Brevet zur Ostsee am 22.04 (Bericht!)

Radwölfi
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Brevet zur Ostsee am 22.04 (Bericht!)

Beitragvon Radwölfi » 19.04.2006, 10:27

hi,

wer kann mir sagen wie so ein Brevet gefahren wird?( Schnitt etc.)
Und was für Leute fahren da so?

radwölfi
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Arne
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AUDAX - Cub S-H Brevet

Beitragvon Arne » 19.04.2006, 13:22

Hi Radwölfi,

.. bei einem Brevet gibt es anders als bei einer RTF keine Depots, keine Ausschilderung.. Du erhältst beim Start eine Kartenkopie und eine Wegbeschreibung (jeweils mit Angabe der Etappenlänge bis zur nächsten Abzweigung und der Abzweigungsbeschreibung selbst)

Hab bei meinem ersten Brevet letztes Jahr etwas verpennt und bin dem Feld mit ner Stunde Verspätung hinterhergefahren. Ging auch allein ganz gut.

Nimm etwas Geld mit um an Tankstellen Deine Flaschen füllen zu können.

Wenn Du im Feld mitfahren willst denke ich solltest Du einen 28er Schnit fahren können. Das sollte reichen um Gleichgesinnte im selben Tempobereich zu treffen.

Hab ein Paar Radler letztens in der Feldmark bei Bad Schwartau getroffen, die kamen aus Hamburg und waren schon gut 4 Std unterwegs... Sind etwa 28er Schnitt gefahren. Die Spitzengruppe war zwar deutlich schneller aber 28er sollte reichen. :idea: Die wollten auch das Brevet mitfahren...

Ich bin mir noch unschlüssig, werde das kurzfristig entscheiden aber das reizt mich schon.

Gruß,

Arne

P.S. :D Duschzeug und Wechselklamotten mitnehmen, der Abschluss findet im Sportcasino der Firma Ethicon in Norderstedt bei Sauna, Dusche und Blubberbad statt... nettes Beisammensein inclusive. :D
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Beitragvon Helmut » 21.04.2006, 08:30

Moin Arne,

wenn Du mitfährst, gönn uns doch hinterher bitte ein paar Worte, wie's war.

Ich selbst fühhle mich um diese Jahreszeit immer noch viel zu schwach für solche Distanzen. Werd mich an dem Sa. einrollen, am So. dann die Tour d'Énergie fahren.
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Audax Club S-H Brevet zur Ostsee

Beitragvon Arne » 21.04.2006, 23:07

Hi alle,

habe aller Skepsis dieser Woche zum Trotz vorhin Heino Harms vom Audax Club angerufen und mich für morgen angemeldet... eben noch schnell neue Decken aufs Rad gezogen (die alten sahen nach 3000 km nicht mehr so frisch aus und hatten mir Ostersamstag im strömenden Regen 2 Platten beschert) und werde gleich mein Rad im Auto verstauen und meine Tasche packen;
Immerhin fahre ich gut eine Stunde nach Norderstedt und es geht um 8:00 Uhr aufs Rad. Mit Anmeldung und dem üblichen Plausch vorher muss ich also um 7 dort sein, das heisst um 6:00 losfahren; Um halb 6 also aufstehen... und so viele offene Fragen..
- Fahre ich in lang oder kurz mit Arm und Beinlingen ? Sommerschuhe oder Winterschuhe ? Was kommt in die Sattelrohrtasche ? Auf jeden Fall der Digiknips... Überschuhe, Regenjacke...Werkzeug... bin ich eventuell so lahm, dass ich Steckbeleuchtung einpacke? Nein, die kommt in das Gepäck , mal sehen was die Anderen mitnehmen...
Hoffentlich spielt das Wetter mit... heute sollte es wie morgen eigentlich leicht regnerisch werden... und was war ? 17 Grad, bin die 40 Km zu meinem Lieblingsfahhrradladen in kurzen Hosen, kurzem Trikot und Sommerschuhen geradelt... Hoffentlich irrt der Wetterbericht auch morgen und es wird wieder so gut!

Stelle morgen, spätestens aber nach der RTF am 23. einen kleinen Bericht hier online. Ich hoffe ich bekomme die Fotos irgendwie mit 'rein.

