euro. Klar verschmerzbar, trotzdem tut mir der Typ leid. Und an eine hochschwangere Dame auf dem Weg ins Krankenhaus möchte ich erst gar nicht denken. Aber das gilt ja schließlich für jeden Stau.
Am Hauptbahnhof hat Charlotte genug erlebt und entscheidet, abzusteigen. Schade! Danke fürs Strampeln; es war großartig mit Dir. Gilt auch für Deine Freundin Lilly, die meist neben uns fuhr und sich auch durch hartes Beschleunigen und abenteuerliche Haken nicht abschütteln ließ. Eine wahre Künstlerin am Lenker. So konnte ich mal wieder feststellen, dass sich Frauen und Männer in ihrer Kommunikation stark unterscheiden. Was da alles so zu besprechen ist, echt spannend.
Lange bleibe ich nicht alleine. RobertM schließt auf, gut gelaunt wie immer. Dann treffe ich noch fast ein Dutzend weitere Teilnehmer, die man immer irgendwie, irgendwo aus der Hamburger Fahrrad-Subkultur kennt, nur nicht so richtig zuordnen kann. Auch Malte. Er ist maßgeblich am Erfolg der CM beteiligt, weil er die entsprechende Internet-Seite betreut.
Fahrradfans unter sich.
Die letzen Kilometer vom Dammtor durchs feine Pöseldorf zum Ziel auf dem Rathausmarkt fahre ich neben Christina auf ihren frisch aufgearbeiteten Italo-Stahlrenner, ein echter Hingucker. Als Frontlampe hat sie eine LED-Taschenlampe auf der linken Seite des Unterlenkers montiert - das hat was. Wie sich herausstellt, ist auch Christina im Journalismus zu Hause. Sie betreut die Internetseiten einer Bürgerschaftsfraktion. Das finde ich richtig klasse. Wer die CM mitfährt und gleichzeitig in der Politik aktiv ist, kann möglicherweise wichtige Impulse an die Entscheidungsträger geben. Wie gesagt: Die CM wird immer besser.
BMX-Rad und Outfit passen perfekt
Das hat offenbar die renommierte Süddeutsche Zeitung festgestellt und ihre Hamburger Korrespondentin Charlotte Frank mit einer aktiven Beteiligung beauftragt, also als Radfahrerin. Da trifft es sich gut, dass Charlotte in ihrer Freizeit öfters auf dem Rennrad unterwegs ist. Und wie der Zufall es will (wirklich, Ehrenwort, echt nicht gelogen) komme ich vorm Start am Schwanenwik mit Charlotte ins Gespräch.
Charlotte schreibt für die SZ
Da meine Holde noch beruflich in Paris weilt, kann ich ihr eine Mitfahrgelegenheit auf meinem blinkenden Rixe-Tandem anbieten. Ein Fahrrad, zwei Journalisten, die nicht verheiratet sind - Zufälle gibt's...
Bonanzarad-Traum
Nun denn, um 19.30 geht es los. Schätzungsweise 1000 Radler sind gekommen, darunter allein vier Tandems, mehrere Cruiser, erstaunlich viele rote Stadträder (Touristen???), BMXer, Single Speeds, Fixies und, und, und. Die Vielfalt ist größer als je zuvor, empfinde ich zumindest so. Und natürlich hat mich die immer kreativere Beleuchtung an vielen Räder begeistert. Wie das blinkt, funkelt und leuchtet - scheiße Mann.
Für kurze Beine umgebautes Tandem
Halt. Stopp. Wir sind nicht in Wilhelmsburg, sondern an der Alster. Von dort geht es mal wieder durch den Wallringtunnel in die Hafencity - inzwischen offenbar ein CM-Standard. Am Start hatte die Polizei per Lautsprecherdurchsage gebeten, ihr die geplante Strecke zu verraten. Nur kennt die ja leider niemand wirklich. Dass die Beamten aber so gut mitspielen, verdient großen Respekt. Es könnte ja auch ganz anders sein. Ich fände es prima, wenn auch die Fahrradstaffel der Polizei mitfahren würde. Aber das stösst bestimmt nicht bei jedem auf Gegenliebe. Ein Fahrer vermutet in der Spitzengruppe sogar zivile Polizisten, die die Strecke beeinflussen. Glaube ich nicht.
