MSR 2018

Luftpumpe
Forums-Novize
Beiträge: 3
Registriert: 27.05.2018, 18:22

MSR 2018

Beitragvon Luftpumpe » 31.05.2018, 22:11

Ein Hallo an alle aktiven und passiven Foris,
nach jahrelangem passiven mitlesen dieses tollen Forums kommt hier nun mein erster Bericht. Anlass dafür die Teilnahme an der diesjährigen Mecklenburger Seenrunde. Eine Veranstaltung, die ich schon seit der Premiere fasziniert verfolgt hatte. Hier im Forum natürlich auch. Interresse war da, aber die Traute dann doch nicht. Aber dieses Jahr sollte es anders werden. Einer unserer kleinen lockeren Trainingsgruppe schlug die MSR als gemeinsame Veranstaltung für die diesjährige Saison vor. Und überraschenderweise stimmten alle zu. Wenn auch anfangs tlw. etwas zögerlich.
Der Termin stand fest, musste nur noch das Training stimmen. Mehr getrennt als gemeinsam spulten wir unser Pensum auf der Rolle und auf der Strasse ab. Schafften uns die notwendige Beleuchtung an und probten die ersten Ausfahrten im Dunkeln. Denn abgemacht war der Start am Abend um durch die Nacht zu fahren. Der Gedanke war, wenn schon die MSR, dann richtig! Unsere Gespräche gingen um bequeme Sättel (vier von uns fünfen haben sich einen neuen angeschafft, aber nur zwei haben ihn auch für die MSR verwendet), um die richtige Kleidung (die Berichte von 5 Grad und Regen ließen schlimmstes befürchten), die richtige Ernährung oder die anzulaufenden Depots.
Der Termin rückte immer näher und es zeichnete sich ab, dass die diesjährige Ausgabe der MSR zumindest schon einmal unter gutem Wetter ablaufen würde. Unsere Anreise aus Hamburg hatten wir für den frühen Freitag Nachmittag geplant und ein gemeinsames Nudelessen davor sollte für die nötigen Kohlenhydrate sorgen. Neben den 300 Km, die niemand von uns vorher auch nur annähernd gefahren war, war der Schlafmangel die große Unbekannte für uns. Daher hatte schließlich auch der letzte schnell am Donnerstag Nachmittag sich für Freitag noch Urlaub genommen.
Die Anreise verlief fast staufrei und kurz vor 18:00 waren wir alle auf dem Parkplatz beim Start- Zielbereich eingetroffen. Start war für 20:20 angesetzt. Also konnten wir noch ganz in Ruhe ein Käffchen genießen und einmal über das "Sattelfest" schlendern. Sonderlich viel war dort nicht los, aber das Wetter war herrlcih und die Stimmung gut. Dann die Räder fertig gemacht, Startnummern befestigt (Ein Tip: längere Kabelbinder dabei haben...) und dann war es auch schon fast 20:00. Hin zum Start und noch die ersten Starter mit auf den Weg geschickt. Es sind kleine Startgruppen von ca. 50 Fahrern, die im 10 Minuten Abstand auf die Strecke gehen. Wer sie Ausschreibung korrekt gelesen hatte, wusste, dass Reflektoren zusätzlich zu der Beleuchtung gefordert waren. So ganz ernst genommen hatte ich dass auch nicht, und so hatte ich nur einen Frontreflektor, der auch noch durch die angebrachte Startnummer verdeckt wurde. Glücklicherweise war der Veranstalter darauf eingestellt und hatte kurzfristig Klebereflektoren parat für alle, die sich nicht ganz korrekt vorbereitet hatte. Vielen Dank dafür!
Schnell noch ein Foto im Startblock und dann ging es auch schon los!

Bild

Ohne Hektik machten wir uns auf die Strecke. Aus Neubrandenburg raus ging es ersteinmal bergauf. Angefeuert von vielen Zuschauern an der Straße und zum schmunzeln gebracht von einem Streckenschild, dass anzeigte: "Nur noch 297Km).