Also dann: Kette rechts und Kilometer Satt! :wink:

Gruß,

Arne
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Bericht Audax-Club S-H, Brevet zur Ostsee am 22.04.2006

Beitragvon Arne » 25.04.2006, 07:16

Hallo zusammen,

da wurde es nun Samstag, mein Wecker klingelte um halb 6. Mein Rad hatte ich schon am Vorabend im Auto verstaut und meine Sattelrohrtasche mit Beinlingen, Steckbeleuchtung, Überschuhen, Regenjacke, etc befüllt.
Trotz magerer 4 Grad Aussentemperatur entschloss ich mich für 3/4 Lange Hose, Sommerschuhe mit Fußkappen und zu einem langen Trikot, zog einen Trainingsanzug über und fuhr zu Ethicon nach Norderstedt.Als der Pförtner mir das Hintertor öffnete erblickte ich schon das erste Schwarz-Rot Goldene Trikot vor mir. Heino vom Audax Club lud gerade sein Rad aus. Ich parkte vorm Eingang und bemerkte dass überall um mich herum Radler sich startfertig machten. Aber eigentlich alle waren wärmer angezogen als ich ... waren meine kurzen Sachen ein Fehler?

Ich beschloss erst einmal meine Startunterlagen zu holen, bemerkte viele bekannte Gesichter als ich meine Stempelkarte, die Wegbeschreibung und die Streckenkarte abholte und streifte, wieder am Auto angekommen meinen Trainingsanzug ab, zog meine Radschuhe über und machte mein Rad startbereit.

Als ich dann zum Eingang rollte waren dort grob geschätzt 50 Fahrer zusammengekommen, unter Ihnen ein Liegerad. Die Rennräder sahen alle sehr Zweckmässig aus. Viele hatten Nabendynamos im Vorderrad, Beleuchtung, Helmlichter, fest montierte Schutzbleche oder Steckbleche und fast jeder hatte entweder einen Rucksack oder irgendeine Form von Packtasche dabei.
Auch ich befestigte nun meine Beleuchtung am Rad und stellte fest dass die Halterung meines Rücklichtes auf meinem Schreibtisch daheim lag.
-Egal, bekommst Du schon irgendwie fest, dachte ich.
Ich liess mir für den Fall eines Abbruches noch die Nummer des Pförtners auf meiner Streckenkarte notieren und befestigte die Wegbeschreibung (3 A4 Seiten) auf ein viertel gefaltet unter den Pads meines Zeitfahrlenkers.
Andere clippten Sie mit Klammern an die Züge ihrer Schaltung vor dem Lenker oder in ihren Kartenhalter.
Dann fuhren wir los. Alle gemeinsam fuhren die ersten Kilometer in einer grossen Gruppe in Zweierreihe mit perfektem Wechsel an der Spitze. Alle Paar Minuten brachen die Führenden links und rechts aus und die Gruppe zog in der Mitte an ihnen vorbei. das Tempo war scharf, immer über 30 Km/h aber dank der guten Gruppe problemlos zu halten.
Wir verliessen Norderstedt in Richtung Norden und hielten auf Neumünster zu, befuhren fast immer Nebenstrecken und hielten das Tempo wie am Anfang aufrecht. Als wir bei Km50 Latendorf passierten rief mein Hintermann mir zu "Du hast aber wenig Luft auf dem Hinterrad". Ich hatte auch schon bemerkt, dass sich das etwas schwammig fuhr.

