Das tierärztliche Zeitfenster ergab sich spontan, die Streckenplanung folgte im 3-er-Gespann (danke euch dafür), das Wetter war eh auf Radeln ab Mittag eingestellt, so stand einer „Cyclassics-Altes Land-Fähre-Waseberg“ Runde nicht mehr viel entgegen, außer ein 12km-Stau ab HH-Südwest….
Zu spät zur Fachveranstaltung, dadurch zu spät auf dem Rad, dadurch die gedachte Fahrzeit bis Schülau kaum mehr zu schaffen, aber dennoch losgeradelt.
Sofort zu Beginn das erste Highlight: der alte Elbtunnel. Wow, da bin ich noch nie durch, ein Kathedralenhafter Eingang oben, ein berauschendes Gefühl der Enge unten, ein grelles Erwachen auf der anderen Seite. Einmalig, bitte mehrmalig wiederholen.
Anschließend Rtg. Freihafen, irgendwie kommen einem die Straßen dort bekannt vor und auf der Geraden Rtg. Köhlbrandbrücke packte mich Cyclassics-Feeling,
leider durfte ich heute nur links, die Kattwykbrücke sollte meinen Weg über die Elbe ermöglichen.
Entgegen den Hinweisen ob der Sperrung derselben versuchten es einige Radler und ich todesmutig, einfach an den Schranken vorbei, über die Brücke zu schieben, bis…
ja bis eine Stimme aus dem Off uns höflich, aber bestimmt aufforderte, die Brücke umgehend zu verlassen. Ein kurzer Blick in die Karte…Mist, wo ist denn nun die nächste Querung?
Zeitfenster? Lange verloren…
Die auf den Tafeln benannte Umleitung war mind. genauso radtauglich wie rüber schwimmen. Glücklicherweise hatte ein Autofahrer-Pärchen ne Karte dabei, ab Rtg. Südosten, parallel zu der A253 gibt es die wunderschöne Brücke des 17. Juni, die ich irgendwann schon mal überfahren habe.
Der Veritaskai erinnerte abermals an die alte Cyclassics-Streckenführung, der Ehestorfer Heuweg läuft allerdings im Pulk mit 10.000 weiteren Radlern irgendwie flüssiger. So war ich dort allein und konnte mal den langen „Anstieg“ so richtig schön auskosten…langsam…
Die Alternativstrecke über Alvesen, Sottorf bis Sieversen erwies sich als Crosser-tauglich. Mit dem Rennrad zwar fahrbar, aber die „richtige“ Abfahrt wäre wohl die bessere Wahl gewesen.
Zeitfenster? Lange verloren…
Cross-Einlage auf fester Waldautobahn, da machen sich auch die 25mm der Contis nicht mehr bemerkbar, aber Spaß hat es gemacht, ich grinste und trat…
Den Panzerring schon gestrichen, ging es nun gegen den starken Wind (4-5 Beaufort) Rtg. Cranz. Mein Gebummel, der verspätete Start und die Umleitung wegen der gesperrten Kattwykbrücke sowie mein ausgesprochen starkes „Genussradel-Empfinden“ hatten die 17:00 Uhr Fähre (statt 16:00 Uhr) dort auf den Plan gerufen, also weiter mit gefühlten 10km/h gegen den Wind und die Zeit anstrampeln…
Zeitfenster? Lange verloren…egal…
Was dann passierte, kann man eigentlich nicht beschreiben….Anleger Cranz gesperrt, das wusste ich ja. Also weiter nach Neuenfelde, sind ja nur 5 min länger … 5 min, ja….aber die hatten es in sich…am alten Fährhaus angekommen, auf den Steg rollen…Dieselgeruch in der Luft, schwarze Wolken über der Este….mit einem beherzten Bunny-Hop hätte ich wohl noch auf die Fähre hüpfen können, die langsam, aber ganz sicher bereits Fahrt aufnahm…
1 min, die nun das Wort „Zeitfenster“ neu definierten, denn um 18:00 Uhr wollte/musste ich ja wieder am Start sein, die nächste Fahre ab Neuenfelde….18:00 Uhr.
Kurze Diskussion mit weiteren Bunny-Hop-Unwilligen und damit Zeitfenster-Verbrämten brachte ein Streichelphone ins Internet und mein Handy ganz oldschool auf eine automatische Fahrplanansage der Linie 64 ab Rüschpark. Nach ungezählten „Ja“, „Rüschpark“ und „Samstag“ -Bekundungen an das Sprachverzerrungssystem am anderen Ende der Leitung
passte es dann plötzlich wieder, das Zeitfenster….zumindest fast…
17:52 Uhr ab Rüschpark rüber nach Teufelsbrück, 8 min milchiges Restfenster für gut 5 km entlang der Elbchaussee.
Los ging’s, den Flughafen Finkenwerder mit ca. 10 km/h umrundet, in Rüschpark auf die Fähre, in meiner aufkommenden Hektik erstmal nach Finkenwerder…auf dem 3 min-Törn wirklich jeden weiteren Fahrgast gefragt, ob wir auch wirklich nach erneutem Stopp an der Rüschparkhalbinsel rüber nach Teufelsbrück segeln werden, was ausnahmslos freundlich bejaht wurde und so kam ich in den Genuss einiger Pötte, die man in Peine eher selten sieht.
Passen wohl auch nicht auf den Mittellandkanal…
So fiel dem Ganzen zwar nun auch noch der Waseberg zum Opfer, aber als ich um 18:10 Uhr am Ausgangspunkt zurück war, klingelte das Karpatenbaby im Handy und lud mich zum „Fingerfood mit get together“, zu dem ich zwar unpassend gekleidet war, aber dafür am meisten gegessen und getrunken habe.
Einen derart perfekten Tag hatte ich nicht erwartet. Danke den Routenplanern und die ursprünglich geplante Tour werde ich sicher mal ins RTF- und Marathon-Einerlei einstreuen und dann:
Zeitfenster? Lange verloren…scheißegal !!!
Weitere tolleBilder, die Heim- und Fernweh wecken.
Zum Nachfahren und Verbessern: die gefahrene und gesegelte Strecke
Meine emotionale Verfassung auf dieser Tour war eine ganz besondere, aber das steht (leider) auf einem anderen Blatt