Bild

Wenige Kilometer dann der erste Stop. An einem Bahnübergang sammlelte sich das Feld wieder vor der heruntergelassenen Schranke.


Bild

Der Zug ließ dann auf sich warten. Der Lokführer versäumte dann aber nicht, die Radfahrer noch aus dem heruntergelassenen Fenster zu begrüßen. Danach konnte es weitergehen.Das Wetter war nahe an Idealbedingungen. Leichter Wind eher von hinten als von vorne, blauer Himmel und die tiefstehende Sonne verzauberte mit ihrem warmen Licht die Landschaft in eine Bilderbuchidylle. In kleinsten Ortschaften immer wieder Zuschauer, die die vorbeikommender Radler feierten.

Bild

Große Gruppen, wie man sie vielleicht von Veranstaltungen wie den Cyclassics kennt, konnten sich nicht bilden, dafür ist die Teilnehmerzahl einfach zu gering. Aber man fährt eben auch viel ruhiger. Unsere 5er Mannschaft blieb zusammen und fuhr der Nacht entgegen. Irgendwann wurde es Zeit, auf die hellen Brillengläser zu wechseln und spätestens jetzt das Licht einzuschalten. Die Nacht brach herein. Ganz langsam, aber irgendwann war es wirklich finster. Und nun sah man seine Mitsreiter, die hunderte Meter vor uns genauso wie wir in die Pedale traten. Diese Lichter boten einem Orientierung und auch Motivation, wenn Sie langsam näher kamen. Das die Strecke durch ein Seengebiet führt, war bedingt zu sehen, aber an den vielen Insekten, die einem den Weg kreutzten.

Bild

Das erste Depot in Feldberg bei KM 41 hatten wir ausgelassen und rollten nun auf Neustrelitz zu. Die Temperaturen waren ordentlich runtergegangen. So 12 Grad waren es wohl noch, als durch das nächtlich verlassene Neustrelitz fuhren. Überhaupt war bisher kaum Autoverkehr auf den ja nicht abgesperrten Straßen unterwegs gewesen. Das Depot empfing mich erst einmal mit Bauchkrämpfen.

Bild

Unerklärlicherweise rebellierte mein Magen direkt nach dem Absteigen vom Rad. Die leckere Gemühsebrühe half da auch nicht viel. Vielleicht die Aufregung? Oder die Kälte am Bauch beim Fahren? 2 Depots später war wieder alles in Ordnung. Ein Teammitglied probierte gleich mal die Massage aus und ließ sich seine Schultern durchkneten. Wirklich ein super Service bei allen Depots, den wir mehrmals nutzten.

Die Windjacken und Westen oder auch längere Handschuhe wurden übergezogen und weiter ging es. Hinaus auf die einsamen Straßen der Nacht. Fast die einzigen Verkehrsteilnehmer, die einem begegneten waren die anderen Radfahrer. Und nicht alle waren auf dem Rennrad unterwegs. So manchem Trekking- oder Mountainbike begegneten wir. Respekt führ die Fahrer!

Die roten Rücklichter der vorrausfahrenden boten wieder die Orientierung bei dem Flug durch die Dunkelheit, dem leichten Auf und Ab, Felder durchschneidend oder auch Wälder. Einige waren, was die Beleuchtung angeht, sehr spartanisch ausgestattet. Da leuchtet die Std. By Anzeige meines TVs heller als deren Rücklicht, andere dagegen nervten etwas mit blinkenden Rücklichtern, die eine unpassende Unruhe verbreiteten.
Kaum richtig in Fahrt gekommen, wartete schon das nächste Depot auf uns. In Schwarz direkt am See gelegen empfing uns ein Lagerfeuer und jede Menge Helfer, die leckeres für uns bereit hielten.