- Ein schleichender Platten... Ich winkte rechts raus und hielt in einer Bushaltestelle, sah die Gruppe vor mir abziehen. Kaum dass ich meinen zweiten Fuss ausgeklinkt hatte war die Hand am Schnelspanner, das Rad raus und die Ventilverlängerung abgeschraubt. Ich liess die Restluft aus dem Schlauch und zog dann die Decke ab. (Ich liebe diese Vittoria-Decken, kann man ohne Reifenheber 'rauf- und -runterziehen). Decke kurz abgetastet, Schlauch wieder drin, Decke wieder 'drauf, da bemerkte ich dass mich eine weitere Gruppe passierte, die vom sich vom Hauptfeld abgelöst hatte. Sie riefen mir zu ob alles klar sei, was ich bejate. Also setzten sie Ihre Fahrt fort und ich füllte hastig meinen Reifen mit Gas aus einer Patrone (diesmal ohne festzufrieren :-)) und hängte das Rad wieder ein. Schon saß ich wieder im Sattel. Die Ganze Aktion hatte vielleicht 7 Minuten gedauert und ich bildete mir ein die führende Gruppe noch einholen zu können, machte richtig Dampf. Vielleicht 5Km später traf ich wieder auf die 2. Gruppe, die kurz angehalten war um einen Schluck zu trinken und ein Brot zu essen. Ich hielt kurz, wünschte guten Apetit und bildete mir immer noch ein ich könnte zur ersten Gruppe aufschliessen.
Also trat ich wieder in die Pedale und erreichte bei km 56 Tasdorf, wo ich eine Abzweigung nicht auf Anhieb fand. Auf dem Weg den ich befuhr war anscheinend gerade die Dorfgemeinschaft am Unrat sammeln, einer rief mir etwas zu was ich am Anfang nicht verstand... der Weg fuhr sich gut und ich machte um die 37Km/h bis ich feststellte dass im Schlamm auf dem Asphalt keine Rennradspuren waren, aber da mussten doch welche sein ?!
Hatte der vorhin gerufen: "Die anderen sind aber links 'rum!" ?? ich beschloss umzukehren und kam wieder zu den Dorfputzern. Der eine rief mir zu "Du musst rechts abbiegen" ich erwiederte "Danke!" und fand auch sofort wieder den Weg, auf den die Beschreibung passte.
Ich erreichte bei Km 65 Neumünster und hatte schon wieder ein Problem mit der Strecke.. die Beschreibung sagte rechts weg über Bahnschienen und Richtung Schönbek... aber die Bahn lief Parallel zur Strasse und Bahnübergänge waren alle paar hundert Meter... nachdem ich die Bundesstrasse ein Paar mal auf und ab gefahren war, erfolglos versucht hatte die Distanz anhand meines Tachos mit der Wegbeschreibung in Einklang zu bekommen hielt ich an einer Tankstelle und fragte nach dem Weg.. Schönbek kannte man auch hier nicht, aber den zweiten Wegpunkt danach, Bordesholm konnte man mir weisen. Ich folgte also der Bundesstrasse, passierte die Bahnschienen und war auf dem Weg zur 1. Kontrolstelle in Bordesholm, entlang am schönen Bordesholmer See. Ich beschloss von nun an mittels der Rundendistanzfunktion meines Tachos die Distanzen zwichen den Abzweigungen akribisch abzumessen um mich nicht wieder zu verfahren. Das waren 25 Km extra bis jetzt...
Ich kam an der Tankstelle in Bordesholm bei Km 74 an und ließ meiner Kontrolkarte Zeit und Stempel aufdrücken. Dort fragte ich, wann die anderen hier durchgekommen wären.. bekam als Antwort "Vor nicht ganz einer Stunde eine große Gruppe und vor 40 Minuten eine kleinere" erklärte mir die Verkäuferin.
Genau das wollte ich nicht hören, ich war schon einmal ein 200 Km Brevet ganz allein dem Feld hinterher gefahren... und ohne Windschatten ist das um einiges beschwerlicher als in der Gruppe... kalte Füsse hatte ich auch und meine Stimmung war auf dem Tiefpunkt. Ich wechselte meine Schuhkappen gegen Neoprenüberschuhe und folgte der Wegbeschreibung über Klausdorf, Schönkirchen, Heikendorf nach Laboe bei Km 122. Die Teilstrecke war extrem wellig, einige Hügel kosteten wirklich Körner. Ich erinnerte mich an den Begriff "Endmoräne" aus meiner Schulzeit... Wunderschöne Landschaft...
Irgendwie muss ich mich an einem Hügel wohl mit meinem Überschuh an dem Schnellspanner meines Hinterrades verhakt und den gelöst haben...
Mit einem lauten Knall blockierte es auf einmal an einer Steigung... und ich dachte "Das war`s". Aber: Hinterrad wieder eingehängt und weiter ging es. Kein Schaden, Glück gehabt...
Das Marineehrenmal in Laboe war weithin zu sehen. Nachdem mich ein Autofahrer wüst bepöbelte dass ich die Strasse statt des Radweges befahre, ich ihn aber nur freundlich lachend grüsste bog ich 'runter zur Küste ab. Eisiger Wing schlug mir entgegen als ich an dem UBoot der Kriegsmarine, das nun ein Technisches Museum ist, ankam.
Da die Kontrollstelle frei zu suchen war hielt ich am Andenkenshop neben U995 und fragte dort nach einem Stempel, den ich von einer freundlichen Verkäuferin dann auch bekam. Ich löste einen Steinharten Powerbar in meinem Mund auf, trank einen Schluck und fuhr weiter Richtung Selenter See. Ich Passierte bei Km 133 Probsteierhagen und Fuhr Richtung Preetz weiter. Der Kalte Wind hatte immer noch nicht nachgelassen, aber die brandneue Verschleissdecke der Strasse liess mich mit gut 35 Km/h im Lenker liegend dagegen ankämpfen. "Gute Strasse" dachte ich... wenn es nur immer so wäre.
Dann kam ich auf den Selenter See zu und irgendwie kam mir das alles heimisch vor. Rechts kurz vorm blau leuchtenden See lag das Depot vom Almabtrieb der RG Kiel aus dem letzten Herbst... Deswegen also kannte ich die Gegend. Das war Km 146... es war immernoch trocken, meine Füsse wieder warm und gut gelaunt fuhr ich weiter nach Hohwacht. Ich glaube es war bei Emkendorf, Km 160, als ich wieder zur 2. Gruppe aufschloss. Die machten gerade eine kurze Rast und ich war überglücklich, nicht mehr allein fahren zu müssen. Conni, Bärbel, Stephan, Carsten und Klaus hatte ich schon bei anderen Veranstaltungen gesehen aber hier erst kennengelernt. Wir fuhren fortan wieder in Doppelreihe über Darry, Gadendorf, Behrensdorf am Binnensee entlang nach Hohwacht, das wir bei Km 174 erreichten. Dort sollten wir eine Kontrollstelle frei suchen. Wir beschlossen in einem Cafe kurz vor Ortsende kurz zu rasten und unsere Kontrollkarten stempeln zu lassen.

