600er ARA Brevet Hamburg, Wandsbek (Bericht)

Angelboot

600er ARA Brevet Hamburg, Wandsbek (Bericht)

Beitragvon Angelboot » 04.06.2012, 13:18

600er ARA Hamburg

Der Monat Juni ist der Monat der 600er. Dreimal möchte ich den langen Kanten im Juni fahren. Samstag war ich in Hamburg, am 9. Juni bei Audax, und zum guten Schluß bei Uwe am 23.06. im Weserbergland.

Die Bedingungen können sich eigentlich nicht mehr steigern. Der 600er in Hamburg war von der Topographie und den Wetterbedingungen schon eine harte Ausgabe. 3.800 HM, aber verteilt auf 100 Hügel ließen kein Rollen zu. Fährt man das im Bergland, 10 richtige Steigungen, ist es etwas anderes.

Der Reihe nach. Gestartet sind wir in Hamburg. Schon auf der Geesthachter Elbbrücke erwischt uns ein Regen- und Hagelschauer. Schon mal bedröppelt suchten wir unter der Brücke Schutz. Was solls, auf nassen Straßen ging es weiter Richtung Hitzacker. Kniepenberg, all die kleinen Hügel am Elbufer stimmten uns ein. Stempeln in Hitzacker. Weiter ging es durch die Clenzer Schweiz, der Wind war ein weiterer, kalter Gegner. Das Feld der Fahrer zerfiel hier schon, jeder wurde ein Einzelkämpfer, die Bedingungen waren wie auf der gesamten weiteren Fahrt einfach zu anstrengend.

In Clenze wieder gestempelt. Dann ging es durchs Wendland, durch Lüchow nach Dammnatz. Die Elbbrücke bei Dömitz wurde überquert. Hier fand ich mit Anke aus Mölln und einem Fahrer aus Göttingen wieder eine Gruppe. Es ging Richtung Hagenow. Die langen, endlosen Alleen und der starke Gegenwind forderten uns mental und körperlich. In Hagenow trennten wir uns dann wieder, jeder musste die letzten Kilometer verarbeiten und seinen eigenen Tritt fahren.

Das nächste Ziel war Ratzeburg. Kurz bei Mac Do stempeln. Ich fuhr gleich weiter. Hatte meinen Tritt gefunden und mental auf Durchzug gestellt, und fuhr die rund 90 km bis Eutin durch. Es war bitterkalt geworden, der Wind immer noch heftig. In der Kontrolltanke trank ich Kaffee und füllte die Speicher auf. Ich zog alles an, was ich dabei hatte, fröstelte aber trotzdem. In Lensahn nur kurz gestempelt, ging es an die Ostsee nach Hohwacht. 2 Grad und Seewind, milde ausgedrückt, etwas kühl.

Im „Hotel Hohe Wacht“, der Stempelstelle bei km 408, war um 1:30 Uhr noch Party-Time. War ein Biker-Treffen, nicht die Hells Angels, sondern von der feineren Sorte. Ich rein. Ich war das Ereignis. Ein Spruch: Ist hier ein Ufo gelandet? Nachdem ich die Jungs und Deerns dann meines Tuns aufgeklärt hatte, bekam ich erstmal einen Kaffee ausgegeben und schon mit Bewunderung wurde eine weitere gute Fahrt gewünscht.

Weiter ging es durch Plön nach Ascheberg, zum zweitenmal die Holsteinische Schweiz galt es zu durchqueren. Hügel auf Hügel stellten sich in den Weg. Kleine Nadelstiche, die weh taten.