Bild

Und so ein Schmalzbrot kann schon extrem lecker sein, nach 111 Km. Mir und meinem Magen tat auch der warme Früchtetee gut und so ging es nach erfolgtem Gruppenbild am Lagerfeuer weiter Richtung Röbel. Das Feld hatte sich jetzt so zerstreut, dass wir nur noch vereinzelt Fahrern begegneten. Die erste Welle der Müdigkeit setzte bei mir ein. Das Fahren im Dunkeln hat wirklich etwas ganz eigenes . Keinen Blick auf den Tacho, die Uhr, den Geschwindigkeitsmesser. Einfach nur treten, immer schön gleichmäßig...
Das nächste Depot ließ nicht lange auf sich warten.Gute 30 Km weiter waren wir schon in Röbel. Mein Nacken schmerzte inzwischen auch so stark, dass ich während der Fahrt schon gehofft hatte, einen Platz bei der Massage zu bekommen. Und wirklich konnte ich gleich auf die Liege. Es ist absolut fantastisch, was die Helfer bei der MSR leisten. Mitten in der Nacht erhält man da von gutgelaunten Masseuren eine perfekte Massage. nicht nur 3 mal kneten und dann "Der nächste bitet", sondern bestimmt 15 Minuten lang!

Bild

Der Blick auf die Uhr verriet, es ist schon fast 03:00 Die Nacht ist ja schon fast geschafft, und die Hälfte der Strecke ebenso. Das hob die Laune nochmal obendrein und liess und hochmotiviert weiterfahren. Und wirklich, um 03:15 konnte man am Horizont den ersten Schimmer der Morgenröte sehen. Was allerdings nicht hieß, dass es wärmer wurde. Im Gegenteil, der kälteste Abschnitt stand uns noch bevor. Die Fahrt durch die Nebelschwaden. So dicht, dass einem die Feuchtigkeit vom Helm tropfte und man durch die Brillengläser kaum etwas sehen konnte. Die Natur herum erwachte, die Vögel, die nie gänzlich verstummt waren trällerten jetzt zum gemeinsamen Morgenkonzert und einmal liefen 2 Rehe parallel zur Straße mit uns um die Wette. Die sie locker gewannen...

Bild

Beim nächsten Depot Nossentiner Hütte war es schon richtig hell. Die Nacht war überstanden und die Beine noch fit. Das sollte sich allerdings bei mir dann kurz darauf ändern. Hatten bis dahin nur der Nacken und der Hintern abwechselnd um den Spitzenplatz des Schmerzes gerungen, gesellten sich ab KM 190 auch die Beine dazu. Meine anfängliche Euphorie, in unserem angeschlagenen Tempo könnte ich auch 600 Km fahren, fiel in sich zusammen. Die letzten 100Km würden hart genug werden. Andererseits, jeder jetzt gefahrene Kilometer schraubte meine längst gefahrene Strecke in die Höhe. Mehr als 170Km am Stück hatten meine Beine nämlich noch nicht abgespult.
Insofern erübrigten sich auch unsere ursprünglichen Überlegungen, welches Depot man vielleicht auslassen könnte. Wir fuhren, bis auf das allererste, alle an. In Alt Schönau gab es den Morgenkaffee, einen wunderbaren Obstsalat und herrlich gemütliche Strohballen, zum ausruhen zu chilliger Musik.

Bild

Die Sonne schien inzwischen schon ziemlich warm, die Jacken und Westen wurden verstaut und weiter ging es auf die letzten 70 Km. Der Himmel verdunkelte sich und tatsächlich fielen einige Regebntropfen. Aberf das war nicht der Rede wert. Dann war es auch schon wieder vorbei.
Ob es die müden Beine waren, oder die Strecke dann zum Schluß wirklich noch welliger wird, als ohnehin schon, mag ich nicht sagen, aber wir waren alle heilfroh, als die ersten Türme von Neubrandenburg am Horizont auftauchten. Denn zum einen hieß das, es sind nur noch 5 Km, und zum anderen, ab jetzt geht es nur noch bergab.
Die letzten Meter am See entlang auf einem Sandweg, eine kleine, aber umso steilere Fußgängerbrücke hoch und wieder runter, und dann war es geschafft, wir waren am Ziel! Es war 10:20. Genau 14 Stunden hatten wir gebraucht. Davon insgesamt 2,5 Stunden an den Depots.