Die Gäste sahen uns mit grossen Augen an, als wir mit klackenden Schuhen einkehrten, einen Kaffee und ein Stück Kuchen bestellten und unsere Helme ablegten. Es muss wohl inzwischen 16:00 Uhr gewesen sein. Der Kellner reichte mir einen Kaffee und ein Stück Kuchen. Ich fragte mich noch "hmm.. Du hast doch noch gar nichts bestellt..." fing dann aber an zu essen und dachte noch "Du musst dann aber fertig aussehen wenn der Dir automatisch auch Kuchen auftischt"... Später stellte sich heraus, dass das Stephans Käsesahne-Stück war... er bekam dafür dann aber ein Stück Apfelkuchen gratis. An dieser Stelle noch einmal Entschuldigung dafür. Nachdem wir mit den Gästen noch ein paar Worte gewechselt hatten und der Kellner unsere Flaschen gefült hatte stiegen wir wieder aufs Rad.
In den vielleicht 20 Minuten Pause waren am Fenster 4 Radfahrer in Audax-Trikots vorbeigefahren, die wohl in einer anderen Raststätte weiter richtung Ortskern in Hohwacht pausiert hatten. Wir fuhren ihnen hinterher, doch der Abstand war so gross dass Sie nicht in Sicht kamen.

Ich machte mir auch keinen Kopf um weitere Aufholaktionen. In dieser Gruppe fuhr es sich einfach gut und das Zusammenspiel klappte reibungslos. Die jeweils Führenden achteten darauf, dass die Gruppe geschlossen blieb, prüften dies auch immer wieder; Gegenverkehr, Stops und schlechte Fahrbahn wurden perfekt kommuniziert. Das Tempo war nicht zu scharf, genau das Richtige um meinen Akku für die RTF am nächsten Tag zu etwas zu schonen.
Nun ging es zum Bungsberg. Die Sendemasten waren schon weithin zu sehen. Wir kletterten moderate Steigungen hinauf bis wir bei Km 190 den höchsten Punkt des Brevets nahe der Kuppe des Bundsberges erreichten und langgezogene Abfahrten vor uns hatten, die uns nach Stendorf führen sollten.
Auf einer dieser Abfahrten erwischte ich ein heftiges Schlagloch und mein vorderes Stecklicht wurde aus seiner Halterung gerissen und schlug hart auf den Asphalt. Es liess sich zwar noch einschalten, war aber an Halterung und Batteriefach merklich beschädigt. Das sollte uns später noch verfolgen.
Wir fuhren von Stendorf weiter durch Wälder richtung Eutin, wo wir bei km 200 in Zarnekau wieder in zur Ostsee auf die Neustädter Bucht zu abbogen. Der Weg führte uns über die Dörfer Vinzier, Gömnitz, Roge, Oevelgönne und Hof Altona an Neustadt vorbei nach Sierksdorf, wo wir dann wieder am Ostseestrand ankamen.

