600er Brevet ARA Nieders. '12, Wolfenbüttel (Bericht+Bilder)

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Speedmanager
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600er Brevet ARA Nieders. '12, Wolfenbüttel (Bericht+Bilder)

Beitragvon Speedmanager » 22.05.2012, 22:17

<b>600 km Brevet der ARA Niedersachsen 2012 ab Wolfenbüttel
Wer nicht kämpft, hat schon verloren</b>


Nun war es also soweit, dass ich meinen ersten 600er Brevet absolvieren wollte. Nach den guten Erfahrungen vom 300er und 400er musste es natürlich der von Christian (CAS) organisierte in Wolfenbüttel sein. Deutscher Diesel (DD) war, nachdem sie ja den 400er Brevet aufgeben musste, wild entschlossen, diese „Scharte“ wieder auszuwetzen. Und so setzten wir uns am Samstag frühmorgens in Bewegung, um rechtzeitig für den 9.00 Uhr Start in Wolfenbüttel zu sein.

Obwohl wir eigentlich nicht vorhatten, uns dort eine blutige Nase zu holen, erinnerte mich schon auf der Anfahrt (mit dem Auto :() ein leichtes Nasenbluten daran, dass meine Erkältung wohl noch nicht völlig überstanden war. Aber Kneifen gilt nicht, zumal ich mit dem Gedanken spiele, an der großen Bayernrunde teilzunehmen, wozu ich ja eine komplette Brevetserie als Qualifikation benötige – und der Terminkalender keine alternativen Termine mehr zulässt.

Kurz nach 8.30 Uhr treffen wir in Wolfenbüttel ein, Leute begrüssen, Unterlagen abholen, umziehen etc. schaffe ich gerade noch rechtzeitig vor dem Start. Kurz noch ein Foto für das Wolfenbütteler Anzeigenblatt und schon begeben sich 22 Männer und eine Frau auf die 611 km lange Strecke.

Zusammen mit DD und sbach2o fahre ich als HFS-Forums-Minigruppe. Die schnelle Rennradgruppe und die Velomobile lassen wir getrost ziehen, wir wollen nicht auf Zeit, sondern auf Ankommen fahren. Denn es ist für jeden von uns Dreien der erste 600er und da gilt es erst einmal zu finishen – schneller werden kann man ein anderes Mal.

Zuerst führt uns die Strecke durch den Elm und suggeriert, dass es doch nicht so flach wird wie angenommen. Doch nach ca. 50 km ist auch dieser Streckenabschnitt vorbei und es wird flacher. Kurz vor Oschersleben fahren wir zu Christoph auf, der sich dann zu unserer Gruppe gesellt. Und knapp bevor wir die erste Kontrollstelle in Ottersleben bei Magdeburg erreichen, sammeln wir noch ein weiteres Mitglied für unsere Kleingruppe auf.

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Allerdings hält sich unser neuer Mitfahrer nicht so lange wie wir an der Tanke auf und so setzen wir uns nach unserer Pause wieder zu viert in Bewegung. Kurz hinter Schönebeck sind wir allerdings wieder zu fünft. ;) Auf den langen Geraden kann man darüber hinaus sehr weit blicken, und so erspäht DD in der Ferne noch das letzte Velomobil (von ihr aufgrund der Farbgebung „gelbe Gefahr“ getauft) in Begleitung eines RR-Fahrers. Wir treffen die beiden dementsprechend auch an der nächsten Kontrollstelle in Zerbst, allerdings setzen sie ihre Fahrt wieder fort, während wir uns noch verpflegen.

Die Straßen im Osten der Republik sind ja inzwischen in einem erfreulich guten Zustand, ab und zu schiebt sich aber immer noch ein Pflasterstraßenstück dazwischen. Was leider dazu führt, dass mir nach ca. 180 km mal so einfach mein Lampenhalter abbricht. :o Mit etwas Isolierband und ein paar Kabelbindern ist der Scheinwerfer jedoch schnell an meinem Lenkerauflieger befestigt, da allerdings noch heller Tag ist, lässt sich nur schwer feststellen, ob die Ausleuchtung in der Nacht genügen wird.