Bild

Herrlich erschöpft, aber auch nicht so kaputt, dass wir von den Rädern fielen. Einfach glücklich über das Geleistete! Nun ab unter die Dusche und danach den kostenlosen Radler getrunken. Der hätte etwas kühler sein können, dass ist aber auch das einzige, was ich an der Organisation der MSR zu bemängeln habe. Es war wirklich alles top geplant. Die Streckenschilder zum Teil sogar beleuchtet! Verfahren eigentlich unmöglich. Eine traumhafte Strreckenführung auf meist einsamen Straßen, überall begeisterte Zuschauer am Streckenrand. Selbst um 03:30 sass in einem Dorf jemand auf einem Klappstuhl und hat die vereinzelt vorbeikommenden Fahrer angefeuert!
Insofern kann ich sagen, dass das sicherlich nicht geringe Startergeld wirklich nicht zu hoch ist, für dass, was der Radfahrer dafür bekommt. Hut ab vor den Organisatoren und vielen Dank allen freiwilligen Helfern.
Die Müdigkeit stellte sich dann doch noch ein. Im Auto auf der Rückfahrt...
Ob wir jetzt nächstes Jahr wieder starten, steht noch nicht fest. Aber wir alle waren begeistert. Gerade auch von dem Erlebnis der Nachtfahrt. Die noch den Vorteil der leeren Straßen bietet. Unsere mitgeführten Gels und Riegel hätten wir uns fast gänzlich sparen können. Die Depots sind so zahlreich und so gut ausgestattet, dass wir fast alles wieder mit ins Ziel gebracht haben, was wir mitgenommen hatten.
Ich kann nur jedem interessiertem Raten: Mach es, melde Dich an zur nächsten MSR!

Euer Achim

PS: Fotos folgen noch.
Stockumer Junge
A-Lizenz-Schreiber
Beiträge: 567
Registriert: 17.01.2012, 02:42
Kontaktdaten:

Re: MSR 2018

Beitragvon Stockumer Junge » 01.06.2018, 10:32

:OK:

Toller Bericht und tolle Leistung. Kenne die meisten Orte aus Urlaubstouren. Mal sehen, vielleicht bin ich nächstes Jahr auch dabei
Benutzeravatar
SvenK
A-Lizenz-Schreiber
Beiträge: 319
Registriert: 16.12.2017, 13:31
Wohnort: Himmelpforten
Kontaktdaten:

Re: MSR 2018

Beitragvon SvenK » 01.06.2018, 11:57

Toller Bericht..... jetzt , ne Woche später, könnte man schon wieder *grinsss* .... Das Erlebnis "Nachtfahrt" ist genial gewesen...

Gruß
Sven
#JustRideAndHaveFun
Alle Berichte/Meinungen meinerseits sind subjektive Eindrücke
Bild
Benutzeravatar
Kanarienvogel
A-Lizenz-Schreiber
Beiträge: 500
Registriert: 19.07.2015, 22:14

Re: MSR 2018

Beitragvon Kanarienvogel » 08.06.2018, 22:36

So jetzt sind auch endlich die Bilder von Luftpumpe Online :cool:

In seinem Bericht wurden auch einige Fotos eingefügt und den Rest seiner Bilder könnt ihr hier bestaunen: https://www.helmuts-fahrrad-seiten.de/2 ... unde-2018/
A bicycle is driven by legs, not by marketing (Joe Breeze)
Luftpumpe
Forums-Novize
Beiträge: 3
Registriert: 27.05.2018, 18:22

Re: MSR 2018

Beitragvon Luftpumpe » 09.06.2018, 19:02

Besten Dank Kanarienvogel! Ich hoff, dass nächste Mal bekomme ich es mit den Bilder hoffentlich selber hin ;) ...

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Ahrefs [Bot] und 1 Gast