In Ascheberg sollten wir die Kontrollstelle frei wählen, nur der Ort schlief, es war 4:00 Uhr in der Nacht. Was nun? Aber, einem Randonneur ist nichts zu „schwör“. Der Duft einer Backstube stieg in meine Nase. Der Nase folgend, ein Licht. Die Backstube, geklopft, ich wurde eingelassen. Diese Wärme, bei immer nur noch 4 Grad draußen, wie Weihnachten und Ostern an einem Tag. Ob ich einen Kaffee möchte? Ja, ich hole mal eben meine Geldbörse. Nein, du bist eingeladen. Heißer Kaffee, frische Backwaren, ich war gerührt. Später erfuhr ich von Anke, auch sie genoss die Gastfreundschaft, und hat auch ein Nickerchen da gehalten. Beim Brötchenausfahren hat der Bäcker dann noch zwei andere Randonneure aufgegabelt und den Weg zur Backstube beschrieben.

An dieser Stelle möchte ich mal allen Menschen danken, denen ich auf meinen Touren so begegnet bin. Egal in welchen Ländern. Ich habe tolle Typen kennengelernt. Und eigenartig, in der Nacht sind alle noch eine Spur netter. Zumindestens auf dem platten Land, obwohl, wie beschrieben, das platte Land kann auch sehr hügelig sein.

In Reinfeld, der 10. Kontrolle bei km 505, sollte in einem Hotel gestempelt werden, hatte zu. Ich entschloss ein zweites Frühstück einzunehmen, und fuhr weiter zur Stadtbäckerei Junge. Macht zwar auch erst um 7:00 Uhr auf, aber die Damen hatten wohl Mitleid und schlossen schon um 6:40 Uhr die Tür auf. Runter mit einigen Klamotten und ausgiebig gefrühstückt. Man verbrennt soviel Körner, immer wieder nachfüllen, ganz wichtig.

So gestärkt, nahm ich mir vor, die letzten 100 km durchzufahren, wohlwissend es würde noch hart werden. Wer die Strecken da kennt, kann es sicher nachvollziehen, es ist schon hügelig. Bei Hans-Jürgen in Altengamme den letzten Stempel geholt.

Um 11:00 Uhr erreichte ich nach 27 Stunden Fahrt, incl. aller Pausen wieder das Startlokal „Alt Deutsche Küche“ in HH-Billwerder, und wurde von Claus in Empfang genommen. Nach so einer Fahrt darfs auch mal deftig sein. Also bestellte ich eine Radlerplatte mit Bahnschranke. Für Nichtkenner, Currywurst mit Pommes Rot-Weiss.

Es war ein Brevet der härteren Sorte, aber eine schöne, landschaftlich unterschiedliche Strecke. Dank an den Veranstalter. Und an alle, die in der Nacht auch nicht schlafen konnten.

Hans-Hermann Wulff
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Beitragvon Janibal » 04.06.2012, 14:54

Alle Achtung, ich habe dieses Jahr nach der Wartburg die Füße hochgenommen. Wenn du bei Uwe startest, wäre ich gerne dabei, nutze allerdings die frühen Sommerferien und bin schon auf dem Dampfer in die Mitsommernacht...
St. Jan
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Beitragvon Angelboot » 04.06.2012, 15:06

Eine schöne Zeit unter der Mitternachtssonne. Werde bei Uwe einen Hügel für Jan mitfahren. Nach dem Urlaub bist du sicherlich für neue Taten bereit.

Man sieht sich, auf den Straßen, im EC-Hotel, in einer Tanke, wo sonst.
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Re: 600er ARA Brevet Hamburg

Beitragvon Helmut » 04.06.2012, 23:52

Angelboot hat geschrieben:...
Tolle Tour, toll geschrieben!

Wenn ich nicht berufstätig und verheiratet wäre, ...
Wenn's um die Wurst geht, sollte man gut abschneiden.
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Beitragvon Blueberry » 06.06.2012, 13:48

wie immer, wenn ich solche Berichte hier im Forum lese, möchte ich einfach nur meine Hochachtung aussprechen.

Ich kenne die beschriebenen Strecken und Landesteile aus eigenen Erfahrungen (allerdings natürlich nicht an einem Stück!) und kann die Mühen teilweise nachvollziehen. Plus dann noch das miese Wetter und die Kälte.

Und ja - bei der Bäckerei in Reinfeld sind die Damen wirklich immer extrem nett!

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