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Der Ärger über dieses Missgeschick lässt mich denn auch für die nächsten Kilometer ein etwas erhöhtes Tempo anschlagen und an der nächsten geschlossenen Schranke erfahre ich dann, dass sich unser „fünfter Mann“ wieder aus der Gruppe verabschiedet hat. Dabei hatte er uns noch gar nicht seinen Namen verraten. ;)

Kurz vor der dritten Kontrolle in Lehnin verwirrt mich mein GPS-Track, aber Christoph, der die Wegbeschreibung extra noch einmal überarbeitet hatte, springt ein und wir brauchen keinen Umweg zu fahren. :) In Lehnin treffen wir auch die „gelbe Gefahr“ samt Begleitung wieder.

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Bis zur nächsten Kontrolle in Potsdam ist es eigentlich nur ein Katzensprung. Allerdings ist die Navigation für mich in Potsdam ziemlich schwierig, da meine (Velomap-)Karte einfach zu viele Details anzeigt. Aber Christoph übernimmt die Führung und bringt uns sicher zur Tanke. Auch hier treffen wir wieder auf unseren bekannten Velomobilfahrer, der allerdings von seinem Begleiter, der sich hier (weil in „Heimatnähe“) erst einmal ein Stündchen aufs Ohr legen möchte, verlassen wurde.

Aus Potsdam heraus geht aufgrund der Baustellen im Zickzack, aber Christoph übernimmt routiniert die Navigation und schnell lassen wir die Stadt hinter uns. Jetzt ist mit ca. 90 km wieder eine etwas längere Teilstrecke zu fahren, zudem geht es in die Dunkelheit. Es zeigt sich, dass die Reichweite meines Scheinwerfers durch die improvisierte Befestigung doch etwas knapp ist, aber als Notlösung ist es akzeptabel.

Wir legen einige kurze Stopps ein, um unsere Bekleidung mehrmals den fallenden Temperaturen anzupassen. Und DD hat auf dieser Etappe auch mit Nasenbluten zu kämpfen. Aber die Straßen sind gut, wir kommen ordentlich voran und etwas nach Mitternacht erreichen wir die fünfte Kontrolle in Jessen, wo ich gerade noch das Heck der „gelben Gefahr“ hinter der Tanksäule verschwinden sehe. Meine Anmerkung, dass jetzt der Spaß doch ziemlich nachlässt, kommentiert sbach2o mit der Anmerkung, dass ich das auf dem 400er beim gleichen km-Stand schon einmal behauptet habe – hm, scheint wohl was genetisches zu sein. ;)

Da schon ganz ordentlich kaputt, lassen wir uns mit der Verpflegung ordentlich Zeit und weil wir bereits die Zeit nach Mitternacht haben, packe ich sicherheitshalber eine extra Flasche Mineralwasser ein – man weiß ja nie.

Zur nächsten Kontrolle in Torgau ist es eigentlich wieder nur ein Katzensprung, aber trotzdem ist die Versuchung groß, einfach mal eine kleine Schlafenspause einzulegen. Aber der „Gruppenzwang“ ist größer. ;) In Torgau ist an der Tanke nur noch der Nachtschalter geöffnet, aber es herrscht reges Treiben. Christoph belustigt die anwesenden Jugendlichen mit einer Erläuterung unseres Tuns – für die ist klar: Die spinnen, die Alten. :Spinnen: Ich suche mir derweil eine dunkle Ecke und wechsle meine Hose, da ich schon seit einiger Zeit Probleme mit dem Sitzen habe – aber ich wusste schon vorher, dass es so kommen würde.