Hier herrschte ganz anderes Klima als an der Kieler Bucht. Kaum ein Lüftchen regte sich und es war sehr angenehm zu fahren. Eigentlich wurde unsere Gruppe permanent von Stephan angeführt, der fast immer im Wind war. Tolle Leistung! Meistens fuhren wir jetzt versetzt oder wieder in Zweierreihe, da es fast Windstill war.
Wir folgten der Uferpromenate durch Sierksdort, Haffkrug nach Scharbeutz, die komplett eine Baustelle war. Teilweise war die Strasse aufgefräst und wir fuhren durch Schotter, aber glücklicherweise war das nur eine kurze Passage zur Shell Tankstelle nahe der Autobahnauffahrt A1 in Scharbeutz, die wir als 4. frei wählbare Kontrolle ansteuerten.
Das war bei Km 218 gegen 18:45 Uhr. Wir trafen dort gerade noch die 4 Fahrer, die wir in Hohwacht an uns vorbeiziehen sahen. Sie brachen gerade wieder auf. Wir hielten 20 Minuten inne, tranken einen heissen Kaffee und stellten unsere Kleidung auf eine Nachtfahrt um. Nun zog ich mir Beinlinge an, streifte eine Windstopper Jacke über und zog eine Helmmütze über meinen Kopfschutz, da es nach Regen aussah.

Wir setzten unseren Weg in der Gruppe fort vorbei an Scharbeutz, passierten Luschendorf und Pansdort und hielten auf den Pariner Berg bei Bad Schwartau zu.
Hier sah es aus als hätte es lange und heftig geregnet. Ein Radsportkollege aus Bad Schwartau bestätigte mir später, dass es dort den ganzen Tag über geregnet hätte und sie Ihr Training für Vättern deswegen abgesagt hätten. wir hatten bis dahin nicht 1 Tröpfchen abbekommen.
Auf dem Pariner Berg bei Km 234 hielten wir kurz im Höhenweg an um den Blick über Lübeck zu geniessen, lamentierten kurz welcher Turm zu welcher Kirche gehörte und setzten unsere Tour dann fort.
Ich dachte im stillen "Da um die Ecke links, 2Km bergab und Du bist zu Hause" - wir waren auf meiner Trainingsstrecke unterwegs. :D

Wir fuhren südlich bis Afrade, dann weiter Richtung Osten durch Eckhorst und über die Bundesstrasse Lübeck <-> Segeberg richtung Truppenübungsplatz Wüstenei, bogen kurz davor ab in einen schlecht aspaltierten Weg durch ein Naturschutzgebiet. Der Weg war voller Löcher, die nicht nur die Verschleissdecke der Strasse betrafen sondern bis auf den Grund des Strassenbettes reichten. Ein wahrer Slalom um Topfgrosse und tiefe Gruben im Asphalt. Wir waren froh dass es noch nicht dunkel war. Es begann zu dämmern als wir diese Piste hinter uns liessen.

Wir passierten bei Km 258 Barnitz östlich der A1. Es war nun dunkel, etwa 21:00 Uhr. Aufgrund meiner mangelhaften Rückbeleuchtung (Halter hatte ich ja vergessen) hielt ich mich immer schön in der Mitte unserer Einerreihe. Das Rücklicht leuchtete zwar aus der Netzobertasche meiner Sattelstütztasche aber das war doch eher nur dürftig zu sehen...

Kurz vor Bad Oldesloe hatte Carsten Probleme mit seiner Kette. Sie war abgesprungen und hatte sich irgendwie verhakt. Gemeinsam beleuchteten wir das Problem und schnell hatte Carsten seine Kette wieder auf Blatt und Kassette und es ging weiter.