Inzwischen ist es dunkel und das Tandem funkelt kitschig wie ein Weihnachtsbaum im China-Restaurant. Das begeistert eine Polizistin in ihrem Dienst-Mercedes derart, dass sie uns den erhobenen Daumen entgegenstreckt und ein herzhaftes "Geil" nachruft. Charlotte auf dem Rücksitz schreibt fleißig ihren Steno-Block voll.
Ich bin gespannt auf Montag. Dann erscheint in der Süddeutschen ein Artikel über die CM Hamburg. Zum Glück bin ich Abonnent. Ich liebe Zeitungen. Print lebt. Und Print lebt hoffentlich ewig. Montag steckt das Blatt im Briefkasten.
RobertM, wie immer kurzärmelig
Ob Charlotte übers Tandem schreibt? Oder über die Polizisten? Oder den Amerikaner Jerry, der spontane Tandem-Touren für Blinde organisieren will? Oder über Robert M., der wieder im kurzen HFS-Trikot Regen und Kälte trotze? Oder über den ausgeflippten Typen auf dem selbstgebauten Hochrad? Oder über das scharfe Bonanzarad mit VDO-Doppelarmatur (was bin ich neidisch)? Oder über die vielen Hippster auf Ihren supercoolen Singlespeeds? Oder über die genervten Autofahrer, die im chaotischen Freitagabend-Stau auszuflippen drohen? Oder die stets ungeduldigen Taxifahrer?
Bin ich froh, dass ich nicht im Auto sitze. Die CM-Schlange ist mal wieder ewig lang und schlängelt sich wie eine bunte gezeichnete Python durch Hamburg - einmalig! Vor der Laeiszhalle sehe ich gleich zwei Autofahrer, die mir aufrichtig leid tun. Der eine sitzt in einem Mini Clubman der Firma Bloomsbury. Das ist ein Essen-Lieferservice der feineren Art. Ich fürchte das Gourmet-Mahl kommt kalt beim zahlungskräftigen Besteller an. Der andere bedauernswerte Automobilist fährt ein Car2Go, also einen dieser weißen Miet-Smart mit der blauen Schrift. Jetzt steht er und muss die CM-Schlange passieren lassen. Das dauert bestimmt so um die zehn Minuten. Im Car2Go läuft die Uhr, die Minute kostet 29 Cent. Also verursachen wir dem Guten Mehrkosten von 2,90 Euro. Klar verschmerzbar, trotzdem tut mir der Typ leid. Und an eine hochschwangere Dame auf dem Weg ins Krankenhaus möchte ich erst gar nicht denken. Aber das gilt ja schließlich für jeden Stau.
Am Hauptbahnhof hat Charlotte genug erlebt und entscheidet, abzusteigen. Schade! Danke fürs Strampeln; es war großartig mit Dir. Gilt auch für Deine Freundin Lilly, die meist neben uns fuhr und sich auch durch hartes Beschleunigen und abenteuerliche Haken nicht abschütteln ließ. Eine wahre Künstlerin am Lenker. So konnte ich mal wieder feststellen, dass sich Frauen und Männer in ihrer Kommunikation stark unterscheiden. Was da alles so zu besprechen ist, echt spannend.
Lange bleibe ich nicht alleine. RobertM schließt auf, gut gelaunt wie immer. Dann treffe ich noch fast ein Dutzend weitere Teilnehmer, die man immer irgendwie, irgendwo aus der Hamburger Fahrrad-Subkultur kennt, nur nicht so richtig zuordnen kann. Auch Malte. Er ist maßgeblich am Erfolg der CM beteiligt, weil er die entsprechende Internet-Seite betreut.
Fahrradfans unter sich.
Die letzen Kilometer vom Dammtor durchs feine Pöseldorf zum Ziel auf dem Rathausmarkt fahre ich neben Christina auf ihren frisch aufgearbeiteten Italo-Stahlrenner, ein echter Hingucker. Als Frontlampe hat sie eine LED-Taschenlampe auf der linken Seite des Unterlenkers montiert - das hat was. Wie sich herausstellt, ist auch Christina im Journalismus zu Hause. Sie betreut die Internetseiten einer Bürgerschaftsfraktion. Das finde ich richtig klasse. Wer die CM mitfährt und gleichzeitig in der Politik aktiv ist, kann möglicherweise wichtige Impulse an die Entscheidungsträger geben. Wie gesagt: Die CM wird immer besser.
BMX-Rad und Outfit passen perfekt