Nun stehen uns mit 115 und 107 km die längsten Teilstücke dieses Brevets bevor. Kurz vor dem Ortsausgang in Torgau signalisiert DDs flackerndes Licht das Ende der Akkulaufzeit. Schnell den Ersatzakku montiert, der sich allerdings als zu schmal für die Halterung erweist – es ist wieder Zeit für das Isolierband. :)

Unterbrochen von einigen Kopfsteinpflasterpassagen in Ortsdurchfahrten (Aua) geht es danach roboterartig durch die Nacht. Der Sonnenaufgang weckt dann aber wieder die verbliebenen Lebensgeister. Und endlich erreichen wir dann auch die Kontrolle in Calbe. Entgegen der Einschätzung von CAS waren wir langsam genug, so dass wir nicht mit dem Nachtschalter vorlieb nehmen müssen, sondern richtig frühstücken können.

Die letzten 107 km nach Wolfenbüttel? - Es tut einfach alles nur noch weh, Hintern, Handgelenke, Schultern, Knie, Füße – eben wirklich alles. Aber es ist eben auch fast schon geschafft. Zudem lässt eine kleine Überschlagsrechnung aus km-Stand und Uhrzeit noch ein Vormittagsfinish zu, also werden die letzten Kräfte mobilisiert. Und dann erreichen wir wirklich Wolfenbüttel. DD lässt ihrer Freude ob der „Rehabilitation“ für den „verbockten“ 400er freien Lauf und ich denke, wir können alle zufrieden und auch ein bisschen stolz auf die erbrachte Leistung sein – an der Zeit können wir ja später noch einmal arbeiten (wenn wir es denn wirklich wollen, schließlich ist der Weg und nicht die Zeit das Ziel. :D)

CAS empfängt uns wieder mit allem, was das Herz begehrt: Kaffee!!!!!, Brötchen, Kuchen, Duschen usw.

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Deshalb ein ganz, ganz großes Dankeschön an Christian. Es ist einfach ganz großes Kino, das du hier bietest: Du startest als Letzter, finisht als Erster und bereitest für jeden deiner Randonneure einen tollen Empfang vor. Gerade wenn man das vor dem Hintergrund deines schweren Unfalls im letzten Jahr betrachtet, drücke ich dir alle Daumen, dass sich auch für dein RAAM-Projekt noch Sponsoren finden und du uns mit deiner Leistung sprachlos machen kannst.
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Janibal
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Beitragvon Janibal » 28.05.2012, 18:55

Ach DD, als Triliadär in Sachen Jahresmillimetern sind 600 km nur eine Respektsache, auch ohne 400er. Fein gemacht. Und speedmanager, jetzt warten die 1.000. Viele Tachos zeigen das nicht mehr an. Nicht wundern, der Schnitt wird dann neu berechnet. Die Quali ist zwar nervig, aber eine gute Vorbereitung. Schaffst du, sie werden dich auch in Bayern nicht verstehen, das liegt nicht an der Sprache, sondern dem Tripp.

Eigentlich überwiegen ab km 400 die glücklich- den Schmerz- und müdigkeitshormonen... Habe gehört, beim ersten Mal tut es öfters weh...
St. Jan
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DeutscherDiesel
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Beitragvon DeutscherDiesel » 29.05.2012, 19:55

@Janibal: Vielen Dank :!: Der fiel es mir aber auch wirklich leicht .... Heidjer halt. ;) Kein Vergleich zum 400er. Das war eine große Erleichterung für mich, denn ich begann schon dran zu zweifeln, ob ich wirklich für die ganz langen Strecken geeignet bin. Aber Dank der vielen Tips und der tollen Unterstützung vom Meister (Speedmanager), cas, Hardy und einigen anderen hab' ich nun gar keinen Zweifel mehr dran. Eher, dass ich nun nicht mehr für die Einzelzeitfahren tauge, weil ich keinerlei Sprinttraining mehr mache.

Am meisten freue ich mich jetzt aber auf meine Hessentour. :D
Dafür bin ich ja nun bestens vorbereitet.
NICHT DAS BEGINNEN WIRD BELOHNT,
SONDERN EINZIG UND ALLEIN DAS DURCHHALTEN.

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