Bad Oldesloe erreichten wir etwa bei Km 270. Wir hatten uns abgesprochen noch einmal an einer Tankstelle zu halten um einen heissen Kaffee zu trinken. Gesagt, getan rasteten wir dort noch etwa 10 Minuten bevor es auf die letzte Etappe ging.

Es war mittlererweile stockfinstere Nacht. Und der Defekt vom Bungsberg an meiner vorderen Lampe begann zu nerven. Ständig löste sie sich und krachte auf den Asphalt. Ich beschloss sie einzupacken und mich in der Mitte der Reihe zu bewegen, ganz ohne Licht. Trotz der Dunkelheit fuhr es sich gut. Wir hielten die Gruppe immernoch gut zusammen und hatten uns darauf geeinigt statt Handzeichen zu geben laut anzusagen.

Ich erkannte nun wie vorteilhaft ein Nabendynamo ist. Und Connies Helmlampe war sicher nicht nur beim Kartenlesen von Vorteil. Ich konnte auf meiner Karte nichts mehr erkennen. Ab und an Blitzte ein Wegweiser oder ein Ortsschild im Dunkeln auf, ich glaube Connies Helmlampe strahlte sie an.

Wir waren noch nicht lange aus Bad Oldesloe heraus, da erwischte es Stephans hinterrad. Ein Platten. Wie bei der Panne zuvor versammelten sich alle um die mobile Werkstatt und Bärbel, Stephan und Klaus machten sich an die Reparatur. Und man mag es kaum glauben: Die einzige Laterne im Umkreis von einigen Kilometern war genau über uns :-)!

Das war etwa bei Km 275, Uhrzeit etwa 22:30 Uhr. Etwas surrte in meiner Sattelstütztasche. Es war mein Handy. Die Panne nutzend nahm ich ab denn ich wusste dass es mein Radsportkollege Eddy war, der das Treffen für den nächsten Morgen ausmachen wollte. Wir Wollten gemeinsam die 115er Runde bei der Elbe Classics fahren. Ich bemerkte fassungslosigkeit in seiner Stimme, als ich ihm sagte "Ich hole Dich um 7:00 Uhr ab"... und "30 km noch!"... er hielt mich wohl für Wahnsinnig... Wies auf die Uhrzeit und die wahrscheinliche Ankunftszeit hin - Ich dachte "Ach was soll`s" - und so bestätigte ich 7:00 Uhr. Ich ging zurück zu meiner an Stephans Hinterrad schraubenden Gruppe und inzwischen war der 2. Schlauch und eine neue Decke auf seinem Laufrad. Nun hielt es Luft. Die Ursache war ein spitzes Stück Split, das nach dem langen Winter noch nicht weggekehrt worden war.

Kaum auf dem Rad, stieg Klaus recht ruppig ab. auch sein Hinterrad hatte es erwischt und wir mussten auch hier den Schlauch des Hinterrades ersetzen. Kaum erledigt, stiegen wir wieder aufs Rad. Ich stellte fest, dass mein GPS / Tacho leider am Ende seier Batteriefüllung war - das ist der Grund, warum ich euch leider hier leider kein Log meines GPS liefern kann. - Egal! Der Bericht sollte detailliert genug sein.

Die letzte Etappe flog vorbei . In der Dunkelheit folgte jeder seinem Vordermann und wir freuten uns auf die Ankunft in Norderstedt. Ab und an sprach einer an, dass die Ausschillderung "Norderstedt" wohl auf den Wegweisern nicht Stimmte - "Vorhin stand da auch schon 13 Km" !? - auf dieser Strecke passierte nichts spektakuläres mehr.. uns überholten einige Autos, die offensichtlich auf dem Weg zur nächsten Disco waren und die unsere radfahrende Gruppe aus dem offenen Fenster laut kommentierten... bei dem einen dachte ich nur "haben die da ein Schwein im Auto, oder was quiekt da so ?" :-)

In Norderstedt angekommen bogen wir links ins Industriegebiet ein und erreichten nach einem Weitern linksknick und dem Kommentar "Hier stand heute Morgen ein Blizter, - Vorsicht!" der Gruppe den Haupteingang der Firma Ethicon wo wir den Pförtner ansteuerten um den letzten Stempel abzuholen.

Es war 23:45 Uhr etwa. Wir hatten das Brevet hinter uns und fragten den Pförtner als er unsere Karten stempelte noch "Wann sind die anderen 4 angekommen ?" worauf er "vor etwa 30 Minuten" entgegnete... ohne die Reparaturpause wären wir also fast gleichzeitig mit Ihnen eingetroffen.
Die Originalstrecke wären 307 Km gewesen. Durch meine kleine Extratour bei Neumünster wurden daraus 330 Km. Das Wetter war bis auf vielleicht die letzten 10 Km unser Freund - Hier regnete es ein Wenig.

.. das war also das "Brevet zur Ostsee" und wir fuhren durch das Industriegebiet zum Hntereingang, das Tor öffnete sich... Ich beschloss einfach die Radschuhe und das Trikot umzuziehen und mich kurz frisch zu machen und sass 20 Minuten später im Casino.. ohne Dusche, ohne Sauna, auf die Frage ob ich etwas essen wolle entegnete ich nur "Ja, gern" und bekam propt ein heisses Goulasch auf Reis vorgesetzt, das ich in eilig herunterschlang. Wir plauderten noch ein wenig bei einem Kaffee bevor ich mich gegen 0:45 Uhr auf meinen 1-stündigen Heimweg nach Bad Schwartau machte. Als mein Rad sporadisch vom Modder befreit war und meine Tasche wieder gepackt an der Haustür stand war es 3:00 Uhr. Der Wecker stand auf 6:00 Uhr für die Elbe Classics. Natürlich verpennte ich, stand aber trotzdem um 7:10 bei meinem Kollegen Eddy und wir luden Sein Rad in mein Auto.

Auf der Elbe Classics traf ich im 1. Depot dann Conni wieder; Da ich nur kurz dort halten wollte bleib es bei einen kurzen "Hallo" und dem Kommentar "Du bekommst ja wohl auch nicht genug.." - "Du ja auch nicht" ........


Gruß,

Arne
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brevet zur ostsee

Beitragvon Radwölfi » 25.04.2006, 09:21

hallo arne,

danke für die info.
schöner bericht- warte schon auf die fortsetzung.
bist du bei der 2. gruppe geblieben, oder konntest du noch weiter nach vorne aufschließen?

gruss radwölfi
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Berichte und Infos zu Brevets

Beitragvon motta » 25.04.2006, 09:30

Hi,

auf der Seite des Audax Club S-H findet ihr mehr Infos und ein paar interessante Berichte.

www.r-s-h.de

Motta
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Ende gut...

Beitragvon Arne » 29.04.2006, 16:07

Hallo,

.. nun steht er nach mittlerweile einer Woche ergänzen da, mein Bericht zum Brevet. radwölfi, ich hoffe das gibt Dir einen kleinen Eindruck wie ein Brevet so abläuft. Werde sicherlich am 13. Mai das 400er Brevet wieder mitfahren.

Aber nun mache ich erst einmal meinen "Hocker" bereit für den Rudi Bode Marathon morgen. Zu meinem Leidwesen haben meine Trainingskollegen beschlossen morgen nicht zur RTF nach Hamburg zu fahren sondern die 80er Strecke Bad Schwartau -> Bosau und zurück zu fahren, nachdem der Wetterbericht Graupelschauer ankündigte :? .

Also werde ich morgen Bärbel und Stephan in Poppenbüttel wiedertreffen um mit ihnen auf die 220er Distanz zu gehen.

Lieben Gruss,

Arne
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Bericht

Beitragvon Radwölfi » 03.05.2006, 15:10

moin,

interessanter Bericht. Werd mich wohl mal an einen 200er Brevet im Herbst heranwagen.
Hab auf der Seite des Audax Clubs gesehen, dass es da noch Möglichkeiten gibt.

Tschüß sagt Radwölfi
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Bericht von Arne

Beitragvon motta » 03.05.2006, 15:27

Hi Arne,

guter Bericht.

schick ihn doch auch an Heino für seine Homepage.

MOTTA
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200er Brevet im Herbst

Beitragvon Arne » 08.05.2006, 17:45

Hi radwölfi,

.. empfehle Dir das 200er Brevet ins Lauenburgische am 23. September.
War auch mein erstes Brevet. Geht von Norderstedt über Krummesse, Ratzeburg, Gudow, Lauenburg, Geesthacht, Altengamme zurück nach Norderstedt 205 Km im Ganzen.

Hat Spass gemacht letztes Jahr, obwohl ich komplett allein gefahren bin.

Gruß,

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